Seite 44.494, Sargans | eLexikon
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- ️Sun Dec 08 1811
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Sargans
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Sargans
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gebessert. (Vergl. die Art. Rhein, Sar, Seez). Der W.-Hang der Alvierkette und der S.-Hang der Churfirsten brechen steil ab, so dass an ihnen nur wenige grössere Alpweiden auf Terrassen Platz finden. Die einzigen grössern Weide- und Kulturflächen bilden hier die Palfriesalp am Alvier und der Walenstadter Berg an den Churfirsten. Sanfter und stärker gegliedert sind dagegen der O.- und NO.-Abfall der genannten Ketten. Ausser der Tamina und der Seez haben sich in dem Bergland von Sargans der starken Neigung der Hänge wegen nur noch Wildbäche von geringerer Länge entwickeln können.
Dafür treten diese aber sehr zahlreich auf und können bei Hochwasser beträchtliche Wassermengen führen, wobei sie dann (bei der Schneeschmelze und nach starken Regengüssen) prachtvolle Wasserfälle bilden. Vom NO.-Hang der Grauen Hörner kommen der Saschielbach, Krinnenbach, Sarbach und Schrabach herab, die alle im Unterlauf kanalisiert sind und sich in dem gegen N. zum Rhein ziehenden Sarkanal sammeln. Zum Walensee gehen der Lauibach, Kammenbach, Rütibach, Thalbach und die Murg.
Neben dem Walensee finden wir im Bezirk noch eine Reihe von kleinen Bergseen, wie Viltersersee, Wangsersee, Schwarzsee, Schottensee, die Murgseen. Diesem reichen hydrographischen Netz entspricht auch eine grosse Mannigfaltigkeit der Thalbildung. Die bedeutendsten der Thalfurchen sind das Calfeisen-, Tamina-, Kunkels-, Weisstannen- und Murgthal. Die Sohlen des Rhein- und des Seezthales sind trotz der ausgeführten Korrektionen und Entwässerungsarbeiten immer noch auf grosse Strecken mit Kiesen und Schottern überführt und weisen noch weite Sumpfflächen auf, die nur Streue liefern. An den tiefer gelegenen Gehängen gedeihen Obstbäume und die Weinrebe (98,6 ha Rebland).
Die bekanntesten und beliebtesten Weinsorten sind die von Quinten, Walenstadt, Flums, Mels, Sargans, Vilters, Wangs und Ragaz. In den Thalsohlen baut man vorzüglich Mais, Kartoffeln und Gemüse. Höher oben liegen schöne Wiesen und grosse Waldungen, und in der eigentlichen Bergregion finden sich zahlreiche ausgedehnte Alpweiden. In der rationellen Ausnutzung des Bodens und in dessen Urbarisierung hat man durch beträchtliche Meliorationsarbeiten (Verbauung von Wildbächen, Wegverbesserungen, Entwässerungs- und Bewässerungsanlagen) grosse Fortschritte erzielt.
Haupterwerbszweige der Bewohner sind immer noch Viehzucht und Alpwirtschaft. Genossenschafts- und Korporationskäsereien bestehen im Bezirk nicht. Die Gebirgsregion weist zwar beträchtliche unproduktive Flächen (Fels und Firn) auf, zieht aber dafür von Jahr zu Jahr mehr Touristen an. Hier oben ist auch die Jagd noch ergibig. In den Grauen Hörnern existiert ein Schongebiet für Gemsen. Fischfang im Walensee und in den Bergbächen (Forellen). Schieferbrüche und Krystallhöhlen im Taminathal, Marmorbrüche in den Grauen Hörnern, ein Bruch auf Mühlsteine bei Mels, Steinbrüche verschiedener Art an andern Orten.
Das Eisenerzbergwerk am Gonzen bei Sargans ist wie die Eisenschmelze in Plons bei Mels eingegangen. Die Mehrzahl der Ortschaften hat industrielle Tätigkeit: Baumwollwebereien und -spinnereien in Mels, Flums, Walenstadt;
Zementfabriken in Walenstadt und Unter Terzen;
eine Zwirnerei in Mels;
eine Seidenweberei in Ober Terzen;
Elektrizitäts-, Wasser- und Gaswerke in Walenstadt und Ragaz;
eine Fabrik chemischer Produkte in Sargans;
Schieferfabriken in Pfäfers und Ragaz;
Bierbrauereien in Walenstadt und Ragaz;
Mineralwasserfabrik in Ragaz;
Baugeschäfte in Ragaz;
eine Stärkefabrik in Mels;
Stickereien und Spargelzucht in Ragaz;
Buchdruckereien in Walenstadt, Mels und Ragaz;
Blechwaren- und Calciumkarbidfabrik in Flums.
Holzhandel in Unter Terzen. Walenstadt ist Waffenplatz mit Kasernenanlagen und hat den Bezirksspital. Auf Knoblisbühl am Walenstadterberg steht das kantonale Sanatorium für Lungenkranke. Grosses Sägewerk in Murg. Klimatische Kurorte sind Quarten, Weisstannen, Vättis; berühmte Heilbäder und grossartige Hotelbauten in Ragaz und Pfäfers. Spar- und Leihkassen in Walenstadt, Flums und Ragaz.
Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 10![]() |
10![]() |
11![]() |
Pferde | 319 | 352 | 414 |
Schweine | 2442 | 4483 | 3761 |
Schafe | 3331 | 2621 | 1479 |
Ziegen | 3995 | 5175 | 3844 |
Bienenstöcke | 1475 | 1889 | 1318 |
Der Bezirk umfasst folgende acht Gemeinden: Pfäfers, Ragaz, Vilters, Sargans, Mels, Flums, Walenstadt und Quarten. 3222 Häuser, 4227 Haushaltungen und 18828 Ew., wovon 17064 Katholiken, 1762 Reformierte und 2 Andere. 18083 Ew. deutscher, 31 französischer, 614 italienischer und 89 rätoromanischer Zunge. 1850: 12797 Ew. Auf 1 km2 Fläche entfallen 39 Ew. 14 kathol. Kirchgemeinden: Bärschis, Flums, Mels, Mols, Murg, Pfäfers, Quarten, Ragaz, Sargans, Vättis, Valens, Vilters, Walenstadt und Weisstannen.
Sargans
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Seite 44.495.Zwei reformierte Pfarreien: Ragaz und Walenstadt. Die bedeutenderen Ortschaften liegen alle in der Ebene. Die Leute des St. Galler Oberlandes sind von südländisch lebhaftem Temperament, intelligent und überlegend, gute Patrioten und sehr freiheitsliebend. An den Berghängen und auf den Terrassen herrscht Einzelsiedelung in zahlreichen kleinen Häusergruppen und isolierten Höfen. Die Thäler werden von schönen und gut unterhaltenen Strassen durchzogen. Sargans ist der Knotenpunkt der von Zürich und Rorschach her nach Chur ¶
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ziehenden Bahnlinien. Ein Dampfschiffsbetrieb auf dem Walensee existiert nicht mehr, seitdem das kleine Dampfboot Delphin 1851 in einer Sturmnacht untergegangen ist; den Touristen steht heute für Ausflüge auf dem See ein in Weesen stationiertes elektrisches Boot zur Verfügung. Während dem N.-Ufer des Sees keine durchgehende Strasse folgt, wird dessen S.-Ufer durch eine solche und die Bahnlinie Weesen-Walenstadt bedient. Drahtseilbahn von Ragaz zum Schloss Wartenstein hinauf.
Poststrassen gehen bis Vättis im Taminathal und bis Weisstannen im Thal gleichen Namens. Der heutige Bezirk gehörte einst zu Rätien und kam dann an die Grafen von Montfort, die diese ihre Grafschaft 1406 zusammen mit Wartau im Werdenberg an den Grafen Friedrich von Toggenburg verpfändeten. Nach dem Tod des letzten Grafen von Toggenburg entspann sich um dessen Erbfolge der langwierige alte Zürichkrieg, der 1446 mit der Schlacht bei Ragaz sein Ende fand. Damit wurde die Grafschaft Sargans gemeinsames Untertanenland der acht alten Orte (Kantone), die abwechselnd einen auf dem Schloss Sargans residierenden Landvogt ernannten.
Während diesem die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit zustand, übten die niedere Gerichtsbarkeit für Flums, Weisstannen, Mels, Bärschis, Vilters und Sargans Land das sog. Land- und zwei Wochengerichte, für Ragaz, Pfäfers, Valens und Vättis das Kloster Pfäfers, für die Städte Walenstadt und Sargans deren Räte und Schultheiss und für die Walenseeufer (Murg, Terzen, Quarten, Quinten) der Landvogt von Gaster aus. Mit Ausnahme der Bürger der beiden kleinen Städte waren alle Leute der Landvogtei Leibeigene.
Die Reformation fand fast im ganzen Land Eingang, wurde aber nach der Schlacht von Kappel wieder vom alten Glauben verdrängt. Ein von der helvetischen Regierung 1798 aufgestelltes Projekt, einen eigenen Kanton Sargans (mit dem Rheinthal, Sax, Gams, Werdenberg-Wartau, Sargans, Gaster, Uznach, Rapperswil und der jetzt schwyzerischen March) zu schaffen, wurde nicht ausgeführt, worauf das Sarganserland zunächst zum Kanton Linth kam und dann 1803 trotz dem Widerspruch seiner Bewohner dem neuen Kanton St. Gallen angegliedert wurde. Der damals auch Werdenberg, Sax und Gams umfassende Bezirk suchte unter dem Einfluss von Gallati 1814, sich an den Kanton Glarus anzuschliessen, wurde aber durch die von der eidgenössischen Tagsatzung unterstützte Regierung von St. Gallen an diesem Vorhaben verhindert. 1831 erhielt der Bezirk seinen heutigen Umfang. Ein alter Brauch im Sarganserland ist das sog. Mailäuten, d. h. das Läuten aller Glocken um Mitternacht des 30. April.
Bibliographie;
Fäh, Franz. Aus der Geschichte der Gemeinde Walenstadt und des Sarganserlandes. Walenstadt 1900; Kaiser, Fl. Sarganserland, Festschrift zur Säkularfeier. Ragaz 1898; Heule, A. Vom Walensee zur Tamina. Glarus 1903.
Titel
Elemente zu SARGANS:[44.493] SARGANS Flächengrösster und südlichster Bezirk
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Sargans
(Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 510 m. Gem. und kleine, von einer alten Burg beherrschte Stadt, Hauptort des Bezirkes Sargans, im Winkel zwischen dem Seez- und dem Rheinthal, links vom Rhein u. am S.-Fuss des Gonzen. 25 km nnw. Chur und 42 km s. St. Gallen. Station der Linien von Zürich und Rorschach nach Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Vilters. Gemeinde, mit Vild, Ratell, Rod, Splee, Riet, Farb, Töbeli und Schwefelbad: 181 Häuser, 931 zur Mehrzahl kathol. Ew.; Stadt: 82 Häuser, 446 Ew. Katholische Pfarrei. Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind Acker-, Obst- und Weinbau. Die industrielle Tätigkeit ist wenig bedeutend. Früher baute man am Gonzen Eisenerz ab und bestanden in der Stadt eine Bierbrauerei und eine grosse Kochherdfabrik. Heute hat Sargans neben den gewöhnlichen Kleinhandwerksbetrieben eine Fabrik für chemische Produkte. Gasthöfe. Ehemaliges Schwefelbad.
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Das alte Städtchen liegt malerisch am Fuss des schroff aufstrebenden Gonzen und mitten in einem wahren Wald von Obstbäumen. Unter der Stadt steht auf einer Anhöhe das alte und historisch bedeutsame Schloss. Die erste Anlage des Ortes befand sich anfänglich in den ö. vom Städtchen an der Strasse nach Trübbach gelegenen Malervagütern. Nachgrabungen haben dann Ueberreste römischer Bauten aufgedeckt und den Nachweis gebracht, dass sich an und auf dem die Gegend beherrschenden Felshügel schon die ältesten Völker angesiedelt hatten.
Noch heute sind Ueberreste der ehemaligen Römerstrasse von Zürich her an der sagenreichen Passatiwand, sowie über dem Schollberg sichtbar. Die häufigen Rheinüberschwemmungen nötigten die Bewohner dann, das Städtchen an die Stelle zu verlegen, wo wir es heute finden. Mit dem Aufblühen des Rittertums kam es unter die Botmässigkeit der Besitzer des Grafenschlosses. Stadt und Schloss sind sehr alt, doch kann die Zeit ihrer Entstehung nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Im 11. Jahrhundert: Senegaunis;
1228: Sargans, Sargannes;
1257: Sangans;
später Sanegans, Sandgans, Santgans, Sanganss, Salgansz.
Der Name hängt unzweifelhaft mit dem Namen des Wildbaches Sar (s. diesen Art.) zusammen, der am Fuss des Städtchens vorbeifliesst. Am 8. Dezember 1811 legte eine Feuersbrunst 121 Firste in Asche und verschonte blos die Kirche und Kaplanei. Mauern und Tore, die ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen waren, wurden nicht wieder aufgebaut. Im Chor der sehenswerten Pfarrkirche befindet sich die Gruft, in der die Grafen von Sargans mit Schild und Wehr beigesetzt wurden; drei Altäre aus schwarzem Marmor.
Der Kirchturm steht auf einem Sandhügel und ist kaum 30 cm tief im Boden fundiert; er enthält eine alte Glocke, die sog. Rheinglocke, die schon im Jahr 1050 durchs Thal geklungen haben soll. Sekundarschule. Mehrere gemeinnützige und wohltätige Vereine. Heimat der beiden Geschichtsforscher Dr. Henne und Dr. Henne-Am Rhyn und des Zeichners Albrecht. Aus dem Städtchen führt ein steiler aber gut gangbarer Weg nach einer romantisch angelegten Steintreppe, der sog. Rankstiege, hinauf und über diese zum Schloss, das seit dem Uebergang an die 8 alten Orte der Eidgenossen von diesen während 339 Jahren als Residenz der jeweiligen Landvögte benutzt worden ist. 1798 wurde es Staatseigentum, 1830 verkaufte man es an einen in Chur wohnenden Grafen von Toggenburg, und 1899 kam es von dessen Nachkommen um die Kaufsumme von 80000 Fr. an die Stadtgemeinde Sargans, die es mit Hilfe des Vereins für Erhaltung schweizerischer Kunstdenkmäler würdig restaurieren liess. Es enthält als Sehenswürdigkeiten einen prächtigen Rittersaal mit einer Waffensammlung und den Wappen sämtlicher (180) ehemaligen Landvögte, eine Herrenstube, eine altertümliche Küche, eine kleine Kapelle und unterirdische Verliesse. Von der Platform ¶
Fortsetzung Sargans:
→ Seite 44.496 || beim 34 m hohen Schlossturm geniesst man eine unvergleichlich schöne Rundsicht auf die Ebene,