Gewürzseiten: Färbersaflor (Carthamus tinctorius)
- ️Gernot Katzer
Mittelmeergebiet. Etymologie
Der botanische Gattungsname Carthamus leitet sich von arabisch qurtum [قرطم] färben ab; dieselbe semitische Wurzel liegt auch einigen der türkischen Namen (kartam) zugrunde, wahrscheinlich über eine Entlehnung aus dem Arabischen. In einigen romanischen Sprachen existieren ähnliche Beziechnungen für Saflor, z. B., italienisch cartamo und katalanisch cártam, die wahrscheinlich indirekt über spanisch cártamo aus dem Arabischen stammen.
Der moderne arabische Name für Färbersaflor, al-usfur [العصفر], geht
dagegen auf ein Adjektiv asfar gelb [اصفر] zurück
und ist weitläufig mit deutsch Safran verwandt
(Wurzel ṢPR gelb werden). Dieser Name wurde als
asfur oder hasbir ins Türkische
und als alazor ins Spanische entlehnt; letzterer Form liegt
die mittelalterlich-andalusische Aussprache al-asfur zugrunde
(siehe auch Kaper über spanische Lehnworte
im Iberischen).
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Saflorblüte |
Erstaunlicherweise ist arabisch usfur auch die mittelbare Quelle von Saflor und einigen weiteren Namen in europäischen Sprachen, z. B. englisch safflower, finnisch saflori und bulgarisch und russisch saflor [сафлор]. Die Entlehnung erfolgte über altitalienisch asfiore oder saffiore und altfranzösisch saffleur. Dabei erfolgte eine volksetymologische Anlehnung an Safran und romanische Worte für Blume (italienisch fiore, französisch fleur).
Der botanische Artname tinctorius ist eine adjektivische Ableitung zu lateinisch tinctor Färber, vgl. dazu deutsch Tinte. Auch einige europäische Namen enthalten Elemente, die sich auf Farbe oder Färber beziehen, z. B. schwedisch färgtistel, estnisch värvisafloor, deutsch Färberdistel oder rumänisch pintenogă colorantă.
Die Etymologie des deutschen Wortes Farbe (niederländisch
verf) ist umstritten: Eine indoeuropäische Wurzel
PERḰ bunt taucht bei der Benennung vieler bunter oder
gesprenkelter Tiere auf (griechisch perkos [πέρκος] Sperber,
prox [πρόξ] Reh
oder auch deutsch Forelle und eventuell Barsch); vielleicht ebenfalls hierhier gehört die
Wurzel PORḰO Ferkel, die aber auch von einer
anderen, gleichlautenden Wurzel PERḰ graben abgeleitet wird,
vgl. dazu deutsch Furche.
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Färbersaflor-Blütenkopf |
Gegen die Ableitung von Farbe aus der Wurzel PERḰ bunt spricht allerdings gotisch farw- Gestalt, in zu einer weitverbreiteten Sippe bedeutungsähnlicher Wörter zu gehören scheint: altirisch krunth, und Sanskrit krip [कृप्] Gestalt sowie lateinisch corpus Körper. Die Bedeutung Farbe könnte somit eine auf germanische Sprachen beschränkte jüngere Entwicklung der Wurzel für Gestalt, Körper sein (KʷREPO). Das gotische Wort läßt sich aber alternativ auch durch Entlehnung aus arabisch farwa [فرو] (bunter) Pelz deuten.
In vielen europäischen Sprachen wird Saflor auch als falscher Safran bezeichnet, z. B. portugiesisch falso-açafrão, italienisch falso zafferano oder französisch safran bâtard Bastard-Safran. Solcheabgeleiteten Namen haben eine lange Geschichte, so ist bereits aus dem Altgriechischen die Bezeichnung krokos ho akanthodes [κρόκος ὁ ἀκανθώδης] dorniger Safran für Saflor überliefert.
Manchmal sind die Namen von Saflor und Safran auch Varianten voneinander oder dasselbe Wort, das auf verschiedenem Wege entlehnt wurde, z. B. kroatisch šafranika/šafran (ähnlich in anderen jugoslawischen Sprachen), portugiesisch açafroa/açafrão, rumänisch șofrănaș (şofrănaş)/șofran (şofran) und slowakisch azafrán/šafrán. Ein besonders verwickelter Fall ist Azeri: Beide Gewürze können mit dem Namen zəfəran (abgeleitet vom persischen Namen für Safran) bezeichnet werden, für den Färbersaflor ist aber außerdem noch das russische Lehnwort şafran gebräuchlich.
Der jiddische Name zeyfblum [זײפֿבלום] bedeutet Seifenblume (zeyf [זײף] Seife und blum [בלום] Blume). Ich weiß keine gute Erklärung dafür. Zwar kann man aus den Samen Fett gewinnen und dieses zu Seife umsetzen, aber dasselbe trifft auf alle ölhaltigen Pflanzen zu.
Der griechische Name für Saflor, knikos, [κνίκος], geht auf altgriechisch knekos [κνῆκος] oder knikion [κνίκιον] zurück, die beide Saflor bedeuten; die älteste Form dieses Namens im Griechischen war knakos [𐀏𐀙𐀒] auf den mykenischen Linear-B-Tafeln, jedoch mit der Bedeutung Safran. Das Wort ist indoeuropäischen Ursprungs und zum Beispiel mit Sanskrit kanchani [कांचनी] golden, aus Gold bestehend (auch als Pflanzenname Curcuma gebraucht), altpreussisch cuncan braun und deutsch Honig (althochdeutsch honag, mittelhochdeutsch honic) verwandt; als zugrundeliegende Wurzel läßt sich K(E)NƏKO (gold)gelb rekonstruieren. In der modernen botanischen Terminologie steht Cnicus für die Gattung des Benediktinerkrauts (Cnicus benedictus), einer mit Färbersaflor verwandten Pflanze mit ebenfalls gelben bis orangen Blüten. Ausgewählte Links