Seite 14.383, Schaf (Schafzucht) | eLexikon
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den Schafen gutes Futter in genügender, aber nicht zu reichlicher Menge geben. Während der Saugzeit sind die Mütter vorsichtig und gleichmäßig zu füttern, weil sonst die Lämmer Durchfall bekommen und verkümmern oder auch eingehen. Bei Sommerlammung bringt man Mütter und Lämmer baldmöglichst bei gutem Wetter [* 2] auf eine nahe Weide. [* 3] Im Alter von 2-3 Wochen fangen die Lämmer selbständig an zu fressen; man bringt sie dann bald, mit 4 Wochen, in besondere, von den Müttern getrennte Stallabteilungen und läßt sie nur von Zeit zu Zeit, 3-, 2-, 1mal täglich, zum Saugen zu den Müttern.
Bei Sommerlammung bleiben sie den Tag über mit letztern auf der Weide zusammen. Sind sie im Stall allein, so gibt man ihnen Hafer, [* 4] etwa 0,05 kg pro Tag und Stück, und feinstes Wiesenheu. Im Alter von 3-4 Monaten entfernt man sie gänzlich von den Müttern. Noch während der Saugzeit muß man sich darüber klar werden, welche von den männlichen Lämmern zur Zucht sich eignen. Die nicht zuchttauglichen Bocklämmer werden im Alter von 1-2 Monaten kastriert (verhammelt), weil durch Entfernung der Hoden die Wolle feiner und das Fleisch wohlschmeckender wird.
Schafe
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Schafe.Zugleich wird den Bock- und Mutterlämmern der Schwanz gestutzt zur Unterscheidung von den Hämmeln, welche denselben behalten. Nach dem Absetzen gibt man den Lämmern gute Weide oder, wenn sie im Stall gehalten werden, feines Heu, anfangs 250 bis 400 g, allmählich mehr, daneben Hafer ad libitum. Auch weiterhin bei dem Aufwachsen, besonders bis zum Alter von 18-20 Monaten, muß man die Lämmer kräftig füttern, damit sie nicht verkümmern. Zugabe von Hafer neben der Weide oder zur Zeit der Fütterung im Stall neben dem besten Heu und etwas Sommerstroh, Rüben oder Kartoffeln ist immer geboten. Bei Weidegang ist die Einwirkung starker Nässe vorsichtig zu vermeiden. Emil Wolff stellt die Fütterungsnormen für wachsende Schafe [* 5] pro Tag und 1000 kg Lebendgewicht in Kilogrammen wie folgt:
Alter in Monaten | Durchschnittlich. Gewicht | Organ. Substanz im ganzen | Verdauliche Stoffe: | Nährstoffverhältnis | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Eiweiss | Kohlehydrate | Fett | . | |||
5-6 | 28.0 | 28.0 | 3.2 | 15.6 | 0.8 | 1:5.5 |
6-8 | 33.5 | 25.0 | 2.7 | 13.3 | 0.6 | 1:5.5 |
8-11 | 37.5 | 23.0 | 2.1 | 11.4 | 0.5 | 1:6.0 |
11-15 | 41.0 | 22.5 | 1.7 | 10.9 | 0.4 | 1:7.0 |
15-20 | 42.5 | 22.0 | 1.4 | 10.4 | 0.3 | 1:8.0 |
Zur Vermeidung geschlechtlicher Aufregung und zur Verhütung vorzeitiger Befruchtung [* 6] trennt man die Geschlechter im Alter von 6 Monaten, wenn es nicht schon beim Absetzen geschehen ist.
Jundt - Jupiter
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Klima.Die weitere Ernährung erwachsener Schafe findet in der Regel im Sommer und zwar je nach dem Klima [* 7] vom April oder Mai bis Oktober oder November auf der Weide, im Winter im Stall, nur ausnahmsweise auch im Sommer im Stall statt. Man benutzt am besten trockne, kurzgrasige, mit Festuca, [* 8] Poa, [* 9] Medicago, Aira, [* 10] Trifolium u. a. bestandene natürliche oder auch mit Esparsette, Luzerne, Weißklee, Raigras bestellte künstliche Weiden, Brach- und Stoppelfelder. Auch läßt man üppig gewachsene Saatfelder mit denselben rasch überhüten.
Morgens treibt man sie nicht hungrig und nicht vor der Entfernung des Taues oder Reifs aus, da sie sonst leicht aufblähen. Auf 1 Hektar Weide können, je nach der Güte derselben, bei einer Weidedauer von 7 Monaten 5-25 Schafe ernährt werden. Böcke und Mutterschafe werden natürlich getrennt gehütet; beide Kategorien erhalten neben den Lämmern die bessern, Hämmel und Geltschafe die schlechten Weiden. Nasse Weiden sind zu vermeiden, weil die Schafe auf ihnen leicht die Brut für die Leberegel, für Magen- und Lungenwürmerseuche aufnehmen.
Die hauptsächlichsten Futtermittel, welche den Schafen im Winter im Stall gegeben werden, sind Heu und Stroh, daneben Rüben (4-5 kg) und Ölkuchen (0,25 kg pro Tag und Stück), außerdem auch Rübenpreßlinge und Branntweinschlempe. Körner gibt man in der Regel nur den Böcken während der Sprungzeit und säugenden Mutterschafen.
Die Nährstoffmengen, welche ein S. zur Erhaltung des mittlern Ernährungszustandes und zur Produktion reichlicher Wollmengen bedarf, stellen sich pro Tag folgendermaßen.
1) Leichte Merinos, Elektoraltypus (Mutterschafe 30-40 kg Lebendgewicht): | ||||
---|---|---|---|---|
Trockensubstanz | Rohprotein | Stickstofffreie Nährstoffe | Nährstoffverhältnis | |
Mutterschafe | 1.0 | 0.085 | 0.435 | 1:5.1 |
Zuchtböcke | 1.25 | 0.120 | 0.600 | 1:5.0 |
Hämmel | 0.965 | 0.069 | 0.425 | 1:6.5 |
2) Schwere Merinos, Negretti- und Rambouillettypus (Mutterschafe 45-60 kg Lebendgewicht): | ||||
Mutterschafe | 1,135 | 0.11 | 0.58 | 1:5.3 |
Zuchtböcke | 1,465 | 0.15 | 0.80 | 1:5.3 |
Hämmel | 1,100 | 0.07 | 0.44 | 1:6.3 |
3) Fleischschafe ( Mutterschafe 50-60 kg Lebgew.): | ||||
Mutterschafe | 1.25 | 0.13 | 0.67 | 1:5.0 |
Zuchtböcke | 1,675 | 0.175 | 0.89 | 1:5.0 |
Bei Beachtung der in den einzelnen Futterarten vorhandenen Nährstoffmengen läßt sich die Tagesration aus den verschiedenen Futterstoffen leicht berechnen. Gewöhnlich reichen drei Futterzeiten aus; daneben sorgt man für ausreichende Tränke und, falls Futter und Wasser in einer Gegend nicht genug Kochsalz enthalten, für Salzlecken. Wird auch im Sommer im Stall gefüttert, was dann geschieht, wenn keine passenden Weiden, wohl aber passende Futtervorräte und gute Absatzverhältnisse vorhanden sind, so gibt man das Winterfutter und, solange Grünfutter vorhanden ist, dieses.
Zur Mästung stellt man Hämmel im Alter von 1½-3 Jahren, ausgemerzte Mutterschafe und von Fleischschafen auch schon Lämmer auf. Die besten Mastfuttermittel sind die verschiedenen Heuarten neben Körnerschrot und Körnerabfällen. Rüben und Schlempe werden höchstens in kleinen Quantitäten gegeben. Gut ist es, die Schafe vor der Mästung zu scheren; 10-12 Wochen reichen zur Mästung hin, die Tagesration stellt sich bei der Mästung pro Stück in Kilogrammen auf:
Trockensubstanz | Rohprotein | Stickstofffreie Nährstoffe | Nährstoffverhältnis | |
---|---|---|---|---|
Leichte Wollschafe | 1.5 | 0.15 | 0.65 | 1:4.3 |
Schwere Wollschafe | 1,725 | 0.20 | 0.845 | 1:4.2 |
Fleischschafe | 1.85 | 0.25 | 0.90 | 1:3.6 |
Schafarik - Schaff
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Seite 14.384.Die tägliche Zunahme bei der Mästung beträgt pro Stück 0,08-0,13 kg. Das Schlachtgewicht verhält sich zu dem Lebendgewicht je nach dem Grade der Ausmästung und der Rasse wie 60 (49 Proz. Fleisch, 5 Proz. Talg, 6 Proz. Haut) [* 11] bis 77 (62 Proz. Fleisch, 10 Proz. Talg, 5 Proz. Haut) zu 100. Die Schur findet in der Regel einmal im Jahr und zwar im Mai statt. ¶
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Die Zucht der Schafe hat heute in Deutschland [* 13] nicht mehr die eminente Bedeutung wie im Anfang dieses Jahrhunderts. Seit der Einführung der Merinos hatten sich Sachsen [* 14] und Schlesien [* 15] und dann auch andre Teile Deutschlands [* 16] der Elektoral-, Österreich-Ungarn [* 17] der Negretti-, Frankreich der Kammwollschafzüchtung zugewandt. Die Preise für Elektoralschafe und deren feine Wollen erreichten eine bedeutende Höhe. Aber als mit dem Jahr 1840 die Zucht des Merinoschafes sich in den überseeischen Ländern (Südamerika, [* 18] Südafrika, [* 19] Australien) [* 20] entwickelte, und als ferner von 1864 bis 1867 in den Vereinigten Staaten [* 21] Nordamerikas die Schutzzollgesetzgebung eingeführt wurde, da erfuhr die Rentabilität der Schafzucht in Deutschland eine starke Einbuße; die überseeischen Wollen, welche bis dahin zum Teil nach Nordamerika [* 22] importiert waren, gelangen seit jener Zeit in großen Mengen auf den europäischen Markt. Deshalb bevorzugen gegenwärtig die meisten deutschen Züchter große, mastfähige Schafe mit reichlicher, wenn auch weniger feiner Wolle. Allgemein ist man übergegangen zur Haltung von deutschen und französischen Merinokammwollschafen und von englischen Fleischschafen. Nur einzelne züchten noch hochfeine Elektorals und finden dabei ihre Preise.
Die wichtigsten Krankheiten der Schafe sind: der Milzbrand, die Pockenseuche, die Raude, die Klauenseuche, die parasitären Krankheiten oder Wurmseuchen (Leberegelseuche, Bandwurmseuche, Lungenwurmseuche, Magenwurmseuche, Drehkrankheit und Bremsenlarvenkrankheit), die bösartige Gelbsucht (Lupinose), die infektiöse Lungenentzündung (weiße Lungen), der seuchenartige Abortus, die Bleichsucht, die Knochenweiche und die Lämmerlähme.
Vgl. Fitzinger, Über die Rassen des zahmen Schafs (Wien [* 23] 1859-60, 4 Tle.);
Mentzel, Handbuch der rationellen Schafzucht (2. Aufl., Berl. 1861);
Körte, Das deutsche Merinoschaf (Bresl. 1862);
Derselbe, Wörterbuch der Schafzucht (das. 1863);
v. Schmidt, Schafzucht und Wollkunde (3. Aufl., Stuttg. 1869);
v. Neitzschütz, Studien zur Entwickelungsgeschichte [* 24] des Schafs (Danz. 1869-1875, 3 Tle.);
May, Das S. (Bresl. 1868, 2 Bde.);
Bohm, Die Schafzucht (2. Aufl., Berl. 1883);
H. v. Nathusius, Vorträge über Schafzucht (das. 1880);
v. Mitschke-Collande, Der praktische Merinozüchter (das. 1883);
Körte, Das Fleischschaf (Bresl. 1885);
Witt, Die englischen Fleischschafrassen (Leipz. 1885).