Bild 42.56, Erlach
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sat Dec 01 1900
eLexikon
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Main
mehr
und Säugetierknochen bekannt. Gegen das Grosse Moos vorgelagert streicht in gleicher Richtung die östlichste und kleinste der genannten Erhebungen, gebildet aus den Moränenhügeln bei Treiten, Finsterhennen und Siselen. Dieselben erheben sich rund 50 m über das Grosse Moos, erreichen also an absoluter Höhe nicht ganz 500 m. Weiter n. gehen diese glazialen Ablagerungen über in fluvioglaziale Geschiebe.
Die Rücken dieser Hügelzüge sind durchweg stark bewaldet. An den fruchtbaren Hängen wird intensiver Acker- und Wiesenbau getrieben. Eine nicht unbedeutende Fläche ist namentlich an den nach O. und S. geneigten Halden auch dem Weinbau eingeräumt. An der Entsumpfung des Mooses wird seit der Juragewässerkorrektion besonders in den dem Staate Bern gehörenden Gebieten der Strafanstalten Witzwil und St. Johansen wacker gearbeitet. Immerhin harrt noch eine grosse Fläche der Urbarmachung. Das Areal des Amtsbezirkes verteilt sich in folgender Weise:
ha | |
---|---|
Wiesen | 2622 |
Aecker und Gärten | 2340 |
Wald | 1802 |
Reben | 216 |
Unproduktiv | 2200 |
Total | 9180 |
Der Amtsbezirk partizipiert mit einem kleinen Anteil am Neuenburgersee, mit einem grössern am Bielersee und wird im N. und NO. auf eine Strecke von ca 10 km von diesem begrenzt. Die Ufer des Neuenburgersees sind - soweit sie dem Amtsbezirk Erlach angehören, d. h. zwischen der Einmündung der Broye und der Stelle, bei welcher die Zihl den See verlässt - stark versumpft, und wir finden infolge dessen hier keine Spuren ehemaliger Pfahlbauten. Anders am Bielersee: auf den flach seewärts einfallenden Molasseschichten des Schaltenrains wurden Ueberreste von Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit bei Lüscherz und bei Vinelz nachgewiesen. Ein Bau aus der Steinzeit ist ferner in der Zihl bei Zihlbrücke gefunden worden.
Naturgemäss finden wir auch die Siedelungen zum weitaus grössten Teil an den Hängen jener oben genannten Höhenzüge. Ohne Ausnahme zeigen die 14 Ortschaften des Amtsbezirkes diese Lage. Einzelhöfe finden sich allerdings auch oben auf den Rücken und unten in der Ebene des Grossen Mooses. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 zählt der Amtsbezirk Erlach 7066 Ew., d. h. 77 Ew. auf den km2. 1053 Häuser, 1379 Haushaltungen. Die Bewohner gehören mit Ausnahme von rund 50 Katholiken und 10 Israeliten der reformierten Kirche an. Trotzdem der Bezirk an der deutsch-französischen Sprachgrenze liegt, sprechen nur etwa 170 Ew. französisch. Die Bevölkerung ist eine durchaus landwirtschaftliche. Auf 100 Ew. kommen 96,6 Vieheinheiten, eine Zahl, die nur in einem einzigen Amtsbezirk des bernischen Mittellandes - in Laupen - grösser ist. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 3210 | 4251 | 4780 |
Pferde | 615 | 645 | 751 |
Schweine | 1970 | 3476 | 3765 |
Ziegen | 848 | 772 | 692 |
Schafe | 2048 | 1118 | 477 |
Bienenstöcke | 833 | 725 | 554 |
Eine nicht unbedeutende
Rolle spielt der Weinbau. Im Jahre 1895 ernteten 1637 Rebbesitzer 5968 hl. Wein.
Der Geldwert dieser
Ernte belief sich auf 260119 Fr. Industrie von irgendwie grösserer Bedeutung hat der Amtsbezirk Erlach
nicht.
Ca. 60 Ew. sind mit der Herstellung von Uhrenschalen und -steinen beschäftigt. Bei
Ins und
Brüttelen werden
Steinbrüche
ausgebeutet.
Der Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften des Bezirkes und den Stationen Aarberg und Kerzers der Linie Murten-Lyss findet auf guten Poststrassen statt. Zwischen Erlach und Neuenstadt (Station der Linie Biel-Neuenburg) kursieren kleine Dampfboote. Eisenbahnen hatte der Bezirk bis vor kurzem keine. Jetzt wird er im S. von der direkten Linie Bern-Neuenburg durchschnitten und hat in Müntschemier, Ins u. Gampelen Eisenbahnstationen erhalten.

Erlach,
französisch Cerlier (Kt. Bern, Amtsbez. Erlach). 436-470 m. Gem. und Städtchen, Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirks; malerisch am sw. obern Ende des Bielersees und am vorspringenden NO.-Fusse des Jolimont gelegen, der sich von dieser Stelle aus als schmale und abgeflachte, erst seit der Juragewässerkorrektion das Wasser etwas überragende Erhebung bis zur St. Petersinsel fortsetzt. Dieses Neuland ist aber noch unwegsam und unkultiviert. Erlach beherrscht die Strassen vom S.-Ufer des Bielersees zu den Zihlbrücken und in den Kanton Neuenburg, sowie die Strasse Ins-Le Landeron-Neuenstadt.
Landungsplatz der Dampfboote Neuenstadt-Erlach. Zwei Stationen der Direkten Bern-Neuenburg, Ins und Gampelen, sind mit Erlach durch Fahrposten verbunden, beide sind 4,8 km vom Städtchen entfernt. Postbureau, Telegraph, Telephon. 107 Häuser, 848 reform. Ew. deutscher Zunge. Eigene Kirchgemeinde. Die Sprachgrenze (längs der Zihl) ist hier scharf ausgesprochen. Die Bewohner betreiben noch zum grossen Teil Landbau, und die Reben nehmen fast die Hälfte des produktiven Gemeindeareals ein.
Fabrikation von Uhrsteinen. Unbedeutender Handel. Sekundarschule. Kirche und Schloss dominieren das Städtchen. Zum letzteren führt die Obere oder Junkerngasse hinan, welche mit ihren Lauben und gotischen Fenstern ein gutes Bild aus alten Zeiten bietet. Im Schlosse befindet sich jetzt eine gut eingerichtete Rettungsanstalt für Knaben. In der Oberstadt, in die man durch ein altes mit dem Wappen der Herren von Erlach geschmücktes Tor eintritt, befinden sich die neben denen von Werdenberg ältesten heute noch vorhandenen Laubengänge. Sie gleichen in manchen Beziehungen denen von Bern, werden aber nicht, wie diese, von schönen Verkaufsläden, sondern von Stallungen begleitet. Hier und da hat man diese alten Baudenkmäler dem Geschmack der Neuzeit entsprechend etwas umgebaut.

Erlach wurde zu Ende des 11. Jahrhunderts von Burkhart, Bischof von Basel (demselben, der als Stammvater des gräflichen Hauses von Neuenburg gilt) zu einem festen Orte gemacht. Bei der Teilung der neuenburgischen Besitzungen (Beginn des 13. Jahrhunderts) kam es an die Grafen von Nidau. Graf Rudolf II. erteilte um 1260 dem Orte Stadtrecht. 1405 kam Erlach an Savoyen, später als gemeinsamer Besitz an zwei Zweige des Hauses Châlons. 1474 nahmen die Berner den militärisch wichtigen Ort ein, und Erlach war die einzige bleibende Gebietserweiterung, welche der grosse Krieg gegen Karl den Kühnen der Stadt Bern einbrachte. 1476-1798 bernische ¶
Fortsetzung Erlach:
→ Seite 42.57 || vogtei; 1523-28 amtete hier als Landvogt der Maler und Dichter Niklaus Manuel.