Seite 45.547, Sihl | eLexikon
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
kommenden Flüssen abgelagert worden ist, muss er ursprünglich mit dem Gefälle von kiesablagernden Flüssen gegen die Alpen hin angestiegen sein. Denkt man sich nun diese Nagelfluh vom Uetliberg an normal thalaufwärts ansteigend, so sollte sie sich am Sihlsprung 425 m über ihrer heutigen Lage befinden. In Wirklichkeit ist aber vom Uetliberg bis zum Albishorn ihre Steigung zu klein, und von da an fällt sie sogar noch thalaufwärts. Es muss also nach der ersten Eiszeit (am Schlusse der ersten Interglazialzeit) eine Senkung des Alpenkörpers um diesen Betrag von 425 m stattgefunden haben, während das Mittelland sein Niveau unverändert beibehielt.
Zwischen den festen und den sinkenden Massen entstand eine Flexur, die an der Sihl vom Uetliberg bis in die Gegend des Sihlsprung reichte. Die also gebildete Mulde wurde aber durch Ablagerungen der nachfolgenden Eiszeiten wieder ausgefüllt, so dass nun das Thal am Sihlsprung die eben beschriebenen Verhältnisse zeigt. Durch den durchschnittlich 100 m mächtigen Filter von Moränen und löcheriger Nagelfluh sickert das Wasser bis auf die undurchlässige blaugraue Grundmoräne hinunter und tritt auf derselben in sehr konstanten und gut filtrierten Quellen aus, die von der Stadt Zürich zu ihrer Wasserversorgung gefasst worden sind.
Die «löcherige Nagelfluh» des Sihlsprung bildet senkrechte Wände und bricht hie und da in mächtigen Blöcken ab. Wo das Thal am engsten ist, sind solche bis in die Sihl gestürzt und haben deren Bett so eingeengt, dass es mit einem Sprung überschritten werden konnte. Da aber hier trotz der grossen Tiefe bei Hochwasser Stauung eintrat, wurde seither durch Zersprengen der Blöcke ein breiteres Querprofil geschaffen. Vom Sihlsprung an fliesst die Sihl auf Molasse. Bis Sihlbrugg (530 m) beträgt das Gefälle auf eine Strecke von 5,6 km etwa 9‰. Nur an wenigen Stellen entwickelt sich eine Thalsohle in der dann Höfe stehen. Ob Sihlbrugg bricht aus den Schottern der zweiten Eiszeit noch eine ganze Quellreihe hervor, die ebenfalls für Zürich gefasst ist. Bei Sihlbrugg betragen: das Einzugsgebiet 292,9 km2, die totale Abflussmenge per Jahr etwa 400 Mill. m3 und die mittlere Abflussmenge per Sekunde etwa 13 m3, was auf 1 km2 des Sammelgebietes etwa 45 Liter ergibt. Das verlassene Trockenthal Sihlbrugg-Baar bot dem Verkehr einen natürlichen Weg vom Zürichsee nach der Urschweiz.

Von Sihlbrugg an fliesst die Sihl in einem typischen Thal zweiten Stadiums. Sie bildet Serpentinen, unterspühlte vor der Korrektion die Gehänge von Albis und Zimmerbergkette und zeigt also im Flussbett Wechsel von Transport und Ablagerung. Es bilden sich Kiesbänke von 200 m und mehr Länge, die aus faust- bis kopfgrossen Geröllen bestehen, zwischen denen stellenweise erratische Blöcke von ½-1 m und mehr grösster Ausdehnung liegen. Dagegen fehlen Schlamm und Sand, da das Gefälle bis nach Unter Leimbach bedeutend bleibt (7-5‰). Zuflüsse hat die Sihl auf ihrem ganzen 44 km langen Laut von der Alpmündung an ausser kleinen Bächen keine.
Das ganze Thal ist fast nur Abflusskanal. Die Fläche des Sammelgebietes von der Alpmündung bis zur Limmat beträgt 89,781 km2 und dessen mittlere Breite nur 2 km. Links wird die Wasserscheide gegen die Lorze durch die Moränenhügel zwischen Neuheim und Menzingen und gegen die Reppisch durch den Albis, rechts gegen den Zürichsee durch die Zimmerbergkette gebildet. Wäre die Sihl in ihrem Stammthal geblieben, so würde sie von beiden Seiten her Bäche von mindestens 5 km Länge erhalten; so aber ist das Gebiet ihres Unterlaufs auf ¼- 1/5 seiner ursprünglichen Breite eingeschränkt.
Darum sind die beidseitigen Gehänge steil, am Zimmerberg besonders unten, am Albis hauptsächlich oben, wo der Grat oft von senkrechten Sandstein- und Mergelwänden gebildet ist. Der reichlich davon sich lösende Schutt wird von vielen kleinen Bächen an den Fuss der Kette gebracht, wo die zusammengewachsenen Schuttkegel von Zürich bis nach Langnau hinauf eine ununterbrochene Schutthalde bilden, die meist mit Wiesen, dem ältesten Kulturland des untern Sihlthales, bedeckt ist. Auf dieser Halde liegt Langnau, und über sie geht die Strasse Zug-Albis-Zürich von Langnau bis nach Adliswil hinunter, wo sie das Thal kreuzt und die Zimmerbergkette ersteigt. Da das Sihlthal zu wild war, zog man bei der Anlage dieser wichtigen Strasse die Ueberwindung zweier Bergketten den Gefahren der Ueberschwemmung vor, denen ein Strassenzug durch das Sihlthal selbst bis nach Sihlbrugg stetsfort ausgesetzt gewesen wäre.
Sihlalp (Obere) - Sihl
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Seite 45.548.3. Diese Gefahren
sind jetzt durch die Korrektion gehoben. Deren Prinzip war der seitliche Uferschutz, der durch eine womöglich
dem Molassefels aufgesetzte, 2-3 m hohe und am Fuss gewöhnlich durch eine Steinvorlage gesicherte Pflästerung aus Sihl-
und Lägernsteinen erreicht wurde. Die
Sohle des Sihlbettes misst jetzt in der Breite 30-36 m. Diese bis 1902 durchgeführten
Arbeiten haben 1370
000 Fr. gekostet. Gefahr besteht nur noch zur Zeit des Eisganges. Beim winterlichen
Niederwasserstand überfriert nämlich die Sihl vollständig, worauf bei Tauwetter die Eisdecke gehoben wird und Eisgänge
entstehen, welche dann, wenn sie auf Hindernisse stossen, etwa zum Stehen kommen und das ganze
Bett 1-1½ km weit ausfüllen,
so dass auch bei nur mässigem Anschwellen des Flusses ein Austreten zu befürchten ist. Bis jetzt hat
ein jeweilen durch das
Eis gegrabener Kanal noch jedesmal Abhilfe geschaffen. Das bedeutende Gefälle erlaubt industrielle
Ausnutzung. Im Kanton Zürich
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
bestehen 12 Wasserwerkkanäle, deren etwa 4000 PS zur Verarbeitung von Holz, Beleuchtung und Papierfabrikation, sowie zum
Betrieb von Spinnereien, Webereien und mechanischen Werkstätten verwendet werden. Von Hütten an, wo ein bedeutendes Elektrizitätswerk
im Betrieb steht, reihen sich längs der Sihl zahlreiche Fabriken auf, die eine grosse Anzahl von Arbeitern
beschäftigen, so dass die Dörfer im Sihlthal beständig anwachsen und sich zu immer blühenderen Gemeinwesen entwickeln.
Im Oberlauf der Sihl werden bei Studen gegenwärtig mit finanzieller Unterstützung des Bundes Korrektionsarbeiten durchgeführt,
deren Kosten zusammen mit denen von verschiedenen andern Wildbachverbauungen im ganzen auf 250000 bis 300
000 Fr. veranschlagt
sind.
4. Die Flora
des untern Sihlgebietes weist, wie zu erwarten, eine Anzahl Voralpenpflanzen auf. So den Berghahnenfuss (Ranunculus montanus), der sich streng ans Flussufer hält und bis Zürich hinunter geht. An Schutthalden, wo der Fluss die Ufer angreift, sind der fetthennenartige Steinbrech (Saxifraga aizoïdes) und die blaue Seslerie (Sesleria coerulea) überall zu treffen; im Sihlsprung kommen die Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina), der dreizählige Baldrian (Valeriana tripteris) und die kurzährige Segge (Carex brachystachys) vor. An sonnigen Halden sind auffällig: der durchwachsene Bitterling (Chloraperfoliata), der gelblichweisse Klee (Trifolium ochroleucum), das purpurfarbige Knabenkraut (Orchis purpurea).
Frauenschuh (Cypripedilum calceolus) und der Türkenbund (Lilium martagon); im Walde die Haselwurz (Asarum europaeum) und die gefingerte Zahnwurz (Cardamine digitata). Zwei ausgesprochen kalkliebende Pflanzen, die sonst eher dem Jura als den Voralpen zukommen, sind der lorbeerblättrige Kellerhals (Daphne laureola), der namentlich auf der linken Thalseite ziemlich häufig ist, und das langblättrige Hasenohr (Bupleurum longifolium), das vorwiegend im obern Teil des Sihlthales zu finden ist.
c) Der eigentliche Unterlauf
der Sihl beginnt erst bei Unter Leimbach, indem von da an das Gefälle auf 4‰, und endlich auf 3‰ hinuntersinkt. Unter
diesen Bedingungen hat die Sihl die breiten Kiesböden der Zürcher und Wollishofer Allmend und des Sihlfeldes angelegt, sowie
sich weiter abwärts auch an der Auffüllung des Limmatthales beteiligt. Die Mündung der Sihl in die
Limmat erfolgt unterhalb des Landesmuseums in Zürich
in 403 m. Ihre Gesamtlänge beträgt 76 km und das Gesamtgefälle etwa 1400 m.
Das Einzugsgebiet misst 340495 km2, wovon 30% in der Alpenregion, 53% in der Bergregion (700-1200
m) und 17% in der Hügelregion liegen. 32% des Sammelgebietes sind mit Wald bestanden. An der Mündung beträgt die Wasserführung
im Minimum 1,6 m3 und im Maximum 550 m3 per Sekunde. Urkundliche Namensformen: 1018: Sylaha; 1265: Sila (vom althochdeutschen
sil = Kanal).
[Heinrich Aeppli.]
Bibliographie.
Kaufmann, F. J. Gebiete der Kantone Bern, Luzern, Schwyz und Zug, enthalten auf Blatt VIII. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XI). Bern 1872. - Gutzwiller, A. Molasse und jüngere Ablagerungen, enthalten auf Blatt IX. - Kaufmann, F. J. Kalkstein- und Schiefergebiete der Kantone Schwyz und Zug. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. XIV, 1 und 2 a). Bern 1877. - Quereau, E. C. Die Klippenregion von Iberg im Sihlthal. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. III). Bern 1893. - Aeppli, A. Erosionsterrassen und Glazialschotter in ihrer Beziehung zur Entstehung des Zürichsees. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. IV). Bern 1894. - Burckhardt, C. Kreideketten zwischen Klönthal, Sihl und Linth. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. V). Bern 1896. - Früh, J., und C. Schröter. Die Moore der Schweiz. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz; geotechn. Serie. III). Bern 1907. - Heim, Alb. Die Geschichte des Zürichsees. (Neujahrsblatt der Naturforsch. Gesellschaft in Zürich. 1891). - Heim, Alb. Der Eisgang der Sihl in Zürich (in der Vierteljahrsschr. der Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 1894). - Wettstein, Alex. Geologie von Zürich und Umgebung. Zürich 1885. - Düggeli, M. Pflanzengeograph. und wirtschaftl. Monographie des Sihlthales bei Einsiedeln (in der Vierteljahrsschr. der Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 1903). - Exkursionsbericht der Geograph.-ethnogr. Gesellsch. Zürich. (in der Festschrift der Geograph.-ethnogr. Gesellsch. Zürich 1901). - Ringholz, O. Geschichte des fürstl. Stiftes Einsiedeln (mit geograph.-geolog. Einleitung von W. Sidler). Einsiedeln 1903. - Epper, Mühlberg, Schmid und Gutzwiller: Gutachten über den projektierten Sihlsee;
im Auftrag der Zürch.
Regierung.