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Seite 11.417, Meer (Tierleben, Meeresleuchten) | eLexikon

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Sie sind daher auch hauptsächlich auf die Küsten beschränkt, und auf offener See findet man nur die schwimmenden Algen, [* 2] die oben erwähnt wurden, die aber auch nur durch Meeresströmungen [* 3] von ihren ursprünglichen Standorten an den Küsten an günstige Stellen zusammengeführt worden sind. Bei 50 Faden [* 4] Tiefe wird die Vegetation bereits sehr sparsam (die Phanerogamen gehen nur bis 10 m), und bei etwa 200 Faden erlischt sie wegen Lichtmangels vollständig. Trotz der schwimmenden Sargassowiesen von enormer Ausdehnung [* 5] erscheint es höchst zweifelhaft, ob die Masse der im M. erzeugten vegetabilischen Substanz derjenigen der Tierwelt, die es belebt, gleichkommt. Im größern Teil des Ozeans steht sie jedenfalls weit hinter ihr zurück.

Für das Tierleben in den größern ozeanischen Tiefen der Weltmeere haben die neuern Tiefseeforschungen nachstehende, von den frühern Annahmen vollständig abweichende Hauptergebnisse geliefert:

1) Tierisches Leben ist in allen Tiefen bis zum Meeresgrund vorhanden.

2) Es ist am reichsten in mäßigen Tiefen und hängt ab von der Anwesenheit des Sauerstoffs, der Kohlensäure und des phosphorsauren Kalks.

3) Die Meeresfauna ist am reichsten in zwei Zonen, die eine an oder nahe der Oberfläche des Meers, die zweite auf oder nahe über dem Meeresgrund; in dem dazwischenliegenden Raum fehlen nahezu alle Tiere.

4) In größern Tiefen sind Spongien (Schwämme) [* 6] und Echinodermen (Stachelfische) vorherrschend.

5) In Tiefen über 900 m hat die Meeresfauna überall dieselben Grundzüge. Tiefseegenera sind kosmopolitisch, Tiefseespezies sind an entfernten Orten identisch oder vikarierende Formen.

Ahnfrau - Ahnung

Bild 1.235: Ahnfrau - Ahnung
* 7 Ähnlichkeit.

6) Die Tiefseefauna zeigt mit den Faunen der (geologischen) Tertiär- und Sekundärzeit eine größere Ähnlichkeit [* 7] als die des seichten Wassers. Bis jetzt ist aber erst eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Typen, die man für ausgestorben hielt, in den Tiefen der Meere entdeckt worden.

7) Die Hauptcharakterformen der Tiefe und solche, welche den erloschenen Typen am nächsten stehen, scheinen in größter Zahl und hervorragender Größe in den südlichen Ozeanen zu leben.

8) Der allgemeine Charakter der Tiefseefauna gleicht am meisten dem des seichten Wassers der hohen nördlichen und südlichen Breiten, weil die Temperaturverhältnisse die gleichen sind.

Viel mannigfacher und gestaltenreicher als die Flora ist die Fauna des Meers. Sämtliche bekannte Tierformen der Gegenwart und früherer geologischer Perioden kann man in 155 Ordnungen oder 36 Klassen teilen. Von diesen 36 Klassen sind 34 im M. vertreten, indem nur Amphibien und Tausendfüßer fehlen; von den 155 Ordnungen sind 75 auf dem Land, 67 im Süßwasser, aber 107 im M. vertreten, und 52 Ordnungen aus 16 verschiedenen Klassen kommen einzig und allein im M. vor. Das Meer besitzt also einen viel größern Reichtum tierischer Hauptformen als das Süßwasser und das Land. Seine Tiefe und seine Ausdehnung, sein Salzgehalt, die Gleichmäßigkeit der Temperatur und der Reichtum an Nahrungsstoff begünstigen die Entwickelung einer so reichen und vielgestaltigen Fauna.

Aber auch an Individuenzahl ist die Meeresfauna der ganzen übrigen Lebewelt weit überlegen und tritt unter Umständen höchst überraschend hervor. Die Verbreitung der Seetiere in senkrechter und wagerechter Richtung ist hauptsächlich von dem Salzgehalt, der Temperatur und den Strömungen abhängig. Eine Zunahme des Salzgehalts, wie im Mittelmeer und im Roten Meer, übt keinen wesentlichen Einfluß auf die Tiere aus; wo aber der Salzgehalt auf 2 und 1 Proz. und noch weiter sinkt, nimmt die Zahl der Seetiere bedeutend ab, und auch die Zahl der Arten vermindert sich mit dem Salzgehalt.

Jahreszeiten - Jaïk [u

Bild 59.836: Jahreszeiten - Jaïk [unkorrigiert]
* 8 Jahreszeiten.

Die meisten Tiere aber, welche das salzarme Wasser bewohnen, gehören zu Arten, die auch in benachbartem salzreichern Wasser vorkommen. Der höchste Reichtum des Tierlebens findet sich in der Oberflächenschicht auf tropischen Korallenriffen, wo die Temperatur immer über 20° bleibt und im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten [* 8] nur um wenige Grade schwankt. Nach N. hin nimmt die Artenzahl der Strandregion schnell und um so mehr ab, je stärkerm Temperaturwechsel das Wasser ausgesetzt ist.

Auf Austernbänken an der Westküste von Schleswig-Holstein, [* 9] wo Temperaturunterschiede von 22° vorkommen, leben außer der Auster [* 10] nur noch wenige Arten, während bei viel niedrigerer, aber gleichmäßiger Temperatur sich eine reiche Fauna entwickelt. Selbst in Tiefen von 5500 m, wo die Temperatur nicht über 2° steigt, wurden noch Tiere gefunden, und man hat beobachtet, daß diese Bewohner der eisigen Tiefe, begünstigt durch die Gleichmäßigkeit aller Verhältnisse, eine viel bedeutendere Größe erreichen als nahe verwandte, in höhern, wenn auch mildern Meeresschichten lebende Arten.

Die Zahl der Tiere, welche die schwankenden Temperaturverhältnisse der flachen Meere mittlerer Breiten ertragen, ist viel geringer als diejenige, welche an gleichmäßige oder sehr wenig veränderliche Temperatur gebunden sind. Unter diesen, die der größten, seit unberechenbarer Zeit bestehenden Gleichförmigkeit aller Lebensbedingungen genießen, finden sich Arten und Gattungen über den Boden aller Ozeane verbreitet und Formen, welche schon in frühern geologischen Epochen existierten.

Länder des Mittelmeers

Bild 11.691a: Länder des Mittelmeers
* 11 Mittelmeers.

Zur Nahrung dienen diesen Tieren der Tiefsee die dunkelfarbigen, reichen Mudmassen, welche aus abgestorbenen Pflanzen entstehen und durch die Strömungen bis in die größten Tiefen hinunter geführt werden, außerdem die Zersetzungsprodukte andrer Tiere. In der Tiefe des Mittelmeers [* 11] fehlen Tiere, und man erklärt dies aus dem Umstand, daß das Mittelmeer gegen das am Meeresgrund nach dem Äquator strömende Polarwasser, welches sich in höhern Breiten an der Oberfläche des Meers mit Sauerstoff gesättigt hat, abgeschlossen ist.



Meer (Tierleben, Geogn

Bild 11.418: Meer (Tierleben, Geognosie des Meeresgrundes, Nutzen des Meers)
* 18 Seite 11.418.

Unter den günstigsten Verhältnissen entwickeln sich in den tropischen Teilen der offenen Ozeane die Korallen, [* 12] und wo an den Riffen die Brandung sich tosend bricht, kulminiert auch das marine tierische Leben. Hier findet sich auf kleinem Raum die größte Artenzahl, während im N. große Scharen von Tieren, welche nur sehr wenigen Arten angehören, sich üppig entwickeln. An einem einzigen Leuchtschiff vor der Elbmündung fand man bei der Reinigung über 2 Mill. Seepocken Einer Art, und die an Einem Tag in der Kieler Bucht gefangenen 240,000 Heringe enthielten in ihren Magen [* 13] wenigstens 2400 Mill. einer und derselben kleinen Krebsart. - Auf Seetiere ist das schon erwähnte wunderbare, in stets wechselnder Pracht auftretende und besonders unter den Tropen äußerst glanzvolle Meeresleuchten zurückzuführen. Es sind aber nicht einzelne Arten, welche dies Schauspiel hervorbringen, sondern es beteiligen sich daran so zahlreiche Geschöpfe, daß es nicht möglich ist, sie alle aufzuzählen. Eine hervorragende Rolle spielt hierbei die Noctiluca miliaris und in tropischen Meeren die nahe verwandte Pyrocystis; aber fast jede Gruppe der Meerestiere: Infusorien, Polypen, Aktinien, Quallen, Medusen, Seesterne, [* 14] Tunikaten [* 15] (besonders Pyrosoma), Muscheln, [* 16] Würmer, [* 17] Rädertierchen, Krustentiere, nimmt daran teil. Auch

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Bakterien spielen beim Meeresleuchten eine große Rolle. Bald leuchtet das Meer nur in einzelnen äußerst glänzenden Funken, bald drängen sich die lichtentwickelnden Organismen enger zusammen, und die ganze Oberfläche des Meers erglänzt in einem gleichförmigen weißen Phosphorlicht. Stets ruft mechanische Reizung der Tiere erhöhtes Leuchten hervor; aber auch für chemische Reize sind sie höchst empfänglich, und wenn ein Platzregen plötzlich das Salzwasser verdünnt, verwandelt sich der Ozean in ein Feuermeer.

Überblickt man die einzelnen Regionen des Meers, so zeigt sich im Nördlichen Eismeer ein Vorherrschen der Seesäugetiere und Flohkrebse, welch letztere den erstern zur Nahrung dienen. Unter diesen sind der grönländische Bartenwal, der Finnfisch, Narwal und das Walroß charakteristisch. Der Nordatlantische Ozean ist das Reich der Schellfische und Heringe;

Robben

Bild 13.862a: Robben
* 19 Robben.

im Mittelmeer erscheint der Pottwal nur selten, häufiger sind Delphine und Robben; [* 19]

unter den Fischen herrschen Lippfische vor, sonst sind noch Barsche, Schollen, Thunfische, Sardinen und Sardellen aus der reichen Fischfauna hervorzuheben;

außerdem finden sich zahlreiche Kopffüßer, Schnecken, [* 20] Muscheln, Polypen (Edelkoralle), Badeschwämme.

Auffallend arm an Arten ist das Schwarze Meer. Im tropischen Teil des Atlantischen Ozeans findet man neben Pottfischen und Delphinen pflanzenfressende Sirenen, in der Nähe der westindischen Inseln kommen die großen Seeschildkröten vor. Zahlreiche Mollusken, darunter Pteropoden, ferner Kruster, Medusen und Salpen locken fliegende Fische [* 21] und diese wieder die Boniten an. Bei den Bahamainseln und Antillen gibt es auch riffbildende Polypen. Der Indische Ozean ist das Reich der Hydriden (Seeschlangen) und Kegelschnecken; von Säugetieren ist der Dugong am bezeichnendsten.

Riesenschildkröten, Krokodile [* 22] und die giftigen Schlangen [* 23] repräsentieren die Reptilien. Eine reiche Fischfauna, besonders aber zahlreiche Mollusken (Nautilus, Perlmuschel, Riesenmuschel), Strahltiere und Korallentiere sind weitere Eigentümlichkeiten dieses Meers, welches mit dem tropischen Stillen Ozean einigermaßen übereinstimmt, vom Atlantischen Ozean jedoch bedeutend abweicht (daher der große Unterschied der Fauna des Roten und des Mittelmeers). Im nördlichen Stillen Ozean herrschen unter den Fischen die Panzerwangen vor; im nördlichsten Teil sind einige Robben sowie Seelöwen und Seebären bemerkenswert.

Holmestrand - Holothur

Bild 8.661: Holmestrand - Holothurioideen
* 24 Holothurien.

Der tropische Stille Ozean ist das eigentliche Reich der Korallen und Holothurien; [* 24] Robben und Sirenen fehlen fast ganz, nur Pottfische und antarktische Wale [* 25] werden bisweilen angetroffen. Zahlreiche Fische, darunter Flugfische, Doraden, große Haifische, ferner mannigfache Mollusken sind charakteristisch. Der südliche Teil der Ozeane ist bedeutend ärmer an Tieren als der nördliche; aber selbst im hohen Meer werden hier Schwärme von Quallen, Pteropoden und kleinen Krustern angetroffen.

In der Nähe der Küsten leben große Robben und Wale, darunter der kosmopolitische Pottfisch, ferner zahlreiche Mollusken und Kopffüßer; die Fische sind durchweg von denen der nordischen Meere verschieden. Im antarktischen Meer herrschen wieder Wale und Robben vor; doch sind auch zahlreiche Fische vorhanden, welche wieder eine übergroße Menge niederer Geschöpfe voraussetzen. Zu allen diesen Tieren gesellen sich endlich noch in allen Meeren die Vögel, [* 26] welche wohl den größten Teil ihres Lebens über dem Wasser verbringen und sich von Seetieren nähren, aber durch das Fortpflanzungsgeschäft stets an das Land gefesselt sind.

Helgoland - Heliäa

Bild 8.352: Helgoland - Heliäa
* 27 Helgoland.

In geognostischer Beziehung haben die Untersuchungen des Meeresgrundes ergeben, daß die Gebirgsformationen, welche in der Nähe des Strandes anstehen, sich in ganz analoger Weise unter dem Meer hin fortsetzen. Freilich sind hier die Ergebnisse noch sehr lückenhaft; indes hat man z. B. westlich von Jütland die auf Helgoland [* 27] anstehenden Trias- und Kreidethonschichten streckenweise nachzuweisen vermocht und im Kanal [* 28] die Kreide-, Jura- und Bergkalkschichten und ihre Grenzen [* 29] annähernd konstatiert.

Auch hat man die topographische Ausbreitung der Korallen- und Austernbänke [* 30] festgestellt, insbesondere aber die der verschiedenen Arten von Schlamm, speziell des kreidigen Kalkschlammes, welcher manche Tierreste enthält, die denen der Kreidezeit nahestehen. Diese Schlammmassen sprechen für die große Bedeutung des Meers in geologischer Hinsicht; sie sind die Anfänge neu sich bildender Gesteinsmassen und zeigen deutlich, welchen großen Anteil an dieser Bildung die niedern Organismen haben.

Salz (Salinen oder Sal

Bild 14.238: Salz (Salinen oder Salzsiedewerke)
* 31 Salz.

Die auf dem Festland niederfallenden und in den Boden einsinkenden Wasser nehmen aus dem Gestein, welches sie durchsickern, teils als Produkte einfacher Lösungsprozesse, teils infolge chemischer Umwandlungen Salze auf und führen diese den Quellen, Flüssen und endlich dem Meer zu. In dieser Weise gelangt der Kalk stets als schwefelsaurer Kalk ins Meer, denn der als doppeltkohlensaures Salz [* 31] gelöste Kalk scheidet sich größtenteils unter Verlust von Kohlensäure wieder unlöslich ab. Im M. wird nun der schwefelsaure Kalk durch die Organismen zersetzt; sie nehmen ihn auf und wandeln ihn durch ihren Stoffwechsel in kohlensauren Kalk um, welchen sie zum Aufbau ihrer Gehäuse gebrauchen.

Diese Gehäuse sinken nach dem Absterben der Tiere zu Boden, und aus ihnen, besonders aus den mikroskopisch kleinen, bilden sich die erwähnten Schlammmassen, die einst als Kalkstein auftauchen werden. Auch Muscheln und Korallen beteiligen sich an dieser Kalksteinbildung in ausgedehntem Maß, und große Ablagerungen von kohlensaurem Kalk bestehen fast ausschließlich aus Muschelschalen. Neben diesen kolossalen Neubildungen spielen andre, welche das Material dem Schlamm verdanken, welchen die Ströme dem Meer zuführen (s. Alluvium), oder dem mächtigen Anprall der Wogen gegen die Küsten (s. Küste), eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle, und noch geringer ist die Bedeutung der Eisberge, welche, wie erwähnt, den Moränenschutt im M. verbreiten. Daß auch für die innern Erdkräfte das Meer nicht ohne Bedeutung ist, wird mit gutem Grund aus der Lage der Vulkane [* 32] in der Nähe der Meere gefolgert; jedoch ist Sicheres hierüber nicht ermittelt.

Der Nutzen, welchen das Meer gewährt, ist ein außerordentlich großer, auch wenn man von seinem Einfluß auf das Klima [* 33] und von seiner Bedeutung für den Völkerverkehr absieht. Es liefert zahlreiche Produkte und nährt und beschäftigt ganze Völker. In seiner teils als Wellenschlag, teils als Ebbe und Flut auftretenden Bewegung repräsentiert das Meer einen ungeheuern Vorrat an lebendiger Kraft, [* 34] den man von mehreren Seiten nutzbar zu machen gesucht hat. So soll die Ebbe und Flut zum Betrieb von Wasserrädern und Turbinen nutzbar gemacht werden, und die Brandung hat man zur Kompression von Luft benutzt, um mit dieser Motoren zu betreiben und Kälte zu erzeugen. Vielfach wird an den Küsten durch Verdampfen des Meerwassers auf weiten abgeschlossenen Flächen Kochsalz gewonnen, aber nach der Abscheidung des letztern liefert die Mutterlauge auch noch andre Salze und zuletzt das Brom. Seesalz wird auch zu Bädern benutzt und ersetzt mehr

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