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Seite 44.323, Sæntisgebirge | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
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vergrössern: Profil durch den Hohen Kasten.
Profil durch den Hohen Kasten.

unmittelbare Rheingebiet zu St. Gallen. Die alten Karten, sowie noch die älteren Ausgaben der Dufourkarte und Schöll's Relief zeichnen alle fälschlich den Nordgrat als durch den Säntisgipfel gehend, und so schien es ganz natürlich, dass alle drei Kantone auf dem Säntisgipfel sich trafen. Dieser Irrtum führte zu einem bundesgerichtlichen Grenzstreit, denn wenn die Südgrenze von Ausser Roden ö. vom Grenzkopf der Wasserscheide folgen soll, so bleibt sie in Wirklichkeit 400 m n. des Säntisgipfels. Da aber Ausser Roden auf den Anspruch an den Säntisgipfel nicht verzichten wollte, wurde dann die Grenze unabhängig von der Wasserscheide vom Säntisgipfel geradlinig quer über den Kessel zum Graukopf geführt und so der oberste Teil des Kessels zwischen Säntis und Girespitz Ausser Roden zugeteilt.

vergrössern: Faltenbüschel der Säntisgruppe. ^[Karte: 7° 0’ O; 47° 15’ N; 1:200000]. [Karten in der Umgebung].
Faltenbüschel der Säntisgruppe.

Gestalt.

Von der Nordseite betrachtet, erhebt sich das Säntisgebirge in einer ununterbrochenen steilen Wand unvermittelt über die Nagelfluhberge hoch empor. Von W. oder O. sieht man, dass mehrere Ketten hinter einander liegen, die alle ihr steiles Abbruchprofil gegen N., die Schichtrücken gegen S. weisen. Das n. Vorland ist hoch. Die Thalgründe stehen dort über 900 m. Das sö. Vorland ist die Auffüllungsfläche des Rheines mit 400 bis 450 m Meereshöhe. Die Hauptkulminationen sind:

vergrössern: Schema des geologischen Querprofiles durch das Säntisgebirge (die schwarze Linie zeigt den Schrattenkalk).
Schema des geologischen Querprofiles durch das Säntisgebirge (die schwarze Linie zeigt den Schrattenkalk).

a. In der Nordkette von O. nach W.: Bommenalpstuhl (1275 m), Wildkirchliwand-Ebenalp (1644 m), Schäffer (1923 m), Thürme (2046 m), Hangeten (2126 m), Oehrli (2203 m), Hochniedere (2228 m), Hühnerberg (2341 m), Girespitz (2450 m);

der Gipfel des Säntis mit seinen 2504 m ist hier mitzuzählen, obschon er eigentlich einer sonst viel geringeren Zwischenkette angehört, die hier mit der Nordkette verschmilzt.



Sæntisgebirge

Bild 44.324: Sæntisgebirge
* 2 Seite 44.324.

Weiter w. folgen Graukopf (2218 m), Grenzkopf (2192 m), Silberplatte (2160 m), Stoss (2114 m), Schwarzkopf (1956 m), Stollen (1979 m), Lütispitz (1990 m), Kamm (1820 m). Tiefe Einschnitte kommen in dieser Kette fast gar nicht vor. Der Sattel an der Lauchwies hat 1835 m und der Windenpass 1635 m. b. Mittelkette: Alpsiegel (1748 m), Gabelschutz (1779 m), Marwies (2024 m), Hundstein (2159 m), Fählenschafberg (2104 m), Altmann (2438 m), Moor (2346 m), Wildhauserschafberg (2383 m), Stein (1506 m), Schwendigrat (1537 m). c. Südkette: Kamor (1750 m), Hohen Kasten (1797 m), Stauberenfirst (1761 m), Häuser (1963 m), Furgglenfirst

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(1821 m), Roslenfirst (2154 m), Kreuzberge (1891-2069 m), Mutschen (2126 m), Gätterifirst (2089 m), Gulmen (2004 m).

vergrössern: Breschenbildung an den Kreuzbergen infolge von horizontalen Querverschiebungen (von Roslenfirst her gesehen).
Breschenbildung an den Kreuzbergen infolge von horizontalen Querverschiebungen (von Roslenfirst her gesehen).

Stratigraphie.

Dem Säntisgebirge lagern n. die Vorberge aus Molasse (Nagelfluh, Sandstein, Mergel des Mitteltertiären) vor. S. der Molasse folgt ein meist sehr schmaler, stellenweise durch Ueberschiebung verdeckter Streifen von eozänem Flysch. Der Flysch umgibt das Säntisgebirge fast ringsum: es ist ganz in Flysch gebettet. Das Säntisgebirge selbst besteht durchweg aus den Gesteinen des Kreidesystems. Jura fehlt und ist auch in keinem Gewölbekerne mitenthalten. Die Schichten sind vielfach sehr versteinerungsreich. Arnold Escher hat hier die Kreide schon 1835 bis 1840 richtig erkannt und gegliedert. Von den älteren zu den jüngern vorschreitend, weist hier die Erdrinde folgende Schichtengruppen auf: Valangien: unterstes Valangien als Berriasmergel, Valangienkalke, Sandkieselkalke mit Pygurus rostratus. - Neocom: Kieselkalke, Grünsandeinlagerungen (Altmannschichten), Echinodermenbreccien (Spatangenkalke), Drusbergschichten (Knollenkalke und Mergel). - Schrattenkalk: korallogene helle Kalksteine, z. T. dickbankig und massig, Urgon und Aptien. - Grünsand (Gault): glaukonitreiche Gesteine, Albien und Untercenoman. - Seewerkalk: dünnschichtig knolliger Foraminiferenkalkstein, Cenoman, Turon und Senon. - Seewerschiefer: dünnschiefrig und mergelig, Senon und Danien. - Darauf folgen in den Randregionen Flysch, z. T. mit Nummulitengesteinen, und über allem transgressiv spärliche Moränen (Kammhalde etc.), erratische Blöcke und die jüngern Bildungen, vor allem Schutthalden, Schuttkegel, Bergstürze.

vergrössern: Altmanngipfel von Südwesten. C4. Seewerkalk; C3. Gault; C2. Schrattenkalk; C1. Neocom.
Altmanngipfel von Südwesten. C4. Seewerkalk; C3. Gault; C2. Schrattenkalk; C1. Neocom.

Tektonik.

Im Säntisgebirge fallen im Allgemeinen das Streichen der Schichten, der Falten und der orographischen Kämme zusammen: WSW-ONO. Das Säntisgebirge ist ein Faltenbüschel von 6 Hauptgewölbezonen und mehreren Nebenfalten, im Ganzen 12 Falten der Erdrinde. Die Höhendifferenz zwischen Muldenlinie und Gewölbelinie, an der gleichen Schichtfuge gemessen, beträgt häufig 1000 bis 1500 m und mehr. Gegen W. vereinigen sich die Falten zu einem gequetschten Gebilde, das im Graustein am Häderenberg vom w. Mattstock longitudinal abgerissen ist.

Gegen O. gehen die Falten auseinander, und dort taucht jedes Gewölbe für sich und in seiner Art in der Flyschmasse unter, während nur das südlichste (Hohen Kastenfalte) sich als liegende Decke bis ins Vorarlberg erhält. Das nördliche Gewölbe hat 21 km Länge. In der Mittelregion hat es eine Doppelung, im Oehrli einen n. abgekippten Gewölbescheitel. Die zweite Faltenzone wird von drei Gewölben von 5, 14 und 2 km Länge gebildet, die sich ablösen; der Säntisgipfel gehört dem mittelsten Gewölbe an. Das dritte Gewölbe ist in seiner Anlage das mächtigste, allein auf seinem Scheitel sind z. T. Antiklinalthäler ausgespühlt.

Der Altmann und Hundstein gehören seinem S.-Schenkel, die Marwies dem N.-Schenkel an, und im Alpsiegel ist die Gewölbedecke erhalten. In der Marwies ist der Gewölbescheitel n. abgebogen und eingewickelt als Falte einer Falte. Gewölbe III misst 24 km Länge. Am schärfsten komprimiert erscheint das nur 5 km lange vierte Gewölbe des Wildhauserschafberggipfels; es taucht vor dem Fählensee unter. Das fünfte Gewölbe (11 km lang) ist ö. der Kraialp geschlossen und bildet in Kraialpfirst und Roslenfirst Bergrücken, die völlig an manche solche des Juragebirges erinnern.

Der südlichste oder sechste Gewölbezug des Säntisgebirges beginnt n. Alt St. Johann als sanfte Welle im Schenkel der nördl. Falted und bildet im Gulmen einen juraähnlichen Rücken. Die Kreuzberge bestehen aus dem N.-Flügel, in Häuser und Stauberenkanzel ist das ganze Gewölbe im Schrattenkalk prachtvoll erhalten, im Hohen Kasten und Kamor entwickelt es sich zur ganz flach nördlich überliegenden Faltendecke. Gewölbe VI misst 27 km Länge. Das ganze Faltenbüschel vom W.-Ende am Häderenberg bis an den Rhein - also das ganze Säntisgebirge - hat im Streichen 31 km Länge und quer dazu 6,25 km Breite. (Vergl. die Profile).

Alle Falten des Säntisgebirges liegen mehr oder weniger stark nördl. über und haben die Gestalt der Wellen eines brandenden Meeres: sie sind die nördlichsten Wellen der Alpenfaltung. Stets sind die nördlichen (das sind die überkippten) Schenkel der Gewölbe, die Mittelschenkel, wesentlich, oft fast bis zum Verquetschen einzelner Schichtkomplexe reduziert und die Gesteine entsprechend dynamisch metamorphosiert. Die Faltenumbiegungen sind an zahlreichen Stellen herrlich zu sehen. So sind Gewölbeumbiegungen z. B. zu sehen: Säntisgipfel, Stoss O.-Seite, Wildhauserschafberg W.-Seite, Schwarzkopf O.- und W.-Seite, Lütispitz O.-Seite, Häuser von Stauberenfirst oder von Roslen, Rossmaadgratkern von Seealp, Altmann N.-Gipfel von O., östl. vom Brültobelausgang etc. Muldenumbiegungen sind zu sehen: Bogenköpfe ob Wideralp, Hundstein-Gipfelregion O.-Abfall und

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