Bild 6.333, Flachs, neuseeländischer - Flagellanten
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Der Leinsamen wird 3,5-5,5 mm lang, ist gelbbraun, glänzend, riecht schwach unangenehm, schmeckt schleimig-fettig. Unausgereifte Samen, [* 1] die man gewissermaßen als Nebenprodukt bei der Flachsgewinnung erhält, sind kleiner, leichter, meist auch mehr grünlich gefärbt. Diese Samen sind wohl für die Ölgewinnung (Schlaglein), aber nicht zur Aussaat (Saatlein) tauglich. Der Samen enthält ca. 8 Proz. Wasser, 33 Proz. fettes Öl, 25 Proz. Eiweißstoffe, Spuren von Gerbsäure und 4-5 Proz. mineralische Stoffe. Man benutzt ihn auch zur Darstellung eines starken Schleims (1 Teil Samen, mit 50 Teilen Wasser maceriert), der als einhüllendes Mittel Anwendung findet; gepulverter Leinsamen dient zu erweichenden, schmerzlindernden Umschlägen; doch versteht man unter Leinmehl gewöhnlich gepulverte Leinölkuchen, die Rückstände vom Pressen des Leinöls. Vgl. Ölkuchen.
Litteratur.
Vgl. Sonntag, Katechismus des Flachsbaues (Leipz. 1872);
Keurenaer, Die Flachsbereitung in Holland (Berl. 1872);
Leydhecker, Kultur und Aufarbeitung des Leins (Prag [* 2] 1872);
Kodolanyi, Kultur und Zubereitung des Flachses (4. Aufl., Wien [* 3] 1885);
Giersberg, Der Flachs (Leipz. 1877);
Vogel, Kulturgeschichte des Flachses (Darmst. 1869);
Woltmann, Zur Statistik der Leinenindustrie und des Leggewesens (Münd. 1873);
Hohenbruck, Beitrag zur Stastitik ^[richtig: Statistik] der Flachs- und Hanfproduktion in Österreich [* 4] (Wien 1873);
Rufin, Der Flachsbau des Erdballes (Berl. 1878-81, unvollendet);
Lohren, Deutschlands [* 5] Flachsbau (das. 1880).
Flachs,
neuseeländischer, s. Phormium. ^[= Forst. (Flachslilie), Gattung aus der Familie der Liliaceen, mit der einzigen Art P. tenax L. ...]
Flachsbaumwolle,
s. v. w. Flachswolle. ^[= (kotonisierte Flachscellulose), ein aus Flachs bereitetes Surrogat der Baumwolle, ...]
Flachskraut,
gelbes, s. Linaria. ^[= # Tourn. (Leinkraut, Frauenflachs), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, ein- oder mehrjährig ...]
Flachslilie,
s. Phormium. ^[= Forst. Gattung aus der Familie der Liliaceen, mit der einzigen Art P. tenax L. ...]
Flachsseide,
Cuscatlan - Cushman [u
![Bild 54.641: Cuscatlan - Cushman [unkorrigiert] Bild 54.641: Cuscatlan - Cushman [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/54/54_0641.jpeg)
* 6
Cuscuta.Pflanzengattung, s. v. w. Cuscuta. ^[= Tourn. (Seide, Klebe), Gattung aus der Familie der Kuskuteen, blattlose Schmarotzerpflanzen, ...] [* 6]
Flachsseidenpflanzen,
s. Kuskuteen. ^[= dikotyle Familie aus der Ordnung der Tubifloren, den Konvolvulaceen ...]
Flachswolle
(Flachsbaumwolle, kotonisierte Flachscellulose), ein aus Flachs bereitetes Surrogat der Baumwolle, [* 7] wurde zuerst 1774 von Lady Morgan darzustellen versucht. Später verfolgten denselben Gedanken Baron Meiding in Schweden [* 8] (1775), einige Fabrikanten aus Wiesbaden [* 9] (Siemoise-Fabriken) 1796, de Fallois (1803) und noch später Claußen (1853) und ein Amerikaner, Knoles, der sein Produkt »Fibrilia« nannte. Nach Claußen wird der Flachs einige Stunden in Ätznatronlauge gekocht, dann in mit Schwefelsäure [* 10] angesäuertes Wasser gelegt, getrocknet, gebrochen, geschwungen, hierauf in Stücke von erforderlicher Länge geschnitten, in Sodaauflösung eingeweicht, in sehr verdünnte Schwefelsäure gebracht, gebleicht, getrocknet und endlich wie Baumwolle gekrempelt und bearbeitet.
Der von der englischen Regierung ausgesetzte Preis von 20,000 Pfd. Sterl. auf die Erfindung des Kotonisierens der Flachsfaser wurde aber Claußen nicht zuerkannt, was die Unbrauchbarkeit seines Verfahrens beweist. In jüngster Zeit tauchte dieser Gedanke abermals auf, um die heimische Baumwollindustrie von der amerikanischen Produktion unabhängig zu machen, und Spazier suchte aus den Flachswergabfällen ein Surrogat der Baumwolle darzustellen. Dasselbe ist gebleicht vollkommen weiß, die einzelnen Zellen sind so fein wie die feinste Sea Island-Baumwolle und 60-80 mm lang, übertreffen daher die meisten Sorten der Baumwolle. Die Flachswolle ist aber durch die Herstellung so verteuert, daß eine Konkurrenz mit Baumwolle aussichtslos erscheint.
Flacius,
Venedig
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* 11
Venedig.Matthias Flacius Illyricus (der Illyrier), eigentlich Francowich (Vlacich), luther. Streittheolog, geb. 1520 zu Albona, studierte in Venedig [* 11] Humaniora und begab sich von da, statt, wie er beabsichtigte, Mönch und katholischer Theolog zu werden, 1539 nach Basel, [* 12] dann nach Tübingen [* 13] und 1541 nach Wittenberg, [* 14] wo Luther und Melanchthon seine Lehrer wurden, ihm auch 1544 eine Professur der hebräischen Sprache [* 15] auswirkten. Als Melanchthon das sogen. Leipziger Interim 1548 gebilligt hatte, begann Flacius von Magdeburg [* 16] aus eine maßlose Polemik gegen jenen und seine Schule.
Auch als er 1557 zum Professor an der streng lutherischen Universität Jena [* 17] berufen war, bekämpfte er sofort mit seinen Amtsgenossen (Musäus, Wigand u. a.) den philippistischen oder kursächsischen Synergismus (s. d.). Auf seine Rechnung kommt namentlich das sogen. Konfutationsbuch (»Solida confutatio et condemnatio praecipuarum corruptelarum, sectarum etc.«, 1559), eine als Symbol auftretende Protestation der herzoglich sächsischen Regierung gegen alle Abweichungen von der lutherischen Lehre. [* 18]
Weilburg - Weimar
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* 19
Weimar.Als in Jena selbst in Vikt. Strigel (s. d.) ein Verteidiger des Synergismus erstand, bewirkte Flacius dessen Verhaftung, konnte jedoch auf einem Kolloquium zu Weimar [* 19] die Verdammung Strigels nicht durchsetzen. Flacius ging, 1561 seines Amtes entsetzt, nach Regensburg, [* 20] von da nach Antwerpen, [* 21] wo er einer Verfolgung weichen mußte, endlich nach Straßburg, [* 22] geriet aber auch hier mit den Geistlichen schließlich in einen so heftigen Streit, daß der Rat ihn 1573 aus der Stadt verwies.
Einst das Orakel aller strengen Lutheraner, wurde er nun um seiner auf der weimarischen Disputation geschehenen Äußerung, daß die Erbsünde zum Wesen des Menschen gehöre, des Manichäismus beschuldigt. Überall vertrieben und vom Unglück verfolgt, starb Flacius 1575 in Frankfurt [* 23] a. M. Unter den wissenschaftlichen Arbeiten ist zunächst die Redaktion der »Magdeburgischen Centurien« zu nennen, außerdem sein »Catalogus testium veritatis« (Basel 1556) und die »Clavis Scripturae Sacrae« (das. 1567).
Vgl. Preger, Matth. Flacius Illyricus und seine Zeit (Erlang. 1859-61, 2 Bde.).
Flackmaschine,
s. Spinnen. ^[= (hierzu Doppeltafel "Spinnmaschinen"), aus kurzen Fasern durch Zusammendrehen beliebig ...] [* 24]
Fladen,
flache, runde Kuchen, ursprünglich Opferkuchen;
daher Osterfladen, eine Art dieser Kuchen mit Überzug von Eiern und Honig, die noch jetzt in vielen Gegenden zur Osterzeit gebacken werden.
Fladenheim,
s. Flarchheim. ^[= preuß. Dorf bei Mühlhausen in Thüringen. Hier 27. Jan. 1080 Schlacht zwischen ...]
Fladenkrieg,
Königreich Sachsen
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* 25
Sachsen.im Munde des Volkes der Name der unblutigen »Wurzener Stiftsfehde«, die in der Karwoche 1542 zwischen dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen [* 25] und dessen Vetter, dem Herzog Moritz von Sachsen, ausbrach, weil ersterer in dem unter beider Fürsten gemeinschaftlichem Schutz stehenden Stift Wurzen [* 26] einseitig eine Türkensteuer ausgeschrieben und Anstalt zur Einführung der Reformation gemacht hatte.
Sie wurde zu Grimma [* 27] durch die Vermittelung Philipps von Hessen [* 28] sowie Luthers schnell geendet, worauf das aufgebotene Kriegsvolk mit Osterfladen beschenkt wurde.
Flader
(die), s. v. w. Flaser (s. d.);
Fladungen,
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Mellrichstadt, am Fuß der Hohen Rhön, 403 m ü. M., hat eine kath. Pfarrkirche, ein sehr reiches Spital und (1885) 797 Einw., die Forellenfischerei und Flachshandel betreiben.
Flagellanten
(lat. Flagellantes, Geißler, Geißelbrüder, Flegler oder Bengler), Brüderschaft des 13.-15. Jahrh., welche sich durch Geißelung des Körpers Sündenvergebung zu erwerben glaubte. Von mehreren Päpsten und berühmten Kirchenlehrern (z. B. ¶
Fortsetzung Flagellanten:
→ Seite 6.334 || Damiani) dringend empfohlen, galt neben andern äußerlichen Werken die sogen. apostolische