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Seite 10.485, Landwirtschaftliche Lehranstalten - Landwirtschaftliche Maschinen etc | eLexikon

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Landwirtschaftliche Le

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Landwirtschaftliche Maschinenund Geräte, mechanische Apparate, welche beim Betrieb der Landwirtschaft zur Bearbeitung, Bestellun / 1092

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größern Gütern der Betrieb ein rationeller wurde und die jungen Landwirte hinreichend Gelegenheit hatten, während ihrer praktischen Ausbildung auch den rationellen Betrieb kennen zu lernen, fiel der Grund weg, mit der höhern landwirtschaftlichen Unterrichtsanstalt eine Gutswirtschaft zu verbinden, und es traten nun stärker und stärker an den nicht in den Universitätsstädten oder doch in der Nähe derselben gelegenen für Lehrer wie Studierende die Übelstände hervor, welche mit der Isolierung der höhern landwirtschaftlichen Lehranstalt zusammenhingen. Im J. 1861 griff J. ^[Justus] v. Liebig in einer Rede die isolierten Akademien an, ihr folgte ein heftiger Streit; aber die Ansicht Liebigs, den höhern landwirtschaftlichen Unterricht an die Universitäten zu verlegen, trug den Sieg davon.

Halle

Bild 8.22a: Halle
* 2 Halle.

Fast alle isolierten Lehranstalten wurden aufgehoben, Möglin (1862), Waldau (1868), Tharandt (1869), Hofgeisberg (1871), Eldena (1877), Proskau (1880), bestehen blieben nur Hohenheim und Weihenstephan. Dagegen wurden neu gegründet die Universitätsinstitute in Halle [* 2] (1862), Leipzig [* 3] (1869), Gießen [* 4] (1871), Königsberg [* 5] (1876), Kiel [* 6] (1881), Breslau [* 7] (1881), die Institute in Jena [* 8] und Weende wurden Universitätsinstitute, in München [* 9] wurde an der technischen Hochschule (1874) und in Berlin [* 10] ein besonderes landwirtschaftliches Institut in Verbindung mit der Universität (1881) errichtet.

Die landwirtschaftlichen Mittelschulen (Ackerbauschulen) sind für künftige mittlere Landwirte bestimmt. Der Unterricht ist ein mehrjähriger; der theoretische erstreckt sich auf landwirtschaftliche und naturwissenschaftliche Disziplinen, häufig ist mit ihm auch noch ein praktischer Unterricht in der landwirtschaftlichen Technik verbunden. Die Ackerbauschulen entstanden in Deutschland [* 11] zuerst in größerer Zahl in den 50er Jahren (1860 gab es 45) und befanden sich auf dem Land oder in Landstädten inmitten eines landwirtschaftlichen Betriebs.

Hildesheim (Stadt)

Bild 8.531: Hildesheim (Stadt)
* 12 Hildesheim.

Der Leiter der letztern war auch Dirigent der Anstalt, der Unterricht war stets ein theoretischer und praktischer. Die meisten waren Privatunternehmungen, welche aber vom Staat unterstützt und beaufsichtigt wurden. 1858 wurde in Hildesheim [* 12] die erste Ackerbauschule gegründet, an welcher nur theoretischer Unterricht, dieser aber gründlicher und umfassender erteilt wurde als in den theoretisch-praktischen Ackerbauschulen. Die Verbreitung rein theoretischer Ackerbauschulen war anfangs eine langsame, seit dem Ende der 60er Jahre vermehrten sie sich aber schneller, der Unterricht wurde ein umfangreicherer und höherer. In Preußen [* 13] ist für einen Teil derselben, »Landwirtschaftsschulen«, eine generelle Regelung (Reglements vom 10. Aug. 1875 und 9. Mai 1877) erfolgt.

Sie bilden eine Mittelstufe zwischen eigentlichen Ackerbauschulen und landwirtschaftlichen Hochschulen. Die Landwirtschaftsschule hat drei Klassen mit je einjährigem Kursus; zur Aufnahme in die untere ist die Reife für die Tertia eines Gymnasiums oder einer Realschule erster Ordnung vorgeschrieben. Der Unterricht erstreckt sich auf Religion, zwei fremde Sprachen, Geographie und Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften (wöchentlich 8-10 Stunden), Landwirtschaftslehre (wöchentlich 4-6 Stunden), Zeichnen, Turnen, Singen.

Das Abiturientenzeugnis berechtigt zum einjährigen Militärdienst. Die Zahl dieser Schulen betrug 1883 in Preußen 16. Zu den niedern Schulen gehören die landwirtschaftlichen Winterschulen und landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen, beide vorzugsweise für die niedere bäuerliche und landwirtschaftliche Arbeiterbevölkerung bestimmt und lediglich theoretische Lehranstalten. In jenen Schulen wird der Unterricht, welcher ein systematischer ist, nur im Winter erteilt, die Ausbildung dauert einen bis zwei Winter.

Württemberg und Hohenz

Bild 16.772a: Württemberg und Hohenzollern
* 14 Württemberg.

Der landwirtschaftliche Unterricht wird von einem besondern Landwirtschaftslehrer, dem Vorsteher der Schule, erteilt, für die Elementar- und Realfächer werden andre Lehrer des Ortes in Anspruch genommen. Ende 1883 gab es in Deutschland 57 landwirtschaftliche Winterschulen, davon die kleinere Hälfte in Preußen. Die landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen haben den Zweck, den aus der Schule entlassenen Söhnen der kleinen ländlichen Grundbesitzer oder der ländlichen Arbeiter im Winter abends Gelegenheit zu bieten, sich in den Elementarfächern weiter fortzubilden und einige Kenntnisse in der Naturwissenschaft und in der Landwirtschaftslehre zu erwerben. Am verbreitetsten sind diese Schulen in Württemberg [* 14] (1884: 80 freiwillige, 617 obligatorische, zusammen mit 14,735 Schülern, dazu 96 Sonntagsschulen, in 31 Gemeinden landwirtschaftliche Abendversammlungen, 82 Lesevereine und 1039 Ortsbibliotheken), nächstdem in Bayern [* 15] und in der Rheinprovinz. [* 16]

Außer den bisher erwähnten landwirtschaftlichen Lehranstalten gibt es in Deutschland noch zahlreiche Spezialschulen, welche lediglich die Ausbildung in bestimmten Zweigen des landwirtschaftlichen Betriebs bezwecken (s. oben Nr. 5). Nicht direkt für den Unterricht, aber doch auch für die Förderung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis in landwirtschaftlichen Kreisen sind die Landwirtschaftlichen Versuchsstationen (s. d.) bestimmt. Eine genaue Übersicht über die einzelnen in Deutschland vorhandenen landwirtschaftlichen Lehranstalten und Versuchsstationen gibt der zweite Teil des jährlich erscheinenden landwirtschaftlichen Kalenders von Mentzel und Lengerke. - In Österreich [* 17] existierten Ende März 1886 nach der vom Ackerbauministerium veröffentlichten Zusammenstellung: eine Hochschule (Wien), [* 18] 15 mittlere Lehranstalten (in Mödling, Tetschen-Liebwerd, Tabor, Chrudim, Raudnitz-Hracholusk, Neutitschein, Prerau, Oberhermsdorf, Czernichow, Dublany, Czernowitz [* 19] und die önologische und pomologische in Klosterneuburg), 46 niedere Ackerbau- und Winterschulen, 4 Molkerei- und Haushaltungsschulen, 17 niedere Schulen für Garten-, Obst- und Weinbau, 4 für Brauerei und Brennerei, eine für Seidenzucht (in Görz). [* 20]

Vgl.   Schinz, Über die Errichtung landwirtschaftlicher Schulen (Aarau [* 21] 1845);

Hosäus, Die Ausbildung junger Landwirte (Jena 1868);

Weidenhammer, Die Organisation der landwirtschaftlichen Schulen (Braunschw. 1870);

F. G. Schulz, Die theoretische Ackerbauschule (Jena 1869);

Derselbe, Welche Schulen hat der Landwirt zu seiner allgemeinen Vorbildung zu besuchen? (2. Aufl., Brieg [* 22] 1879);

Derselbe, Das Wesen der Landwirtschaftsschulen (2. Aufl., Leipz. 1876);

Linde, Der landwirtschaftliche Volksunterricht (Berl. 1879);

Schacht, Die Ausbildung des Landwirts in Lehre [* 23] und Studium (Kiel 1884);

Rieger, Aufgaben und Bedeutung der landwirtschaftlichen Winterschule als Fachschule (Bresl. 1885);

Kulisz, Zeit- und Streitfragen aus dem Gebiet des landwirtschaftlichen Unterrichts in Österreich (Leipz. 1884).

Landwirtschaftliche



Landwirtschaftliche Ma

Bild 10.486: Landwirtschaftliche Maschinen und Geräte
* 24 Seite 10.486.

Maschinen und Geräte, mechanische Apparate, welche beim Betrieb der Landwirtschaft zur Bearbeitung, Bestellung und Beerntung des Bodens sowie zur Verarbeitung der geernteten Produkte zu marktfähiger Ware oder zu Saatgut benutzt werden. Während die Landwirtschaft bis zu Ende des letzten Jahrhunderts sich nur der einfachsten

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mechanischen Hilfsmittel, wie der Handgeräte (Spaten, Sense, Sichel, Dreschflegel), des Pflugs, der Ackerschleife und der Egge [* 25] sowie schließlich der Windfege zum Abscheiden des Getreides von Spreu und Kaff, bediente, kam mit Anfang dieses Jahrhunderts eine große Anzahl von mechanischen Apparaten in der Landwirtschaft in Anwendung, deren Zahl und Mannigfaltigkeit sich noch von Jahr zu Jahr vermehrt. Ihre Anwendung gibt der modernen Landwirtschaft einen gänzlich verschiedenen Charakter gegenüber der uns aus früherer Zeit überkommenen; die Kulturmethoden und vor allem der Betrieb erlitten die mannigfaltigsten Änderungen.

Kulonki - Kultivator

Bild 10.292: Kulonki - Kultivator
* 26 Kultivatoren.

Wenn das Programm der modernen Landwirtschaft dahin aufgefaßt wird, mit den möglichst geringsten Kosten die höchsten Reinerträge zu erzielen, so läßt sich die Ausführung desselben nicht ohne Zuhilfenahme der vervollkommten neuern Maschinen denken. Zunächst gehört dazu eine Herstellung des Saatbeets in einen Zustand, in welchem dasselbe am besten im stande ist, eine vollkommene Entwickelung der Kulturpflanzen zu ermöglichen. Mit den bessern Pflügen, Kultivatoren, [* 26] Eggen und Walzen läßt sich in der That ohne übermäßige Zugkraft der Boden derartig für die Aussaat vorbereiten, daß, soweit die mechanische Bearbeitung hierzu beitragen kann, alle Elemente eines gedeihlichen Wachstums gegeben sind.

Die Ausstreuung künstlichen Düngers, welche durch Handarbeit niemals in vollkommener Weise bewerkstelligt werden kann, erfolgt jetzt in gleichmäßiger Weise, wobei durch die genaue Bemessung der Ausstreumenge einer Verschwendung des kostspieligen Materials vorgebeugt wird. Die Säemaschinen [* 27] gewähren die mannigfaltigsten Vorteile gegenüber der Handsaat. Schon die breitwürfige Säemaschine, deren Arbeit übereinstimmt mit derjenigen des Säemanns, gibt die Gewißheit, daß jedes Flächenelement sein genau bemessenes, innerhalb gewisser Grenzen [* 28] nach Belieben festzusetzendes Saatquantum erhält; die Wirtschaft wird unabhängig von dem guten Willen und der Geschicklichkeit des Säemanns.

Ein jeder kann die einfache Maschine [* 29] führen, während nur wenige ländliche Arbeiter die Handsaat vollziehen können. Die Kontrolle über das Saatgetreide ist eine bessere, da sich dasselbe bei richtiger Einstellung der Maschine leicht berechnen läßt. Die Drill- u. Dibbelmaschinen, welche das Saatgut in parallelen Reihen, erstere kontinuierlich, letztere intermittierend, unterbringen, ersetzen nicht nur die zeitraubende und mühsame Handarbeit, sondern ermöglichen erst die Drill-, bez. Dibbelkultur, die auf größern Flächen nur mit Zugrundelegung der Maschine ausführbar ist.

Der ausgedehnte Anbau der Zuckerrübe wäre ohne diese Maschinen niemals möglich gewesen. Die Vorzüge der Reihensaat für den Anbau des Getreides werden immer mehr erkannt; vielfach ist die Drillsäemaschine bereits ein notwendiges Inventarstück der bäuerlichen Besitzungen. Mit derselben kann der Acker nach Art der im Gartenbau üblichen Methode kultiviert werden: jedes Saatkorn wird an bestimmter Stelle in zweckmäßigster Tiefe im Boden untergebracht, niemals findet ein Anhäufen von Saatkörnern auf einer Stelle statt, so daß aus dieser Kultur zunächst eine zuweilen nicht unerhebliche Ersparung an Saatfrucht resultiert.

Der gleichmäßige Stand des Getreides, die Durchlüftung der Zwischenräume, der Umstand, daß jeder Pflanze ein bestimmt bemessenes Volumen Boden zur Verfügung gestellt wird, aus welchem dieselbe die Nährstoffe entnehmen kann, geben schließlich erhöhten Ernteertrag in Stroh und Körnern, bez. Wurzeln und, was von gleicher Bedeutung ist, eine größere Sicherung derselben. Die bei den Hackfrüchten nach der Aussaat vorzunehmenden Kulturen wie das Hacken und Häufeln, lassen sich am vollkommensten mit Hilfe der Maschinen- (Pferde-) Hacke ausführen. Dieselbe macht eine große Anzahl von Arbeitern überflüssig und verrichtet ihre Aufgabe in gleichmäßigerer, jedenfalls auch besser zu kontrollierender Weise als die Handarbeit. Wo letztere zur Zeit des Hackens und Häufelns der Rüben nicht in genügender Menge und zu niedrigen Löhnen zur Verfügung steht, würden ohne Benutzung der Maschinen der Rübenkultur die ernstesten Verlegenheiten bereitet werden.

Eine der wichtigsten Maschinen der modernen Landwirtschaft ist die Mähmaschine. Ihr Hauptwert besteht darin, daß sie überall, wo ihre Anwendung möglich, d. h. auf einigermaßen ebenen, festen, nicht durch Steine, Baumwurzeln oder Gräben behinderten Feldern, die Schnitter ersetzt und den Landwirt unabhängig macht von dem guten Willen derselben und ihren von Jahr zu Jahr steigenden Lohnforderungen. Die Ausbildung der Mähmaschine zu praktischer Brauchbarkeit ist eine der wichtigsten Ursachen, weshalb die bereits vielfach angestrebten ländlichen Arbeiterstreike stets auf kleine Gebiete beschränkt blieben.

Ernte (Allgemeines, Ge

Bild 5.808: Ernte (Allgemeines, Getreideernte)
* 30 Ernte.

Dieselben würden jetzt nur eine umfassendere Anwendung der Mähmaschine zur Folge haben, so daß die wenigen zur Verfügung stehenden Arbeiter für koupierte Flächen disponibel blieben. Eine Arbeitseinstellung in der Landwirtschaft, die sicher zur Zeit der Ernte [* 30] in Szene gesetzt würde, müßte stets zu einer Landeskalamität ausarten, wenn nicht in der Mähmaschine ein jetzt bereits durchaus wirksames Remedium gegen dieselbe zur Disposition stände. In einzelnen Ländern ist der Mangel an ländlichen Arbeitern bereits ein so erheblicher, daß die Mähmaschine das durchaus notwendige Erntegerät geworden ist, wie vordem die Sichel und die Sense.

Auch die Dreschmaschinen, [* 31] namentlich die durch Göpel- und Dampfkraft betriebenen, haben sich als überaus vorteilhaft für den Betrieb der Landwirtschaft erwiesen. Dieselben ermöglichen einen vollkommenern Reindrusch als die Handarbeit des Flegels und erzielen demnach einen erhöhten Ertrag; sie gestatten ein schnelleres Ausdreschen als diese, die Dampfdreschmaschinen sogar auf freiem Feld unmittelbar nach der Ernte, so daß die Landwirtschaft jede günstige Konjunktur in den Marktpreisen wahrnehmen kann und die kostspieligen Scheunen- und Speicherräume erspart, durch welche große Kapitalien in den Wirtschaftsgebäuden festgelegt werden.

Drepanocarpus - Dresch

Bild 5.138: Drepanocarpus - Dreschmaschine
* 32 Dreschmaschine.

Mit der Einführung der Dampfkraft und der kombinierten Dreschmaschine [* 32] wird die Zeit des Einfahrens nach dem Wirtschaftshof erspart und werden die hierbei oft nicht unerheblichen Verluste vermieden. Die landwirtschaftliche Dampfmaschine [* 33] (Lokomobile) [* 34] kann nach der Dreschperiode zu andern landwirtschaftlichen Arbeiten, z. B. zum Schneiden, Quetschen und Mahlen des Futters und zu ähnlichen Arbeiten, für welche gleichfalls Maschinen konstruiert sind, desgleichen zum Betrieb von Ziegel- und Torfpressen oder zu Meliorationsarbeiten, wie zum Trockenlegen von Teichen und Bewässern der Wiesen, die vorteilhafteste Verwendung finden. Bei geschickter Einteilung der Arbeiten läßt sich dieselbe das ganze Jahr hindurch nutzbringend verwerten. Namentlich ist dies letztere der Fall, seitdem der Dampfpflug [* 35] zu immer größerer Vollkommenheit ausgebildet wurde und sich den verschiedensten Arten der Bodenbearbeitung immer mehr akkommodiert. Auch dieser ist bereits aus

Fortsetzung Landwirtschaftliche Maschinen: → Seite 10.487 || dem Stadium der Versuche herausgetreten, und es zeigen sich seine Vorzüge gegenüber der Spannkultu