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Moser - Möser

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Möser1) Justus, ausgezeichneter deutscher Staatsmann, Publizist und Historiker, geb. 14. Dez. 1720 / 757

Seite 11.825

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Eugen in dieser Stellung zugebracht, ward er nach der Ablehnung einer neuen Geldforderung des Herzogs als angeblicher Verfasser der gegen denselben gerichteten Schriften vom Herzog selbst (1759) im Audienzsaal verhaftet und fünf Jahre lang auf der Bergfestung Hohentwiel in harter Gefangenschaft gehalten. Erst 1764 befreiten den Unschuldigen, der eine Entlassung unter ehrenrühriger Bedingung standhaft verworfen hatte, die Fürsprache Friedrichs d. Gr. beim Kaiser und ein reichshofrätlicher Befehl.

Der Herzog erklärte Moser nun zwar für schuldlos und setzte ihn wieder in sein Amt als Landschaftskonsulenten ein; doch nahm Moser seitdem wenig und seit 1770 fast gar keinen Anteil mehr an den Geschäften, sondern widmete den Rest seines Lebens bloß schriftstellerischer Thätigkeit. Er starb 30. Sept. 1785. Im J. 1885 wurde seine Büste, von Kopp modelliert, in Stuttgart [* 2] aufgestellt. Das bedeutendste Werk unter seinen 500 Bände umfassenden Schriften ist sein »Deutsches Staatsrecht« (Nürnb. 1737-54, 50 Bde. nebst 2 Supplementbänden und 1 Bd. Register).

Außerdem sind zu erwähnen: »Neues deutsches Staatsrecht« (Stuttg. u. Frankf. 1766-75, 21 Bde., und Zusätze, 1781-82, 3 Bde.);

»Deutsches Staatsarchiv« (Hanau u. [* 3] Frankf. 1751-1757, 13 Bde.);

»Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Deutschen Reichs« (7. Ausg., Tübing. 1754).

Auch schrieb er seine »Lebensgeschichte« (3. Aufl., Frankf. u. Leipz. 1777-83, 4 Bde.).

Vgl.   Schmid, Das Leben J. J. Mosers (Stuttg. 1868);

Herm. Schulze, J. J. Moser der Vater des deutschen Staatsrechts (Leipz. 1869);

Wächter, Joh. Jak. Moser (Stuttg. 1885);

Adam, J. J. Moser als württembergischer Landschaftskonsulent (das. 1887).

Jena

Bild 9.191: Jena
* 4 Jena.

2) Friedrich Karl, Freiherr von, ebenfalls staatsrechtlicher Schriftsteller, ältester Sohn des vorigen, geb. 18. Dez. 1723 zu Stuttgart, studierte in Jena [* 4] die Rechte, trat mit dem Vater 1747 in hessen-homburgische Dienste [* 5] und folgte ihm nach Hanau als Gehilfe und Lehrer an dessen Staats- und Kanzleiakademie. Er übernahm dann einen gesandtschaftlichen Posten von Hessen-Darmstadt, später einen ähnlichen von Hessen-Kassel, trat 1766 in den österreichischen Staatsdienst und ward im folgenden Jahre Reichshofrat in Wien, [* 6] auch vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben und führte 1770 die Verwaltung der kaiserlichen Herrschaft Falkenstein. 1772 ward er dirigierender Minister und Kanzler in Hessen-Darmstadt. 1780 auf seinen Antrag entlassen, wurde er mit Prozessen verfolgt, bis endlich der neue Großherzog, Ludwig I., das Verfahren niederschlug und Moser wenigstens teilweise Entschädigung für die zugefügten Verluste bot. Moser starb 10. Nov. 1798 in Ludwigsburg. [* 7]

Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Kleine Schriften zur Erläuterung des Staats- und Völkerrechts« (Frankf. 1751-65, 12 Bde.);

»Sammlung von Reichshofratsgutachten« (das. 1752-69, 6 Bde.);

»Sammlung der neuesten und wichtigsten Deduktionen in deutschen Staats- und Rechtssachen« (Ebersd. 1752-64, 9 Bde.);

»Patriotisches Archiv« (Frankf. u. Leipz. 1784-90, 12 Bde.);

»Neues patriotisches Archiv« (Mannh. 1792-94, 2 Bde.);

»Luthers Fürstenspiegel« (neue Ausg. von Meyer, Frankf. 1834).

Sein Leben beschrieben A. Baumstark (Stuttg. 1846) und Ledderhose (Heidelb. 1871).

Spaltfrüchte - Spangen

Bild 15.62: Spaltfrüchte - Spangenberg
* 8 Spandau.

3) Gustav von, Lustspieldichter, geb. 11. Mai 1825 zu Spandau [* 8] als der Sohn eines Majors, wurde im Berliner [* 9] Kadettenkorps für die Militärlaufbahn erzogen, quittierte 1856 als Offizier in Görlitz [* 10] den Militärdienst, um zur Landwirtschaft überzugehen, und lebt gegenwärtig auf seinem Gut Holzkirch bei Lauban in Schlesien. [* 11] Erst die Einsamkeit des Landlebens in Verbindung mit seinen Berliner Erinnerungen brachte ihn auf den Gedanken, für das Theater [* 12] zu schreiben. Von seinen zahlreichen mit frischem Humor entworfenen und durch eine gewisse Keckheit der Erfindung ausgezeichneten, übrigens ohne jeden poetischen und litterarischen Anspruch rein auf die theatralische Unterhaltung abzielenden Stücken, die fast sämtlich glänzende Aufnahme fanden, nennen wir: »Er soll dein Herr sein!« (1860),

»Eine kleine Mondfinsternis« [* 13] (1860),

»Wie denken Sie über Rußland?« (1861),

»Ein moderner Barbar« (1861),

»Moritz Schnörche« (1863),

»Eine Frau, die in Paris [* 14] war« (1866),

»Kaudels Gardinenpredigten« (1871),

»Aus Liebe zur Kunst« (1873),

»Das Stiftungsfest« (1873),

»Ultimo« (1874),

»Der Veilchenfresser« (1876),

»Mädchenschwüre« (1877),

»Der Bibliothekar« (1878),

»Der Hypochonder« (1878),

»Der Registrator auf Reisen« (mit L'Arronge, 1879),

»Krieg im Frieden« (mit v. Schönthan, 1881),

»Kalte Seelen« (1881),

»Unsre Frauen« (mit v. Schönthan, 1882),

»Reif Reiflingen« (mit demselben, 1882),

»Köpenickerstraße 120« (mit E. Heiden, 1884),

»Ein Stoff von Gerson« (1885) etc. Eine Sammlung seiner spätern Stücke erschien in 17 Bänden (Berl. 1873-86).

Berlin

Bild 2.752a: Berlin
* 15 Berlin.

4) Julius, Bildhauer, geb. 14. Juni 1832 zu Berlin, [* 15] bildete sich auf der dortigen Akademie und unter Aug. Fischer und Drake und machte 1857 und 1858 Studienreisen nach Rom und [* 16] Paris. Seine Statuen und Gruppen religiösen, mythologischen und allegorischen Inhalts zeichnen sich durch edle Formenbildung aus, während sich in seinen Porträtbüsten und -Statuen ein lebendiges Naturgefühl bei schlicht-realistischer Auffassung kundgibt. Seine Hauptwerke sind: das Denkmal des Cornelius de Greiff in Krefeld, [* 17] des Wohlthäters der Stadt, die sitzende Sandsteinfigur der Kunsttechnik an der Außenseite der Nationalgalerie, die kolossale Statue eines segnenden Christus für die Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (1875), das Kriegerdenkmal für Naumburg, [* 18] einige allegorische Gruppen am Schloß Hansemann auf Rügen, die kolossalen Bronzestatuen Friedrich Wilhelms I. und III. am Hauptportal der Kadettenanstalt zu Lichterfelde bei Berlin, die Gruppe der Fischerei [* 19] für die Belle-Alliancebrücke, die Marmorgruppe eines Amor, dem eine Nymphe die Waffen [* 20] raubt, ein Chamissodenkmal für Berlin (1888).

Titel
Elemente zu Möser:

1) Justus, ausgezeichneter deutscher Staatsmann

2) Albert, lyrischer Dichter

[11.824] Moser 1) Johann Jakob

Möser,

Osmerus - Osnabrück

Bild 12.471: Osmerus - Osnabrück
* 21 Osnabrück.

1) Justus, ausgezeichneter deutscher Staatsmann, Publizist und Historiker, geb. 14. Dez. 1720 zu Osnabrück, [* 21] wo sein Vater Kanzleidirektor war, studierte 1740-42 in Jena und Göttingen [* 22] die Rechte, erhielt 1742 in seiner Vaterstadt das Amt eines Sekretärs der Landstände und wurde zwei Jahre später dort Rechtsanwalt. Er zeichnete sich durch redlichen Freimut und besonders durch energisches Auftreten gegen die Willkürlichkeiten des damaligen Statthalters von Osnabrück so aus, daß er zum Advocatus patriae, d. h. zum Anwalt des Staats in Rechtsstreitigkeiten, ernannt wurde.



Mosersche Bilder - Mos

Bild 11.826: Mosersche Bilder - Moses
* 24 Seite 11.826.

Seit 1755 vertrat er zugleich als Syndikus die Rechte der Ritterschaft. Die schwere Heimsuchung des Bistums Osnabrück durch den Siebenjährigen Krieg wurde durch Mösers kluges und festes Verhalten in ihren Folgen erheblich gemildert, und das Vertrauen, welches ihm der Höchstkommandierende der mit Friedrich d. Gr. verbündeten Heere schenkte, ersparte dem Land beträchtliche Summen. 1763 nach London [* 23] geschickt, um die Zahlung der englischen Subsidiengelder für die Alliierten zu betreiben, bewährte auch hier sein hohes

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staatsmännisches Geschick, und zugleich eignete er sich damals eine gründliche Kenntnis der englischen Institutionen und des britischen Volkscharakters an. Als 1761 die Regierung des Bistums Osnabrück an den Prinzen Friedrich, den minderjährigen Sohn des Königs Georg III. von England, fiel, war Möser von da an (obschon er erst 1768 offiziell zum Geheimen Referendar ernannt wurde) 20 Jahre hindurch die Seele der gesamten Landesverwaltung. Seine einflußreiche Thätigkeit hatte mit ungemeinen, in den eigentümlichen Verhältnissen von Osnabrück begründeten Schwierigkeiten zu kämpfen.

In dem kleinen Ländchen, wo sich mehr als irgend anderswo Reste altgermanischen Lebens in Verfassung und Volkssitte erhalten hatten, fand sich ein seltsames Gemisch von Freiheiten und Einschränkungen des öffentlichen Wesens, und gerade die Eigentümlichkeit dieser Zustände war es, welche Mösers politische Einsicht zu einer Höhe gelangen ließ, auf der er geradezu alle seine deutschen Zeitgenossen überragte. Er starb 8. Jan. 1794. Möser war eine Persönlichkeit von kerngesundem Schlag, stark und groß von Gestalt, humoristisch und voll festen Ernstes, treuherzig und Vertrauen weckend, ein deutscher Mann im besten Sinn des Wortes.

Als Schriftsteller nimmt er im Fach der Publizistik und Geschichtschreibung eine hervorragende Stellung ein. Er begründete 1766 die »Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter«, welche von ihm bis Mitte 1782 geleitet, bis 1792 mit Beiträgen ausgestattet wurden. Aus den für diese Zeitschrift verfaßten Abhandlungen stellte er 1774 eine Auswahl unter dem Gesamttitel: »Patriotische Phantasien« (4. Aufl., hrsg. von seiner Tochter J. ^[Johanne/Jenny Wilhelmine Juliane] v. Voigt, Berl. 1820, 4 Bde.; neue Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen von R. Zöllner, Leipz. 1871, 2 Bde.) zusammen.

Diese Aufsätze sind in ihrer Mehrheit unvergleichliche Muster populärer Behandlung der verschiedenartigsten Gegenstände, kleine Meisterwerke voll klarer Gedankenfülle, humoristischer Laune, psychologischen Tiefblicks, politischer und volkswirtschaftlicher Weisheit, gründlichen Wissens und sittlichen Ernstes. Zugleich bekunden die kleinen Abhandlungen ein entschieden künstlerisches Talent ihres Verfassers, wie denn auch durch seine gegen Gottsched gerichtete Abhandlung »Harlekin, oder Verteidigung des Grotesk-Komischen« in dem Aufsatz »Über die deutsche Sprache und Litteratur« sehr helle ästhetische Einsichten an den Tag legt. Am bewundernswürdigsten erscheint er jedoch in der Klarheit und dem divinatorischen Tief- und Scharfblick seiner volkswirtschaftlichen und politischen Überzeugungen.

Der Einfluß, den er als gelehrter und zugleich echt populärer Schriftsteller geübt hat, war außerordentlich und wirkt noch jetzt nach. Nicht geringere Bedeutung als der Publizist hat der Historiker Möser. Mitten in den Stürmen des Siebenjährigen Kriegs und seinen mühseligen Geschäften entwarf er seine ausgezeichnete »Osnabrückische Geschichte« (Osnabr. 1768, 2 Bde.; 2. umgearb. Aufl., Berl. 1780; 3. Aufl. 1819). Auch als Dichter hat sich Möser versucht, doch zeigt er in seinem Trauerspiel »Arminius« (Hannov. 1749) sich noch gänzlich in der Enge Gottschedscher Ästhetik befangen. Die sämtlichen Werke Mösers gab Abeken in 10 Bänden (Berl. 1842-44, neue Ausg. 1858) heraus.

Vgl.   Nicolai, Leben Justus Mösers (Berl. 1797, neue Ausg. als 10. Bd. von Mösers »Werken«);

Kreyssig, Justus Möser (das. 1857).

Am 12. Sept. 1836 wurde ein Denkmal Mösers (von Drake) in seiner Vaterstadt aufgestellt.

Dresden

Bild 5.141a: Dresden
* 25 Dresden.

2) Albert, lyrischer Dichter, geb. 7. Mai 1835 zu Göttingen, studierte daselbst klassische Philologie und ward dann Lehrer der alten Sprachen an der Krauseschen Lehr- und Erziehungsanstalt zu Dresden, [* 25] in welcher Stellung er sich noch zur Zeit befindet. Mit seinen »Gedichten« (Leipz. 1864, 2. Aufl. 1869) erwarb er sich rasch einen Ruf als Vertreter reiner Form im Platenschen Sinn, während der Inhalt derselben nur in der elegischen Stimmung eine gewisse Eigentümlichkeit zeigte. Auch in seinen »Neuen Sonetten« (Leipz. 1866),

in der Gedichtsammlung »Nacht und Sterne« (Halle [* 26] 1872),

den »Idyllen« (das. 1875) und den neuen Gedichten: »Schauen und Schaffen« (Stuttg. 1881),

interessierte vorzugsweise die schöne Form. Er schrieb noch: »Das Dresdener Hoftheater 1862-1869« (Dresd. 1869) und »Totenopfer. Gneisenaus Enkel, dem Grafen L. von Hohenthal« (das. 1870).