Seite 41.482, Chaux de Fonds (La) | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sun Jan 01 1882
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Handel und Industrie.
Nachdem die von einigen Kantonen erlassenen Einzelgesetze über amtliche Kontrole von Gold- u. Silberwaaren allmählig in Vergessenheit geraten waren und dadurch Uebergriffe und Missbrauch diesem Zweig des Handels und der Industrie erheblichen Schaden zuzufügen begannen, übernahm es auf Wunsch der Interessenten der Bund, Wandel zu schaffen. Das Ergebnis war der Erlass zweier Bundesgesetze, deren eines (Bundesgesetz über Kontrolierung und Garantie des Feingehaltes der Gold- und Silberwaaren) am 1. Januar 1882 in Kraft trat und am 1. April 1887 durch einen Zusatz ergänzt wurde, während das andere (Bundesgesetz betr. den Handel mit Gold- und Silberabfällen) vom 1. Januar 1887 datiert. Darnach ist die amtliche Kontrolierung obligatorisch für Uhrengehäuse, die eine der folgenden Bezeichnungen führen: für das Gold 18 Karat oder 750 Tausendteile und darüber, 14 Karat oder 583 Tausendteile und darüber;
für das Silber 875 Tausendteile und darüber, 800 Tausendteile.
![vergrössern: Gebiet der Grossen Tunnels bei La Chaux de Fonds. ^[Karte: 4° 29’ O; 47° 6’ N; 1:50000]. vergrössern: Gebiet der Grossen Tunnels bei La Chaux de Fonds. ^[Karte: 4° 29’ O; 47° 6’ N; 1:50000].](http://peter-hug.ch/meyers/teile/41/41_0482-1.jpg)
Das Kontrolamt in La Chaux de Fonds hat mit dem eidgenössischen Kontrolstempel versehen 1890: 384968
goldene und 47889 silberne Uhrengehäuse;
1900: 508703 goldene und 58911 silberne Uhrengehäuse.
Diese Zahlen allein geben aber kein vollständiges Bild von dem gesamten Umfang des Uhrenhandels und der -industrie von La Chaux de Fonds. Denn es ist wohl zu beachten, dass nicht nur die der obligatorischen eidgenössischen Kontrole unterworfenen Uhren, sondern daneben auch noch die von dieser Kontrole befreiten Uhren aus den verschiedensten Metallen u. Legierungen in Masse hier fabriziert werden. La Chaux de Fonds verfertigt u. liefert Uhren von allen nur erdenklichen Arten u. ist das bedeutendste Zentrum der die Uhrenindustrie betreffenden Handelsunternehmungen.
Die in der Zahl von mehr als 200 hier vorhandenen Uhrengeschäfte (comptoirs) arbeiten beinahe ohne Ausnahme alle für den
Export. In La Chaux de Fonds bestehen 9
Banken; es erscheinen 9
Zeitungen, wovon 3 täglich; von den übrigen widmen sich
zwei ausschliesslich den Interessen der Uhrenindustrie. Das hiesige Postbureau ist eines der wichtigsten
der
Schweiz u. das bedeutendste der
Schweiz in Bezug auf den internationalen Waarenverkehr. Sein Umsatz betrug 1900: 4019
783
Briefe, wovon 512
000 eingeschriebene;
318000 Pakete nach der übrigen
Schweiz, 137
901 Pakete ins Ausland;
es hat aus der
Schweiz
u. dem Ausland 387369 Pakete empfangen u. für die enorme Summe von 777
836 Franken Briefmarken verkauft.
Die sehr gut geleitete Vereinigung der Uhrenfabrikanten von La Chaux de Fonds zählt den weitaus grössten Teil der hiesigen Fabrikbesitzer zu ihren Mitgliedern und leistet wertvolle Dienste. Das Gleiche gilt von der kantonalen Handels-, Industrie- und Arbeitskammer, die hier ihren ständigen Sitz hat.
Die Collectivité horlogère de La Chaux de Fonds errang in ihrer Gesamtheit an der Pariser Weltausstellung von 1900 einen Grand Prix, die höchste verliehene Auszeichnung.
Bevölkerung.
Die erste amtliche Volkszählung fand 1750 statt und ergab für La Chaux de Fonds:
Jahr | Neuenburger | Uebrige Schweizer und Ausländer | Total | Häuser | |
---|---|---|---|---|---|
1750 | 2126 | 237 | 2363 | 439 | |
Spätere Zählungen ergaben | |||||
1800 | 3284 | 1643 | 4927 | 517 | |
Uebr. Schweizer. | Ausländer | ||||
1830 | 4581 | 1468 | 501 | 6550 | 592 |
1850 | 6495 | 5087 | 1686 | 13![]() |
798 |
1870 | 7040 | 9551 | 3070 | 19![]() |
1146 |
1880 | 7638 | 11![]() |
3131 | 22![]() |
1279 |
1890 | 9328 | 14![]() |
3517 | 27![]() |
1516 |
1900 | 13![]() |
18![]() |
4403 | 35![]() |
2399 |
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Chaux de Fonds (La)
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Für die Zählung von 1900 ist zu berücksichtigen, dass die Bewohner von Les Eplatures durch allgemeine Abstimmung vom 13. und 14. Januar 1900 die Vereinigung ihrer Gemeinde mit La Chaux de Fonds gewünscht, dass dem der Gemeindegeneralrat von La Chaux de Fonds am 2. Februar und der Neuenburger Grosse Rat am 25. April 1900 beigestimmt haben und dass somit die am 1. Januar 1901 1554 Ew. zählende Gemeinde Les Eplatures in obigen Zahlen für 1900 miteingerechnet ist.
Die Bevölkerung verteilt sich dem Bekenntnis nach auf 29370 Reformierte, 5634 Katholiken, 923 Juden und 44 Andersgläubige;
dem Zivilstand nach auf 12503 Verheiratete, 1885 Verwitwete und 21583 Ledige;
der Herkunft der Ausländer nach auf 1792 Franzosen, 1312 Deutsche, 1081 Italiener und 218 Angehörige anderer Länder;
dem Beruf nach auf 7518 Uhrenmacher, 567 Bauern, 10824 Angehörige anderer Berufe und 1262 Lehrlinge.
Mit Hinsicht auf die Bevölkerung steht La Chaux de Fonds unter den Schweizer Städten im siebenten Rang. Bei 30,2‰ Geburten und 16,5‰ Sterbefällen ergibt sich ein Geburtenüberschuss von 13,7‰, der La Chaux de Fonds in dieser Hinsicht unter den Schweizer Städten in die dritte Stelle einreiht (Le Locle 20,6‰; Basel 14,7‰).
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Denkmäler und Bauten.
Wie wir zu erwähnen bereits Gelegenheit hatten, weist La Chaux de Fonds kaum Denkmäler vergangener Zeiten auf. Bemerkenswerte Bauten (alle modernen Datums) sind: die 1795 erstellte reformierte Kirche für den Gottesdienst in französischer Sprache, ein kühner Bau von ovaler Gestalt mit einer prachtvollen Holzkanzel, einem Meisterwerk der Schnitzerei aus dem ehemaligen Kloster Bellelay, und ihrem mitten aus dem Häusergewirre der Stadt aufragenden Glockenturm;
das 1803 erbaute Rathaus, an das sich eine Reihe von geschichtlichen Erinnerungen knüpfen;
die deutsche reformierte Kirche mit schlankem Turm;
die Kirche der freien reformierten Gemeinde, ein bemerkenswerter Bau in gotischem Stil;
die sehr schöne Synagoge;
das Gemeindehaus, das elegante Gebäude des eidgenössischen Kontrolamtes, die Uhrenmacher- und Mechanikerschule, mehrere grossartige Schulhäuser und endlich zahlreiche und sehr schöne Privatbauten, wie das Gebäude der Eidgenössischen Bank A. G. und andere.
Auf dem Rond-point de la Fleur de Lys steht der prachtvolle Monumentalbrunnen, den das Kontrolamt zur Erinnerung an die Versorgung der Stadt mit Trinkwasser aus den Gorges de l'Areuse errichten liess.
Oeffentliches Leben.
Sehr entwickelt ist in La Chaux de Fonds besonders das religiöse Leben, dem neun dem Kultus bestimmte Gebäude dienen: die reformierte französische und deutsche Landeskirche, die christkatholische und die römischkatholische Kirche, die Kirche der freien reformierten Gemeinde, die Kapellen der Methodisten, Mährischen Brüder und der Adventisten vom 7. Tag und die Synagoge. Dazu besitzen hier je ein ihren besondern Bestrebungen dienendes Lokal die Christliche Vereinigung junger Männer, das Blaue Kreuz, die Loge Zukunft des internationalen Guttempler-Ordens.
Die von der arbeitsamen Bevölkerung stets in hohen Ehren gehaltenen Werke der Nächstenliebe äussern sich neben dem Bestehen zahlreicher Wohltätigkeits- u. Unterstützungsvereine in der Gründung zweier sog. Krippen zur Aufnahme der Kinder von nicht in ihrer Wohnung arbeitenden Eltern, eines Gemeindewaisenhauses, eines durch Privatinitiative 1818 unter dem Namen «Etablissement de travail» errichteten Mädchenwaisenhauses, einer 1877 in Betrieb gesetzten und von einer Aktiengesellschaft unterhaltenen Volksküche. Der allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Gemeindespital, ein im n. Teil der Stadt im Quartier «Les Arbres» stehendes prachtvolles Gebäude, ist 1898 eröffnet worden. Der ehemalige, 1849 eingeweihte alte Spital in der Spitalgasse dient heute andern Zwecken. ¶
Fortsetzung Chaux de Fonds:
→ Seite 41.484 || Kasino-Theater, 1837 durch eine Aktiengesellschaft erbaut; häufige Gastspiele berühmter auswärtig