New Page 5
Pressemitteilung vom 4. Februar 2002:
Die aus Rumänien stammende Schriftstellerin Aglaja Veteranyi hat in ihrem Wohnort Zürich Selbstmord begangen. Dies bestätigte die Deutsche Verlagsanstalt DVA. Die 1962 in Bukarest geborene Schriftstellerin wurde mit ihrem ersten 1999 veröffentlichten Roman "Warum das Kind in der Polenta kocht" schlagartig bekannt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Die Tochter eines Clowns und einer Artistin trat schon als Kind im Zirkus auf, nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika und Südamerika. 1977 kam sie mit ihrer Familie als Flüchtling in die Schweiz.
Veteranyi absolvierte eine Schauspielausbildung und arbeitete seit 1982 als freischaffende Schauspielerin und Autorin. Sie bezeichnete sich selbst als Autodidaktin. Noch bei ihrer Ankunft in der Schweiz als Jugendliche war sie praktisch eine Analphabetin. Eine Grundschule hatte sie nie besucht. "Ich war nicht dafür vorgesehen, in der Außenwelt zu bestehen, sondern im Zirkus zu arbeiten", sagte Veteranyi vor einiger Zeit in einem Interview der Schweizer "SonntagsZeitung".
In ihrem ersten Roman schildert Veteranyi aus der Sicht eines Mädchens die Geschichte einer Zirkusfamilie, die aus dem diktatorischen Rumänien flieht. Der Traum eines besseren Lebens erfüllt sich im Westen für die Romanfiguren jedoch nicht. Vielmehr bleibt die Familie fremd und zerfällt. Auf das Autobiografische des Textes angesprochen, betonte Veteranyi mehrfach: "Der Roman ist nicht meine Lebensgeschichte." Vor ihrem Roman veröffentlichte die Autorin zahlreiche Kurzgeschichten.
Publikationen:
-
Warum das Kind in der Polenta kocht. Roman. Deutsche Verlags-Anstalt (erscheint Herbst 1999).
-
Geschenke - ein Totentanz. Edition Peter Petrej (erscheint im Herbst 1999).
-
Regelmäßige Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, zahlreiche Anthologie-Beiträge, zuletzt:
-
Trash-Piloten. Hg. Heiner Link. Reclam/Leipzig, 1997.
-
Sprung auf die Plattform. Nagel&Kimche, 1998.
- Netz-Lesebuch. Netzpress, 1998.

Ein schöner Text, befand Dieter Bachmann. Die Autorin habe offensichtlich autobiografisches Material in gelassener, präziser Weise montiert. Wunderschön vor allem, wie selbstverständlich Veteranyi Reales und Irreales miteinander verknüllt habe.
Iris Radisch hatte einen sehr poetischer Text gehört, doch die Poesie der einfachen Stakkatosätze hätten das Wehmütige manchmal zu sehr ausgestellt. Da wären leider Sätze mit Kalenderspruchqualität drinnen, und die Kindererzählposition nicht scharf genug durchgeführt. Aber insgesamt halte der Zauber doch.
