Seite 1.474, Amerika (Tierwelt) | eLexikon
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amerikanischen Kontinent beschränkt sind. Dazu kommen die buntgeschnäbelten Tukans, die Säkeraken, von den Papageien die eigentümlichen Makaos, ferner die gehörnte Palamedea; alle bilden für die neotropische Region charakteristische Familien, mit denen sich nichts in der Alten Welt direkt vergleichen läßt. Im ganzen kommen gegen 600 Gattungen vor, welche dieser Region eigentümlich sind. Zu den größten Vogelformen gehören der Königsgeier, der schwarze Urubu und vor allen der Bewohner der hohen Andesketten, der Kondor (Vultur gryphus), der größte unter den fliegenden Vögeln.
Eidechsen
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Eidechsen.Der einzige große Laufvogel ist der amerikanische Strauß [* 2] (Rhea [* 3] americana) der brasilischen Campos. Unter dem Einfluß des heißfeuchten Klimas ausgedehnter Gebietsteile haben die Reptilien in Südamerika [* 4] sich in reicher Fülle entwickelt. Zunächst kommen 16 Familien von Schlangen [* 5] vor, darunter außer der prächtig gefärbten Korallenschlange die Gattung der Riesenschlangen (Boa), welche hier das altweltliche Geschlecht Python vertritt. Unter den Eidechsen [* 6] sind die Teiden und Kammeidechsen (Iguana) der westindischen Inseln und des Festlandes besonders charakteristisch.
Neben Alligatoren sind auch echte Krokodile [* 7] vertreten. Von riesenhaften Dimensionen sind insbesondere einige Süßwasser- und Seeschildkröten. Auch die Lurche [* 8] sind außerordentlich reich an Formen und Individuen. Die Riesenströme der Region beherbergen zahlreiche Fische [* 9] oft von eigentümlichsten Formen und Typen (darunter die elektrischen Gymnotiden). Der Amazonas allein zählt über 2000 Arten, fast doppelt soviel, als man selbst im Atlantischen Ozean kennt.
Die Zahl der Insekten [* 10] ist bei der üppigen Entfaltung der Vegetation eine außerordentlich große, etwa eine neunmal so große als die Europas. Besonders zahlreich sind die durch Glanz und Farbenpracht ausgezeichneten Schmetterlinge, [* 11] von den Käfern namentlich die Skarabäiden, Chrysomelinen und Cerambycinen. Ameisen, Moskitos und der Sandfloh bilden eine oft kaum zu ertragende Plage. Riesige Heuschrecken [* 12] finden sich zahlreich, erscheinen aber nicht in so mächtigen, verheerenden Scharen wie diejenigen der Alten Welt. Die neotropische Region ist ferner wohl die reichste an landbewohnenden Mollusken. [* 13] Dies gilt besonders von den westindischen Inseln, welche ebensoviel Arten von Landschnecken besitzen wie das ganze kontinentale Gebiet.
In vorstehendem sind die Haupteigentümlichkeiten der beiden tiergeographischen Hauptregionen kurz skizziert. Als Grundzug der Fauna des Erdteils ergibt sich im allgemeinen, daß im N. des letztern sich ein inniger Zusammenhang mit der Tierwelt der Ostfeste erkennen läßt. In der arktischen Region ist die Übereinstimmung eine fast vollständige, sie tritt uns in der Zirkumpolarfauna entgegen. Je weiter nach S., um so mehr divergieren die faunistischen Charaktere der Alten und Neuen Welt.
Kolibris
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Kolibris.Schon in der subpolaren Zone tritt eine größere Zahl amerikanischer Arten auf, doch finden dieselben zunächst noch ihre Nächstverwandten fast ausnahmslos in altweltlichen Formenkreisen. In der gemäßigten Zone erscheinen aber spezifisch amerikanische Formen, wie gewisse Nager und Kolibris, [* 14] Familien angehörig, welche außerhalb Amerikas nicht gefunden werden, bis endlich in den tropischen Teilen immer mehr die typisch amerikanischen Formen überwiegen.
Im hohen Norden [* 15] haben wir, nach S. bis zur Breite [* 16] der großen Seen hinanreichend, das Gebiet der Pelztiere mit Renn- und Elentier, mit dem Moschusochsen, dem Eisbären, mit Polarfuchs und Eishasen und jener Menge kleinerer Pelztiere: Marderarten, Bisamratte, Seeotter, Biber u. a., deren Haarkleid diesen Teil Amerikas zu dem gegenwärtig wichtigsten Gebiet des Pelzwelthandels macht. Das Meer ist bevölkert von Walen, Robben, [* 17] Walrossen, Seelöwen und Seebären im N., von den Zügen des Kabeljaus namentlich an den Küsten Neufundlands.
Amerikanische Völker
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Amerika.Nach S. folgt das Reich des Bisons, der in ungeheuern, wenn auch immer mehr zusammenschrumpfenden Herden die Prärielandschaften durchstreift, das Reich ferner mehrerer Hirscharten (Wapiti), des Stinktiers und zahlreicher Nager. Die Klapperschlange und im S. der Alligator stellen sich ein. Korallentierchen führen in dem südlichen Teil des Meers dieser Zone ihre Bauten aus (Bermudainseln, Florida etc.). Durch vielfache Übergänge vermittelt, folgt das tropische Amerika, [* 18] das bis zum 30. südlichen Parallelkreis hinanreicht, mit dem Puma, Jaguar, Ozelot, Yaguarundi, mit zahlreichen plattnasigen Affen, [* 19] mit blutsaugenden Fledermäusen, mit zwei in den Andes hausenden Bären, ferner dem Cuati und Wickelbären, mit Lamas und dem alpinen Cervus antisiensis, mit Tapir und endlich den Faultieren, Gürteltieren und Beutelratten.
Dazu kommen die Kolibris, Papageien, Tukans, Hokkos und der amerikanische Strauß als hauptsächliche Vertreter der Vogelwelt, gewaltige Schildkröten [* 20] und Riesenschlangen als solche der Reptilien. Im äußersten Süden des Kontinents erlischt die Fülle der tropischen Tierwelt; nur zahlreiche grabende Nager, eine Rehart, eine Fuchsart, eine Fledermaus und das Guanako begleiten uns weit nach S. Im Meer stellen sich wieder Cetaceen und Seehunde ein. Die Papageien erreichen ihre Südgrenze etwa unter 50°, Pinguine und andre Seevögel beleben nun die Gestade.
Die Insektenwelt, in den Tropen so außerordentlich reich, hat nur noch wenige Arten aufzuweisen, während die Seegraswucherungen eine reiche Fisch- und Molluskenfauna beherbergen. Ordnet man die Tiere speziell der Tropenzone nach der Höhe ihres Wohnorts, so erhält man nach Humboldt folgende Stufenleiter des eine jede Region charakterisierenden animalischen Lebens:
Hirsche
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* 21
Hirsche.1) Region von der Meeresküste bis zur Höhe von 1000 m: Affen (Sapajus und Aluaten), Jaguar, Puma, Meerschweinchen, Faultiere, Ameisenbär, kleine Hirsche [* 21] (Cervus mexicanus). Armadille, Fettgänse, Seidenschwanz [* 22] (Ampelis), Boa, Krokodile, Manati (Lamentin), Springkäfer (Elater noctilucus), Moskitos.
2) Region von 1000 bis 2000 m: kleine Hirsche, Tapir, Ozelot (Felis pardalis), einige Affen (Aluaten), Troupiale (Icterus) und Pirole und Coluber coccinea, Sandflöhe.
3) Region von 2000 bis 3000 m: Stinktiere, Tigerkatze, Hirsche, Straußhuhn (Palamedea), eine Menge von Enten [* 23] und Tauchern, viele Läuse (Pediculus humanus).
4) Region von 3000 bis 4000 m: Lamas, verwildert am westlichen Abfall des Chimborazo, der kleine Bär mit weißer Stirn (Ursus ornatus), große Hirsche, der Puma, einige Kolibris.
5) Region von 4000 bis 5000 m: Herden von Vicuña, Pako und Guanako, einige Bären, Kondor, Falken, Ziegenmelker.
6) Region von 5000 bis 6000 m: der Kondor der Andes, einige Fliegen [* 24] und Sphinxe, wahrscheinlich durch senkrechte Luftströmungen emporgeführt.
Amerika (Bevölkerung)
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Seite 1.475.Bevölkerung.
(Hierzu die Tafel »Amerikanische Völker«.) [* 18]
Die Bevölkerung [* 25] Amerikas, jetzt auf etwa 101 Mill. geschätzt, gehört der großen Mehrzahl nach drei Menschenrassen [* 26] an, der amerikanischen, der mittelländischen und der Negerrasse. Sie besteht nämlich ¶
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aus Ureinwohnern, aus eingewanderten Europäern und Negern und aus Mischlingen (Mestizen von Weißen und Indianern, Mulatten von Weißen und Negern, Sambo von Negern und Indianern); in neuester Zeit sind auch Inder (auf den Antillen und in Guayana, ca. 200,000), Japaner und Chinesen (in Nordamerika, [* 28] besonders in Kalifornien [1880: 106,000] und Westindien) [* 29] eingewandert. Zu den Ureinwohnern Amerikas gehören die Eskimo und einige verwandte Volksstämme an der Polarküste, namentlich aber die zahlreichen unter dem Gesamtnamen Indianer (s. d.) zusammengefaßten Völker, welche mit ebensoviel Sprachen über den ganzen Erdteil verbreitet sind.
Ausdehnung (der festen
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Ausdehnung.Während die erstern, die Eskimo, Alëuten, Koloschen und Vancouverstämme [* 27] (Fig. 1-5), mit einigen nordostasiatischen Völkern eine eigne Gruppe, die der Beringsvölker, bilden, müssen die Hunderte von indianischen Nationen und Volksstämmen als Angehörige einer und derselben großen Rasse betrachtet werden, die man als die amerikanische bezeichnet. Allenthalben zeigen sie durch eine ihnen gemeinschaftliche Gesichtsbildung und Körperkonstitution, durch gleiche moralische und geistige Eigenschaften und durch den Bau ihrer Sprachen eine unbestreitbare Verwandtschaft. Für diese letztere zeugen ferner ihre Bauwerke und ihre Altertümer, an denen wir überall dasselbe konstruktive Talent, nur in verschiedenen Graden der Ausdehnung [* 30] und Entwickelung finden. Allerorten trifft das Auge [* 31] auf Überbleibsel derselben Erfindungen und Künste, die in einzelnen Fällen von einer hohen Stufe von Ausbildung und Kunstfertigkeit zeugen.
Die amerikanische Urbevölkerung zeichnet sich durch langes, straff herabhängendes, im Querschnitt walzenförmiges schwarzes Haar, [* 32] stark vorstehende Backenknochen und spärlichen Bartwuchs aus. Die Augen sind schmal geschlitzt, liegen tief und stehen oft schräg einwärts. Die Nase [* 33] ist meist hochrückig und gebogen, der Mund groß, die Lippen sind dick. Die niedrige, stark nach hinten gedrückte Stirn läßt den mittlern und untern Teil des Gesichts stärker hervortreten.
Die Hautfarbe schwankt beträchtlich, nämlich von leichter südeuropäischer Bräunung beiden Botokuden bis zum tiefsten Dunkel bei den Aymara und bis zum Kupferrot bei den nordamerikanischen Jägerstämmen. Das Klima [* 34] hat nur eine sehr untergeordnete Einwirkung auf die Verschiedenheit der Hautfarbe. Die Puelchen und andre patagonische Stämme, welche in einem kühlen Himmelsstrich leben, sind bei weitem dunkler als die Abiponen und Mocobi in den Pampas oder die Botokuden unter dem südlichen Wendekreis oder die Anwohner des Orinoko.
Haut (anatomisch)
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Haut.Die Charrua, deren Haut [* 35] beinahe schwarz ist, wohnen in der gemäßigten Zone und die ebenso dunkeln Kalifornier 30-40° nördlich vom Äquator. Diese Züge gelten im großen und allgemeinen, im einzelnen und besondern treten manche Modifikationen ein. Das Hervortreten zahlreicher mongolenähnlicher körperlicher Merkmale nicht allein, sondern auch das Vorhandensein einer Fülle von Erfindungen, Gebräuchen und Mythen, welche die Eingebornen Amerikas mit den nordasiatischen Völkern teilen, hat eine große Anzahl von Ethnographen und Geographen zu der Ansicht geführt, daß beide Völkergruppen einer einzigen Rasse (der der »mongolenähnlichen Völker« O. Peschels) angehören, und daß sich die amerikanische Urbevölkerung erst durch Wanderung aus Asien [* 36] über die schmale Beringsstraße in ihre neuen Wohnsitze ausgebreitet und zu einem mehr selbständigen Zweige jener großen Rasse ausgebildet habe.
Im allgemeinen lassen sich sechs Hauptgruppen unterscheiden:
1) Die amerikanischen Beringsvölker, unter ihnen namentlich die Eskimo von Grönland, Labrador und dem Arktischen Archipel, ihrem körperlichen Bau nach unmittelbar verwandt mit den Völkern des nordöstlichen Asien, speziell den Tschuktschen, sprachlich aber in engerer Beziehung zu den amerikanischen Indianern stehend. Sie bilden das Übergangsglied zwischen den asiatischen und amerikanischen mongolenartigen Völkern; sie leben fast ausschließlich vom Seefischfang.
2) Die Jägerstämme Nordamerikas, in zahlreiche in beständigem Krieg miteinander lebende Stämme zerfallend [* 27] (Fig. 6-16). Ruinen großer Bauwerke und Grabstätten beweisen, daß sie sich einst höherer Kultur erfreuten, oder daß sie hier ein altes Kulturvolk vertrieben oder vernichtet haben, ohne dessen Kultur anzunehmen.
3) Die brasilisch-guayanischen Völker [* 27] (Fig. 18-24) in den Urwäldern des Amazonas und des Orinoko, vorwiegend Jägervölker, in eine beispiellos große Zahl von Stämmen und zum Teil winzigen Sprachgruppen zerfallend.
Argentina, Chile, Boli
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Chile.4) Die Andesvölker, darunter die tapfern Araukaner des südlichen Chile [* 37] (Fig. 29, 32, 33). 5) Die Pampasvölker, meist Reiterstämme, darunter als südlichster Zweig die Patagonier [* 27] (Fig. 28, 30, 31). 6) Die amerikanischen Kulturvölker auf den westlichen Gebirgserhebungen des Kontinents. Sie zerfallen in drei Gruppen: die Mayavölker auf der Hochebene von Anahuac bis zum Nicaraguasee, ihnen sich anschließend die von N. einwandernden Tolteken und Azteken;
ferner die Muyska auf der Hochebene von Bogotá;
endlich die Inkaperuaner um den Titicacasee, dazu die Aymara und die Quichua oder Inka [* 38] (Fig. 17 u. 25-27).
Näheres über die amerikanische Urbevölkerung und ihre Kultur s. unter Amerikanische Altertümer und Indianer.
Ein großer Teil der Eingebornen liegt noch heute nur der Jagd ob; eigentliche Fischervölker finden wir nur im Feuerland und im nordwestlichen Teil von Amerika. Bei manchen Nationen ist die Jagd Hauptbeschäftigung der Männer, während die Weiber Getreide [* 39] bauen. In den tropischen Tiefländern gewinnen die Indianer den Lebensunterhalt ohne alle Mühe, während auf den meist an Wald und Wild armen Hochebenen die Menschen auf den Ackerbau angewiesen sind. Nördlich vom Wendekreis traf man ackerbautreibende Völker nur in Neumexiko, teilweise am westlichen Colorado und an den Strömen, welche in den Kalifornischen Meerbusen münden.
Auf dem rechten Ufer des Mississippi ward im N. von 41° nördl. Br. und im W. von 97° westl. L. wenig oder gar kein Ackerbau getrieben; nur von den Saukie- und Fuchsindianern, einem Algonkinstamm, sowie von den Osagen und andern Stämmen der südlichen Sioux wurde der Boden bestellt. Auch lebten nördlicher, unter 46 und 47° nördl. Br., einige in festen Dörfern seßhafte Stämme am Missouri, nämlich die zu den Pani gehörenden Riccara, die Mandaner und Minetaren. Endlich bauten auch die Indianer am südlichen Red River und jene in Texas bis zum Nueces Mais, nicht aber die an der Küste wohnenden. Alle ackerbautreibenden Indianer kultivierten dieselben Gewächse: Mais, Bohnen (Frijoles) und eine Kürbisart. Die Stämme im W. des Mississippi, mit Einschluß der Pani und der südlichen Sioux, jagten den Büffel. Im NW. leben ganze Stämme von Lachsen und Wurzeln. Die armseligen Yamparica oder Wurzelfresser im O. des Großen Salzsees, die Indianer am Salmon Trout River und ¶
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