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Seite 2.59, Aufgerichtet - Aufklärung | eLexikon

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Aufgerichtet - Aufklär

Bild 2.59: Aufgerichtet - Aufklärung
Seite 2.59.
Überblick der Artikel
10 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Aufgerichtetin der Heraldik ein vierfüßiges Tier im Wappenschild, wenn es auf den Hinterfüßen steht. / 15
Aufgesangund Abgesang, Ausdrücke, womit die Teile der Strophe der alten Minnelieder und der Gesätze / 164
Aufgetriebenheit(Auftreibung), in der Medizin derjenige Zustand des Körpers oder einzelner Teile und Stellen / 112
Aufgichtens. Gicht. / 3
Aufguß(Infusum), ein durch Übergießen mit heißem Wasser bereiteter Auszug vegetabilischer Substanzen. / 54
Aufgußtierchens. Infusorien. / 3
Aufhaltung(Suspension), in der Musik die Verzögerung der völligen Entwickelung eines Gedankens oder / 94
AufidusFluß, s. Ofanto. / 4
Aufkaufder von einzelnen (Spekulanten) in sehr umfangreichem Maß bewirkte Ankauf einer Ware auf einem / 211
Aufklärungkommt mit Unterricht (s. d.) darin überein, daß sie, wie dieser, richtige oder doch für richtig / 547

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Aufgesang

und Abgesang, Ausdrücke, womit die Teile der Strophe der alten Minnelieder und der Gesätze des Meistergesangs bezeichnet werden. Die Strophe oder das »Gesätz« bestand meist aus drei Gliedern, von denen die beiden ersten gleichartig gebaut waren und zusammen den ersten Teil bildeten. Sie wurden Stollen genannt oder Aufgesang, im Gegensatz zu dem zweiten, eingliederigen Teil, welcher Abgesang hieß. Der regelmäßige Bau der Strophen war zur Wiederholung der Melodie notwendig, und deshalb stimmen auch die beiden Stollen im musikalischen Satz miteinander überein, wie z. B. in den meisten Kirchenliedern.

Doch kommen später Abweichungen sowohl im Bau als in der Stellung der beiden Stollen vor; die Reime nehmen zuweilen eine ungleiche Richtung an, und nicht überall ist die Silbenzahl der Verszeilen eine übereinstimmende. Besonders liebte man es, die Schlußzeile des zweiten Stollens zu verlängern. Die Form des Abgesangs, welcher jederzeit anders als die beiden Stollen gebaut war, ließ eine noch größere Freiheit der Behandlung zu. Die moderne Poesie macht von diesem dreigliederigen Strophenbau den ausgedehntesten Gebrauch.

Aufgetriebenheit

Knochen

Bild 9.876: Knochen
* 2 Knochen.

(Auftreibung), in der Medizin derjenige Zustand des Körpers oder einzelner Teile und Stellen desselben, bei welchem das Volumen über das natürliche Maß zugenommen hat, wodurch bisweilen ein hoher Grad von Spannung hervorgerufen werden kann. Oft ist Aufgetriebenheit s. v. w. Geschwulst, namentlich diffuse Geschwulst eines Organs. So spricht man von der Drüsen, der Knochen, [* 2] der Gelenke, welche auf den verschiedenartigsten krankhaften Zuständen beruhen kann; vgl. Gelenkentzündung. Durch Ansammlung von Wasser oder Luft im Unterhautzellgewebe entsteht eine Aufgetriebenheit, welche sich über den ganzen Körper erstrecken kann; s. Emphysem. Am häufigsten wird die Aufgetriebenheit des Unterleibs beobachtet, welche durch Ansammlung von Flüssigkeit oder Luft im Bauchfellraum oder den Därmen (Meteorismus) entstehen kann; vgl. Bauchfellentzündung.

Aufgichten,

s. Gicht. ^[= # (Podagra, Arthritis vera, A. urica, A. guttosa, franz. la Goutte), eine schmerzhafte, in Anfällen ...]

Aufhaltung

(Suspension), in der Musik die Verzögerung der völligen Entwickelung eines Gedankens oder Satzes oder das Aufschieben des förmlichen vollkommenen Schlusses desselben. Die wichtigsten Formen der Aufhaltung sind: die Sequenz (s. d.), welche mit mehreren Stimmen in gleichmäßiger Weise die Skala durchläuft und die tonale Entwickelung so lange verschiebt;

die (aufgehaltene) Kadenz (s. d.), welche zumeist auf den Quartsextakkord der Tonika einsetzt und vor dessen regelrechter Auflösung in die Dominante ein reiches Passagenwerk einschiebt, und der ihr verwandte Orgelpunkt (s. d.).

Auch der gewöhnliche Vorhalt und in gewissem Sinn auch der Trugschluß sind als Aufhaltungen zu bezeichnen.

Aufidus,

Fluß, s. Ofanto. ^[= (im Altertum ), Fluß im südlichen Italien, entspringt westlich von Sant' Angelo in ...]

Aufkauf,

Hanc veniam etc. - Han

Bild 8.65: Hanc veniam etc. - Hand
* 3 Hand.

der von einzelnen (Spekulanten) in sehr umfangreichem Maß bewirkte Ankauf einer Ware auf einem ganzen Gebiet ihrer Produktion. Eine derartige Vereinigung von begehrten Waren in der Hand [* 3] eines oder weniger Spekulanten kann bei geschickter Ausführung dem Aufkäufer (accapareur) großen Gewinn abwerfen. Denn der Preis kann bei im übrigen gleicher Marktlage bei mangelnder Konkurrenz der Verkäufer höher gehalten werden, als wenn die Furcht, durch andre vom Markt verdrängt zu werden, dazu antreibt, die Ware zeitiger loszuschlagen.

Solche Gewinne sind insbesondere bei unentwickeltem Verkehr möglich, der dem Aufkäufer unentbehrlicher Güter den Markt zu beherrschen gestattet. Um dies zu verhüten, wurde früher vielfach der Aufkauf insbesondere von Lebensmitteln als wucherisches Treiben verboten. Ein solches Verbot ist unnötig, sobald mit Verbesserung der Transportmittel das Marktgebiet erweitert und die Preisgestaltung von individueller Laune und Zufälligkeit mehr unabhängig gemacht wird.

Kann es auch dann einer Koalition von Spekulanten gelingen, Preise von Waren ungewöhnlich hoch zu treiben, so ist dies doch für ein großes Gebiet auf die Dauer nicht möglich. Der Aufkäufer darf eine gewisse, nicht allzuhoch liegende Preisgrenze nicht übersteigen, wenn er nicht schließlich selbst Verlust erleiden will. Bei genügend entwickeltem Verkehr wirkt der Aufkauf im ganzen vorteilhaft, indem er eine angemessene zeitliche und örtliche Ausgleichung von Mangel u. Überfluß und damit eine größere Preisstetigkeit hervorruft.

Aufklärung

kommt mit Unterricht (s. d.) darin überein, daß sie, wie dieser, richtige oder doch für richtig gehaltene Begriffe zu verbreiten sucht, unterscheidet sich aber von demselben dadurch, daß sie nicht, wie dieser, dieselben dort erzeugt, wo überhaupt keine, sondern dort, wo (ihrer Meinung nach) unrichtige Begriffe vorhanden sind. Dieselbe tritt daher nicht, wie der Unterricht, der vor sich tabula rasa findet, von vornherein belehrend, sondern in erster Reihe bisheriges Fürwahrhalten zerstörend (negativ, kritisch) und erst in zweiter Reihe aufbauend (positiv, konstruktiv), d. h. Neues an die Stelle des bisher Fürwahrgehaltenen setzend, auf. Je nachdem die Begriffe, welche die Aufklärung zu beseitigen trachtet, wirklich unrichtig, diejenigen, die sie an deren Stelle zu setzen sich bemüht, wirklich richtig sind oder das Gegenteil, unterscheidet man wahre und falsche Aufklärung; je nachdem sowohl die Beseitigung des Alten als die Einführung des Neuen wissenschaftlich begründet oder das eine wie das andre durch andre als wissenschaftliche Motive unterstützt wird, unterscheidet man wirkliche (wissenschaftliche) und seichte (populäre) Aufklärung; je nachdem bloß schädliche Irrtümer (Wahn und Aberglaube) um ihrer schädlichen Folgen willen entfernt oder auch harmlose, ja wohlthätige Illusionen (Märchen, Volksglaube) um des Scheins der Aufgeklärtheit willen beseitigt werden, unterscheidet man notwendige und überflüssige Aufklärung (»Aufkläricht«).



Aufklärungsdienst - Au

Bild 2.60: Aufklärungsdienst - Auflassung
* 4 Seite 2.60.

Insofern die Aufklärung bisher Fürwahrgehaltenes angreift, hat sie diejenigen, welche daran festhalten (Konservative), und zwar sowohl die Gläubigen (aus Überzeugung) als die Gewohnheitsmenschen (aus Trägheit) und die Stabilitätsmenschen (aus Achtung für den Bestand) zu natürlichen, aber, wenn die Aufklärung die wahre ist, nicht zu fürchtenden Gegnern, dagegen alle diejenigen, welche dasselbe verneinen, ohne ein andres an dessen Stelle zu setzen (Radikale), also sowohl die Skeptiker (aus Überzeugung von der Unmöglichkeit der Erkenntnis der Wahrheit) als die Indifferentisten (aus Gleichgültigkeit gegen die Wahrheit) und die Nihilisten (aus Überzeugung vom Nichtbestand einer Wahrheit), zu ebensolchen, aber, weil sie nicht bloß den Glauben an das Bisherige, sondern auch den an

Geschichtskarten von D

Bild 4.772a: Geschichtskarten von Deutschland V
* 6 Deutschland.
mehr

das künftig Herbeizuführende vernichten, gefährlichen Bundesgenossen. Repräsentantin der Aufklärung ist im allgemeinen die Wissenschaft, insofern sie an die Stelle mehr oder weniger verworrener, ganz oder teilweise eingebildeter Vorstellungen von den Dingen auf Anschauung und Erfahrung gegründete Begriffe, unter den Wissenschaften selbst aber insbesondere die Philosophie, insofern sie durch Bearbeitung dieser an die Stelle undenkbarer oder nur in beschränktem Kreis [* 5] gültiger notwendig und allgemein als wahr zu denkende Begriffe setzt. Je nach dem Gegenstand der wirklichen oder vermeintlichen Irrtümer, welche entwurzelt, und der (gleichfalls wirklichen oder nur vermeintlichen) Erkenntnisse, welche statt derer zur Herrschaft gebracht werden sollen, unterscheidet man religiöse, moralische, politische, naturwissenschaftliche, geschichtliche etc. Aufklärung. Zur Verbreitung derselben haben in neuerer Zeit vornehmlich die sogen. Deisten und Locke in England, die Herausgeber der »Encyklopädie«, Voltaire und Rousseau in Frankreich, die rationalistischen Philosophen und Theologen der Leibniz-Wolfschen und die Führer der sogen. »Popularphilosophie«, welche für sich den Namen »Aufklärungsphilosophie« in Anspruch nahm, Mendelssohn und Nicolai, sowie im höhern und höchsten Sinn Lessing und Kant in Deutschland, [* 6] endlich die »Philosophen auf dem Thron«, [* 7] Friedrich d. Gr., Joseph II. und Katharina II., beigetragen, daher deren Zeitalter und das 18. Jahrh. überhaupt als das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet zu werden pflegt.

Vgl.   Kant, Was ist die A.? (im 4. Bd. der Werke, hrsg. von Hartenstein, Leipz. 1867);

Lecky, Geschichte des Ursprunges und Einflusses der in Europa [* 8] (a. d. Engl. von Jolowicz, 2. Aufl., das. 1873, 2 Bde.);

Reuter, Geschichte der religiösen Aufklärung im Mittelalter (Berl. 1875-1877, 2 Bde.).