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Bild 43.448, Morges

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Wed Nov 07 1877
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Morges: Das Zeughaus.

Quaipromenade wird durch die Avenue de la République vervollständigt, die den zwischen dem Schloss und der Morges gelegenen schönen Parc de l'Indépendance durchquert. Im Jardin du Parc steht das Denkmal zum Gedächtnis an die drei Bürger von Morges, denen das Waadtland zum guten Teil seine Unabhängigkeit verdankt: Jean Jacques Cart (1727-1813; Verfasser der Lettres à Bernard de Muralt), Henri Monod (1753-1833; Präfekt des Département du Léman und später Landammann des Kantons Waadt) und Jules Muret (1759-1847; Staatsrat). Am andern Ufer der Morges liegt der Festplatz (Pferderennen, Schlittschuhbahn), an dem eine schon 1500 erwähnte Ulme steht, deren Stamm in einer Höhe von 2 m über dem Boden einen Umfang von vollen 9 m hat.

Bei Morges befand sich eine der wichtigsten und ausgedehntesten Pfahlbauten am Genfersee. Die seit 1854 durch Troyon, Morlot und Forel, Vater und Sohn, unternommene Durchforschung dieser Station hat eine sehr reiche Sammlung von Antiquitäten zu Tage gefördert, die gegenwärtig im kantonalen Museum zu Lausanne aufbewahrt werden. Es bestanden in der Bucht von Morges drei Niederlassungen von verschiedenem Alter. Die älteste, nach der ihr gegenüberliegenden gegenwärtigen Kirche «Station de l'Église» genannt, hat nur Steininstrumente (besonders kleine Beile) geliefert.

Die zweite, nahe bei Les Roseaux, ergab Steininstrumente und eine Anzahl von Bronzewerkzeugen (Beile und Meissel in Spatenform) und vertritt die sog. époque morgienne, d. h. die Uebergangszeit von der Stein- zu der Bronzeperiode. Diese letztere wird hier durch die dritte Station vertreten, die vor dem heutigen Städtchen parallel zum Ufer lag und den Namen der Grande cité de Morges erhalten hat. Hier hat man keine steinernen Gegenstände mehr gefunden, wohl aber mehrere Hunderte von Bronzesachen. Am 7. November 1877 ist hier durch Genfer Schiffer ein halber Einbaum gehoben und in das Genfer Museum gebracht worden, dem er dann nach langen Streitigkeiten von den Waadtländer Behörden auch endgiltig überlassen wurde.

Nach der Pfahlbauzeit scheint der Ort, wo heute Morges steht, lange Jahrhunderte hindurch öde gewesen zu sein. Nichts berechtigt zu der Annahme, dass er zur Zeit der Römer oder in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters bewohnt gewesen sei. Eine sagenhafte Chronik schreibt die Gründung der Stadt den Zähringern zu, eine andere dem Grafen Peter von Savoyen. Das Studium der Urkunden hatte den Präsidenten Forel dazu geführt, die Gründungszeit zwischen 1250 und 1287 zu verlegen, was durch ein von Alf.

Millioud in Turin entdecktes Dokument bestätigt wurde, das besagt, dass das Schloss zu Morges zwischen 1283 und 1287 wirklich durch ein Glied des Hauses Savoyen, nämlich durch Ludwig von Savoyen, Herrn der Waadt, gegründet worden ist. Die vom See hier gebildete Bucht bot einen natürlichen Hafen in der Nähe der Ländereien des Bistums Lausanne, die zu überwachen wichtig war. Bis dahin hatten aller Wahrscheinlichkeit nach am Ufer von Morges nur einige Fischerhütten gestanden. 1359 gab die kinderlose Katharina aus dem Hause des genannten Ludwig das Pays de Vaud wieder an den Grafen Amadeus VI. von Savoyen zurück.

Bei dieser Gelegenheit versammelte der neue Herr in Morges seine Vasallen und gestand der Stadt Morges selbst, sowie der Grosszahl der anderen Städte im Waadtland weitgehende Freiheiten zu. So wurde Morges zu einer der 4 «bonnes villes». Uebrigens ist bekannt, dass die Grafen von Savoyen sich im allgemeinen gegen ihre Untertanen jenseits des Sees sehr wohlwollend zeigten. Unter ihrer Herrschaft zählte Morges im Jahr 1416 160 Herdstätten; rechnet man auf eine davon 5 Personen, so bekommt man eine Einwohnerzahl von 800 Köpfen.

Die Häuser waren ohne Zweifel klein und umfassten wohl zum grössten Teil noch Scheunen und Stallungen; ebenso befanden sich innerhalb des von Mauern umgebenen Ringes wahrscheinlich auch noch viele Gärten. Es gab verschiedene Kapellen, während die Pfarrkirche nördl. der Stadt zu Joulens (nahe dem jetzigen Dorf Échichens) stand. Die grösste dieser Kapellen lehnte sich an die Stadtmauer an und befand sich ungefähr an der Stelle der heutigen Pfarrkirche. Zur Zeit der Burgunderkriege zogen 1475 die Eidgenossen vor Morges.

Der Ort war von einer durch den Grafen von Romont in Eile zusammengerafften Garnison von 1200-1300 Mann besetzt, die erschreckt Reissaus nahmen und flohen, indem sie sagten, es sei besser dahin zu fliehen, wo sie ihre Güter retten könnten, als hier zu bleiben und das Leben zu verlieren. So von ihren Verteidigern verlassen nahmen die Behörden und Aeltesten des Städtchens dessen Schlüssel, gingen den Eidgenossen entgegen und ergaben sich ihnen auf Gnade oder Ungnade. Es wurde ihnen denn auch gegen ein Lösegeld von 300 Pfund Gnade zugesagt.

Dennoch rückten am 27. Oktober desselben Jahres die Schweizer in das Städtchen ein, plünderten es und verbrannten das Schloss. Kaum hatte sich Morges von diesem Schlag erholt, als 1530 in Genf Wirren ausbrachen, die das Eingreifen der Berner veranlassten, mit denen die Stadt verbündet war. Auf dem Durchmarsch verheerten die Berner das Waadtland und begingen neue Ausschreitungen. In Morges quartierte sich eine Anzahl von ihnen im Franziskanerkloster ein, das der Bischof Aymon de Montfaucon gestiftet und zu dem er eigenhändig am 4. September 1497 den Grundstein gelegt hatte.

Das Kloster stand auf der heutigen «Campagne de l'Abbaye» am damaligen Seeufer und war ein sehr schöner Bau. Die Berner nun führten ihre Pferde in die Kirche und zündeten mitten im Schiff ein grosses Feuer an, in das sie die Kirchengewänder, Statuen und Gemälde hineinwarfen. Die Mönche hatten sich bei Zeiten mit ihren grössten Kostbarkeiten nach Evian geflüchtet. Das Kloster wurde schwer beschädigt und 6 Jahre später bei der Eroberung des Waadtlandes zusammen mit den übrigen Gotteshäusern von Morges völlig zerstört. 1532 hatte Herzog Karl von Savoyen in Morges zum letzten Mal die Stände des Pays de Vaud versammelt.

Als die Berner unter Hans Georg Nägeli 1535 in die Waadt einrückten, hatte der Herzog von Savoyen seine Truppen, einige Tausend Mann, in Morges zusammengezogen. Da der Bischof von Lausanne um Hilfe rief, machten sie sich bereit, diese Stadt vor den Bernern zu besetzen, doch genügte das Erscheinen dieser letztern auf den Höhen von Crissier, Bussigny und Renens, um sie zu zerstreuen. Die Bürger von Morges schlossen ihre Tore, und Nägeli behelligte sie nicht. Bald bereuten sie aber ihre Kühnheit und schickten eine Gesandtschaft ins bernische Lager nach Saint Julien, die die Schlüssel der Stadt anbot und blos um Erhaltung ihrer Freiheiten und Rechte bat. Nägeli willigte zwar ein, befahl aber dennoch der Stadt, zur Strafe für ihre Wiederstandsgelüste die Tore auszuhängen, die Türme zu zerstören und in die Mauern strassenbreite Breschen zu legen. Als Bern im Waadtland die Reformation einführte, wurde in Morges der katholische Kultus im Januar 1537 endgiltig beseitigt. Die Stadt ward zu einer Kirchgemeinde,

Fortsetzung Morges: → Seite 43.449 || und die Kirche von Joulens wurde verlassen. 1539 erhielten die Anhänger des alten Glaubens