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Seite 11.86, Magnetismus (Inklination, Isoklinen, magnetischer Äquator) | eLexikon

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westlich, je nachdem das Nordende der Nadel östlich oder westlich vom astronomischen Meridian liegt. In unsern Gegenden ist die Deklination westlich und beträgt gegenwärtig in Berlin [* 2] ungefähr 12°. Einen Überblick über die Deklinationsverhältnisse der Erdoberfläche gewährt die Deklinationskarte [* 1] (Fig. 5), auf welcher alle Orte gleicher Abweichung durch krumme Linien verbunden sind; diese Kurven gleicher magnetischer Deklination heißen Isogonen. Alle Isogonen laufen in zwei Punkten zusammen, von denen der eine im nordamerikanischen Eismeer in der Nähe der Melvilleinsel, der andre im Südlichen Eismeer südlich von Neuholland liegt, und welche als die magnetischen Pole der Erde anzusehen sind; der im N. gelegene ist ein magnetischer Südpol, der südliche ein magnetischer Nordpol.

Westindien und Zentral

Bild 16.558b: Westindien und Zentral-Amerika
* 4 Westindien.

Eine Linie ohne Abweichung, d. h. eine solche, auf welcher die Richtung der Magnetnadel überall mit dem astronomischen Meridian zusammenfällt, schneidet die östliche Spitze von Brasilien [* 3] ab, läuft im O. von Westindien [* 4] durch den Atlantischen Ozean, um in der Gegend von Philadelphia [* 5] in den Kontinent von Nordamerika [* 6] einzutreten und durch die Hudsonbai hindurchzulaufen. Dann geht sie durch den magnetischen Südpol und den geographischen Nordpol, durch das Weiße und Kaspische Meer, durchsetzt westlich von Vorderindien den Indischen Ozean, wendet sich sodann nach Neuholland, um endlich durch den magnetischen Nordpol und geographischen Südpol der Erde in sich selbst zurückzulaufen. Auf dem Atlantischen Ozean, in Europa [* 7] u. Afrika [* 8] ist die Deklination überall eine westliche; auf der andern, durch die beschriebene Linie bezeichneten Erdhälfte ist die Deklination eine östliche, mit Ausnahme einer kleinen Strecke im östlichen Asien [* 9] und dem angrenzenden Meer, wo eine zweite, in sich selbst zurücklaufende Linie ohne Abweichung vorkommt, in deren Innerm die Deklination wieder eine westliche ist.

Fernpunkt - Fernrohr

Bild 6.150: Fernpunkt - Fernrohr
* 10 Fernrohr.

Jeder zur Messung der Deklination bestimmte Apparat heißt Deklinatorium oder Deklinationsbussole. Einen einfachen Apparat dieser Art zeigt [* 1] Fig. 6. Inmitten eines horizontalen, geteilten Kreises ist eine Magnetnadel auf eine Spitze aufgesetzt; an der Seite des Gehäuses, welches um eine vertikale Achse gedreht werden kann, ist ein Fernrohr [* 10] angebracht, dessen Achse mit dem Durchmesser 0-180° des Teilkreises parallel läuft. Hat man den Apparat so gestellt, daß die Nadel über 0-180° steht, so fällt die Achse des Fernrohrs in den magnetischen Meridian; bringt man dagegen das Fernrohr in den astronomischen Meridian, so gibt die Nadel die Deklination an. Das Instrument kann natürlich auch zum Messen beliebiger Winkel [* 11] benutzt werden (Feldbussole). Die zum Schiffsgebrauch dienende Deklinationsbussole heißt Kompaß [* 12] (s. d.). Zu sehr genauen Deklinationsbestimmungen gebraucht man das Magnetometer [* 13] und den magnetischen Theodolit [* 14] (s. Magnetometer).

Inklination.

Wird eine Magnetnadel, welche um eine horizontale, durch ihren Schwerpunkt [* 15] gehende Achse drehbar ist [* 1] (Fig. 7), so aufgestellt, daß ihre Drehungsebene in den magnetischen Meridian fällt, so nimmt ihre Achse eine zum Horizont [* 16] geneigte Stellung an, und zwar neigt sich auf der nördlichen Halbkugel der Nordpol, auf der südlichen der Südpol der Nadel nach abwärts. Der Winkel, welchen die Achse der Nadel mit der Horizontalen bildet, heißt die magnetische Neigung oder Inklination.

Dieselbe beträgt in Berlin gegenwärtig 67° und nimmt nach N. hin zu, bis sie am nördlichen Magnetpol selbst, welcher von Kapitän Roß unter 70° 5' nördl. Br. und 96° 46' westl. L. v. Gr. wirklich erreicht worden ist, = 90° wird; an den magnetischen Polen der Erde stellt sich also die Magnetnadel vertikal, weshalb der Schiffskompaß in hohen Breiten unbrauchbar wird. Die Verteilung der Inklination über die Erdoberfläche wird veranschaulicht durch die Inklinationskarte [* 1] (Fig. 8), auf der die Orte mit gleicher Inklination durch je eine krumme Linie verbunden sind; diese Linien werden Isoklinen genannt. Die Nullisokline, längs welcher die Inklinationsnadel horizontal steht, verläuft in der Äquatorialzone teils diesseit, teils jenseit des geographischen Äquators; sie wird der magnetische Äquator der Erde genannt. Zur Bestimmung der Inklination kann die Inklinationsbussole

[* 1] ^[Abb.: Fig. 6. Deklinationsbussole.]

[* 1] ^[Abb.: Fig. 7. Inklinationsnadel.]



Magnetismus (Verteilun

Bild 11.87: Magnetismus (Verteilung der erdmagnetischen Kraft)
* 17 Seite 11.87.

[* 1] ^[Abb.: Fig. 9. Inklinationsbussole.]

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[* 17] (Fig. 9) angewendet werden, deren Einrichtung ohne weitere Erläuterung verständlich ist. Die Stellung der Inklinationsnadel gibt die Richtung an, nach welcher an jedem Orte die totale erdmagnetische Kraft [* 18] wirkt. Die Wirkung des Erdmagnetismus auf eine Magnetnadel ist nur eine richtende und keineswegs eine fortbewegende; denn die entgegengesetzten Kräfte, welche jeder Erdpol auf die beiden Pole der Nadel ausübt, sind wegen der ungeheuern Entfernung des Erdpols von der Nadel einander gleich und parallel und bilden sonach ein Kräftepaar, [* 19] welches nur eine drehende, nicht aber eine fortschreitende Bewegung hervorzubringen vermag.

Entfernt man eine Magnetnadel, sei es eine Inklinations- oder Deklinationsnadel, ein wenig aus ihrer Gleichgewichtslage, so kehrt sie dahin zurück vermöge einer Reihe von Schwingungen, welche genau dieselben Gesetze befolgen wie die Schwingungen eines Pendels. Läßt man eine und dieselbe Magnetnadel an verschiedenen Orten der Erdoberfläche schwingen, so kann man aus der Anzahl der Schwingungen, welche sie in einer Sekunde macht, auf das Verhältnis der erdmagnetischen Kräfte an diesen Orten schließen; diese Kräfte verhalten sich nämlich wie die Quadrate der beobachteten Schwingungszahlen. Aus den Schwingungen einer Inklinationsnadel würde man auf diese Weise die ganze erdmagnetische Kraft oder die totale Intensität kennen lernen, während auf

[* 17] ^[Abb.: Fig. 8. Inklinationskarte für 1860.]

[* 17] ^[Abb.: Fig. 10. Isodynamische Linien für 1835.]

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