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Seite 3.109, Boden - Bodenbach | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
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Agrikulturphysik macht neuerdings unter Schumacher, ihrem eigentlichen Begründer, sowie unter Wollny u. a. enorme Fortschritte. Die Farbe kann nicht absolut als Merkmal der Fruchtbarkeit gelten, wenn schon die bessern Bodenarten meist dunkel gefärbt sind. Das absolute und das spezifische Gewicht sind von Bedeutung für alle Erdtransporte, weniger für die Bearbeitung und das Wachstum der Pflanzen; am schwersten wiegt der Sand, am leichtesten der Humus. Das Gefüge und die Bindigkeit (Kohäsion, Adhäsion, Konsistenz) sind mit maßgebend für die Größe der Bearbeitungskosten und für das mehr oder minder leichte Eindringen der Wurzeln: leichter, schwerer, strenger, lockerer, mürber, loser, zäher, schütter, bindiger Boden etc. Reinheit (von Steinen, Gestrüpp etc.) und Neigung des Bodens sind mit maßgebend für die Bearbeitungsfähigkeit, d. h. für die Größe der anzuwendenden Zugkraft, gehören jedoch nicht unter die eigentlichen Eigenschaften des Bodens. In Bezug auf die Feuchtigkeit unterscheidet man a) die wasserfassende Kraft, [* 2] meßbar an der Menge Wasser, welche eine bestimmte Erdmenge, vollkommen trocken, aufnehmen kann bis zum Abtropfen; es vermögen Wasser zu fassen (nach Schübler):

nach Gewicht nach Volu­men
Quarz­sand 25 Proz. 37.9 Proz.
Kalk­sand 29 44.1
Gips 27 38.2
feine Walkerde 85 66.1
let­tiger Thon 40 51.4
lehmiger Thon 50 57.3
clay­ar­tiger Thon 61 62.9
grauer Thon 70 66.2
weißer Thon 87 66.0
Humus 181 69.8
Gar­te­nerde 89 67.3

Fallbach - Fallen (zum

Bild 56.546: Fallbach - Fallen (zum Fangen) [unkorrigiert]
* 3 Fallen.

b) die wasserhaltende Kraft, d. h. die Fähigkeit, mehr oder weniger rasch auszutrocknen, meßbar an der Zeit, welche vollkommen gesättigter Boden bis zum Trockenwerden braucht: hitziger, kalter, trockner und nasser c) die Durchlässigkeit oder die Fähigkeit, das aufgenommene Wasser wieder durchsickern zu lassen; d) die Absorptions- und Verdunstungsfähigkeit. Die gesamten Feuchtigkeitszustände kann man messen durch Probelöcher, welche in der Richtung des Falles angebracht werden; die Höhe des Wasserstandes in denselben und dessen Steigen und Fallen [* 3] zeigen an, ob Regulierung notwendig oder nicht, ob kostspielig oder nicht (s. Entwässerung und Drainage). [* 4]

Die Temperatur des Bodens ist abhängig von der Erwärmung desselben durch die Sonnenstrahlen, von dem Gehalt an Wasser und Luft, ersteres Verdunstungskälte erzeugend, letztere schlechter Wärmeleiter; von den im B. stattfindenden Verwesungs- und Zersetzungsprozessen; endlich von der Fähigkeit, mehr oder minder leicht auszustrahlen, also wieder zu erkalten (wärmehaltende Kraft und Ausstrahlung). Bei Tage und im Sommer wird der Boden im Überschuß erwärmt, bei Nacht und im Winter erkaltet er wieder;

die Wärme [* 5] dringt nur bis zu einer gewissen Tiefe in den ein, die nach Lage und Bodenbeschaffenheit verschieden ist;

nach der höchsten Erwärmung folgt die allmähliche Wärmeabgabe;

die Tiefe, bis zu welcher bei Tage und im Sommer die Wärme vordringen kann, bezeichnet die Schicht der wechselnden Wärme, unter derselben ist konstante Temperatur.

Licht

Bild 10.764: Licht
* 6 Licht.

An der Oberfläche zeigen sich bedeutende Differenzen gegen die Lufttemperatur, bis zu 15° höhere Warme. Mehr chemischer Art ist die Absorptionsfähigkeit, gebunden an die thonige Feinerde und den Humus. Aus den wässerigen Bodenlösungen nimmt die Ackerkrume Kali, Ammoniak und Phosphorsäure aus und verhindert deren Auswaschen in die Tiefe, während Kalk, Natron, Magnesia der Bewegung des Wassers zu folgen vermögen. Diese wichtige Eigenschaft der Ackererde wurde zuerst von Thompson, Huxtable und Way entdeckt, von J. ^[Justus] v. Liebig aber in das rechte Licht [* 6] gestellt.

Ohne sie ist nachhaltiges Wachstum nicht möglich, also auch nicht ohne thonige Feinerde. Wo diese fehlt oder zurücktritt (das Skelett [* 7] überwiegt), muß die Düngung in kleinen und öftern Gaben gegeben werden. Reichtum des Bodens nennt man die Gesamtsumme der zu irgend einer Zeit vorhandenen Pflanzennährstoffe mineralischer und organischer Art, Kraft oder Fruchtbarkeit aber den zu gegebener Zeit assimilationsfähigen Teil derselben. Von großer Bedeutung sind noch Lage und Umgebung; sanfte Neigung ist am beliebtesten, weil dem Wasser leichten Abzug gestattend.

Bei 15° Neigung ist die Grenze der Spannarbeit, bei 20° die Grenze der Hackarbeit, bei 30° die Grenze der Bearbeitung überhaupt und die des geschlossenen Graswuchses und bei 45° die für Weinreben und Wald, überhaupt für bleibende Vegetation gegeben. Je nördlicher, um so willkommener ist eine der Sonne [* 8] zugekehrte Neigung;

Winde (Maschine)

Bild 16.668: Winde (Maschine)
* 9 Winde.

feuchter, bindiger Boden ist erwünschter da, wo die trocknen Winde [* 9] vorherrschen, als da, wo die Regenwinde aufschlagen, und umgekehrt;

Niederungsboden (Aueboden) kann weit reicher an Sand und Kalk sein als der Höhenboden, besonders solcher in steiler Lage;

da, wo Regenfall häufig, darf der Boden nicht zu thonig sein, da, wo er seltener, muß er Thon und Humus genug enthalten, zum mindesten porös genug sein, um gut absorbieren zu können.

Die Umgebung endlich schützt vor rauhen Winden, [* 10] hindert aber auch oft die Durchlüftung und die Erwärmung durch die Sonne. Felder in der Nähe von großen Wiesenkomplexen leiden stärker von den Frösten im Frühjahr, solche in oder am Wald haben kürzere Vegetationszeit. Nur die volle Würdigung aller Verhältnisse gibt dem Menschen die Herrschaft über den Boden, welchen immer tragfähiger zu machen seine Hauptaufgabe ist; sinnlose Kultur kann und muß seine Fruchtbarkeit vernichten; am ehesten geschieht dies durch Zerstörung des Waldes da, wo er zum Schutz notwendig ist, weil damit der normale Wasserzufluß aufhört.

Empfehlenswerte Werke über Boden sind Fallou, Anfangsgründe der Bodenkunde (2. Aufl., Dresd. 1865);

Derselbe, Grund und Boden des Königreichs Sachsen [* 11] (das. 1869);

Detmer, Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der allgemeinen landwirtschaftlichen Bodenkunde (Leipz. 1876);

Orth, Geognostische Durchforschung des schlesischen Schwemmlandes (Berl. 1872);

Meitzen, Der und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preußischen Staats (das. 1868-73, 4 Bde.);

Senft, Lehrbuch der Gesteins- und Bodenkunde (das. 1877);

Wollny, Der Einfluß der Pflanzendecke und Beschattung auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens (das. 1877).

Über Bodenarten und Ackerklassen s. Bonitierung.