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Lingen - Linguet

Bild 10.807: Lingen - Linguet
Seite 10.807.
Überblick der Artikel
12 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
LingenGrafschaft des ehemaligen westfäl. Kreises, von den Bistümern Münster und Osnabrück und / 357
Lingerie(franz., spr. längsch'rih), Weißzeug-, Wäschegeschäft; Wäschekammer; Frauenwäsche. / 8
LinggHermann, Dichter, geb. 22. Jan. 1820 zu Lindau am Bodensee, widmete sich seit 1837 in München, / 301
LinggaInsel des Archipels Nio Lingga an der Südostküste Sumatras, s. Riau. / 12
Lingoa geral(portug.), die Sprache der zum Stamm der Tupi (Guarani) gehörigen Indianer Brasiliens, welche / 31
Lingonen(Lingŏnes), kelt. Volk in Gallien, an der obern Seine, Marne und Saône wohnend, mit der Hauptstadt / 38
Lingua(lat. u. ital.), Zunge, Sprache. L. franca, verdorbenes Italienisch, welches, zur Zeit der Herrschaf / 49
Linguaglossa(spr. lingwa-glossa), Stadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), Kreis Aci reale, am Nordostabha / 34
Linguales(lat.), Zungenlaute, s. Lautlehre. / 5
Lingualis(lat.), zur Zunge (lingua) gehörig, z. B. arteria, vena, musculus l., Zungenschlagader, -Blutader, / 17
LingualpfeifenZungenpfeifen, s. Blasinstrumente. / 4
Linguet(spr. länggä), Simon Nicolas Henri, franz. Schriftsteller, geb. 14. Juli 1736 zu Reims, studierte / 276

Seite 10.807

Lingen,

Grafschaft des ehemaligen westfäl. Kreises, von den Bistümern Münster [* 4] und Osnabrück [* 5] und der Grafschaft Tecklenburg umgeben, zerfiel in die obere und niedere Grafschaft; jene, zu welcher bloß vier Kirchspiele (Ibbenbüren, Brochterbeck, Recke und Mettingen) gehörten, bildet jetzt einen Teil vom Kreis [* 6] Tecklenburg des preußischen Regierungsbezirks Münster; diese, deren Areal 330 qkm (6⅕ QM.) mit 21,000 Einw. umfaßte, ist jetzt mit einigen andern Gebietsteilen zum Kreis Lingen des Regierungsbezirks Osnabrück vereinigt.

Die Grafschaft Lingen war von jeher mit der Grafschaft Tecklenburg verbunden und wurde erst 1508 bei der Teilung zwischen den Brüdern Otto XII. und Nikolaus IV. aus dieser Union gesondert und zugleich so geteilt, daß Nikolaus die obere Grafschaft, Otto die untere erhielt. Als Nikolaus 1541 ohne männliche Erben starb, vereinigte sein Neffe Konrad von Tecklenburg die ganze Grafschaft Lingen. Dieser jedoch, wegen seines Beitritts zum Schmalkaldischen Bund vom Kaiser Karl V. geächtet, mußte Lingen 1548 dem Grafen Maximilian von Buren überlassen.

Spanien und Portugal

Bild 15.63a: Spanien und Portugal
* 7 Spanien.

Die Vormünder der von Maximilian hinterlassenen Tochter Anna, die sich später mit dem Prinzen Wilhelm von Nassau-Oranien verheiratete, verkauften die Grafschaft Lingen an Kaiser Karl V., der sie 1555 nebst den burgundischen Ländern seinem Sohn Philipp II., König von Spanien, [* 7] überließ, welcher sie auch bis 1597 behielt, wo sie in die Hände des Prinzen Moritz von Oranien kam. Von 1605 bis 1632 hatten sie jedoch die Spanier nochmals inne, nach deren Abzug aber wieder Nassau-Oranien. Nach dem Tod Wilhelms III., Königs von England, erbte sie 1702 der König von Preußen, [* 8] der sie wieder mit Tecklenburg vereinigte. 1807 wurde sie von den Franzosen besetzt, 1809 an das Großherzogtum Berg (Departement Ems) [* 9] und 1810 an Frankreich (Departement Oberems) gegeben. 1814 kam Lingen wieder an Preußen, das 1815 die niedere Grafschaft an Hannover [* 10] abtrat.

Vgl.   Möller, Geschichte der vormaligen Grafschaft Lingen (Lingen 1879).

Die gleichnamige Stadt (Ascalingium, Linga), Hauptort des Kreises Lingen im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, am Emskanal und unweit der Ems wie an der Linie Münster-Emden der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Gymnasium, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine Strafanstalt, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte, Eisengießerei [* 11] und Maschinenbau, Viehhandel und (1885) 6010 fast zur Hälfte evang. Einwohner. Lingen besaß von 1685 bis 1819 eine Universität.

Lingerie

(franz., spr. längsch'rih), Weißzeug-, Wäschegeschäft;

Wäschekammer;

Frauenwäsche.

Lingg,

Lind. - Lindau

Bild 10.799: Lind. - Lindau
* 12 Lindau.

Hermann, Dichter, geb. 22. Jan. 1820 zu Lindau [* 12] am Bodensee, widmete sich seit 1837 in München, [* 13] Freiburg, [* 14] Berlin [* 15] und Prag [* 16] dem Studium der Medizin und fungierte sodann als bayrischer Militärarzt. Im J. 1851 kränklichkeitshalber in Ruhestand versetzt, lebte er seitdem, vom König Max II. durch einen Jahrgehalt unterstützt, ausschließlich geschichtlichen und poetischen Studien, abwechselnd in München und (im Sommer) in Lindau. Seine Geltung erlangte Lingg durch die erste, von E. Geibel eingeführte Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg. 1853, 7. Aufl. 1871),

die sich durch ihre seltene Tiefe und Eigentümlichkeit sowie durch lebendige Phantasie und Vollgehalt der überwiegend elegischen Stimmung auszeichneten. Ähnliche Vorzüge wies der 2. Band [* 17] der »Gedichte« (Stuttg. 1868, 3. Aufl. 1874) auf. Das große epische Talent des Dichters erwies »Die Völkerwanderung« (Stuttg. 1866-68, 3 Bde.), deren gewaltigen, farbenprächtigen Einzelbildern leider die innere Konzentration fehlt, von der aber einzelne Partien zum Großartigsten zählen, was die neuere deutsche Dichtung geschaffen hat. In seinen dramatischen Versuchen: »Catilina« (Münch. 1864),

»Die Walkyren« (das. 1865),

»Violante«, Trauerspiel (Stuttg. 1871),

»Die Besiegung der Cholera«, Satyrdrama (Münch. 1873),

»Der Doge Candiano« (Stuttg. 1873),

»Berthold Schwarz« (das. 1874),

»Die Sizilianische Vesper« (das. 1876),

»Macalda«, Trauerspiel (das. 1877),

»Die Bregenzer Klause« (Münch. 1887) zeigt Lingg nur in Einzelheiten dramatische Schlagkraft und wirklich dramatischen Stil. Außerdem erschienen von ihm: »Vaterländische Balladen und Gesänge« (Münch. 1868);

»Gedichte«, 3. Band (Stuttg. 1870);

»Zeitgedichte« (Berl. 1870);

»Dunkle Gewalten«, epische Dichtungen (Stuttg. 1872),

und »Schlußsteine«, neue Gedichte (Berl. 1878);

ferner: »Byzantinische Novellen« (das. 1881);

»Von Wald und See«, Novellen (das. 1883);

Pompeji (Ausgrabungen:

Bild 13.220: Pompeji (Ausgrabungen: Straßen etc.)
* 18 Pompeji.

»Clytia. Eine Szene aus Pompeji« [* 18] (Münch. 1883);

»Högnis letzte Heerfahrt. Nordische Szene« (das. 1884) und »Lyrisches«, neue Gedichte (Teschen 1885).

Auch veröffentlichte er: »Wanderungen durch die internationale Kunstausstellung in München« (Münch. 1870);

eine lyrische Anthologie: »Liebesblüten aus Deutschlands [* 19] Dichterhain« (Düsseld. 1869),

und »Skaldenklänge«, Balladenbuch zeitgenössischer Dichter (mit der Gräfin Ballestrem, Bresl. 1883).

Linguāles

(lat.), Zungenlaute, s. Lautlehre. ^[= (Phonologie) zerfällt in zwei Teile: die Lautphysiologie und die Lautgeschichte. I. Die Lautphysiol ...]

Linguālis

(lat.), zur Zunge (lingua) gehörig, z. B. arteria, vena, musculus lingualis, Zungenschlagader, -Blutader, -Muskel;

nervus lingualis, Zungentastnerv.

Linguet



Linguist - Liniensyste

Bild 10.808: Linguist - Liniensystem
* 28 Seite 10.808.

(spr. länggä), Simon Nicolas Henri, franz. Schriftsteller, geb. 14. Juli 1736 zu Reims, [* 26] studierte in Paris [* 27] die Rechte, ließ sich nach größern Reisen nach Polen und Spanien 1762 als Advokat

mehr

in Paris nieder und erwarb sich durch seine »Histoire du siècle d'Alexandre« (Amsterd. 1762) sowie als Rechtsgelehrter durch seine BeredsamkeitMémoires judiciaires«, Sammlung seiner Plaidoyers, 7 Bde.) einen großen Ruf, aber auch durch die Rücksichtslosigkeit seiner Sprache viele Feinde und ward 1774 von der Liste der Parlamentsadvokaten gestrichen. Sein 1774 begonnenes »Journal politique et littéraire« wurde von der Regierung unterdrückt. Linguet begab sich darauf nach der Schweiz [* 29] zu Voltaire, begann dort die Herausgabe seiner großes Aufsehen und Ärgernis erregenden »Annales politiques civiles et littéraires« (1777-92, 19 Bde.) und kehrte über Holland und England nach Frankreich zurück, wo er infolge neuer Anklagen 1780 in die Bastille gesteckt wurde.

Nach seiner Freilassung (1782) ging er wieder nach London, [* 30] setzte dann in Brüssel [* 31] seine »Annales politiques« fort, mußte aber, als er die Partei der Brabanter Insurgenten ergriff, die österreichischen Niederlande [* 32] verlassen. 1791 erschien er von neuem in Paris und verteidigte vor den Schranken des Konvents die Sache der Schwarzen auf San Domingo. Später faßte die Schreckensregierung Verdacht gegen ihn als einen Gegner ihrer Herrschaft; er wurde eingezogen, in Anklagezustand versetzt, weil er »den Tyrannen zu London und Wien [* 33] geschmeichelt« habe, und 27. Juni 1794 guillotiniert. Von seinen zahlreichen sich über Rechtswissenschaft, Geschichte, Politik, Staatswirtschaft und schöne Wissenschaften verbreitenden Schriften sind hervorzuheben: »Histoire des révolutions de l'empire romain« (Par. 1766, 2 Bde.);

»Théorie des lois civiles« (das. 1767, 3 Bde.);

»Histoire impartiale des Jésuites« (das. 1768, neue Ausg. 1824);

»Mémoires sur la bastille« (Lond. 1783; neue Ausg., Par. 1864).