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Seite 9.75, Italien (Geschichte: 17. und 18. Jahrhundert) | eLexikon

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  • ️Wed Oct 25 1797
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absieht, so vermochte keiner der Päpste seit Paul IV. und Pius IV. in einer internationalen europäischen Angelegenheit ein entscheidendes Gewicht in die Wagschale zu werfen. Selbst der bedeutendste unter den Päpsten des 16. Jahrh., Sixtus V., war nur imstande, seinen Namen für die innere Geschichte des Kirchenstaats denkwürdig zu machen. In den Streitigkeiten Pauls V. mit Venedig [* 2] zog der erstere 1608 entschieden den kürzern, und die kirchlichen Machtmittel reichten nicht einmal hin, um einen nahegelegenen Staat im Sinn der römischen Rechtsanschauungen zu lenken.

Mantilla - Mantua [unk

Bild 61.568: Mantilla - Mantua [unkorrigiert]
* 3 Mantua.

So erklärt es sich denn, daß die römischen Päpste seit dem 17. Jahrh. anfingen, mehr und mehr zu Frankreich hinzuneigen, als dort die bourbonische Dynastie den Kampf gegen das spanisch-habsburgische Haus nach Beilegung der innern religiösen Kriege wieder aufnahm. Als einen ersten Erfolg der französischen Politik in I. seit fast 100 Jahren wird man die Nachfolge der Familie Nevers in Mantua [* 3] und Montferrat nach dem Aussterben der Gonzaga bezeichnen können. Mitten im Dreißigjährigen Krieg hatte der Kardinal Richelieu den mantuanischen Erbfolgekrieg entzündet und den Kaiser Ferdinand II. gezwungen, den Herzog Karl von Nevers dem Interesse Spaniens entgegen 1631 mit Mantua und Montferrat zu belehnen. Zu ebenderselben Zeit bemächtigte sich der römische Stuhl, von Frankreich unterstützt, des Herzogtums Urbino nach dem Aussterben des Hauses della Rovere mit Franz Maria.

Europa. Fluß- und Gebi

Bild 5.919a: Europa. Fluß- und Gebirgssysteme
* 7 Europa.

Schon begann unter Ludwig XIV. der französische Einfluß in den einzelnen kleinern Staaten denjenigen Spaniens zu verdrängen, als die spanische Erbfolgefrage auftauchte, durch deren Entscheidung das Schicksal Italiens [* 4] voraussichtlich im wesentlichen bestimmt werden mußte. Sowohl Frankreich als Österreich [* 5] suchten in I. die Entschädigungsobjekte für ihre Ansprüche auf die spanische Krone und richteten zunächst ihr Augenmerk auf Oberitalien, [* 6] wo auf den alten, wohlbekannten Schlachtfeldern noch einmal um das politische Übergewicht in Europa [* 7] gekämpft wurde.

Mit dem Jahr 1706 war insbesondere durch Prinz Eugens Sieg bei Turin [* 8] der Besitz der Lombardei für Österreich gewissermaßen entschieden. Durch den Utrechter Frieden 1713, welchen Österreich 1714 zu Rastatt [* 9] im wesentlichen acceptierte, wurde, nach gänzlicher Abtrennung der europäischen Nebenländer von Spanien, [* 10] Österreich die vollständig dominierende Macht auf der Halbinsel. Es erhielt außer Mailand [* 11] das Königreich Neapel [* 12] und die Insel Sardinien; [* 13] auch Mantua war nach Ächtung des treubrüchigen Herzogs von dem Kaiser als heimgefallenes Reichslehen in Besitz genommen worden.

Die Insel Sizilien [* 14] erhielt der Herzog von Savoyen, doch wurde dieselbe wenige Jahre später durch einen Separatvertrag gegen Sardinien ausgetauscht, wobei der Herzog von Savoyen den Titel eines Königs von Sardinien annahm. Das Bestreben der neuen bourbonischen Dynastie in Spanien ging sofort dahin, die frühere Herrschaft über I. wiederzuerlangen; doch wurde dieses Ziel nur insoweit erreicht, als ein jüngerer Zweig des bourbonischen Hauses in den Besitz von italienischen Ländern kam.

Parma (Provinz und Sta

Bild 62.921: Parma (Provinz und Stadt) [unkorrigiert]
* 15 Parma.

Bei dem Aussterben des Hauses Farnese in Parma [* 15] und Piacenza 1731 erhielt der Infant Karl von Spanien diese Herzogtümer, welche er jedoch im Wiener Frieden 1738 an Österreich abtrat; hierfür und zugleich für Anerkennung der Pragmatischen Sanktion von seiten Spaniens und Frankreichs wurde Karl König von Neapel und Sizilien, auf welche Länder Österreich verzichtete, um seinen oberitalienischen Besitz zu arrondieren, und welche fortan eine Sekundogenitur der spanischen Bourbonen sein sollten.

Allein auch von dem Mailändischen mußte Österreich im Wiener Frieden und später nach dem österreichischen Successionskrieg im Aachener Frieden 1748 an Savoyen Tortona, Novara und andre Grenzgebiete am Ticino abtreten. Wenige Jahre früher (1737) war das Haus der Mediceer in Florenz [* 16] erloschen; das Land kam nun unter dem Namen eines Großherzogtums Toscana an den Gemahl Maria Theresias, Herzog Franz Stephan von Lothringen, und ward später, als Franz I. 1745 römischer Kaiser geworden war, für eine Sekundogenitur des habsburg-lothringischen Hauses erklärt. Massa und Carrara erbten 1743 die Este von Modena, während für den spanischen Infanten Don Philipp im Aachener Frieden abermals ein bourbonisches Herzogtum in Parma und Piacenza gegründet wurde.

Gleichheit - Gleichsch

Bild 58.69: Gleichheit - Gleichschritt
* 17 Gleichgewicht.

Demnach schien der Zustand Italiens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. so geordnet zu sein, daß die einzelnen großen Herrscherfamilien Europas hinreichende Anknüpfungspunkte auf der Halbinsel fanden, ohne daß deshalb das Gleichgewicht [* 17] gestört werden sollte. Die jüngern Linien der Lothringer und Bourbonen herrschten in Toscana, Parma, Neapel und Sizilien; Mailand allein stand unter der unmittelbaren Fremdherrschaft Österreichs; diesem gegenüber besaß Savoyen außer Sardinien auch ein hinreichendes Stück der Lombardei, um weitere Eingriffe Österreichs mit Hilfe der Westmächte abwehren zu können.

Die Republiken Genua [* 18] und Venedig hatten zwar ihre politische Weltstellung längst verloren, konnten aber unbeirrt in ihren Gebieten herrschen, während der Kirchenstaat in vollständiger Arrondierung sich breit zwischen den eifersüchtigen Mächten ausdehnte und geeignet schien, den Friedenszustand zu erhalten. In diesen Territorialverhältnissen konnte eine gewisse Ähnlichkeit [* 19] mit den Zuständen am Ende des 15. Jahrh. gefunden werden, wo I. in seiner vollen Blüte [* 20] stand. Da die neuen Herrscherfamilien nichts unterließen, um sich der italienischen Nationalität einzufügen, und in einigen Fürstentümern, wie Toscana, eine sehr geregelte Administration eingeführt wurde, auch in dem österreichischen Mailand unter Maria Theresia eine von der Zentralregierung so gut wie ganz unabhängige Verwaltung bei vollkommener Anerkennung der italienischen Rechtsverhältnisse bestand, so bezeichneten die staatlichen Feststellungen des 18. Jahrh. für I. in der That einen großen Fortschritt gegenüber der spanischen Epoche seiner Geschichte. Im Gebiet der Wissenschaft und Kunst waren der nationalen Entwickelung keine so hemmenden Fesseln angelegt wie in der frühern Zeit; die allgemeine Lockerung der religiösen und kirchlichen Zwangsverhältnisse hatte auch in I., wie überall im 18. Jahrh., das Aufkommen neuer Ideen ermöglicht. Einige Regierungen schritten sogar selbst rüstig voran, dem Zeitgeist in kirchlicher und staatlicher Beziehung Bahn zu brechen. Die mittelalterliche Richtung auf eine strengere politische Einheit der Nation schien erloschen, und die Zerreißung derselben in viele Staaten selbst auf dem Gebiet der materiellen Interessen wurde noch als kein allzu großes Übel empfunden.



Italien (Geschichte: b

Bild 9.76: Italien (Geschichte: bis 1813)
* 22 Seite 9.76.

Italien in der Revolutionszeit.

Dieser Zustand wurde nun durch die französische Revolution gewaltsam erschüttert. Mehr von außen herein als von innen heraus ward auch I. von revolutionären Bewegungen erfüllt. Zunächst mehr dem Zug nach allgemeiner Freiheit folgend, schlossen sich die bürgerlichen Kreise [* 21] den Ideen der französischen Revolution an, ohne eine wesentliche

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Veränderung der Territorialverhältnisse zu erwarten oder zu wünschen. Aber die Machthaber in Paris, [* 23] welche die Bedeutung Italiens wohl zu würdigen wußten, hatten es gerade darauf abgesehen, das bisherige Staatensystem in I. aus den Angeln zu heben, und die im Namen der Freiheit auf dem italienischen Boden erscheinenden Armeen traten keineswegs als bloße Freiheitsschwärmer auf. Bereits im September 1792 rückten französische Truppen in Savoyen ein. Im Februar 1793 kündigte der Nationalkonvent Neapel den Krieg an; 1794 drangen die französischen Armeen in Piemont und Genua vor, wurden zwar 1795 von den Österreichern zurückgedrängt und von Neapel und Sardinien genötigt, I. wieder zu verlassen; aber nachdem 1796 Bonaparte das Kommando der französischen Armeen in I. übernommen hatte, wurde der König von Sardinien zu einem Frieden genötigt, in welchem er Nizza [* 24] und Savoyen an Frankreich abtrat.

Schlabrendorf - Schlac

Bild 64.471: Schlabrendorf - Schlachten
* 25 Schlachten.

In der Lombardei folgten die entscheidenden Schlachten, [* 25] welche den Namen des jungen Generals zu plötzlicher Berühmtheit brachten. Neapel erbat den Frieden; aus Mantua, Mailand, Modena und dem Teil von Parma diesseit des Po wurde die Cisalpinische Republik gebildet (1797). Der Kirchenstaat wurde 1798 in eine Römische [* 26] Republik umgewandelt, während Genua sein Gebiet an die Ligurische Republik abtrat. Das venezianische Gebiet war schon 1797 von den Franzosen besetzt und die aristokratische Regierung in eine demokratische verwandelt worden.

Der Friede von Campo Formio überließ an Österreich Venedig bis zur Etsch und schlug das übrige Gebiet desselben zur Cisalpinischen Republik. Der König von Sardinien hatte 25. Okt. 1797 mit den Franzosen einen Allianz- und Subsidienvertrag schließen müssen. Als aber infolge der zweiten Koalition Frankreich auch von Neapel und dem Kirchenstaat angegriffen wurde, zwang das Direktorium den König von Sardinien, alle seine Länder auf dem Festland abzutreten. In Neapel faßte der General Championnet festen Fuß und bildete nach Vertreibung des Königs 1799 die Parthenopeische Republik, während Piemont und Toscana von den Franzosen militärisch verwaltet wurden.

Marenco - Marengo

Bild 11.228: Marenco - Marengo
* 27 Marengo.

Zwar mußten die Franzosen wieder das ganze I. räumen, als die Heere der zweiten Koalition mehrere glänzende Siege erfochten, und der Papst und der König von Neapel kehrten in ihre Staaten zurück. Aber Napoleons I. Sieg bei Marengo [* 27] 14. Juni 1800 machte die Franzosen wieder zu Herren von Oberitalien. Der Lüneviller Friede 1801 bestimmte, daß Österreich im Besitz von Venedig bleiben, daß der Herzog von Parma Toscana als König von Etrurien beherrschen und Parma zu Frankreich geschlagen werden sollte.

Frankreich und Österreich garantierten der Cisalpinischen und der Ligurischen Republik, welch letztere auch die eingeschlossenen Reichslehen erhielt, ihren Bestand. Jetzt mußte sich 28. März 1801 auch der König von Neapel zum Frieden von Florenz verstehen, in welchem er Piombino und seine Hälfte der Insel Elba an Frankreich verlor. Zugleich erhielten die Republiken Genua und Lucca [* 28] neue demokratische Verfassungen, während die Cisalpinische Republik 1802 in eine Italienische Republik verwandelt wurde. Zum Präsidenten derselben wurde Napoleon auf zehn Jahre gewählt und nahm Melzi d'Erilo zu seinem Stellvertreter.

Krain, Istrien

Bild 10.136a: Krain, Istrien
* 29 Istrien.

Nachdem Napoleon I. Kaiser geworden war, bildete er 1805 die Italienische Republik in ein Königreich um, machte sich selbst zum König und seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Vizekönig desselben, erteilte dem Land eine der französischen fast gleiche Verfassung und vereinigte Guastalla damit, während seine Schwester Elise Bacciocchi mit Piombino und Lucca als Fürstentümern und französischen Lehen bedacht wurde. Im Preßburger Frieden (1805) kamen das österreichische Venedig, Istrien [* 29] und Dalmatien zum Königreich I., so daß dasselbe jetzt einen Flächenraum von mehr als 90,000 qkm mit 5,657,000 Einw. umfaßte.

Auch Guastalla, die Ligurische Republik, Parma und Piacenza wurden 1806 mit dem Königreich I. vereinigt. Nachdem Neapel von den Franzosen besetzt worden war, wurde 31. März 1806 der Bruder Napoleons, Joseph Bonaparte, zu dessen König erhoben und das Land von ihm ungeachtet einer Empörung in Kalabrien und der Landung der Engländer in Besitz genommen. Als aber Joseph Bonaparte 1808 das Königreich Spanien erhielt, wurde Joachim Murat, bisher Großherzog von Berg, König von Neapel. In Sizilien dagegen behaupteten sich die Engländer und erhielten die Insel dem König Ferdinand von Neapel.

Rom

Bild 13.903a: Rom
* 30 Rom.

Nachdem 1808 Etrurien französisch geworden war, erhielt Elise Bacciocchi den Titel einer Herzogin und Statthalterin von Toscana. Der Kirchenstaat wurde gleichfalls von Napoleon eingezogen und mit Frankreich vereinigt, die weltliche Herrschaft des Papstes aufgehoben, und der Sohn Napoleons und Maria Luises erhielt in der Wiege den Titel eines Königs von Rom. [* 30] Während der größte Teil von Südtirol nach dem Wiener Frieden zum Königreich I. geschlagen wurde, wurden die diesem früher einverleibten Länder Istrien und Dalmatien nebst Krain und Kärnten zu einem besondern Königreich Illyrien vereinigt. Das Festland von I. zerfiel also in drei Hauptteile: das Königreich I., den französischen Teil (die Nordwestküste) und das Königreich Neapel;

Sardinien und Sizilien gehörten ihren vom Festland vertriebenen Königen.

So willkürlich und gewaltsam nun auch die Schöpfungen Napoleons in I. waren, und sowenig dabei die nationalen Interessen oder der Volkswille in Betracht gezogen wurden, so war die französische Herrschaft doch in mehrfacher Beziehung segensreich. Wie in Deutschland, [* 31] so räumte sie auch in I. mit scharfem Besen mittelalterliche Mißbräuche und überlebte Zustände hinweg. Auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet konnte die Nation sich wieder freier bewegen, und wenn auch die Hoffnungen, welche viele Patrioten für eine Wiederherstellung der nationalen Einheit auf Napoleon gesetzt hatten, sich nicht erfüllten, so waren doch diese Bestrebungen aus langem Schlaf wieder erweckt worden und konnten nicht mehr völlig unterdrückt werden. Es war daher erklärlich, daß I. wenig Anteil an der Befreiung Europas von der Gewaltherrschaft Napoleons nahm. Im ganzen blieben die Italiener ruhig, leisteten dem französischen Kaiser ihre Heeresdienste sowohl 1812 in Rußland als 1813 gegen die verbündeten Mächte und enthielten sich aller revolutionären Bewegungen, nachdem allerdings in Oberitalien von dem Vizekönig, in Neapel von Joseph und Murat schon in den Jahren vorher alle Verschwörungen mit beispielloser Härte erstickt worden waren.

Die Restauration.

Das Schicksal Italiens sollte auch bei der Neugestaltung Europas in keiner Weise durch I. selbst, sondern abermals durch den Willen der fremden Mächte und durch die Abmachungen der Kabinette ausschließlich bestimmt werden. Als der hauptsächlichste Gesichtspunkt für die Ordnung der

Fortsetzung Italien: → Seite 9.77 || schen Verhältnisse galt den Alliierten die einfache Restauration; nur in den durch Napoleon