Seite 16.640, Wilhelm (Hessen, Lippe, Mecklenburg, Meißen) | eLexikon
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- ️Tue Mar 04 1817
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seinem anhänglichen Volk begeistert empfangen, wieder in seine Hauptstadt ein. Mit seinem Wunsch, als König der Katten anerkannt zu werden, drang er auf dem Wiener Kongreß nicht durch, daher er den großherzoglichen Titel verschmähte, den kurfürstlichen beibehielt und mit ihm das Prädikat »Königliche [* 2] Hoheit« verband. Im Innern betrachtete er die Zeit seiner Verbannung als nicht vorhanden, stellte alles, auch ganz veraltete Einrichtungen und Mißbräuche, so den Zopf beim Militär, rücksichtslos wieder her, vertrieb alle Ausländer aus dem Land, reduzierte die Staatsobligationen auf ein Drittel Wert und nahm denen, welche während der westfälischen Zeit Staatsdomänen gekauft hatten, dieselben ohne Entschädigung weg.
Zwar rief er die althessischen Stände mehrmals zusammen, um mit ihnen, der eingegangenen Verpflichtung gemäß, eine ständische Verfassung zu vereinbaren; aber da dieselben seiner Willkür gegenüber stets eine ruhige, feste Haltung zeigten und namentlich nicht von der Forderung einer Sonderung des Staatsvermögens von dem überreichen Privatschatz des Kurfürsten abgingen, unterblieb die Herstellung der Verfassung, worauf Wilhelm 4. März 1817 statt einer Verfassung ein Haus- und Staatsgesetz oktroyierte. Wilhelm starb 27. Febr. 1821.
Hessen
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* 3
Hessen.15) Wilhelm II., Kurfürst von Hessen, [* 3] Sohn des vorigen, geb. 28. Juli 1777, studierte in Marburg [* 4] und Leipzig [* 5] und vermählte sich 13. Febr. 1797 mit der Prinzessin Auguste, der Tochter des Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen. [* 6] Als die Franzosen 1806 das Land besetzten, folgte er seinem Vater nach Holstein und Prag [* 7] und ging dann 1809 nach Berlin. [* 8] 1813 focht er im preußischen Heer bei Leipzig mit. Er erließ in Kassel [* 9] 30. Okt. den Aufruf an die Hessen zum Kampf gegen Frankreich, bewies sich nach der Rückkehr seines Vaters bei Ausrüstung des Heers sehr thätig und übernahm im März 1814 den Oberbefehl über die Truppen, welche die Festungen Metz, [* 10] Diedenhofen, [* 11] Luxemburg [* 12] u. Saarlouis einzuschließen bestimmt waren.
Nach dem Pariser Frieden lebte er in Hanau. [* 13] Als er nach dem Tod seines Vaters 27. Febr. 1821 den Thron [* 14] bestieg, erregte er durch mehrere zeitgemäße Reformen in der Verwaltung die schönsten Hoffnungen. Die Erwartung jedoch, daß er die verfassungsmäßige Wirksamkeit der Landstände herstellen werde, blieb unerfüllt, und noch weniger wollte er eine neue, zeitgemäße Verfassung gewähren. Zu der dadurch hervorgebrachten Mißstimmung kamen noch Spaltungen in der Familie selbst.
Reichenau - Reichenbac
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* 15
Reichenbach.Als er seine Geliebte, Emilie Ortlöpp aus Berlin, 1821 zur Gräfin von Reichenbach [* 15] (später zur Gräfin von Lessonitz) erhob, zog sich die Kurfürstin, welche die Liebe des Volkes in hohem Grad genoß, vom Hof [* 16] zurück, und viele vom Adel folgten ihrem Beispiel; der Kurprinz ging nach Berlin und söhnte sich erst 1830 mit seinem Vater wieder aus. Infolge eines Aufstandes 6. Sept. 1830 bewilligte Wilhelm 15. d. M. das Gesuch der Bürger um Versammlung der Landstände, und schon 5. Jan. 1831 kam die neue Konstitution zu stande.
Infolge der Unruhen über die Rückkehr der Gräfin Lessonitz (11. Jan.), welche zur Abreise genötigt wurde, verlegte der Kurfürst seine Residenz nach Hanau und übertrug auf die Zeit seiner Abwesenheit vom Sitz der Regierung 30. Sept. 1831 die Regentschaft dem Kurprinzen Friedrich Wilhelm. Seitdem lebte der Kurfürst abwechselnd in und bei Hanau (in Philippsruhe), in Baden [* 17] und besonders in Frankfurt [* 18] a. M., getrennt von seiner Gemahlin, nach deren Tod, 19. Febr. 1841, er sich 8. Juli mit der Gräfin Lessonitz und, als diese 12. Febr. 1843 starb, 28. Aug. mit Karoline, Baronin von Bergen, [* 19] geborner v. Berlepsch, morganatisch vermählte. Er starb 20. Nov. 1847 in Frankfurt.
London
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* 20
London.[Lippe.]
16) Friedrich Wilhelm Ernst, Graf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg, Sohn des Grafen Albert Wolfgang und von Margarete Gertrud, Gräfin von Oeynhausen, geb. 9. Jan. 1724 zu London, [* 20] erhielt seine Erziehung in Genf, [* 21] studierte dann zu Leiden [* 22] und Montpellier [* 23] und trat hierauf in England als Fähnrich in die königliche Leibgarde. Nach dem Tod seines ältern Bruders kehrte er als nunmehriger Erbe nach Bückeburg [* 24] zurück, begleitete seinen Vater, der damals General in holländischen Diensten war, bei dem Feldzug gegen die Franzosen, in dem er der Schlacht bei Dettingen 27. Juni 1743 mit Auszeichnung beiwohnte, und machte dann als Freiwilliger im kaiserlichen Heer den Feldzug von 1745 in Italien [* 25] mit.
Spanien und Portugal
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* 27
Portugal.Durch den Tod seines Vaters (1748) wurde er an die Spitze der Regierung seines kleinen Landes gerufen. Um über das Kriegswesen Erfahrungen zu sammeln, begab er sich zuerst nach Berlin zu Friedrich d. Gr., reiste dann wieder nach Italien und besuchte später auch Ungarn. [* 26] Beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs stellte er ein vorzüglich diszipliniertes Kontingent zur alliierten Armee, ward Generalfeldzeugmeister derselben und focht mehrfach mit Auszeichnung. 1759 erhielt er den Oberbefehl über die sämtliche Artillerie bei dem verbündeten Heer. Nach dem Angriff Frankreichs und Spaniens auf Portugal [* 27] (1761) trug ihm dessen Minister Pombal den Oberbefehl der verbündeten englischen und portugiesischen Truppen an. Wilhelm folgte dem Ruf 1762, doch beendete noch in demselben Jahr der Friede von Fontainebleau den Krieg, worauf Wilhelm 1764 in sein Vaterland zurückkehrte. Er hatte in Portugal auch eine Kriegs- und Artillerieschule gegründet und die Festung [* 28] bei Elvas angelegt, welche der König ihm zu Ehren Fort Lippe [* 29] nannte. Um seine Grafschaft erwarb er sich große Verdienste durch Förderung der Gewerbe und des Ackerbaues und Aufhebung vieler Frondienste. Auch gründete er hier eine Kriegsschule, namentlich für die Artillerie und das Geniewesen, die großen Ruf erlangte, und legte für dieselbe die kleine Festung Wilhelmsstein im Steinhuder Meer an. Er starb 10. Sept. 1777 kinderlos, daher ihm sein Neffe Philipp II. in der Regierung folgte.
Vgl. Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale, Bd. 1 (3. Aufl., Leipz. 1872).
[Mecklenburg.]
17) Friedrich Wilhelm Nikolaus, Herzog von Mecklenburg, zweiter Sohn des Großherzogs Paul Friedrich und der Prinzessin Alexandrine von Preußen, Schwester Kaiser Wilhelms I., geb. 5. März 1827, trat in die preußische Armee, ward Kommandeur des 6. Kürassierregiments, vermählte sich 9. Dez. 1865 mit der Prinzessin Alexandrine von Preußen, welche ihm 1868 eine Tochter (Charlotte) gebar, befehligte 1866 als Generalmajor eine leichte Brigade im Kavalleriekorps der ersten Armee, 1870-1871 als Generalleutnant die 6. Kavalleriedivision, war aber, 9. Sept. bei der Explosion in Laon leichtverwundet, bis Ende d. J. von dem Truppenteil abwesend und zeigte in den Kämpfen bei Le Mans [* 30] Januar 1871 großen Mangel an Energie. Er ward 1873 Kommandeur der 22. Division in Kassel, aber schon 1874 à la suite gestellt und starb 28. Juli 1879.
Wilhelm (Meißen, Niede
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* 33
Seite 16.641.[Meißen.]
18) Wilhelm I., Markgraf von Meißen, geb. 1343, Sohn Friedrichs des Ernsthaften, besaß die väterlichen Länder gemeinschaftlich mit seinen ältern Brüdern, Friedrich (dem Strengen) und Balthasar, und unter Vormundschaft derselben, erhielt bei der Teilung von 1382 Meißen, [* 31] verwaltete bis 1398 als Pfandinhaber auch die Mark Brandenburg. [* 32] In ¶
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Meißen arbeitete er klug an der Befestigung der fürstlichen Macht im Innern und an der Abwehr der böhmischen Luxemburger, erwarb die Herrschaft Kolditz, brachte die reichen Besitzungen der Burggrafen von Dohna, die er vertrieb, an sich und war ein großer Gönner der Meißener Domkirche, deren Exemtion er mit Erfolg durchsetzen half. Vermählt mit Elisabeth von Mähren, [* 34] dann mit Anna von Braunschweig, [* 35] starb er 1407 kinderlos.
19) Wilhelm II., Markgraf von Meißen, zweiter Sohn Markgraf Friedrichs des Strengen, geb. 1370, erhielt bei der Teilung von 1382 gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Friedrich dem Streitbaren und Georg das Osterland und Landsberg [* 36] und bei der Örterung von 1409 als seinen Anteil Meißen, beteiligte sich mit Friedrich dem Streitbaren am Kriege gegen die Hussiten und starb 1425 unvermählt.
Nuphar - Nürnberg
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* 37
Nürnberg.20) Wilhelm III., Markgraf von Meißen, der Tapfere, geb. 1425, erbte bei seines Vaters Kurfürst Friedrich des Streitbaren Tode die wettinischen Lande gemeinschaftlich mit seinem Bruder, Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen, erhielt bei der Teilung 1445 Thüringen und die fränkischen Besitzungen, geriet aber, aufgehetzt von seinen Räten, den Vitzthums, in Streit mit seinem Bruder, woraus 1446 der sächsische Bruderkrieg entstand, den erst 1451 der Vergleich zu Pforta beendigte. Wilhelm nahm an den Fehden des Markgrafen Albrecht Achilles gegen Nürnberg [* 37] teil, erhob auch nach seines Schwagers Ladislaus Tod 1457 Ansprüche auf den böhmischen Thron, entsagte denselben jedoch 1459 im Vergleich zu Eger [* 38] zu gunsten Georg Podiebrads, unternahm 1461 eine Bußfahrt nach Palästina [* 39] und starb 1482. Aus seiner unglücklichen, durch seine Leidenschaft für Katharina von Brandenstein getrübten Ehe mit Anna, der Tochter Kaiser Albrechts II., hinterließ er zwei Töchter.
Brüssel (Lage etc.; St
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* 40
Brüssel.[Niederlande.]
21) Wilhelm I., der Schweiger, Graf von Nassau, Prinz von Oranien, Gründer der niederländischen Unabhängigkeit, geb. 14. April 1533 auf dem Schloß Dillenburg in der Grafschaft Nassau, war der älteste Sohn des Grafen Wilhelm des ältern von Nassau, kam frühzeitig als Page an den Hof Kaiser Karls V. und erbte 1544 von seinem kinderlosen Vetter Renatus von Nassau das Fürstentum Orange (Oranien) in der Provence. Karl V. begünstigte den jungen Prinzen auf alle Weise: er vermählte ihn 1551 mit der reichen Erbin Anna van Buren (gest. 1558), übertrug ihm 1554 im Kriege gegen Frankreich den Oberbefehl über 20,000 Mann, hielt, auf seine Schulter gestützt, 1555 bei seiner Abdankung die Ansprache an die Generalstaaten, ließ durch ihn Ferdinand I. die Kaiserkrone überbringen und empfahl ihn bei seiner Abreise nach Spanien seinem Nachfolger Philipp II., der auch Wilhelm zum Mitglied des Staatsrats in Brüssel [* 40] und zum Statthalter von Utrecht, [* 41] Zeeland und Holland ernannte.
Doch hegte Philipp von Anfang an gegen Wilhelm Argwohn, während dieser, seit 1561 mit Anna, der Tochter Moritz' von Sachsen, [* 42] vermählt, gegen die kirchliche Reaktionspolitik Philipps mehr und mehr in Opposition trat und in der Religionsfrage eine Stellung über den Parteien einzunehmen suchte. Die despotische Regierung des Kardinals Granvella bewog Wilhelm und die Grafen Egmond und Hoorne, dem König 1561 schriftliche Vorstellungen zu machen und 1562 einen geheimen Bund zu schließen.
Alava - Alba
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* 44
Alba.Philipp rief 1564 den verhaßten Minister zurück, worauf Wilhelm wieder eifrig am Staatsrat teilnahm und durch Milde und Mäßigung die Ruhe in den Niederlanden herzustellen suchte. Am Kompromiß nahm er nicht teil und zog sich, als die Bewegung zunahm, nach Breda zurück. Nach dem Bildersturm 1566 stellte er in Antwerpen, [* 43] wo er das Amt eines Burggrafen bekleidete, sowie in Utrecht und Holland die Ruhe wieder her. Als er erfuhr, daß Alba [* 44] zum Statthalter bestimmt sei, legte er seine Ämter nieder und begab sich, nachdem er in Willbroek noch eine Zusammenkunft mit Egmond gehabt, der seine Warnungen in den Wind schlug, 30. April 1567 nach Dillenburg.
Wilhelms 13jährigen Sohn Philipp Wilhelm van Buren, der zu Löwen [* 45] studierte, nahm Alba gefangen und schickte ihn als Geisel nach Spanien, wo er streng katholisch erzogen und seiner Familie und seinem Vaterland entfremdet wurde. Wilhelm selbst wurde vor den Rat der Unruhen geladen und seine Güter konfisziert. Wilhelm bekannte sich nun öffentlich zum protestantischen Glauben und rüstete sich zum Kampf. Seine Brüder Ludwig und Adolf drangen an der Spitze eines Heers in Friesland ein und schlugen den spanischen General Arenberg 24. Mai 1568 zu Heiligenlee in Groningen, wobei Adolf blieb.
Zweibrücken - Zweiflüg
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* 46
Zweibrücken.Aber die beiden andern, in Artois und Brabant einfallenden Heerhaufen wurden von den Spaniern bald überwältigt, und auch Ludwig unterlag 2. Juli bei Jemmingen gegen Alba. Wilhelm warb hierauf ein neues Heer von 20,000 Mann zu Fuß und 8000 Reitern, drang im September in Brabant ein, vermochte aber weder Alba zu einer entscheidenden Schlacht noch das Volk zum allgemeinen Aufstand zu bewegen und mußte aus Geldmangel die Truppen entlassen. Mit 1200 Reitern schloß er sich sodann dem Zug des Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrücken [* 46] gegen die katholische Partei in Frankreich an, flüchtete aber nach dem Unterliegen der Hugenotten 1569 wieder nach Dillenburg.
Indessen gab er die Sache der unterdrückten Freiheit nicht auf. 1571 rief er die Verbindung der Meergeusen ins Leben, die den Spaniern Holland und Zeeland entrissen und Wilhelm als Statthalter ausriefen, und ward im Juli 1572 in Dordrecht [* 47] von den Ständen als Graf von Holland und Inhaber aller landesherrlichen Rechte förmlich anerkannt. Wilhelm unternahm darauf im August 1572 mit einem neuen Heer von 17,000 Mann einen abermaligen Einfall in Brabant; allein die versprochenen französischen Hilfstruppen blieben infolge der Pariser Bluthochzeit aus, und er selbst konnte Alba nicht zu einer Feldschlacht nötigen.
Mit großem Verlust mußte er sich bei Beginn des Winters nach dem Rhein zurückwenden und seine Truppen entlassen. Er begab sich nun im Januar 1573 nach Holland, wo er mit Freude und Hoffnung begrüßt wurde. 1574 eroberte er Geertruidenberg und Middelburg, die Hauptstadt von Zeeland, und entsetzte im Oktober d. J. Leiden. Nach der Meuterei der spanischen Armee und der »spanischen Furie« in Antwerpen erlangte Wilhelm auch endlich durch die Genter Pacifikation (November 1576) sein lang erstrebtes Ziel, eine Einigung der gesamten Niederlande [* 48] gegen Spanien.
Die Milde, mit welcher der neue spanische Statthalter, Don Juan d'Austria, auftrat, hatte zwar das Friedensedikt (»ewige Edikt«) von 1577 zur Folge; als aber Don Juan sehr bald gegen das Edikt handelte, wurde Wilhelm von den Ständen in Antwerpen zu Hilfe gerufen und unter dem Jubel des Volkes von einem Teil der Stände in Brüssel zum Ruwart von Brabant erwählt. Doch mußte er, um den Neid der Großen nicht zu erregen, die Wahl des Erzherzogs Matthias von Österreich [* 49] zum Generalstatthalter dulden (Januar 1578), während er die Leitung aller Staatssachen behielt. Als der Sieg der Spanier bei Gembloux (31. Jan. 1578) und das kluge Benehmen des nach Don Juans Tod ¶
Fortsetzung Wilhelm:
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