Seite 6.72, Faules Meer - Fäulnis | eLexikon
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Faules Meer - Fäulnis
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7 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Faules Meer | (russ. Gniloje More, auch Siwasch), der westlichste Teil des Asowschen Meers, zwischen der Krim / 109 |
Faulfieber | (putrides Fieber), Fieber, welches nachweislich durch Aufnahme fauliger Stoffe in die Säftemasse / 29 |
Faulfisch | Nikolaus von, Magister zu Prag und Anhänger von Johannes Huß. Mit ihm wird öfters der böhmische / 39 |
Faulheit | habitueller Zustand, in welchem der Mensch jegliche Anstrengung der Kräfte des Geistes wie / 26 |
Faulhorn | Gebirgsstock des Berner Oberlandes, südlich vom Brienzer See (2683 m), gewährt einen herrlichen / 115 |
Faulmann | Karl, Stenograph und Schriftsteller, geb. 24. Juni 1835 zu Halle, wurde Schriftsetzer, betrieb / 165 |
Fäulnis | (Putrefaktion, Putreszenz), diejenige Reihe von Zersetzungen, welche stickstoffhaltige pflanzliche / 917 |
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vorzugsweise gegen chronische Rheumatismen und Gicht empfohlen.
Vgl. Schäken, Die Heilquelle zu Faulensee. (Thun 1864);
Faules
Meer (russ. Gniloje More, auch Siwasch), der westlichste Teil des Asowschen Meers, zwischen der Krim [* 3] und der schmalen Landzunge von Arabad, erstreckt sich, 110 km lang, von der Halbinsel Kertsch im S. bis zur engen Straße von Genitschi im N., ist 3-22 km breit und hat 2375 qkm (43 QM.) Flächeninhalt. Die Landenge von Perekop trennt es vom westlich liegenden Karkinitischen Meerbusen. Es ist sehr seicht und sumpfig und dicht mit Schilf bewachsen, in dem zahllose Wasservögel hausen. Im nördlichen Teil umschließt es eine große Halbinsel (Tschungar), die größere Insel Tschurucktup und zahlreiche kleine Sumpfeilande. Die Küste an der Krim ist in seltsamer Weise gefranst. Vgl. Asowsches Meer.
Faulfieber
(putrides Fieber), Fieber, welches nachweislich durch Aufnahme fauliger Stoffe in die Säftemasse entsteht, namentlich Wundfieber und Wochenbettfieber (s. d.).
S. Septichämie. - Faulfieber bei Pferden, s. Blutfleckenkrankheit der Pferde.
Faulfisch,
Präeminenz - Prag
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* 4
Prag.Nikolaus von, Magister zu Prag [* 4] und Anhänger von Johannes Huß.
Mit ihm wird öfters der böhmische Ritter Hieronymus von Prag (s. d.), welcher auf dem Konzil zu Konstanz [* 5] 1417 verbrannt wurde, verwechselt und daher fälschlich Hieronymus (von) Faulfisch genannt.
Faulheit,
habitueller Zustand, in welchem der Mensch jegliche Anstrengung der Kräfte des Geistes wie des Körpers, besonders aber jede regelmäßig zu verrichtende Arbeit, scheut;
vgl. Trägheit.
Faulhorn,
Gebirgsstock des Berner Oberlandes, südlich vom Brienzer See (2683 m), gewährt einen herrlichen Einblick in die Finsteraarhorngruppe. Gibt der Rigi eine schöne Ansicht des Alpenkranzes, so beschränkt sich der Blick vom Faulhorn auf die eine, aber wundervolle und nahe Partie, namentlich die beiden Spitzen des Finsteraarhorns und der Schreckhörner. Dazu kommt, wie auf dem Rigi, die Aussicht auf den am Fuß gelagerten See, weiterhin über das schweizerische Mittelland bis zu den Zügen des Jura. Man ersteigt das Faulhorn gewöhnlich von der Großen Scheidegg oder von Grindelwald oder vom Gießbach aus. Seit 1832 steht aus seinem Gipfel ein steinernes Wirtshaus. Den Namen hat es von dem bröckelnden Material, aus dem es besteht (schwarzer, glimmeriger Thonschiefer).
Faulmann,
Halle
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* 6
Halle.Karl, Stenograph und Schriftsteller, geb. 24. Juni 1835 zu Halle, [* 6] wurde Schriftsetzer, betrieb dabei als Autodidakt das Studium von Sprachen und kam 1854 in die k. k. Staatsdruckerei zu Wien, [* 7] wo er an der Herstellung stenographischer Typen mitwirkte. Seit 1860 als Lehrer der Gabelsbergerschen Stenographie in Wien thätig, redigierte er in der Folge mehrere stenographische Blätter und erfand ein eignes stenographisches System (die phonetische Stenographie oder Phonographie), das er 1875 durch G. Brant veröffentlichen ließ, später aber selbst in der Schrift »System der deutschen Stenographie auf phonetischer Grundlage in acht Lektionen« (Wien 1879) bearbeitete.
Seine übrigen Schriften sind: »Gabelsbergers stenographisches Lehrgebäude« (29. Aufl., Wien 1885);
»Stenographische Anthologie« (6. Aufl. 1885);
»Schule der stenographischen Praxis« 3. Aufl. 1885);
»Stenographische Unterrichtsbriefe nach Gabelsbergers System« (das. 1877);
»Die Phonographie in ihrem Verhältnis zur Kurrentschrift und Stenographie« (das. 1878);
»Buch der Schrift« (das. 1878);
»Illustrierte Geschichte der Schrift aller Völker der Erde« (das. 1879);
»Illustrierte Kulturgeschichte« (das. 1880);
»Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst« (das. 1882);
»Handbuch der Buchdruckerkunst« (das. 1884).
Fäulnis
(Putrefaktion, Putreszenz), diejenige Reihe von Zersetzungen, welche stickstoffhaltige pflanzliche oder tierische Stoffe infolge der Wirkung eines Fäulniserregers erleiden. Diese Zersetzungen, bei denen die organischen Stoffe in einfachere Verbindungen und zuletzt in Kohlensäure, Wasser, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Phosphorwasserstoff zerfallen, erfolgen unter denselben Bedingungen wie die analogen Zersetzungsprozesse stickstofffreier organischer Körper, welche man Gärung nennt. und Gärung sind aus denselben Verhältnissen zu erklären, und man hat deshalb auch die Fäulnis faulige Gärung genannt.
Gase (Physikalisches)
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* 8
Gase.Unter den fäulnisfähigen Körpern sind vor allen die Proteinsubstanzen zu nennen: Eiweiß, Kasein, Fibrin, Legumin, dann Leim, leimgebende Substanz etc. Diese Körper gehen in Fäulnis über, wenn sie dem Stoffwechsel entzogen sind, und die Fäulnis erfolgt dann ebenso wie die Gärung, aber unter Entwickelung übelriechender Gase. [* 8] Die Fäulnisprodukte sind im wesentlichen nicht verschieden von den Zersetzungsprodukten, welche bei der Einwirkung von Säuren oder Alkalien auf organische Stoffe entstehen; sie sind aber verschieden bei den verschiedenen fäulnisfähigen Stoffen, stets sehr zahlreich und wechseln auch je nach dem Stadium, in welchem die Fäulnis sich befindet.
Nennenswert sind besonders die Amidosäuren (Glycerin, Butalanin, Leucin), Skatol, Indol, Baldriansäure, Buttersäure, Milchsäure, organische Basen, die giftigen Leichenalkaloide (Ptomaine), Kohlenwasserstoff und Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Wasserstoff etc. Die Fäulnis verläuft, ohne daß der Zutritt der Luft erforderlich wäre; bei reichlichem Luftzutritt ändern sich die Erscheinungen wesentlich, und die Fäulnis wird zur Verwesung (s. d.), welche sich als ein Oxydationsprozeß charakterisiert.
Als Fäulniserreger fungieren ausschließlich gewisse Bakterien, welche sich ungemein schnell vermehren, so lange noch fäulnisfähige Substanz vorhanden ist, nach Aufzehrung derselben aber absterben oder in einen Ruhezustand übergehen; die Flüssigkeit klärt sich, und die Bakterien sammeln sich als ein Niederschlag auf dem Boden. Bei der Fäulnis nicht flüssiger, feuchter Substanzen erscheinen sehr häufig die Bakterien in schleimigen Häutchen oder Überzügen an der Oberfläche. Vielfach sind Fäulnisprozesse auch von höher entwickelten Pilzen begleitet. An Körpern, die im Wasser faulen, wachsen die verschiedenen Arten der Saprolegnieen (s. Pilze), [* 9] welche als flockige oder fadige Massen erscheinen und z. B. nicht selten alte faule Brunnenröhren verstopfen. Auf den an der Luft faulenden Substanzen erscheinen dagegen die im gewöhnlichen Leben als Schimmel [* 10] bezeichneten Pilze.
Fäulniswidrige Mittel
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* 11
Seite 6.73.Es ist zwar noch nicht ermittelt, wie das Vorkommen verschiedener Fäulniserreger auf den verschiedenen Substraten mit ihren Nahrungsbedürfnissen und mit den besondern hierbei stattfindenden Fäulnisprozessen zusammenhängt; daß aber diese Organismen wirklich als die Erreger der Fäulnis zu betrachten sind, geht daraus hervor, daß fäulnisfähige Substanzen lange unverändert bleiben, wenn nur die in ihnen enthaltenen Bakterien vollständig getötet werden und der Zutritt neuer Keime dieser Organismen verhindert wird. Auch kann die Fäulnis verlangsamt oder unterdrückt werden durch Mittel, welche die Vegetation und Vermehrung der Bakterien hemmen oder dieselben töten; daher sind alle Mittel, welche das letztere ¶
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bewirken, zugleich antiseptische. Wenn Aufgüsse auf animalische oder vegetabilische Substanzen auf 100° erwärmt werden und darauf das Gefäß [* 12] mit Baumwolle [* 13] verstopft wird, so entstehen keine Bakterien, und es tritt auch keine ein. Wohl aber geschieht dies, wenn unter sonst gleichen Umständen nur bis 40-60° C. selbst stundenlang erwärmt wird. Eine einstündige Erwärmung bei höherer Temperatur tötet dagegen die Bakterien und verhindert die Fäulnis; bei 100° C. hat schon eine Dauer von 20 Minuten diesen Erfolg.
Wird in eine so behandelte Flüssigkeit ein Tropfen Wasser gebracht, in welchem lebendige Bakterien sich befinden, so tritt in kurzer Zeit Trübung der Flüssigkeit ein zum Zeichen der Vermehrung der Bakterien, und die Fäulnis beginnt. Auf welche Weise durch diese Wesen die Fäulnis erregt wird, ist noch keineswegs genügend ermittelt. Sicher ist, daß dieselben ihre Nahrung aus den in Zersetzung übergehenden Substanzen beziehen, und daß es organische Verbindungen sind, welche ihnen hierzu dienen, daß sie wenigstens den für sie nötigen Kohlenstoff und Wasserstoff in Form einer organischen Verbindung in sich aufnehmen müssen, weil sie nicht, wie die mit Chlorophyll ausgestatteten Pflanzen, Kohlensäure und Wasser zu organischen Verbindungen verarbeiten können.
Kreislauf des Blutes
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Kreislauf.Die allgemeine Verbreitung der Keime dieser Pilze erklärt es, warum es nur schwer gelingt, dieselben von fäulnisfähigen Stoffen fern zu halten und damit die Zersetzung der letztern zu vereiteln. Die Fäulnisprozesse sind für den Haushalt der Natur von höchster Bedeutung, indem sie die beständig sich anhäufenden abgestorbenen Pflanzen und Tiere beseitigen und deren elementare Bestandteile wieder in den allgemeinen Kreislauf des [* 14] Stoffes zurückführen. Für den lebenden Organismus aber sind Fäulnisprozesse oft verderblich, und es entstehen tödliche Erkrankungen, wenn faulende Substanzen ins Blut gelangen.
Die eigentlichen Fäulnisbakterien sind wohl unschädlich, aber faulende Stoffe bieten den Boden für die Entwickelung andrer schädlicher Bakterien, und deshalb ist es dringend notwendig, die Wohnungen der Menschen von allen faulenden Substanzen frei zu halten, zumal auch die aus letztern sich entwickelnden Gase die Luft verderben und zum Teil direkt giftig wirken. Die Technik macht von der Fäulnis bei der Flachsbereitung, der Papierfabrikation, [* 15] der Gerberei und bei der Düngerbereitung Gebrauch.
Bei den Alten, namentlich von Aristoteles, wurde die Fäulnis (Putrefaktion) als ein geheimnisvoller Prozeß angesehen, durch welchen nicht nur die bestehenden organischen Körper zersetzt, sondern auch neue, lebende erzeugt würden. Maden, Fliegen, [* 16] ja selbst Bienen und Frösche [* 17] sollten im faulenden Fleisch oder gärenden Schlamm entstehen, und von den sogen. Jatrochemikern und Ärzten des ausgehenden Mittelalters (Paracelsus, van Helmont u. a.) wurden diesem Prozeß noch andre Wunderwirkungen durch das Entstehen der natürlichen Mumie zugeschrieben, ja man hoffte mit Hilfe der in einer Phiole durch die sogen. spagyrische Kunst sogar einen kleinen lebenden Menschen (Homunkulus) zuwege zu bringen. Erst Franziskus Redi machte diesen Phantastereien ein Ende, indem er durch zahlreiche Versuche erwies, daß in fäulnisfähigen organischen Substanzen niemals Tiere entstehen, wenn man durch sorgfältigen Abschluß verhindert, daß Keime oder Eier [* 18] von Tieren hinein gelangen können.