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Seite 6.539, Frankreich (Geschichte: die Karolinger) | eLexikon

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Karte im Maßstab [* 2] 1:50,000 in 950 Bl. vorbereitet; »Carte de France dressé par le service vicinal« (1:100,000, offiziell vom Ministerium des Innern, etwa 120 Sektionen erschienen); die »Carte de la France« (im Maßstab 1:320,000 in 33 Bl., 1852-1881). - Generalkarte von Vogel (1:1,500,000, in Stielers »Handatlas«, 4 Bl.);

Leuzinger, Physikalische und geographische Karte von Frankreich (1:2,000,000, Bern [* 3] 1880);

Levasseur, France au 600,000 (12 Bl., Par. 1878) - Höhenschichtenkarten: Carte du nivellement général de la France (1:800,000, 1872, 6 Bl.);

H. Pigeonnot und Frankreich Drivet, Carte hypsométrique de la France (1:800,000, 1877, 9 Bl.). - Dufrénoy und Elie de Beaumont, Carte géologique et minéralogique de la France (1:500,000, 1841, 2. Ausg. 1855, 6 Bl. mit 2 Bdn. Text). Für die Topographie ist Joanne, Atlas [* 4] de la France 2. Aufl. 1872, 95 Bl.), von Wert.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 5 Sprache.

Geschichte Frankreichs.

Am Ende des 5. Jahrh. n. Chr. gründete der westdeutsche Stamm der Franken in Gallien (s. d.) das Frankenreich (s. d.), welches sich durch Eroberung allmählich über die meisten deutschen Stämme Mitteleuropas ausdehnte. Dieses Frankenreich war insofern noch ein deutsches, als seine Könige nach deutschen Gesetzen und Sitten lebten, Deutsch die Sprache [* 5] ihres Hofs blieb, während allerdings die Masse des Volkes in Gallien romanisiert war. Eine besondere Existenz erlangte das alte Gallien erst wieder durch die Teilung, welche die Enkel Karls d. Gr., die Söhne Ludwigs des Frommen, 843 zu Verdun [* 6] mit dem Reich ihrer Ahnen vornahmen.

Während der zweite Sohn, Ludwig, die fränkischen Besitzungen östlich vom Rhein, der älteste, Lothar, Italien [* 7] und die Länder erhielt, welche östlich von Reuß [* 8] und Rhein, westlich von Rhône, Saône und Maas begrenzt wurden, fiel das Frankenland westlich von diesen letztern drei Flüssen (auch das Gebiet zwischen Pyrenäen und Ebro gehörte dazu) als Westfranken dem jüngsten Bruder, Karl dem Kahlen, anheim. Damit beginnt die gesonderte Geschichte des westfränkischen Reichs, des eigentlichen Frankreich. Die Bevölkerung [* 9] desselben war keineswegs eine gleichartige; es bestanden in ihr Unterschiede, welche für die gesamte französische Geschichte von Wichtigkeit geblieben sind.

Den Grundstock derselben bildeten die unter der römischen Herrschaft mit römischen Elementen durchmengten und romanisierten Kelten, neben denen im Südwesten Basken, im Nordwesten, in der Bretagne, nicht romanisierte Kelten wohnten. Aber während nördlich von der Loire die in großer Menge einwandernden Franken eine bedeutende Einwirkung aus Wesen und Art der Bevölkerung ausübten, blieb in den Gegenden südlich von der Loire, wo die Franken erst später erschienen waren und sich nur in sehr geringer Anzahl niedergelassen hatten, das galloromanische Element in fast unvermischter Reinheit fortbestehen. In Sprache, Sitte und Rechtsleben unterschieden sich daher Nord- und Südfranzosen, die einander viele Jahrhunderte lang bei weitem schroffer gegenüberstanden als je die Nord- und Süddeutschen.

Aus dem fränkischen Idiom der Sieger und dem verderbten lateinischen Dialekt der Gallier entwickelte sich nun eine neue Sprache, die französische, in welcher freilich die gewandtere, feinere und genauere Redeweise der geistig überlegenen Galloromanen überwog. Das erste litterarische Zeugnis, das wir von der französischen Sprache besitzen, stammt aus dem Jahr 842, also gerade aus dem Zeitraum, wo ein besonderes Frankreich zuerst in der Geschichte erscheint.

Frankreich unter den Karolingern (843-987).

Zunächst befand sich Westfranken unter der Herrschaft der Nachkommen Karls d. Gr., der Karolinger, in sehr trüben Zuständen. Die großen Vasallen hatten in dem Krieg der drei Söhne Ludwigs des Frommen gegeneinander die Macht an sich gerissen und betrachteten den Staat als ihre Beute. Sie stürzten sich auf das Besitztum der kleinen Freien und der Kirchen und rissen es an sich, wie es ihnen gefiel. Das Königtum stand machtlos in dieser allgemeinen Verwirrung; wenn es nicht ganz zu Boden gerissen wurde, so hatte es dies lediglich dem Übermaß des Übels selbst zu danken: die großen Vasallen waren so egoistisch, so roh und einander so feindlich, daß sie sich nicht einmal zu Schritten wider ihren gemeinschaftlichen Gegner, das Königtum, zu vereinigen vermochten.

Bordeaux

Bild 3.212: Bordeaux
* 10 Bordeaux.

Karl (II.) der Kahle (843-877), obwohl nicht ohne Begabung und voll Ehrgeiz, vermochte die innere Zerrüttung nicht zu bemeistern, zumal er auch durch die alljährlich wiederholten Raubanfälle der Normannen und der Sarazenen zu leiden hatte. Bordeaux, [* 10] Paris, [* 11] Nantes, [* 12] Angers, Orléans [* 13] und viele andre große Städte des Landes wurden von den Normannen geplündert und niedergebrannt. Der Süden Frankreichs zwischen Loire und Pyrenäen, Aquitanien, machte sich völlig unabhängig von dem König in Paris, ebenso die Bretagne. Je weniger Karl den eignen Besitz behaupten konnte, desto eifriger strebte er aber nach fremdem.

Nach dem Tod seines Neffen Lothar II. teilte er ohne Rücksicht auf den rechtmäßigen Erben dessen Land, Lotharingien (Lothringen), mit seinem Bruder Ludwig dem Deutschen in dem Vertrag zu Mersen (870): Ourthe, Maas und Jura wurden die Grenzen [* 14] Westfrankens gegen Ostfranken oder Deutschland. [* 15] Ebensowenig Bedenken trug er, bei der Erledigung des Kaisertums 875 dasselbe seinem ältern Bruder, Ludwig, vorwegzunehmen, indem er nach Rom [* 16] eilte und sich dort vom Papst Johann VIII. die Kaiserkrone aufsetzen ließ.

Ja, als im nächsten Jahr Ludwig der Deutsche [* 17] starb, wollte Karl sich auch Ostfrankens bemächtigen, wurde aber von dessen Sohn Ludwig dem Jüngern bei Andernach aufs Haupt geschlagen (Oktober 876), sogar 877 aus Italien vertrieben und starb auf der Flucht in einer Hütte am Fuß des Mont Cenis. Seine Nachfolger, Ludwig II. (»der Stammler«, 877-879), Ludwig III. (879-882) und Karlmann (882-884), konnten den trotzigen Großen gegenüber um so weniger Einfluß üben, als ein früher Tod (das Zeichen erschöpfter Lebenskraft in der karolingischen Dynastie) sie alle wegraffte.



Frankreich (Geschichte

Bild 6.540: Frankreich (Geschichte: die Kapetinger)
* 19 Seite 6.540.

Inzwischen hausten die Normannen furchtbarer denn je. In ihrer Verzweiflung riefen 884 die westfränkischen Großen den Kaiser und König von Ostfranken, Karl den Dicken, auch zu ihrem Herrscher aus. Indes hatte diese neue Vereinigung des großen fränkischen Reichs keinen Bestand; denn als Karl der Dicke die Paris belagernden Normannen, anstatt sie zu bekämpfen, schmachvollerweise mit Geld zum Abzug bewog, wurde er 887 auf dem Reichstag zu Tribur abgesetzt; die zwei fränkischen Reiche trennten sich von neuem, und jedes ging fortan seinen eignen Weg. Damals sagten sich die Beherrscher von Niederburgund oder der Provence und von Oberburgund von der Herrschaft der Karolinger los und stifteten eigne Königreiche. In Westfranken selbst übergingen die Großen den einzigen noch lebenden Sohn Ludwigs II., Karl, und setzten dafür den tapfern Grafen Odo von Paris zum König ein, welcher der Enkel eines in Frankreich angesiedelten Sachsen, [* 18] Witichin, und der

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Sohn Roberts des Tapfern war, dem Karl der Kahle das Land zwischen Seine und Loire zum Lehen gegeben hatte. Odo vermochte indes nicht zu ruhigem Genuß seiner Herrschaft zu kommen. Einerseits hielt die Kirche fest an der legitimen Dynastie der Karolinger, die sich ihr stets ergeben gezeigt hatte, und anderseits wollten die Großen nicht auf die Länge die Obergewalt eines Mannes ertragen, der aus ihrer eignen Mitte hervorgegangen war. Als Karl III., der später den unverdienten Beinamen des »Einfältigen« erhalten hat, herangewachsen war, wußte er sich an der Spitze einer starken Partei gegen Odo zu behaupten und erlangte nach dessen Tod (898) die unbestrittene Herrschaft. Um Ruhe vor den Normannen zu erhalten, trat er deren kriegerischem Führer Hrolf Gangr das Gebiet der untern Seine als westfränkisches Lehen ab (912), nachdem derselbe sich bereit erklärt hatte, zum Christentum überzutreten; Hrolf wurde unter dem christlichen Namen Robert der erste Herzog der Normandie.

Diese Festsetzung der Normannen im nördlichen Frankreich war ein überaus glückliches Ereignis. Die Raubzüge der Normannen in den fränkischen Provinzen nahmen damit ein Ende, und in den letztern konnte man sich wieder ungestört den Geschäften des Friedens widmen. Mit überraschender Leichtigkeit aber nahmen jene skandinavischen Germanen die Sprache und die Anschauungen ihrer westfränkischen Nachbarn und Unterthanen an; mit der Energie, die sie bei allen ihren Unternehmungen zeigten, verwandelten sie sich aus Germanen in Romanen und aus den unerbittlichen Feinden der christlichen Religion in deren begeisterte Vorkämpfer.

Hanc veniam etc. - Han

Bild 8.65: Hanc veniam etc. - Hand
* 20 Hand.

Auch Karl III., dessen eignes Gebiet nur in der Umgebung von Laon und einigen durch das ganze Reich zerstreuten Domänen bestand, vermochte auf die Länge nicht, die verräterischen Vasallen im Zaum zu halten. Er wurde geschlagen (923) und durch Hinterlist eingekerkert, bis der Schmerz über seine Gefangenschaft 929 seinem Leben ein Ende machte. Nach einer Schattenherrschaft des Herzogs Rudolf von Französisch-Burgundien folgte der nach England geflüchtete und deshalb »der Überseeische« (d'Outremer, Ultramarinus) genannte Sohn Karls III., Ludwig IV., 936. Derselbe war aber nur ein Werkzeug in der Hand [* 20] Hugos d. Gr., des Nachkommen des Königs Odo, welcher das ganze Land zwischen Aisne und Loire als Herzogtum Francien und dazu noch das französische Herzogtum Burgundien beherrschte.

Reimchroniken - Reims

Bild 63.738: Reimchroniken - Reims [unkorrigiert]
* 21 Reims.

Als Ludwig IV. Miene machte, sich auf eigne Füße zu stellen, rettete nur die Dazwischenkunft seines Schwagers, des mächtigen deutschen Königs Otto I., ihn vor der Rache des übermütigen Hugo. Unter Ottos Schutz folgte auf Ludwig IV., 954 dessen 13jähriger Sohn Lothar III., dessen Regierung ruhig, aber auch machtlos war, und diesem 986 sein Sohn Ludwig V., der wegen seiner kurzen, thatenlosen Regierung »der Faule« (le Fainéant) genannt wird, aber schon 987, noch nicht 20 Jahre alt, starb. Es war jetzt nur noch ein einziger Karolinger übrig, Lothars III. Bruder Karl, der aber als Herzog von Niederlothringen deutscher Vasall war. Dies benutzte der Sohn Hugos d. Gr., Herzog Hugo von Francien, mit dem Beinamen Capet (Kapuze), um mit Hilfe seines Bruders, des Herzogs Heinrich von Burgund, und des Erzbischofs Adalbert von Reims [* 21] sich von den Großen die Königskrone zu erwirken. Ein Versuch Karls, ihm dieselbe zu entreißen, scheiterte; Karl und sein Sohn beschlossen ihre Tage im Kerker. Damit endete die unglückliche Herrschaft der westfränkischen Karolinger.

Die Herrschaft der direkten Linie der Capetinger (987-1328).

So gelangte 3. Juli 987 die Dynastie der Kapetinger auf den französischen Thron, [* 22] den sie in verschiedenen Linien bis zur großen Revolution behauptet hat, eine Dynastie deutscher Abstammung ebenso wie die Karolinger. Aber das westfränkische Volk war inzwischen vollständig romanisiert. Während im Innern des Reichs die verschiedenen Stämme sich zu einer nördlichen und einer südlichen Einheit verschmolzen hatten, waren von germanischem Wesen nur geringe Spuren in der Sprache übriggeblieben.

Als Staat befand sich Frankreich allerdings in völligster Zerrüttung. Der Süden hatte sich von der königlichen Gewalt fast völlig losgerissen; auch im mittlern und nördlichen Teil wollten die großen Vasallen die Oberlehnshoheit der Krone nur noch der Form nach anerkennen. Den politischen Zerfall Frankreichs verhindert, es neu organisiert und allmählich fast alle französisch redenden Gebiete des alten Frankenreichs zu Einem Staat vereinigt und so die französische Nation eigentlich erst geschaffen zu haben, das ist das Verdienst des kapetingischen Herrscherhauses.

Norddeutscher Lloyd -

Bild 62.415: Norddeutscher Lloyd - Nordenberg [unkorrigiert]
* 23 Norden.

Das Reich Hugo Capets wurde nach dem unmittelbaren Besitztum desselben France, Frankreich, seine Unterthanen Franzosen genannt. Indessen mußte Hugo erkennen, daß anfangs seine Macht durch das Königtum nicht verstärkt, sondern lediglich vermindert war. Zunächst benutzten die Aquitanier die Beseitigung der legitimen Dynastie, um abermals von dem König von Francien abzufallen und sich den Franzosen feindselig gegenüberzustellen. Aber auch im Norden [* 23] kümmerten sich die Herzöge und Grafen wenig um den König, Kämpfe und Empörungen erschütterten unausgesetzt das Reich.

Nur durch Nachgeben, Schenkungen, Anerkennung der vollendeten Thatsachen vermochte Hugo sich zu behaupten und durch vorsichtiges, aber konsequentes Festhalten an der Oberlehnsherrlichkeit der Krone dieser allmählich eine moralische Macht zu verschaffen. Die Befestigung der Dynastie auf dem Thron und die Anerkennung der Erblichkeit der Monarchie in Frankreich beförderten die Kapetinger ferner dadurch, daß die ersten Könige noch bei Lebzeiten den zur Thronfolge bestimmten Sohn krönen ließen und zum Mitregenten annahmen, wobei das Glück sie auffallend begünstigte.

Fast nie hinterließ ein König einen unmündigen Sohn, nie war die Thronfolge zweifelhaft, so daß nie ein verderblicher Erbstreit entstand und die Großen des Reichs nie in Versuchung kamen, ein Wahlrecht auszuüben. Indem die Könige nicht nach fernen Reichen und Eroberungen trachteten, sondern nur auf die Interessen ihrer Dynastie und ihres Landes bedacht waren, erwarben sie sich das Vertrauen der friedlichen Stände, der Geistlichkeit und der Städte, und vermochten die königliche Autorität über die Vasallen mehr und mehr zu verstärken.

Hugo Capet starb schon 996, und ihm folgte ohne alle Anfechtung sein schon mehrere Jahre zuvor von den Großen anerkannter und gekrönter Sohn Robert (996-1031), der seine Zeit mit dem Lesen der heiligen Schriften und der Abfassung von Meßbüchern verbrachte und in mönchischer Zurückgezogenheit lebte, aber mit den großen Vasallen in gutem Einvernehmen stand. Auch behauptete er das Herzogtum Burgund nach dem kinderlosen Tod seines Oheims Heinrich für das kapetingische Haus, indem er es seinem dritten Sohn, Heinrich, verlieh. Dasein ältester Sohn, Hugo, vor ihm starb, der zweite, Odo, geistesschwach war, so ließ er 1027 den dritten Sohn in Reims

Fortsetzung Frankreich: → Seite 6.541 || krönen, und dieser folgte ihm als Heinrich I. (1031-1060). Die Regierung desselben war durch