peter-hug.ch

Seite 13.54, Piesport - Pietismus | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

eLexikon

Bewährtes Wissen in aktueller Form

Main

Piesport - Pietismus

Bild 13.54: Piesport - Pietismus
Seite 13.54.
Überblick der Artikel
5 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
PiesportDorf, s. Pisport. / 4
Pietà(ital.), Frömmigkeit, liebreiche Gesinnung, Barmherzigkeit; in der bildenden Kunst die Darstellung / 135
Pietät(lat. pietas), Frömmigkeit, kindliche Liebe und Ergebenheit gegen Eltern, Verwandte und Wohlthäter / 61
Pieter-MaritzburgHauptstadt der engl. Kolonie Natal in Südostafrika, am Umsindusi auf einer Ebene 614 m ü. / 86
Pietismus(neulat.), eine krankhafte Form der Frömmigkeit (pietas), die, nach Umständen und Persönlichkeite / 1033

Seite 13.54

Piesport,

Dorf, s. Pisport. ^[= (Pisonis portus), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Wittlich, an der Mosel, ...]

Pietà

Bildhauerkunst X

Bild 2.935j: Bildhauerkunst X
* 6 Bildhauerkunst X.

(ital.), Frömmigkeit, liebreiche Gesinnung, Barmherzigkeit; in der bildenden Kunst die Darstellung der Maria mit dem Leichnam Christi im Schoß. Die berühmteste aus der klassischen Zeit ist die überlebensgroße Gruppe von Michelangelo in der Peterskirche in Rom [* 2] (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 3] VI«, [* 4] Fig. 15). Unter den Malern haben besonders G. Bellini und van Dyck das Motiv der Pietà behandelt. In neuerer Zeit hat Rietschel eine Abweichung von dem überlieferten Typus insofern versucht, indem er die Maria an der Seite des Leichnams Christi knieend dargestellt hat (Friedenskirche zu Potsdam). [* 5] Eine andre Auffassung hat der Italiener Dupré in einer Pietà in Siena (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, [* 6] Fig. 13) zur Geltung gebracht. Ähnlich der Rietschelschen ist die Pietà von dem Maler Löfftz (München, [* 7] Pinakothek), während Böcklin eine Pietà gemalt hat, bei welcher Maria klagend den Leichnam umarmt (Berlin, [* 8] Nationalgalerie).

Pieter-Maritzburg,

Getreide (Zusammensetz

Bild 7.264: Getreide (Zusammensetzung, Nahrungswert etc.)
* 10 Getreide.

Hauptstadt der engl. Kolonie Natal in Südostafrika, am Umsindusi auf einer Ebene 614 m ü. M. und an der Eisenbahn Durban-Ladysmith, hat regelmäßige, mit Bäumen eingefaßte Straßen, ist Residenz des Gouverneurs, Sitz der Regierung, hat eine kleine Besatzung und (1884) 10,145 Einw., worunter 6085 Weiße, 3305 Kaffern und 755 indische Kulis. Der Handel mit Wolle, Häuten, Straußfedern, Elfenbein, Getreide, [* 10] die nach Durban verpachtet werden, ist bedeutend. Die Stadt wurde von den Buren an der Stelle gegründet, wo sie 1838 einen entscheidenden Sieg über den Kaffernhäuptling Dingaan erfochten.

Pietismus

(neulat.), eine krankhafte Form der Frömmigkeit (pietas), die, nach Umständen und Persönlichkeiten zu verschiedenen Zeiten verschieden gestaltet, bald in einseitigem Betonen einzelner Glaubenslehren, bald in überspannten und exzentrischen Gefühlen, bald in skrupulöser Ängstlichkeit, bald endlich in einem separatistischen Treiben ohne Maß und Ziel, immer in unruhigem und ungesundem Streben nach Heil und Gnade sich kundgibt. Eine epochemachende historische Bedeutung hat der Pietismus erst in der evangelischen Kirche erhalten, während in der römisch-katholischen Kirche die Jansenisten, die Quietisten u. a. nur Analogien dazu bieten.

Protestantischerseits machte sich der Pietismus zunächst als wohlthätiges Gegengift gegen die totale Stockung und Lähmung des religiösen Bewußtseins geltend, welche unter der Herrschaft der Orthodoxie Platz gegriffen hatten. Anderseits zog der Pietismus allenthalben einen des kirchlichen Gemeingefühls entbehrenden Subjektivismus groß. Der Separatismus, welcher ihm sonach unausrottbar im Blut sitzt, kündigt sich zuerst nur schüchtern an in der Konventikelbildung, welche aus der reformierten Kirche Hollands, dort bereits unter Labadies (s. d.) Leitung den Weg der Separation beschreitend, in die reformierten Kirchen des Niederrheins eingedrungen ist; hier fand sie ihren eifrigsten Förderer an Tersteegen.

Deutschland. Fluß- und

Bild 4.801a: Deutschland. Fluß- und Gebirgssystem
* 11 Deutschlands.

Der Name Pietismus aber ist erst auf dem Gebiet der lutherischen Kirche Deutschlands [* 11] entstanden. Was hier Spener (s. d.) mit dem redlichsten Eifer und noch mit hoher Mäßigung einleitete, das führten zahlreiche Schüler mit Leidenschaft und Parteieifer fort. Zunächst fanden die von Spener in seinem Haus veranstalteten Versammlungen (collegia pietatis), deren Hauptinhalt Gebet und Schrifterklärung bildeten, in andrer Form auch anderwärts Eingang, so z. B. zu Leipzig, [* 12] wo mehrere junge Dozenten, Paul Anton, J. K. Schade und Aug. Herm. Francke (s. d.), seit 1689 sogen. Collegia philobiblica veranstalteten, d. h. exegetisch-praktische Vorlesungen über das Neue Testament für Bürger und Studierende.

Halle

Bild 8.22a: Halle
* 14 Halle.

Hier kam auch der Parteiname der Pietisten auf, zunächst für die Besucher der Collegia philobiblica, welche sich durch eine besonders eingezogene Lebensweise hervorthaten. Die orthodoxe Leipziger theologische Fakultät, besonders Joh. Bened. Carpzov (s. d.), brachte es alsbald dahin, daß nach Speners Weggang von Dresden [* 13] auch die oben genannten Dozenten Leipzig verlassen mußten. Francke ging später nach Halle, [* 14] und dies ward nun der Hauptsitz der Pietisten (daher auch Hallenser genannt); hier wirkten neben Francke Joachim Just.

Breithaupt (s. d.) und Joachim Lange (s. d.). Hatte Spener zur Umgestaltung der damaligen Theologie eingehendes Bibelstudium empfohlen, so wollten manche seiner Anhänger das ganze theologische Studium auf die Heilige Schrift beschränkt wissen, und Löscher, der gelehrteste und der objektivste unter den Gegnern des Pietismus, konnte als ersten Charakterzug des Pietismus den fromm scheinenden Indifferentismus in Sachen der Dogmatik erklären. Dagegen legte der Pietismus das größte Gewicht auf ein asketisches Leben; er erklärte namentlich den Tanz, das Spiel, den Besuch des Theaters, das Tragen kostbarer Kleider, mitunter sogar das Lachen, den Scherz, das Spazierengehen etc. für unerlaubt.

Parallel - Parallele K

Bild 12.707: Parallel - Parallele Kräfte
* 16 Parallele.

Mit dieser Selbstkasteiung hing eine gewisse Verschiebung und Verdrängung des protestantischen Begriffs der Rechtfertigung durch den Glauben zu gunsten der Lehre [* 15] von der Buße, Bekehrung und Wiedergeburt zusammen. Wo letztere nicht vorhanden, da ist nach pietistischer Lehre weder richtige theologische Erkenntnis noch gesegnete Amtsführung möglich. Mit gleichem Eifer wurde die von den Pietisten aus der Apokalypse entnommene Lehre von dem Tausendjährigen Reich orthodoxerseits verworfen. Übrigens hielten die Pietisten grundsätzlich an dem kirchlichen Lehrbegriff fest, bildeten darum auch keine besondere Sekte, sondern nur eine Art Parallele [* 16] zu dem englischen Methodismus, indem sie auf einen pedantischen Schematismus des Heilsgangs drangen. Ehe »die Gnade in der Seele zum Durchbruch kommen« könne, sollte erst das Gefühl von seiner gänzlichen Untüchtigkeit zum Guten den Menschen zu einer »heilsamen Verzweiflung« treiben.



Pietra fungaja - Piezo

Bild 13.55: Pietra fungaja - Piezometer
* 19 Seite 13.55.

Die von Spener angeregte Belebung des praktischen Christentums ist übrigens nicht ohne heilsame Früchte geblieben: zahllose Anstalten der Wohlthätigkeit inmitten der Kirche, obenan die Franckeschen Stiftungen in Halle, die Bibelanstalt Cansteins (s. d.), sind durch den Pietismus ins Leben gerufen, überhaupt die Gesichtskreise für die kirchlichen Aufgaben mannigfach erweitert worden. Auch die 1722 durch Graf Zinzendorf entstandene Brüdergemeinde (s. d.) ist eine die Union der Konfessionen [* 17] vorbereitende Tochter des Pietismus, und die Theologie selbst, namentlich die praktische, hat unter den Händen Speners und der bessern seiner Schüler manche Modifikationen erfahren. Halle ward, wie einst Genf, [* 18] das Herz, dessen Schläge man durch alle evangelischen Lande fühlte. Nach allen Ländern Deutschlands berief man Prediger und Schullehrer aus Halle. Zu dieser innern kam auch die äußere

mehr

Mission; ein Zögling Franckes, Ziegenbalg (s. Mission), ging 1706 nach Ostindien. [* 20] In die Fußstapfen Speners und seiner nächsten Schüler traten später als Häupter des Pietismus: Ch. B. Michaelis, der jüngere Francke, Freylinghausen (s. d.), Rambach u. a. Aber die Einseitigkeit und das Schiefe [* 21] der ganzen Richtung traten doch trotz persönlicher Ehrenhaftigkeit ihrer Anhänger immer mehr hervor, und bald war der Pietismus wirklich das, was die Gegner schon lange ihm schuld gegeben, eine krankhaft überspannte, in Bekehrungsunternehmungen und Bußkrämpfen schwebende, nicht selten auch zum hochmütigen Absprechen über die »Welt«, ja zur schnöden Heuchelei herabsinkende Richtung.

Königsberg

Bild 9.1020a: Königsberg
* 23 Königsberg.

Während der Herrschaft des Nationalismus und des Indifferentismus zog er sich in engere Kreise [* 22] zurück und schien ganz erstorben zu sein, bis er in unserm Jahrhundert, durch die gewaltigen Zeitbewegungen gefördert, sich nochmals als moderner Pietismus erhob. Eine begeisterte Vertreterin und Verbreiterin fand derselbe an der Frau v. Krüdener. Es entstanden die frommen Konventikel, Kassen zur Verbreitung von Traktätchen und Vereine für Belebung der innern und äußern Mission, welche in Opferfreudigkeit, aber auch in Vielgeschäftigkeit wetteiferten, sich hin und wieder, wie in Königsberg [* 23] 1835 (s. Ebel 2), mit schwärmerischer Mystik verbinden oder, wie im Elberfelder Waisenhaus 1861, in eine Erweckungsepidemie ausarteten.

Berlin, Halle, das Mulde- und Wupperthal, dann Württemberg [* 24] waren die Plätze, wo dieser moderne Pietismus die zahlreichsten Anhänger fand. Durch seine Vorliebe für die alten Formen des Kirchenglaubens und seine Opposition gegen den Rationalismus wurde der Pietismus ein natürlicher Verbündeter der wieder auflebenden Rechtgläubigkeit, und beide Richtungen, die sich früher bekämpft hatten, söhnten sich nunmehr aus, um infolge der politischen und sozialen Stürme der Jahre 1848 und 1849 das Übergewicht in der evangelischen Kirche Deutschlands zu erringen.

Verwandt sind den deutschen Pietisten die Mômiers (s. d.) in der Schweiz [* 25] und die Methodisten (s. d.) in England.

Vgl.   Märklin, Darstellung und Kritik des modernen Pietismus (Stuttg. 1839);

Hüffell, Der Pietismus geschichtlich und kirchlich beleuchtet (Heidelb. 1846);

Schmid, Geschichte des Pietismus (Nördling. 1863);

Heppe, Geschichte des Pietismus und der Mystik in der reformierten Kirche (Leid. 1879);

Ritschl, Geschichte des Pietismus (Bonn [* 26] 1880-86, 3 Bde.);

Sachsse, Ursprung und Wesen des Pietismus (Wiesbad. 1884);

Renner, Lebensbilder aus der Pietistenzeit (Brem. 1886).