Seite 41.631, Diesse (Montagne de) - Diessenhofen | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Fri Jun 06 1800
eLexikon
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Main
Diesse (Montagne de) -

mehr
Neuenburg über Diesse waren 1216 an die Grafen von Nidau übergegangen, um 1375 der Stadt Bern als deren Rechtsnachfolger zuzufallen. Zur Zeit der Reformation erhielt Bern auch das Kollaturrecht auf die Pfarrei Diesse, das sie zusammen mit ihren übrigen Rechtsansprüchen gemeinsam mit den Bischöfen von Basel bis 1798 ausübte. Da die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über Diesse sowohl Bern als dem Bischof zustanden, erhoben sich nach der Einführung der Reformation zahlreiche Streitigkeiten zwischen den beiden Oberherren sowohl als auch im Schosse der Einwohnerschaft von Diesse selbst.
Das Edelgeschlecht derer von Diesse hat eine bedeutende Rolle gespielt; es stand unter den Neuenburgischen Standesherren im vierten Rang und starb 1584 mit Olivier de Diesse aus, worauf der Bischof von Basel ihr Lehen der Familie de Valier verlieh, die es bis 1798 inne hatte. Damit hatte dieses Lehen acht Jahrhunderte lang bestanden. Die mit Glasmalereien geschmückte Kirche wird schon im 11. Jahrhundert als Eigentum der Grafen von Fenis genannt und ging 1185 an die Abtei St. Johann bei Erlach über. Das nach der Reformation mit Diesse kirchlich vereinigte Dorf Nods wurde 1708 zur eigenen Kirchgemeinde erhoben. Das Wirtshaus La Franche Lance war im Mittelalter eine Freistätte für Verfolgte. SW. Diesse, im Holz von Châtillon, ehemaliger römischer Wachtposten.
Diesse
(Montagne de), deutsch Tessenberg (Kt. Bern, Amtsbez. Neuenstadt und Kt. u. Bez. Neuenburg, Gem. Lignières). Landschaft am Chasseral; umfasst neben der neuenburgischen Gemeinde Lignières die Berner Gemeinden Nods, Diesse (Tess), Lamlingen (Lamboing) u. Prägelz (Prêles). In geographischer Hinsicht bildet der Tessenberg eine im Mittel 800 m hoch gelegene weite Mulde, n. über dem Bielersee (vergl. den Art. Bielersee mit dem zugehörigen geologischen Profil und das Kärtchen zum Art. Chasseral) und zwischen der ersten Jurakette (der sog. Seekette oder Kette von Magglingen) und der Kette des eigentlichen Chasseral.
Von dem durchaus analog gestalteten Val de Ruz im W. wird der Tessenberg durch den Grat des Chaumont und den Col de Chuffort oder Chuffour getrennt, und im NO. begrenzt ihn der Spitzberg (Mont Sujet), der ihn von der schmalen, nö. Nods gelegenen Mulde von Les Prés Vaillons trennt. Nach NO. geht der Tessenberg in das enge Muldenthal von Le Jorat über, das ihn mit dem Thale von Orvin verbindet. Wie zu den Zeiten der Gallier und Römer folgen auch heute noch alle Strassen und Wege in dieser Gegend durchaus den Sohlen der Mulden.
Die Römerstrasse zweiter Ordnung Ebrodunum-Noidenolex-Salodurum, Fortsetzung der grossen via strada (der heutigen Vy d'Etraz), stieg, das ö. Twann stark felsige und bewaldete (bis ins 19. Jahrhundert hinein einer Strasse entbehrende) W.-Ufer des Bielersees umgehend, durch das Thälchen von Enges zum Tessenberg hinauf, um von da über Orvin zum Thal der Schüss abzusteigen und bei Frinvilier mit der von Augusta Rauracorum über die Pierre Pertuis herkommenden Strasse sich zu vereinigen. An verschiedenen Stellen dieser alten, heute unter dem Namen des Maultierwegs (chemin des mulets) bekannten Römerstrasse sind (besonders bei Les Espargelières zwischen Diesse und Lignières) römische Münzen aufgefunden worden, die auf besonderes Interesse Anspruch machen dürfen und deren eine, eine heute in der Sammlung von St. Immer aufbewahrte Bronzemünze, ein an einen Palmbaum angekettetes Krokodil und die Inschrift Col Nem (colonia Nemausensis = Nîmes) aufweist. Heute ist der Tessenberg durch eine von Lignières mit gleichmässigem Fall durch den Wald von L'Iter (od. Eter) und über Frochaux führende Strasse mit Saint Blaise und durch eine über Le Chânet und den Schlossberg rascher fallende Strasse mit Neuenstadt verbunden.
Der Untergrund des Tessenbergs zerfällt seiner Natur nach in zwei Längszonen, deren eine, für den Anbau günstige, genau mit der seitlichen Grundmoräne des einstigen, am S.-Hang des Jura vorgeschobenen Rhonegletschers zusammenfällt. Im ca. 1000 m Höhe sind die Aecker scharf gegen den Waldboden des Portlandkalkes abgegrenzt. Ueber dieser Grenze, an den Hängen des Chasseral und Spitzbergs bis ca. 1300 m, findet sich keine Moräne mehr und liegen nur noch einzelne, weit herum zerstreute erratische Blöcke.
Die ebene Sohle der Mulde (800 m) umfasst eine mehr als 800 ha Fläche haltende Sumpfzone, die für jegliche Art des Anbaues durchaus unzugänglich ist und zur Zeit der Schneeschmelze stets unter Wasser steht. Sie wird durch die durch die Sümpfe von Nods und Diesse nach Osten fliessende und mit dem Bach von Lamlingen zusammen zum Twannbach gehende Argillière entwässert. Im Neuenburger Anteil am Tessenberg schleicht von Les Combes an der sogen. Bach von Praron durch die nassen Wiesen von La Praye. Sein Wasser verschwindet in den Erdtrichtern ö. Lignières und tritt erst am Moulin du Haut bei Neuenstadt oder bei Neureux (dem alten Nugerol), nö. Le Landeron, wieder zu Tage, um dann dem nahen Bielersee zuzufliessen. Ein dritter, am Moulin de Lignières vorbeigehender Bach eilt durch die Schluchten von La Combe oder Le Pilouvi, n. vom Schlossberg, zu dem die Grenze zwischen Neuenstadt (Bern) und Le Landeron (Neuenburg) bildenden Bach von Vaux und bildet mit diesem zusammen den Wasserfall von Crossevaux.
Die Beschaffenheit des Untergrundes der Wiesen von La Praye ist praktisch unbekannt; doch müssen hier die mächtigen glazialen Alluvionen aller Voraussicht nach direkt den tertiären Schichten des Mittellandes auflagern. Torf findet sich nur zwischen der Maison de la Praye und dem Châtillon sw. Diesse; der ganze übrige Abschnitt der Sumpfwiesen dient den einzelnen Gemeinden als gemeinsame Bergweide. Hier finden sich eine Reihe von charakteristischen Sumpfpflanzen (vergl. die Flore von Godet), so z. B. bei der Maison de la Praye die grosse rote Teppiche bildende Primula farinosa.
In den Wiesen von La Praye zahlreiche Stieleichen, Eschen, Weiden und Erlen; im Moor von Nods Föhren und Traubenkirsche (Prunus padus). Längs der Umrandung der alluvialen Plateausohle sticht aus der Moränendecke da und dort anstehendes Valangien hervor, so bei Les Chânets de Nods, bei Les Courtes Ages (Courtes Haies) ö. Lignières, im Dorf Prägelz (Prêles) und bei den Moulins de Lamboing. Alle Hügelzüge um Diesse sind, gleichwie die bei Les Combes und beim Moulin de Lignières, Moränen. Aus dem unterirdischen Sammelgebiet bei Lamlingen treten starke Quellen zu Tage. In geschichtlicher Hinsicht gehörte der Tessenberg zuerst dem Bischof von Basel, der ihn durch die Abtei St. Johann ministrieren liess; später wurde er der bernischen Landvogtei Erlach angegliedert und 1836 dem neu errichteten Amtsbezirk Neuenstadt zugeteilt. (Vergl. den Art. Diesse).
Diesselbach
(Kt. Obwalden, Gem. Lungern).
705 m. Weiler, am Dundelbach, 1 km w. der Station Lungern der Brünigbahn (Luzern-Brienz) und 1,2 km sw. vom Lungernsee. 25 Häuser, 172 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Diessenberg
(Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem. Aeschlen).
800 m. 6 Bauernhöfe, am N.-Hang der Falkenfluh und im engen Thälchen, das vom Weg auf diesen Gipfel durchzogen wird, 2 km sö. der Station Ober Diessbach der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 25 ref. Ew. Kirchgemeinde Ober Diessbach.
Landwirtschaft. Im benachbarten Wald stand einst die 1331 von den Bernern zerstörte Burg Diessenberg.
Diessenbrunnen
Hüttengruppe. S. den Art. Tiessenbrunnen.
Diessenhof
(Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem. Ober Diessbach).
620 m. Vier Bauernhöfe, an der Strasse Röthenbach-Diessbach, 580 m sö. der Station Ober Diessbach der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 20 reform. Ew. Landwirtschaft.
Diessenhofen.
Diessenhofen

* 2
Seite 41.632.Bezirk des Kantons Thurgau; mit einer Fläche von 4100 ha der kleinste der acht thurgauischen Bezirke, in der NW.-Ecke des Kantons am Rhein gelegen. Er hängt mit dem Bezirk Steckborn und damit mit dem Kanton Thurgau überhaupt blos nach O. durch einen schmalen Landstreifen zusammen und ist im S. und W. völlig von zürcherischem Gebiet umschlossen. Politisch zerfällt der Bezirk in den einzigen Kreis Diessenhofen, zwei Einwohnergemeinden ^[Supplement: Munizipalgemeinden] (Diessenhofen und Basadingen) und sechs Bürgergemeinden ^[Supplement: Ortsgemeinden oder Einwohnergemeinden] (Diessenhofen, Willisdorf, Basadingen, Mett-Oberschlatt, Schlattingen und Unterschlatt). Bezirkshauptort ist Diessenhofen. Der Bezirk zählt in 639 Häusern 807 Haushaltungen und 3761 Ew., wovon 2653 Reformierte, 1063 Katholiken und 45 Andere. 91 Ew. auf den km2. Boden im allgemeinen eben; ¶
mehr
einzig zwischen Etzwilen und Basadingen ein vereinzelter Hügelzug, der Rodenberg oder Rodelberg (588 m), der eine schöne Aussicht auf den Randen bietet. Der ebenfalls bewaldete Kohlfirst im W. reicht nicht bis in den Bezirk hinein. Zu erwähnen wäre noch der unbedeutende Buchberg.
![vergrössern: Bezirk Diessenhofen. ^[Karte: 6° 20’ O; 47° 40’ N; 1:110000]. vergrössern: Bezirk Diessenhofen. ^[Karte: 6° 20’ O; 47° 40’ N; 1:110000].](http://peter-hug.ch/meyers/teile/41/41_0632-1.jpg)
Die Bodenfläche verteilt sich auf:
ha | |
---|---|
Aecker | 1592.0 |
Wiesen | 884.0 |
Wald | 1368.1 |
Reben | 76.0 |
Unproduktives Land | 179.9 |
Zusammen | 4100.0 |
Es umfassen somit das Ackerland 39,8%, das Wiesland 22,1%, das unproduktive Land (Moore) 2%, die Wälder 34,2% und die Reben 1,9% der Gesamtfläche. Mit Hinsicht auf die mit Aeckern bestandene Bodenfläche steht der Bezirk Diessenhofen im ersten, mit Hinsicht auf die Ausdehnung des Wieslandes im letzten Rang unter den Bezirken des Kantons Thurgau. Er zählt weniger Obstbäume als die übrigen Bezirke; im Durchschnitt entfallen auf eine ha der Gesamtfläche 5,45 Bäume oder auf eine ha der Kulturfläche 9,5 Bäume.
Zieht man die Umgebungen einiger der grössern Ortschaften, besonders die von Diessenhofen für sich in Betracht, so ergeben sich in dieser Hinsicht bedeutend grössere Zahlen. Industrie wenig entwickelt; zu nennen besonders die grosse Dampfziegelei (Aktiengesellschaft) im Paradies (am Rhein). Haupterwerbsquellen der Bewohner sind Landwirtschaft, Viehzucht und Milchwirtschaft, Waldwirtschaft. In Basadingen und Schlatt Schweinezucht und -handel; in Basadingen Obstbauschule. Zigarren- und Tabakfabrik in Diessenhofen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 1577 | 1929 | 1842 |
Pferde | 124 | 111 | 141 |
Schweine | 1107 | 1486 | 1361 |
Ziegen | 466 | 395 | 396 |
Schafe | - | - | 1 |
Bienenstöcke | 381 | 543 | 323 |
In der kleinen Schwarzach, die im Paradies Sägen und Mühlen treibt und deren Wasser die Stadt Schaffhausen für ihren Gebrauch nutzbar zu machen sucht, werden schöne Forellen gefangen. Am Rhein, 2 km ö. Diessenhofen, das kantonale Kranken- und Altersasyl St. Katharinenthal (ehemaliges Nonnenkloster, 1870 aufgehoben) mit durchschnittlich 320 Insassen. Hier noch einige schöne und wertvolle Altertümer. Die Gemeinden des Bezirkes Diessenhofen zählen zu den wohlhabendsten des Kantons, besonders in Bezug auf Schul- und Bürgergüter. Mehrere unter ihnen erheben keine Gemeindesteuern. Neben zahlreichen guten Strassen durchzieht den Bezirk die Bahnlinie Etzwilen-Schaffhausen mit den Stationen Schlattingen, Diessenhofen u. Schlatt; Dampfschifffahrt auf dem Rhein (Schaffhausen-Konstanz).

Diessenhofen
(Kt. Thurgau, Bez. Diessenhofen). 400 m. Stadt, Hauptort des Bezirkes gleichen Namens;
das alte Deozincova, im Mittelalter kleine freie Reichsstadt;
schön am linken Ufer des Rhein gelegen, nördlichster Punkt des Kantons Thurgau; 8,5 km ö. Schaffhausen. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Frauenfeld.
Station der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen, Dampfschiffstation der Boote Schaffhausen-Untersee-Konstanz. Mit dem gegenüberliegenden badischen Ufer durch eine Holzbrücke verbunden. Gemeinde, mit Willisdorf und St. Katharinenthal: 245 Häuser, 382 Haushaltungen und 1876 Ew., wovon 1341 Reformierte, 500 Katholiken und 35 Juden;
Stadt allein: 220 Häuser, 1412 Ew. Wie viele andere kleine Städte hat auch Diessenhofen mit dem Umschwung in den Verkehrsverhältnissen nach und nach seine frühere Bedeutung eingebüsst;
seit dem Bau der Eisenbahn (1894) beginnt es, sich wieder zu heben.
Früher beschäftigten sich die Bewohner neben dem Kleinhandel und Handwerk fast ausschliesslich mit Landwirtschaft; heute zählt die Stadt verschiedene industrielle Betriebe, wie Zigarrenfabrik, Trikotwebereien, Fabriken zur Herstellung elastischer Gewebe u. eine Filiale der ihre Waaren hauptsächlich ins Ausland vertreibenden internationalen Verbandstofffabrik zu Schaffhausen. Grosse Dampfziegelei. Grosse Bauerngüter mit Viehzucht und Milchwirtschaft; Verein zur Hebung der Viehzucht mit Ausfuhr von Hornvieh nach Deutschland.
Die breite und gerade Hauptstrasse wird beiderseits von schönen Häusern mit zahlreichen Erkern eingefasst. Ein Turm der Stadtmauer und verschiedene andere Bauten weisen noch aus dem Mittelalter stammende Fassadenmalereien auf. Während die von altersher üblichen Messen an Bedeutung abgenommen haben, behaupten die wöchentlichen Viehmärkte immer noch ihre grosse Zugkraft. Besonders entwickelt ist der Schweinehandel. Sekundarschule; die einstige Lateinschule ist 1854 nach der Eröffnung der Kantonsschule zu Frauenfeld eingegangen.
Heimat des Arztes u. Professors an der Universität Heidelberg J. C. Brunner († 1727), der drei Brüder und Aerzte Wepfer, der Aerzte Forster und Melchior Aepli, des Rektors Benker in Frauenfeld und des Pädagogen Hanhart in Bern. Der 1813 verstorbene Melchior Aepli hat zur Unterstützung von wenig bemittelten thurgauischen Studierenden ein Legat von 37000 Fr. hinterlassen. Auch die berühmte Sängerin Frau Welti-Herzog ist ein Kind Diessenhofens. Gesang- und Turnvereine, dramatischer Verein etc.
Als Stadt 1175 vom Grafen Hartmann III. von Kiburg gegründet; später wurde sie Eigentum der Herzoge von Oesterreich, von denen sie sich 1415 loskaufte, um aber schon 1442 wieder unter österreichische Herrschaft zurückzufallen. Nach lebhaftem Widerstand kam Diessenhofen 1460 an die mit Schaffhausen verbündeten acht alten Orte der Eidgenossenschaft. Später Reichsstadt; im Mai 1798 dem Kanton Schaffhausen, am 6. Juni 1800 dem Kanton Thurgau zugeteilt. Im Herbst 1799 hatte Diessenhofen unter dem Kampf der Russen und Oesterreicher gegen die Franzosen um den Rheinübergang zu leiden. ¶
Fortsetzung Dießenhofen:
→ Seite 41.633 || Nahe dem heutigen Friedhof an der Strasse nach Basadingen sind alte Gräber mit Urnen aufgedeckt