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Seite 1.223, Ägypten (Litteratur; Geschichte) | eLexikon

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die körperliche Ausdehnung [* 2] auf der Fläche naturgetreu darzustellen, sowie euch die Gemälde bloße farbige Silhouetten ohne Schatten [* 3] und Licht [* 4] sind und an seltsamen Zeichnungsfehlern leiden, die ebenfalls zum stehenden Typus wurden. Das meiste Leben zeigen noch die Darstellungen von Kriegsszenen, wo öfters sehr verwickelte Situationen gut zur Anschauung gebracht und namentlich auch die verschiedenen nationalen Gesichtszüge treu wiedergegeben sind. Auf andern Darstellungen, welche Szenen aus dem häuslichen und geselligen Leben behandeln, zeigt sich zuweilen ein Hang, durch einzelne spottende, humoristische Züge das Ganze mehr zu beleben.

Glücklicher und freier zeigt sich in Statuen und Reliefs die Gestalt der Tiere aufgefaßt und nachgebildet, natürlich, denn typische Einerleiheit herrscht bei den Tieren in Form und Bewegung vor. Die Götter wurden zum Teil mit Köpfen verschiedener Tiere, des Widders, des Sperbers, des Ibis, der Kuh, des Krokodils, im übrigen in Menschengestalt dargestellt; eine tiefere symbolische Bedeutung hat der Tierkopf in solchen Darstellungen nicht. Die Sphinxgestalten, Löwenleiber mit Menschenköpfen, welche mit der Uräusschlange vor der Stirn geschmückt zu sein pflegen, sind in der Regel Bildnisse von Königen und daher männlichen Geschlechts; man hat bei den Ägyptern nur wenige weibliche Sphinxe gefunden, welche Königinnen darstellen.

Sphäroid - Sphinx

Bild 15.135: Sphäroid - Sphinx
* 5 Sphinx.

Eine Bezeichnung übermenschlicher Kraftfülle ist die kolossale Größe, hinsichtlich deren wir an das Riesenwerk der ägyptischen Skulptur, an die große Sphinx, [* 5] erinnern, welche am Fuß des Pyramidenhügels von Gizeh aus einem natürlichen Felsen gehauen, aber jetzt bis zur halben Höhe mit Sand bedeckt ist. Der Kopf, der einen menschlichen mehr als 30mal an Größe übertrifft, und ein Teil des Halses ragen 12,5 m hoch aus dem Sand hervor; der Löwenleib ist beinahe 28 m lang.

Der Charakter der ägyptischen Kunst ist im allgemeinen der monumentale, d. h. ihr Sinn und Zweck gehen hauptsächlich dahin, durch anschauliche Darstellung die Erinnerung an Thatsächliches festzuhalten und zu überliefern. Der höhere Zweck der Kunst, die sinnliche Erscheinung durch die schöne Darstellung zu veredeln, lag den altägyptischen Künstlern fern. Doch ist schon das künstlerische Geschick, welches sich in den erhaltenen Werken zeigt, als eine bedeutende Vorstufe für eine höhere Entwickelung der Kunst zu betrachten. (S. Artikel und Tafel I »Bildhauerkunst« [* 6] und Tafel »Ornamente [* 7] I«, [* 1] Fig. 6-15.)

Ägypten etc

Bild 1.209a: Ägypten etc
* 8 Ägypten.

Litteratur.

Altertum. Landeskunde. Unter den Werken über Ägypten [* 8] ist vor allen die durch die französische Expedition hervorgerufene »Déscription de l'égypte« zu nennen, welche (in der 2. Ausg. 1820-30) in 26 Bänden Text und 12 Bänden Kupfern das Altertum, den jetzigen Zustand und die Naturgeschichte des Landes behandelt. Hieran schließen sich in Bezug auf Altertumskunde die umfassenden Publikationen der französisch-toscanischen (die »Monumenti dell'Egitto e della Nubia« 3 Bde., von Rosellini, und die »Monuments de l'égypte«, 4 Bde., von Champollion) und der preußischen Expedition (die »Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien« von Lepsius, Berl. 1849-1859, 12 Bde.) sowie die Bilderwerke von Gau, Young, Caillaud, Perring, auch die »Monuments égyptiens« des Leidener [* 9] ägyptischen Museums, herausgegeben von C. Leemans (Leid. 1839-76). Die ägyptische Altertumskunde behandelte am eingehendsten Wilkinson in »The manners and customs of the ancient Egyptians« (2. Aufl. von S. Birch, Lond. 1878, 3 Bde.) und in dem »Popular account« (2. Aufl., das. 1871).

Vgl.   ferner Pierret, Dictionnaire d'archéologie égyptienne (Par. 1875);

über die ägyptische Kunst jeder Art Prisse d'Avennes, Histoire de l'art égyptien (das. 1878), und Perrot, Histoire de l'art dans l'antiquité, Bd. 1 (das. 1882; deutsch von Pietschmann, Leipz. 1883).

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 10 Sprache.

Der philologisch-historischen Durchforschung der ägyptischen Schriftdenkmäler hat sich seit der Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion die ganze ägyptologische Schule seiner Nachfolger gewidmet (s. Hieroglyphen). Eine Zeitschrift für ägyptische Sprache [* 10] und Altertumskunde, herausgegeben von Brugsch und Lepsius, erscheint seit 1863 in Leipzig; [* 11] ähnliche Fachzeitschriften erscheinen auch in Frankreich und England. Durch Ausgrabungen und Forschungen in Ägypten hat sich besonders Mariette verdient gemacht; in der Direktion des ägyptischen Museums zu Bulak bei Kairo [* 12] ist ihm G. Maspero gefolgt.

Außerdem sind zu nennen die Schriften von Perizonius, Zoega, E. Quatremère, Champollion-Figeac, Letronne, Prichard, Sharpe, Gliddon, Ideler, Ritter, Böckh, Beauregard u. a. sowie die Reisewerke von Pococke, Norden, [* 13] Niebuhr, Denon, Salt, Burckhardt, Belzoni, v. Minutoli, Ehrenberg, Parthey, Prokesch, Rüppell, Lepsius, Brugsch, Russegger, Scherer u. a. -

Die Naturgeschichte des Landes ist vornehmlich in den großen Werken von Ehrenberg und Rüppell und in einer kleinen Schrift Pruners (»Ägyptens Naturgeschichte und Anthropologie«, Münch. 1848) sowie von R. Hartmann (»Naturgeschichtliche Skizze der Nilländer«, Berl. 1866),

die geologischen Verhältnisse neuerdings von Fraas (»Aus dem Orient«, Stuttg. 1867) behandelt worden. - Über die heutigen Verhältnisse Ägyptens vgl. Lane, Manners and customs of the modern Egyptians (5. Aufl., Lond. 1871, 2 Bde.);

v. Kremer, Ägypten, Forschungen über Land und Volk (Leipz. 1862, 2 Bde.);

H. Stephan, Das heutige Ägypten, ein Abriß seiner physischen, politischen, wirtschaftlichen und Kulturzustände (das. 1872);

Lüttke, Ägyptens neue Zeit (das. 1873, 2 Bde.);

Klunzinger, Bilder aus Oberägypten (Stuttg. 1877);

Ebers, in Bild und Wort (das. 1880);

die Reisehandbücher von Meyer (Leipz. 1881) und Bädeker (das. 1877);

Atlas - Atmometer

Bild 2.7: Atlas - Atmometer
* 14 Atlas.

Amici, Essai de statistique générale de l'Égypte (Kairo 1879, 2 Bde.). - Die besten Karten sind außer dem großen Atlas [* 14] in der »Description de l'Égypte« von d'Anville, Jomard, Caillaud, Leake, Ritter, Rüppell, Arrowsmith, Russegger, Kiepert und Linant de Bellefonds.

Vgl.   Jolowicz, Bibliotheca aegyptiaca, Repertorium über die bis 1857 in Bezug auf Ägypten erschienenen Schriften (Leipz. 1858, Supplement 1861).



Ägypten (Geschichte: A

Bild 1.224: Ägypten (Geschichte: Altertum)
* 15 Seite 1.224.

Geschichte Ägyptens.

Ägyptens Bewohner sind das älteste geschichtliche Volk der Erde, und sie selbst hielten sich auch dafür, indem sie ihre Geschichte bis auf 8-10,000 Jahre zurückrechneten. Der Unvollständigkeit der Quellen der altägyptischen Geschichte und ihrer Widersprüche wegen lassen sich weder genaue Königslisten noch sichere chronologische Daten über die älteste Zeit feststellen. Das Werk, welches der heliopolitanische Oberpriester Manetho (s. d.) auf Befehl des Königs Ptolemäos Philadelphos über die Geschichte seines Volks in griechischer Sprache abfaßte, aus den alten Annalen und Geschichtsbüchern der Tempelarchive schöpfend, ist leider bis auf wenige

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Fragmente verloren. Erhalten sind davon bloße Namensverzeichnisse von 31 Königsreihen oder Dynastien mit Angabe ihrer Regierungsdauer, und auch diese sind erst von zwei spätern Schriftstellern mit so erheblichen Abweichungen in Namen und Zahlen aufgezeichnet, daß sie keine sichere Grundlage für die Chronologie abgeben können. Auch die ägyptischen Königslisten, von denen uns Bruchstücke im Papyrus von Turin [* 16] erhalten sind, vermögen die Lücken nicht auszufüllen und lassen sich mit den Namen und Angaben der Inschriften, so wertvoll diese auch sind, nicht immer in Einklang bringen.

Und selbst dies beiseite gelassen, walten über den chronologischen Anfangspunkt der ägyptischen Geschichte verschiedene Ansichten ob, je nachdem man mit Böckh die von Manetho verzeichneten Dynastien als hintereinander fortlaufende annimmt oder mit Lepsius sie zum Teil gleichzeitig in geteilten Reichen regieren läßt. In ersterm Fall ergibt sich als erstes Jahr des ältesten Königs, Menes, 5702 v. Chr., in letzterm bald 3643, bald 3892. Andre (Duncker) setzen die durch den Namen Menes bezeichneten Anfänge der ägyptischen Kultur erst in die Zeit um 3000. Nach der Meinung der Ägypter ging den menschlichen Dynastien eine Götterregierung in drei Dynastien vorher.

Oshkosh - Osiris

Bild 12.468: Oshkosh - Osiris
* 17 Osiris.

Die erste bestand aus ihren 7 obersten Göttern, dem höchsten Nationalgott, dem Ra oder Sonnengott, und der Götterfamilie des Osiris, [* 17] des Lokalgottes ihrer ältesten Königsresidenz, This in Oberägypten. Auf diese folgte eine zweite Dynastie von 12 Göttern, an deren Spitze der Mondgott Thoth [* 18] stand, und endlich eine dritte aus 30 Halbgöttern. Zwischen dem Ende der Götterherrschaft und ihrem ersten geschichtlichen König, Menes, nahmen die Ägypter noch eine vorhistorische Dynastie sogen. Manes (Nekyes) an, deren Königssitz in This, der Vaterstadt des Menes, war.

Die Zeit der Pharaonen.

Soweit unsre Kunde hinaufreicht, war Ägypten wie die Küste von Nordafrika von Völkern weißer Rasse bewohnt, deren Sprachen dem semitischen Sprachstamm [* 19] verwandt waren. Durch die vorteilhaften geographischen Verhältnisse des Landes (s. o.) wurden die Ägypter früh zur Entwickelung einer Kultur und zu politischen Organisationen angeregt. Menes ist der erste geschichtliche König (Pharao). Er stammte aus This und gründete an einer günstig gelegenen Stelle des Nilthals Memphis, nachdem er das Land dazu durch Abdämmung des Nils gegen Osten gewonnen hatte.

Tempel (kunstgeschicht

Bild 15.581: Tempel (kunstgeschichtlich)
* 20 Tempel.

Menes' Sohn Athotis gründete die Königsburg von Memphis. Dessen zweiter Nachfolger, Ünephes, erbaute die ersten Pyramiden (Königsgräber) auf dem Plateau von Dahschur. Seinem Beispiel folgten fortan alle Könige von Memphis. Die Erbauer der drei größten erhaltenen Pyramiden heißen in den Inschriften Chufu (griech. Cheops), Chafra (Chephren) und Menkera (Mykerinos), alle drei Könige der 4. Dynastie. Der zweite erbaute auch einen Tempel [* 20] des Horos, [* 21] dessen kolossales Sphinxbild nebst einigen Tempelresten erhalten ist. Der Gebrauch nicht bloß der hieroglyphischen, sondern auch der hieratischen Schriftzeichen in der Pyramide des Chufu und den umgebenden Gräbern, die Bilder des häuslichen und wirtschaftlichen Lebens in denselben zeigen uns ebenso wie die kunstvolle Bauart, der strenge, edle Stil, die gefälligen Ornamente ein seit langem bestehendes und hochentwickeltes Kulturleben.

Unter dem Geschlecht eines Königs Pepi (der 6. Dynastie) ward der Mittelpunkt des Reichs von Memphis nach Mittelägypten, unter einem spätern Königshaus (der 12. Dynastie) nach Theben in Oberägypten verlegt. Der erste König dieses Hauses, welches als »Herren der beiden Länder« über Ober- und Unterägypten gebot, ist Amenemha I. (2380-71), von dem eine kolossale Bildsäule aus rotem Granit in Tanis (San) in Unterägypten aufgefunden wurde. Er unterwarf auch einen Teil Nubiens.

Ammocoetes - Ammon

Bild 1.490: Ammocoetes - Ammon
* 22 Ammon.

Sein Nachfolger Usertesen (Sesortosis) I. (2371-25) erbaute dem Gott Ammon [* 22] in Theben einen Tempel und errichtete in Unterägypten mehrere Obelisken, von denen der in Heliopolis der älteste uns erhaltene Obelisk ist. Er wie seine Nachfolger Amenemha II. und Usertesen III. setzten die Eroberungszüge in Nubien mit Erfolg fort, und Usertesen III. vollendete die Unterwerfung des untern Nubien. Amenemha III. (2221-2179) machte sich besonders berühmt durch die Anlage des Sees Möris in der Oase Fayûm, welcher dazu bestimmt war, durch Ableitung eines Teils der Wassermenge die Überschwemmung des Nils zu regulieren, den Abfluß des Wassers zu verzögern und die höher gelegnen Acker zu bewässern.

Inschriften in Nubien an den Felswänden des Nils, welche die Höhe der Überschwemmung unter Amenemha bezeichnen, sind ein Zeugnis, wie die Überschwemmungsfrage studiert wurde. Am See Möris erbaute er eine Pyramide und einen großen Reichstempel (das Labyrinth), in welchem alle Bezirke Ober- und Unterägyptens ihre Gottheiten in besondern Tempeln und Höfen verehren konnten. Diese Anlagen sowie die bildlichen Darstellungen in den Felsengräbern von Beni Hassam, Berscheh und Siut beweisen, daß Ägypten damals einen hohen Kulturstand erreicht hatte, Ackerbau und Gewerbe blühten und das Volk in Wohlstand lebte.

Bald nach Amenemhas Tod wurde das Reich seiner Macht plötzlich beraubt. Ein bei Josephus erhaltenes Fragment des Manetho berichtet, daß zur Zeit des ägyptischen Königs Amyntimäos um 2100 von Osten her ein fremdes Volk in Ägypten eingebrochen sei, das Land ohne Kampf unterworfen, die Einwohner getötet oder zu Sklaven gemacht, die Städte verbrannt und die Göttertempel zerstört habe. Diese Eroberer führten den Namen Hyksos (Hakuschasu, Hirtenkönige), und eine Reihe von Herrschern aus ihrer Mitte regierte in Ägypten etwa 500 Jahre.

Deltamuskel - Deluc

Bild 4.655: Deltamuskel - Deluc
* 23 Delta.

Die Hyksos waren vermutlich semitische Stämme. Von der ersten Verwüstung abgesehen, blieb das alte Ägypten auch unter den Hyksos in Sprache und Zivilisation unversehrt; ja, diese lebten sich allmählich in die Sitten und Gewohnheiten des von ihnen unterjochten gebildeten Volks ein. In Oberägypten behaupteten sich einheimische, wenn auch tributpflichtige Fürsten. Von ihnen ging die Befreiung aus. König Amosis von Theben (1684-59) vertrieb die Hyksos aus Mittel- und Oberägypten und drängte sie in das östliche Delta [* 23] zurück, wo sie sich in der von ihnen erbauten Festung [* 24] Avaris noch längere Zeit behaupteten, bis sie endlich gezwungen wurden, auch von hier abzuziehen und in die Syrische Wüste zurückzukehren.

Mit der Vertreibung der Hyksos beginnt die glanzvollste Periode des ägyptischen Reichs, dessen Pharaonen (18. und 19. Dynastie) ihren Herrschersitz Theben mit den bewunderungswürdigsten Denkmälern schmückten und ihre Macht und ihren Ruhm weit über die Grenzen [* 25] ihres Reichs ausbreiteten. In diese Jahrhunderte (vom 17. bis zum 12. v. Chr.) fällt auch die Blütezeit der ägyptischen Kultur. Thutmosis III. und seine ältere Schwester und Vormünderin, die Königin Ramaka, erbauten zur

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