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Seite 11.416, Meer (Pflanzenleben) | eLexikon

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Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit solcher Wellen [* 2] ist unabhängig von der Höhe, aber nimmt mit der Wellenlänge (l) zu nach der Relation v = √(gl / 2π) = 1,25 √l, wo v die Geschwindigkeit in Metern pro Sekunde bezeichnet. Dem entsprechend fand sich die Geschwindigkeit in der Bucht von Viscaya auch zu 21 m.

Am meisten der Theorie entsprechend bilden sich die Wellenformen aus, wenn der Wind nicht mehr direkt einwirkt, also in der sich weit fortpflanzenden und lange anhaltenden Wellenbewegung, [* 3] welche man als Dünung bezeichnet. Eine solche Dünung ist im offenen Ozean bei Windstille fast die Regel, sie macht sich auf außerordentlich weite Entfernungen bemerklich und ist daher ebensowenig als Anzeichen eines bevorstehenden wie als Nachwirkung eines erloschenen Sturmes anzusehen. Im Atlantischen Ozean findet man nicht selten im ganzen Gebiet des Nordostpassats und noch südlich vom Äquator hohe Nordwestdünung, welche aus den nördlichen Breiten stammt.

Die merkwürdige Erscheinung der Roller an den Inseln des Südatlantischen Ozeans und den Antillen, welche auch an der Westküste Afrikas unter der Bezeichnung Kaléma bekannt ist, muß als von den Stürmen in höhern Breiten herrührend erklärt werden. Diese Roller sind hohe Wellenzüge, welche, zeitweise auf die Küste zulaufend, eine hohe Brandung erregen, welche jeden Verkehr der Schiffe [* 4] mit dem Land unterbrechen und auf flachem Wasser ankernden Schiffen gefährlich werden.

Süd-Amerika. Fluß- und

Bild 1.457b: Süd-Amerika. Fluß- und Gebirgssysteme
* 5 Südamerika.

Pflanzen- und Tierleben des Meers. Nutzen etc.

Wie das Festland, ist auch das Meer reich belebt von Pflanzen und Tieren. Die Pflanzen bilden eine von der des festen Landes wesentlich abweichende Vegetation, welche auch mit der Flora des süßen Wassers wenig Übereinstimmendes hat. Sie besteht, wenn man von den Rhizophoren und Avicennien absieht, die mit andern Holzgewächsen die undurchdringlichen Mangrovewaldungen an den Küsten des tropischen Südamerika [* 5] bilden und so sehr Kinder des Meers sind, daß die Brandung oft über ihre Kronen [* 6] hinwegbraust, ohne ihr Wachstum zu beeinträchtigen, fast ausschließlich aus dem Meer eigentümlichen Gattungen von Algen [* 7] (s. Tafel »Algen«),

und besonders haben die Tange (Fukaceen und Florideen) hier ihre eigentliche Heimat; sie bedingen den eigenartigen Charakter der marinen Flora, welche, wenn auch aus andern Formen gebildet, doch an Fülle und Großartigkeit der Landvegetation kaum nachsteht. Die Tange mit ihrem auf Klippen [* 8] und dem Meeresgrund festgewachsenen, an verzweigte und beblätterte Stämme der höhern Pflanzen erinnernden, äußerst mannigfaltig gestalteten, ansehnlichen Thallus sind zur Bildung einer so formenreichen Vegetation besonders geeignet. Zu den stets dunkel olivenbraun gefärbten Fukaceen gehören die größern und kräftigern Pflanzen und die Riesen des Meers. So bildet der Blasentang (Fucus vesiculosus) ausgedehnte buschige Rasen in den Meeren der gemäßigten und kältern Zone.

Blatt (Blattstellung)

Bild 2.1013: Blatt (Blattstellung)
* 9 Blatt.

Ebendaselbst finden sich die Laminarien mit holzigem Stiel und riesenhaftem, lederartigem Blatt. [* 9] Lessonia fuscescens Bory bildet unterseeische Wälder an der Küste von Chile [* 10] und in der Südsee. Ebenfalls in der Südsee findet sich die gigantische Macrocystis pyrifera Ag., deren bis 300 m langer, federkieldicker Thallus bis 1,25 m lange Blätter trägt und durch Luftblasen sich schwimmend erhält. Das Sargassokraut (Sargassum), ein vielfach verästeltes Gewächs mit kleinen, gezahnten Blättern und zahlreichen, luftgefüllten, großen, roten Blasen, treibt massenhaft im Atlantischen Ozean, von Strömungen u. Winden [* 11] abhängig, auf einem großen, aber immerhin begrenzten Terrain und hat Veranlassung gegeben zu den Berichten über ein Sargassomeer oder die Fucusbank, welche seit Jahrhunderten Ort und Grenze nicht verändert haben und Schiffe in ihrem Lauf zu hemmen vermögen sollte.

Diese Vorstellungen sind durch neue Beobachtungen wesentlich modifiziert worden. Anhäufungen von solcher Mannhaftigkeit gibt es nicht, und von einem konstanten Areal eines Sargassomeers ist nicht zu reden. Die Florideen schmücken als kleinere, zartere Gewächse von rosenroter Farbe die Klippen und Tiefen des Meers. Plocamium coccineum Lyngb., Porphyra vulgaris Ag., Chondrus crispus Lyngb., Delesseria alata Lamour. u. a. bilden hauptsächlich diese Vegetation.

Außerdem ist aber das auch reich an kleinern Algen, welche ähnlich wie in unsern süßen Gewässern größere Pflanzen, Fels etc. wie Flocken oder Filz überziehen. Auch dies sind meist Fukaceen und Florideen, zum Teil auch grüne Konfervaceen und Siphoneen. Von den mikroskopisch kleinen, einzelligen Algen finden sich besonders Diatomeen in Menge und in einer großen Anzahl von Arten, welche teils Gattungen, die auch Süßwasserarten enthalten, teils rein marinen Gattungen angehören.

Spanien und Portugal

Bild 15.63a: Spanien und Portugal
* 12 Portugal.

Von dem massenhaften Auftreten gewisser Protokokkaceen und Oscillarien rühren die periodischen Rotfärbungen der Meeresoberfläche her. So gab Trichodesmium erythraeum Ehrb., eine aus geraden, rötlichen Fäden bestehende Oscillarie, dem Roten Meer den Namen. Sie erfüllt das Wasser desselben in den obern Schichten, und die Wellen führen sie als blutrote, schleimige Masse ans Ufer, welche zur Ebbezeit einen breiten roten Saum erzeugt. Protococcus atlanticus Mont. färbt bisweilen die Oberfläche des Meers an der Westküste von Portugal [* 12] auf mehrere Quadratmeilen rot.

Bakterien tragen zum Leuchten des Meers wesentlich bei. Außer den Algen finden sich im M. wenige kleine Schmarotzerpilze und von Phanerogamen nur 26 Arten, welche den monokotylen Pflanzenfamilien der Potameen und Hydrochoridaceen angehören. Man faßt sie als Seegräser zusammen, weil sie meist aus schlankem, kriechendem Stämmchen schmale, grasartige, mit langen Scheiden versehene Blätter entsenden. Sie leben meist gesellig und überziehen in dichtem Rasen wiesenartig oft weite Strecken des Meeresgrundes. Am bekanntesten ist das Seegras der Nord- und Ostsee (Zostera marina).



Meer (Tierleben, Meere

Bild 11.417: Meer (Tierleben, Meeresleuchten)
* 13 Seite 11.417.

Wie die Flora des Landes, zeigen die Algen die größte Artenzahl und die größte Entwickelung unter den Tropen; doch nähren auch die Meere in höhern Breiten oft eine reiche Vegetation, und die großen submarinen Wälder sind besonders im nördlichen Stillen Ozean und im südlichen Atlantischen Ozean bei den Falklandinseln beobachtet worden. Nur die Küsten des antarktischen Kontinents sollen nicht mit Algen geschmückt sein. Auch die Seegräser sind mit Ausnahme der arktischen (und vermutlich auch der antarktischen) Gewässer unter allen Breiten gefunden worden. Eigentümlich ist die Verteilung der verschieden gefärbten Algen nach gewissen Standorten. So sind fast alle lebhaft grünen Algen Bewohner des ganz flachen Wassers. Die olivengrünen Algen finden sich vorzugsweise zwischen der Grenze der höchsten Flut und tiefsten Ebbe; die roten bevorzugen das tiefste Wasser, aber sehr tief gehen die höhern Algen nicht in das Meer hinab.

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Sie sind daher auch hauptsächlich auf die Küsten beschränkt, und auf offener See findet man nur die schwimmenden Algen, die oben erwähnt wurden, die aber auch nur durch Meeresströmungen [* 14] von ihren ursprünglichen Standorten an den Küsten an günstige Stellen zusammengeführt worden sind. Bei 50 Faden [* 15] Tiefe wird die Vegetation bereits sehr sparsam (die Phanerogamen gehen nur bis 10 m), und bei etwa 200 Faden erlischt sie wegen Lichtmangels vollständig. Trotz der schwimmenden Sargassowiesen von enormer Ausdehnung [* 16] erscheint es höchst zweifelhaft, ob die Masse der im M. erzeugten vegetabilischen Substanz derjenigen der Tierwelt, die es belebt, gleichkommt. Im größern Teil des Ozeans steht sie jedenfalls weit hinter ihr zurück.

Für das Tierleben in den größern ozeanischen Tiefen der Weltmeere haben die neuern Tiefseeforschungen nachstehende, von den frühern Annahmen vollständig abweichende Hauptergebnisse geliefert:

1) Tierisches Leben ist in allen Tiefen bis zum Meeresgrund vorhanden.

2) Es ist am reichsten in mäßigen Tiefen und hängt ab von der Anwesenheit des Sauerstoffs, der Kohlensäure und des phosphorsauren Kalks.

3) Die Meeresfauna ist am reichsten in zwei Zonen, die eine an oder nahe der Oberfläche des Meers, die zweite auf oder nahe über dem Meeresgrund; in dem dazwischenliegenden Raum fehlen nahezu alle Tiere.

4) In größern Tiefen sind Spongien (Schwämme) [* 17] und Echinodermen (Stachelfische) vorherrschend.

5) In Tiefen über 900 m hat die Meeresfauna überall dieselben Grundzüge. Tiefseegenera sind kosmopolitisch, Tiefseespezies sind an entfernten Orten identisch oder vikarierende Formen.

Ahnfrau - Ahnung

Bild 1.235: Ahnfrau - Ahnung
* 18 Ähnlichkeit.

6) Die Tiefseefauna zeigt mit den Faunen der (geologischen) Tertiär- und Sekundärzeit eine größere Ähnlichkeit [* 18] als die des seichten Wassers. Bis jetzt ist aber erst eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Typen, die man für ausgestorben hielt, in den Tiefen der Meere entdeckt worden.

7) Die Hauptcharakterformen der Tiefe und solche, welche den erloschenen Typen am nächsten stehen, scheinen in größter Zahl und hervorragender Größe in den südlichen Ozeanen zu leben.

8) Der allgemeine Charakter der Tiefseefauna gleicht am meisten dem des seichten Wassers der hohen nördlichen und südlichen Breiten, weil die Temperaturverhältnisse die gleichen sind.

Viel mannigfacher und gestaltenreicher als die Flora ist die Fauna des Meers. Sämtliche bekannte Tierformen der Gegenwart und früherer geologischer Perioden kann man in 155 Ordnungen oder 36 Klassen teilen. Von diesen 36 Klassen sind 34 im M. vertreten, indem nur Amphibien und Tausendfüßer fehlen; von den 155 Ordnungen sind 75 auf dem Land, 67 im Süßwasser, aber 107 im M. vertreten, und 52 Ordnungen aus 16 verschiedenen Klassen kommen einzig und allein im M. vor. Das Meer besitzt also einen viel größern Reichtum tierischer Hauptformen als das Süßwasser und das Land. Seine Tiefe und seine Ausdehnung, sein Salzgehalt, die Gleichmäßigkeit der Temperatur und der Reichtum an Nahrungsstoff begünstigen die Entwickelung einer so reichen und vielgestaltigen Fauna.

Aber auch an Individuenzahl ist die Meeresfauna der ganzen übrigen Lebewelt weit überlegen und tritt unter Umständen höchst überraschend hervor. Die Verbreitung der Seetiere in senkrechter und wagerechter Richtung ist hauptsächlich von dem Salzgehalt, der Temperatur und den Strömungen abhängig. Eine Zunahme des Salzgehalts, wie im Mittelmeer und im Roten Meer, übt keinen wesentlichen Einfluß auf die Tiere aus; wo aber der Salzgehalt auf 2 und 1 Proz. und noch weiter sinkt, nimmt die Zahl der Seetiere bedeutend ab, und auch die Zahl der Arten vermindert sich mit dem Salzgehalt.

Jahreszeiten - Jaïk [u

Bild 59.836: Jahreszeiten - Jaïk [unkorrigiert]
* 19 Jahreszeiten.

Die meisten Tiere aber, welche das salzarme Wasser bewohnen, gehören zu Arten, die auch in benachbartem salzreichern Wasser vorkommen. Der höchste Reichtum des Tierlebens findet sich in der Oberflächenschicht auf tropischen Korallenriffen, wo die Temperatur immer über 20° bleibt und im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten [* 19] nur um wenige Grade schwankt. Nach N. hin nimmt die Artenzahl der Strandregion schnell und um so mehr ab, je stärkerm Temperaturwechsel das Wasser ausgesetzt ist.

Auf Austernbänken an der Westküste von Schleswig-Holstein, [* 20] wo Temperaturunterschiede von 22° vorkommen, leben außer der Auster [* 21] nur noch wenige Arten, während bei viel niedrigerer, aber gleichmäßiger Temperatur sich eine reiche Fauna entwickelt. Selbst in Tiefen von 5500 m, wo die Temperatur nicht über 2° steigt, wurden noch Tiere gefunden, und man hat beobachtet, daß diese Bewohner der eisigen Tiefe, begünstigt durch die Gleichmäßigkeit aller Verhältnisse, eine viel bedeutendere Größe erreichen als nahe verwandte, in höhern, wenn auch mildern Meeresschichten lebende Arten.

Die Zahl der Tiere, welche die schwankenden Temperaturverhältnisse der flachen Meere mittlerer Breiten ertragen, ist viel geringer als diejenige, welche an gleichmäßige oder sehr wenig veränderliche Temperatur gebunden sind. Unter diesen, die der größten, seit unberechenbarer Zeit bestehenden Gleichförmigkeit aller Lebensbedingungen genießen, finden sich Arten und Gattungen über den Boden aller Ozeane verbreitet und Formen, welche schon in frühern geologischen Epochen existierten.

Länder des Mittelmeers

Bild 11.691a: Länder des Mittelmeers
* 22 Mittelmeers.

Zur Nahrung dienen diesen Tieren der Tiefsee die dunkelfarbigen, reichen Mudmassen, welche aus abgestorbenen Pflanzen entstehen und durch die Strömungen bis in die größten Tiefen hinunter geführt werden, außerdem die Zersetzungsprodukte andrer Tiere. In der Tiefe des Mittelmeers [* 22] fehlen Tiere, und man erklärt dies aus dem Umstand, daß das Mittelmeer gegen das am Meeresgrund nach dem Äquator strömende Polarwasser, welches sich in höhern Breiten an der Oberfläche des Meers mit Sauerstoff gesättigt hat, abgeschlossen ist.

Unter den günstigsten Verhältnissen entwickeln sich in den tropischen Teilen der offenen Ozeane die Korallen, [* 23] und wo an den Riffen die Brandung sich tosend bricht, kulminiert auch das marine tierische Leben. Hier findet sich auf kleinem Raum die größte Artenzahl, während im N. große Scharen von Tieren, welche nur sehr wenigen Arten angehören, sich üppig entwickeln. An einem einzigen Leuchtschiff vor der Elbmündung fand man bei der Reinigung über 2 Mill. Seepocken Einer Art, und die an Einem Tag in der Kieler Bucht gefangenen 240,000 Heringe enthielten in ihren Magen [* 24] wenigstens 2400 Mill. einer und derselben kleinen Krebsart. - Auf Seetiere ist das schon erwähnte wunderbare, in stets wechselnder Pracht auftretende und besonders unter den Tropen äußerst glanzvolle Meeresleuchten zurückzuführen. Es sind aber nicht einzelne Arten, welche dies Schauspiel hervorbringen, sondern es beteiligen sich daran so zahlreiche Geschöpfe, daß es nicht möglich ist, sie alle aufzuzählen. Eine hervorragende Rolle spielt hierbei die Noctiluca miliaris und in tropischen Meeren die nahe verwandte Pyrocystis; aber fast jede Gruppe der Meerestiere: Infusorien, Polypen, Aktinien, Quallen, Medusen, Seesterne, [* 25] Tunikaten [* 26] (besonders Pyrosoma), Muscheln, [* 27] Würmer, [* 28] Rädertierchen, Krustentiere, nimmt daran teil. Auch

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