Seite 18.460, Innere Medizin (9. Kongreß, Wien 1890) | eLexikon
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an, daß die materielle Wirkung der im Gebiet der Rückenmarkshäute stattfindenden Wucherungen und Ablagerungen der Pachymeningitis darauf beruht, daß dieselben das Rückenmark komprimieren und so Anämie, Entzündung, Myelitis, Nekrose und sekundäre Degeneration erzeugt wird. Was die Erklärung der klinischen Erscheinungen der Pachymeningitis betrifft, so schreibt Charcot dieselben, zumal die Lähmung der untern Extremitäten, dem Untergang der Pyramidenbahnen zu, nach Leyden dagegen erzeugen die von den Wucherungen der pachymeningitischen Schwarte im Rückenmark direkt angeregten Veränderungen die Funktionsstörungen des Rückenmarks.
Nach den Untersuchungen von Adamkiewicz ist nun aber die Kompression des Rückenmarks seitens der Wucherungen nicht die Grundlage der schweren Veränderung desselben, vielmehr ist diese Kompression als ein in der Regel und im Prinzip ganz indifferenter Vorgang anzusehen. Myelitis und Erweichung stehen zu ihr in gar keiner kausalen Beziehung und sind der Pachymeningitis als Folge der Infektion vollkommen koordiniert. Dagegen sind es die direkten und wichtigsten Veränderungen, welche die Pachymeningitis im kranken Rückenmark hervorrufen, der chronische Infarkt, der die weiße und graue Substanz mit ihren Vorderhornzellen und mit diesen das System der Pyramidenbahnen zu Grunde richtet.
Entwickelungsgeschicht
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Entwickelungsgeschichte.Frey (Leipzig) [* 2] behandelte die Beziehungen zwischen Pulsform und Klappenschluß, Romberg (Leipzig) gab Beiträge zur Herzinnervation. Nach seinen mit His unternommenen Studien über die Entwickelungsgeschichte [* 3] des menschlichen Herznervensystems sind die Herzganglien vorgeschobene Teile der Sympathikusganglien. Letztere gehören aber zum sensibeln System, und das Gleiche muß man für die Herzganglien annehmen, die also sensibel sind und keine motorischen Funktionen besitzen.
Sie sind also weder automatische Herzzentren noch aktive Vermittler der Hemmung oder Beschleunigung des Herzschlags. Mit dieser Annahme lassen sich die bekannten physiologischen Eigenschaften des Herzens sehr gut vereinigen. Das Herz des Embryo vollführt rhythmische Kontraktionen, lange bevor es Nerven [* 4] oder Ganglien besitzt. Über die Funktion der Herzganglien ist nichts bekannt. Vielleicht vermitteln sie dem Zentralnervensystem die unbewußten Empfindungen, welche reflektorisch den Herzschlag durch den Vagus und Accelerans regulieren und die Weite des Gefäßsystems beherrschen.
Da man die Annahme eines automatischen Herznervenzentrums aufgeben muß, so bleibt zur Erklärung der rhythmischen Herzthätigkeit vorläufig nur übrig, eine Automatie des Herzmuskels selber anzunehmen, die durch die anatomischen und physiologischen Eigentümlichkeiten des Herzmuskels leichter verstanden wird. Der Herzmuskel ist der anatomische Motor der Blutzirkulation, ohne zu seinen Bewegungen von nervösen Elementen angeregt zu sein. Der Herzmuskel erscheint nach dieser Auffassung auch für die Pathologie sehr viel wichtiger als bisher.
Trägerrecht - Tragisch
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Träger.Während Veränderungen der Herzganglien wegen der Kompliziertheit ihrer Funktion und der Unklarheit derselben im einzelnen keinen Rückschluß auf pathologische Abweichungen der Herzthätigkeit gestatten, während die Wirkung der Herzgifte nicht mehr ohne weiteres auf die Reizung oder Schädigung der Herzganglien zu beziehen ist, wird die genaue Untersuchung des Herzmuskels häufiger, als man jetzt annimmt, die Ursache des pathologischen Verhaltens des Herzens aufdecken. - Krehl (Leipzig) sprach über die Veränderung der Herzmuskulatur bei Klappenfehlern. Er fand bei systematischer Durchforschung von sieben Klappenfehlerherzen Zeichen progredierender Entzündungen und zwar am verbreitetsten bei den Herzen, deren Träger [* 5] unter Erscheinungen der Herzinsuffizienz gestorben sind. Sie sind geeignet, die Leistungsfähigkeit des Herzens herabzusetzen, und man wird also bei Beurteilung eines Klappenfehlerkranken versuchen müssen, sich ein Urteil über Vorhandensein und Verbreitung progredierender Entzündungen im Herzmuskel zu verschaffen.
In der Sitzung vom 17. April sprach Senator über die Behandlung der Brightschen Nierenkrankheit. Er unterscheidet chronische parenchymatöse Nephritis und Schrumpfniere. Die chronische Nephritis geht aus der akuten hervor, auch gelten Erkältung, Gicht, Syphilis, Malaria, Alkohol- und Tabakmißbrauch, Blei- und andre Metallvergiftungen, chronische Entzündungen der Harnwege, namentlich des Nierenbeckens, Diabetes, Schwangerschaft und langdauernde venöse Stauung der Nieren als verursachende Momente.
Disponierend wirken klimatische Verhältnisse, Heredität, psychische Einflüsse. Wo ein therapeutischer Eingriff in die kausalen Momente möglich ist, soll er nicht unterlassen werden. Die chronische Nephritis kann in jedem Stadium einen Stillstand machen, und um dies zu erreichen, sind zwei Grundsätze zu beobachten:
1) Schonung und Entlastung der erkrankten Niere, also Vermeidung aller scharfen, reizenden Mittel, und Beschränkung der Eiweißzersetzung auf das notwendigste Maß. In der Nahrung müssen Fette und Kohlehydrate vorherrschen. Vorwiegende oder ausschließliche Milchdiät entspricht am besten den Bedürfnissen und genügt auch der zweiten Hauptindikation: Durchspülung der Niere. Die Getränke dürfen die Niere nicht reizen, von den alkoholischen sind die leichten Obstweine noch am besten zu ertragen.
Wenn Milch nicht vertragen wird, gibt man stärkemehlreiche Nahrung, allenfalls etwas weißes Fleisch; körperliche Bewegung und Muskelarbeit sind möglichst einzuschränken; in schweren Fällen ist absolute Ruhe angezeigt. Erkältungen sind zu vermeiden; durch warme Bäder, Abreibungen ist eine gewisse Entlastung der Niere herbeizuführen. Wenn die Harnmenge stark herabgesetzt, der Harn trübe und reich an Formelementen ist, sucht man durch reichliches Getränk und durch Erhöhung des Blutdruckes (Digitalis etc.) die Harnsekretion zu steigern. Für die Behandlung der Schrumpfniere kommen besonders Schonung des Herzens und hygienische Maßregeln in Betracht: Mäßigkeit, Minderung der Eiweißzufuhr und der Getränke, besonders alkoholischer, Vermeidung des Rauchens, körperlicher Ermüdung, Schutz vor Erkältung, nicht zu warme Bäder, Aufenthalt im Süden während des Winters.
Dorothea (Herzogin von
![Bild 55.455: Dorothea (Herzogin von Kurland) - Dorpat [unkorrigiert] Bild 55.455: Dorothea (Herzogin von Kurland) - Dorpat [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/55/55_0455.jpeg)
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Dorpat.Stadelmann (Dorpat) [* 6] sprach über den Einfluß der Alkalien auf den menschlichen Stoffwechsel. Große Dosen von kohlensaurem, doppeltkohlensaurem und zitronensaurem Natron wurden längere Zeit an Menschen im Stickstoffgleichgewicht verabreicht. Harnsäure und Ammoniak zeigten sich vermindert, die Harnstoffausscheidung erlitt sehr große Schwankungen, doch zeigte die Mittelzahl nur geringe Abweichung. Die Konsistenz der Fäces war vermindert, und die Stickstoffausscheidung durch dieselben stieg gelegentlich fast auf das Doppelte der normalen. Die Alkalien wirken diuretisch, vermehrte Oxydation des Fettes und Verbrauch des angesetzten Körperfettes ist sehr wahrscheinlich. Die Ausscheidung von Kalk, Magnesia, Phosphorsäure und Schwefelsäure [* 7] durch den Harn wird durch die Salze nicht ¶
Innere Medizin (9. Kon
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beeinflußt, es gelingt also nicht, dem Körper durch Alkalien anorganische Säuren zu entziehen, obwohl man umgekehrt durch Zufuhr von Säuren die Abscheidung von Alkalien befördern kann. Zitronensaures Natron wird im Blut, nicht schon im Darm [* 9] in Carbonat verwandelt, da letzteres viel schlechter resorbiert wird als ersteres. Dyspeptische Erscheinungen, Einwirkung auf den Allgemeinzustand wurden auch nach sehr großen Dosen von zitronensaurem Natron nicht beobachtet.
Bei großen Dosen setzen die Alkalien die Gallensekretion herab, während die Ausscheidungsgröße von Gallenfarbstoff, Gallensäure, Fett nicht geändert wird. Da die Alkalien die Alkaleszenz des Blutes vermehren, so wird unter ihrem Gebrauch auch eine stark alkalische Galle abgesondert, welche Gallenkonkremente löst, Gallensteine verkleinert. Auch beeinflussen die Alkalien katarrhalische Zustände im Darm, in Gallengängen und Gallenblase günstig.
Maß
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Maßstab.Klempner (Berlin) [* 10] sprach über Fieberbehandlung und Blutalkaleszenz. Die Alkaleszenz des Blutes und damit im Zusammenhang sein Kohlensäuregehalt sind bei allen Einwirkungen giftiger Substanzen auf den Organismus vermindert, und der Grad der Verminderung bildet einen Maßstab [* 11] der Stärke [* 12] der Intoxikation. Im Fieber ist die Alkaleszenz wesentlich vermindert, und weder Antifebrin noch Antipyrin, obwohl sie die Temperatur auf die Norm herabsetzen, vermögen den Kohlensäuregehalt des Blutes zu heben, sie wirken antithermisch, aber nicht antitoxisch.
Große Dosen von doppeltkohlensaurem Natron, welche die Alkaleszenz des Blutes normal machen, steigerten bei Typhus wohl in gewöhnlicher Weise den Eiweißumsatz, minderten aber nicht das Fieber. Kraus (Wien) [* 13] bemerkte hierzu, daß bei gesunden Menschen nach 2-8 g doppeltkohlensaurem Natron schon in wenigen Stunden ausgesprochene Alkaleszenz des Harns eintritt, bei Fiebernden aber erst nach 20-30 g. Dies Verhalten gibt ein wichtiges und sicheres diagnostisches Hilfsmittel für das Vorhandensein einer Säureintoxikation.
Cholera (Vorbedingunge
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Cholerabacillen.Cantani (Neapel) [* 14] empfahl zur Unschädlichmachung der Krankheitserreger im Darme (Darmantisepsis) die von ihm vielfach angewandte Enteroklyse oder hohe Darminfusion. Bei derselben wird jeder mechanische Reiz auf Darm und Magen [* 15] vermieden, der wirksame Stoff kommt mit der Darmwand in direkte Berührung, Bakterien und Ptomaine werden entfernt, und dem Blute wird Wasser zugeführt. Eine Tanninlösung wirkt entwickelunghemmend, selbst tötend auf Bakterien und fällt die Ptomaine der Cholerabacillen. [* 16] Auch beim Unterleibstyphus wirkt sie günstig, und beim Beginn der Krankheit hat sie abortiven Einfluß. - Pfeiffer (Wiesbaden) [* 17] zeigte kieselsauren Harnsand vor, und Eppinger (Graz) [* 18] sprach über eine neue Cladothrix asteroides aus dem Eiter eines Abscesses im Gehirn [* 19] eines Glasschleifers, bei welchem kalkige Knoten und Miliartuberkeln in Lungen und Pleura, Vergrößerung und Versteinerung der Bronchialdrüsen und Verkreidung einer Lymphdrüse gefunden worden war. Die Alge ließ sich kultivieren, und mit derselben geimpfte Meerschweinchen gingen unter Erscheinungen zu Grunde, die echter Impftuberkulose sehr ähnlich waren.
In der Sitzung vom 18. April sprach Sternberg (Wien) über Sehnenreflexe. Diese bestehen aus zwei Phänomenen, einem Knochenreflex und einem reinen Muskelphänomen, welches höchstwahrscheinlich gleichfalls ein Reflex ist. Der Knochenreflex besteht darin, daß ein Stoß auf den Knochen [* 20] die Nerven des Periostes und der Gelenkenden erregt und dies eine Kontraktion sämtlicher den Knochen beherrschender Muskeln [* 21] auslöst. Der Muskelreflex besteht darin, daß sich der Muskel kontrahiert, wenn auf ihn ein Stoß in der Längsrichtung übertragen wird. Die Sehne spielt bei dem ganzen Vorgang nur eine mechanische Rolle. Es lassen sich keine Reflexe auffinden, welche von den Nerven der Sehne entstünden. - Leubuscher (Jena) [* 22] hat die Beeinflussung der Darmresorption durch Arzneimittel studiert. Er fand, daß Chinin, Opium, Morphium schon in schwachen Konzentrationen die Resorption herabsetzen.
Alkohol in schwacher Konzentration (0,5-2 Proz.) steigert die Resorption, in stärkerer setzt er dieselbe herab. Glycerin ist im wesentlichen indifferent, schwacher Kochsalzzusatz wirkt günstig. Peiper (Greifswald) [* 23] berichtete über die Ausrottung des Plexus coeliacus und ihre Folgen. Es zeigte sich, daß durch die Exstirpation jener Ganglien erhebliche Störungen in der Verarbeitung der eingeführten Nahrungsmengen hervorgerufen werden können, die aber doch des Ausgleichs fähig sind; ferner daß Harnruhr nicht auf Störungen in diesem Plexus beruht, und daß durch Ausrottung desselben keineswegs Zuckerruhr hervorgerufen wird.
Haut (anatomisch)
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* 24
Haut.Winternitz (Wien) sprach über eine eigentümliche Gefäßreaktion der Haut. [* 24] Streicht man mit einem Stäbchen über die Haut, so sieht man zuweilen, daß ein anfangs anämischer, dann ödematöser Streifen entsteht, dessen Ränder eine Injektionsröte aufweisen, die sich zungenförmig längs der ganzen Linie verbreitet, ähnlich wie ein Tropfen Wasser auf Filtrierpapier (Autographismus). Winternitz erklärt diese Erscheinung dadurch, daß die in den oberflächlichen Kapillaren stagnierenden Blutkörperchen [* 25] durch die Haut Kohlensäure abgeben und Sauerstoff aufnehmen, daß sie also durch die Haut hindurch atmen. Die Erscheinung weist auf eine beträchtliche Verlangsamung der Zirkulation hin und ist ein deutlicher Beweis für die respiratorische Funktion der Haut.
Krebs (Flußkrebs)
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* 26
Krebs.Dolega (Leipzig) sprach über Ätiologie der Malaria. Er fand in einem Fall in den roten Blutkörperchen eigentümliche Gebilde, welche ganz den von Marchiafava und Celli beschriebenen hyalinen Plasmodienformen gleich sahen. Sehr ähnliche Gebilde fanden sich aber auch vereinzelt im Blute Gesunder, spärlich bei Phthisikern, reichlich bei Typhus, Scharlach, anämischen Zuständen, besonders aber bei Skorbut und Krebs, [* 26] und Dolega hält dieselben deshalb nur für Alterations- und Disgregationsprodukte der roten Blutscheiben und nicht für der Malaria eigentümliche Gebilde. - Rothziegel (Wien) berichtete über Versuche, die er einige Jahre mit Strophantin angestellt hat.
Die Indikation für die Anwendung des Strophantin bei Klappenfehlern mit und ohne Affektion des Mycardiums sowie bei organischen Affektionen des Herzmuskels allein wird durch die Insuffizienz der Herzarbeit und die daraus resultierenden Folgeerscheinungen gegeben. Auch bei akuter und chronischer Brightscher Krankheit sowie bei Pleuritis bewirkt Strophantin eine Steigerung der Harnabsonderung nur dann, wenn dieselbe infolge ungenügender Herzarbeit vermindert ist. - Jacob (Cudowa) sprach über Blutdruck und Pulsgröße im lauen, bez. kohlensauren Bade. Im Wasserbad von 37-38° sinkt der Blutdruck, und das Lumen der Arterie [* 27] erweitert sich entsprechend oder auch mehr als das Messungen der Temperatur der Haut und des Körperinnern zeigten, daß hier eine Beschleunigung der Zirkulation vorhanden ist, indem erstere um ebensoviel stieg, wie letztere sank. Im gleichwarmen kohlensauren Bade steigt der Blutdruck ¶
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