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China | eLexikon | Geschichte - Asien - Ost- und Centralasien

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Jul 23 1869

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China

Bild 4.1: China
Seite 4.1.
Überblick der Artikel
10 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
China# (hierzu Karte "China und Japan"), das zweitgrößte Reich in Asien, das in seinen / 22249
China _2# in der Pharmazie s. v. w. Chinarinde (s. d.). C. von Ostindien oder von Giava, s. Cedrela; C. / 21
China _3# (spr. tscheinä oder tschehní), im Englischen s. v. w. Porzellan, daher C.-Clay, Porzellanthon, / 75
China _4Forschungsreisen, s. Asien (Bd.17, S. 58). / 7
China _5Die Kämpfe Chinas gegen seine europäischen Feinde haben nicht nur zur teilweisen Erschließung / 2220
China _6Erst im August 1890 ist ein erneuter Fortschritt in der Erschließung Chinas zu verzeichnen, / 3342
China _7heißt in England das Porzellan; daher China clay - Porzellanthon - ein in England vorfindlicher / 89
China _8# Staat im östl. Asien (hierzu zwei Karten: China, Korea und Japan und Östliches China mit Korea / 24379
China _9# soviel wie Chinarinde (s. d.). / 5
China _10# (spr. tscheine), engl. Bezeichnung für Porzellan; C. clay (spr. kleh), Porzellanerde; C. wares / 38

Seite 4.1

China

5 Seiten, 52'433 Wörter, 371'933 Zeichen

Geschichte — Asien — Ost- und Centralasien

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.

Titel
Elemente zu China:

China und Japan China und Japan

Lage und Grenzen.

Bodengestaltung. Bewässerung. Klima.

1) Das Alpenland im W. und NW. begreift die Provinzen Schensi, Kansu

2) Die Stufenländer der Südkette (Nanling

3) Das Tiefland, die große Alluvialebene zu beiden Seiten des untern Jantsekiang

Naturprodukte.

Bevölkerung. Kulturverhältnisse.

Religionen.

Unterrichtswesen. Bildung.

Landwirtschaft. Industrie.

Handel und Verkehr.

Staatsverfassung und Verwaltung.

[Litteratur.]

Geschichte.

Die Mongolen.

Verhältnisse des Reichs der Mitte zu Europa.

Der Taiping-Aufstand.

Krieg mit England und Frankreich.

Handelsverträge.

Neueste Geschichte Chinas.

[4.23] China in der Pharmazie s. v. w. Chinarinde

[4.23] China (spr. tscheinä oder tschehní)

China

China und Japan

Bild 4.1a: China und Japan
* 3 China.

[* 3] (hierzu Karte »China und Japan«),

das zweitgrößte Reich in Asien, [* 4] das in seinen Anfängen als Einheitsstaat wahrscheinlich in das 3. Jahrh. v. Chr. zurückreicht.

Übersicht des Inhalts:
Lage und Grenzen S. 1
Bodengestal­tung 2
Bewäs­se­rung 2
Klima 2
Natur­produkte 3
Bevölke­rung, Kultur 5
Auswande­rung 8
Religio­nen 8
Unterrichtswe­sen 9
Landwirt­schaft, Industrie 10
Handel und Verkehr 12
Staats­verfas­sung 13
Heerwe­sen 15
Ge­schichte 16

Lage und Grenzen.

China umfaßt das Hochland Zentralasiens und seine östlichen Stufenländer, indem es sich durch 56 Längengrade (79-134° östl. L. v. Gr.) vom Westende des Karakorum bis zum Japanischen Meer, 5000 km weit, und durch 34 Breitengrade (18° 9' bis 52° nördl. Br.) vom Südende der Insel Hainan bis zur russischen Grenze im N., 3700 km weit, erstreckt. Der Flächeninhalt dieses ungeheuern Ländergebiets wird zu 11,574,356 qkm (210,266 QM.), die Zahl der Einwohner auf 371 Mill. berechnet; doch soll letztere auf Grund neuester Nachforschungen nur 250 Mill. betragen.

Grenzen der Hörbarkeit

Bild 58.307: Grenzen der Hörbarkeit - Grenzfälschung [unkorrigiert]
* 5 Grenzen.

Die Grenzen [* 5] des Reichs lassen sich nur im allgemeinen angeben. Die Nordgrenze gegen Sibirien wird im O. (seit dem Vertrag von 1858) durch den Ussuri und den Amur bezeichnet; weiter westlich sind deutliche Grenzlinien der Argun und Onon, zwischen welchen die Grenze etwas südlich vom 50. Breitengrad unterm Tarai-Nor hinzieht; westlich der Selenga sind das Sajanische Gebirge, einige Zweige des Altai und des Alatau als Grenze zu betrachten. Früher zog von hier die Grenze zuerst in südwestlicher, dann südlicher Richtung bis zum 38.° nördl. Br. weiter.

Tongking

Bild 15.750a: Tongking
* 6 Tongking.

Jetzt bildet etwa vom 82.° östl. L. v. Gr. und 43.° nördl. Br. an der Thianschan die Südgrenze, wendet sich dann östlich vom 92.° östl. L. südlich und wieder westlich, so daß die Kuku-Nor-Mongolen und Tibet zu China, Turkistan aber außerhalb desselben fallen. Im S. ist der Himalaja die Grenze gegen Britisch-Indien, Nepal und Bhutan; sie senkt sich südlicher gegen Birma, Siam und Anam, doch hat nur gegen das letzte infolge des mit Frankreich abgeschlossenen Vertrags eine Grenzregulierung stattgefunden. Die ganze übrige Grenze bildet das Meer: zunächst das Südchinesische (Nanhai) mit dem Busen von Tongking, [* 6] dann das Ostchinesische Meer (Tunghai), weiter nördlich das Gelbe Meer (Wanghai) mit dem Golf von Petschili und der Koreabai. Die gesamte Länge der Küstenlinie schätzt man auf 5570 km. Die Bestandteile des chinesischen Reichs in diesem Umfang sind:

Landes­teile QKilom. QMei­len Be­woh­ner
Ei­gent­liches China 4,024,690 73.092 350,000,000
Mandschurei 982,472 17,899 12,000,000
Mongolei 3,377,283 61,335 2,000,000
Tibet 1,687,898 30,654 6,000,000
D­sungarei 383,300 6,969 600,000
Ostturkistan 1,118,713 20,317 580,000
Zusam­men: 11,574,356 210,266 371,180,000

Das seit dem 17. Jahrh. bestehende Vasallenverhältnis von Korea (s. d.) ist seit 1876 sehr gelockert worden. Da das eigentliche China und die Nebenländer Chinas nach Naturbeschaffenheit und Nationalität ungemein verschieden sind, auch in der lokalen und Provinzverwaltung vielfach Selbständigkeit bewahrt haben, so werden sie am zweckmäßigsten in besondern Artikeln besprochen, und wir beschäftigen uns hier nur mit dem eigentlichen China.

Der Name China ist vermutlich aus dem Namen der alten Dynastie Thsin (255-209 v. Chr.) gebildet, der sich bei uns nach dem Vorbild der Portugiesen in der Schreibweise China eingebürgert hat; die chinesische Bezeichnung für China als Staat ist Tschungkuo (»Reich der Mitte«). Das eigentliche China umfaßt den südöstlichen Teil des gesamten chinesischen Reichs, der sich östlich von den Alpen [* 7] Tibets zwischen dem südlichen Abfall der mongolischen Hochebene im N. und den Grenzen Hinterindiens im S. bis an das Meer im O. und S. ausdehnt und ein gegliedertes, aber von Natur geschlossenes Ganze bildet.



Hierzu kommen noch zwei weitere Stücke Landes, die, teils im S. der Mandschurei und am Südrand des mongolischen Hochlandes (jenseit der Chinesischen Mauer) gelegen, teils keilförmig in die westlichen Nebenländer hineingreifend, von der Regierung dem unmittelbar regierten Reichsgebiet einverleibt wurden, sowie außerdem auch die beiden Inseln Hainan und Formosa. Die Landmasse des eigentlichen China, abgesehen von jenem keilförmigen Anhängsel, hat demnach ihre Ausdehnung [* 8] zwischen 20 und 41° nördl. Br. und zwischen 98 und 125° östl. L. v. Gr.; sie ist von N. nach S. wie von O. nach W. etwa 2200 km lang und


Maßstab [* 10] 1:18.500.000.

Die den Europäern und Amerikanern geöffneten Handelhäfen sind unterstrichen. Die Abkürzung: ts. bedeutet in China: tschou. Jap. S. = franz. j.

Dampferlinien

(E.) = Englische, [* 11] (D.) = Deutsche, [* 12] (F.) = Französ., (A.) = Amerikan. (J.) = Japan.

Kabel



China (Bodengestaltung

Bild 4.2: China (Bodengestaltung, Flüsse)
* 13 Seite 4.2.

Zum Artikel »China«.

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umfaßt mit der zu Kuangtung gehörigen Insel Hainan (36,195 qkm) und dem zu Fukian gehörigen Formosa (38,803 qkm) ein Areal von 4,024,690 qkm mit 350 Mill. Einw., welche sich auf die 18 Provinzen des Reichs wie folgt verteilen:

Provinzen QKil. Be­woh­ner
Petschili 148.357 28.000.000
Schan­tung 139.282 29.000.000
Schansi 170.853 14.000.000
Honan 173.350 23.000.000
Kiangsu 103.959 37.800.000
Nganhui 139.875 34.200.000
Kiangsi 177.656 23.000.000
Fukian 157.320 14.800.000
Tschekiang 92.383 8.100.000
Hupei 179.946 27.400.000
Hunan 215.555 18.700.000
S­chensi 210.340 10.200.000
Kansu 674.923 9.285.377
Setschuan 479.268 35.000.000
Kuang­tung 269.923 19.200.000
Kuangsi 201.640 7.300.000
Jünnan 317.162 5.600.000
Kueitschou 172.898 5.300.000

Die Bevölkerungszahlen beziehen sich, mit Ausnahme der für Tschekiang und Setschuan auf v. Richthofens Schätzungen fußenden, auf den Zensus von 1812. Schätzungen der Bevölkerung [* 14] wurden schon in den allerfrühsten Zeiten vorgenommen, als Grundlage diente die Zahl der Familien, der Steuerpflichtigen u. a.; die erste Zählung nach Individuen geschah auf Anregung der französischen Missionäre 1749 und ergab 177 Mill. Einw., es folgten noch acht, deren letzte (1794) 333 Mill. Seelen ergab.

Bis 1852 sollte die Bevölkerung auf 420 Mill. angewachsen sein, danach haben aber Hungersnot und die Taiping-Rebellion viele Millionen dahingerafft. Da die Bevölkerungsstatistik hauptsächlich von solchen Beamten beeinflußt wird, die von ihren Unterbeamten eine nach der Einwohnerzahl der Distrikte bemessene Steuer erheben, da ferner in den sehr häufigen Fällen der Unterstützungsbedürftigkeit notleidender Provinzen die von der Zentralregierung auszusetzenden Fonds nach der Bevölkerungszahl bemessen werden, so liegt es im Interesse gewisser Parteien, die Bevölkerung größer zu machen, als sie in Wirklichkeit ist. China ist noch immer unvollkommen bekannt; die Ufer des Jantsekiangflusses und die Küstenprovinzen sind allein ausführlicher beschrieben. v. Richthofen ist 1868-71 allerdings bis tief in das Innere vorgedrungen, und die Ergebnisse seiner Reisen liegen bis jetzt in vier Bänden vor, die eine außerordentliche Bereicherung unsrer Kenntnis Chinas enthalten, die aber auch durch die Anregung unzähliger neuer Fragen und Einführung neuer Gesichtspunkte beweisen, wie gering unser jetziges Wissen ist.

Schneckenfenster - Sch

Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert]
* 15 Schnee.

Bodengestaltung. Bewässerung. Klima.

Der Oberflächengestaltung nach zerfällt das Reich in ein Hochgebirgsland (im W. und NW.) und in ein Stufen- und Tiefland (im SO. und O.). Man nimmt an, daß das südliche Gebirge mit dem Himalaja zusammenhänge. Diese Südkette (Nanling, Nantschang) streicht unterm 26.° nördl. Br. und trennt die südlichen Provinzen von den nördlichen. In der Mitte von Kueitschou sollen noch Gipfel von Schnee [* 15] und Gletscher sein; das Gebirge, das nur von wenigen Pässen durchschnitten wird, bildet die Sprachgrenze zwischen den nördlichen und südlichen Dialekten. Das zweite Parallelgebirge, von Richthofen unter dem Namen Funiuschan (statt Peling) eingeführt, scheint der östliche Ausläufer des mächtigen Kuenlün in Zentralasien [* 16] zu sein und erhebt sich 1220-1520 m Höhe, während die Pässe in 300 und 450 m Höhe liegen. Zwei Dritteile der ganzen Fläche des eigentlichen China sind Bergland. Nach den Verhältnissen der Höhe können wir drei große Regionen unterscheiden:

1) Das Alpenland im W. und NW. begreift die Provinzen Schensi, Kansu, Schansi, Setschuan, Jünnan und Kueitschou.

2) Die Stufenländer der Südkette (Nanling, Nantschang) fallen nach S. dem Meer zu terrassenförmig ab und ebenso nördlich. Dieser oft kahlen und unfruchtbaren Region gehören an die Provinzen Kuangsi, Kuangtung, Fukian, Tschekiang; die Binnenprovinzen Honan, Kiangsi und Nganhui, welche zum Teil den zweiten innern Terrassenabfall bilden, nehmen am Bergcharakter teil, gehören aber der größern Fläche nach zur nächsten Abteilung.

3) Das Tiefland, die große Alluvialebene zu beiden Seiten des untern Jantsekiang, des Huangho und Peihoflusses, nach O. dem Meer zu sich öffnend, auf den übrigen Seiten von den Abhängen des Alpenlandes begrenzt, ist ein weites seenreiches, oft sumpfiges Kulturland, meist aus Löß bestehend, auf welchem die Dichtigkeit der Bevölkerung und die sorgfältige Bodenbearbeitung eine Höhe erreicht haben wie wohl nirgends sonst. Zu dieser Region gehören die Hauptproduktionsgebiete von China, die Provinzen Hupei, Teile von Hunan, Kiangsi und Nganhui, Kiangsu, Schantung und Petschili.

Flüsse

Bild 56.938: Flüsse
* 17 Flüsse.

Die Bewässerung ist in China reichlicher, sowohl durch Flüsse [* 17] wie durch Kanäle, als wohl in irgend einem andern Lande; die Kanäle fangen aber bei der schlechten Wirtschaft der Regierung zu verfallen an und sind teilweise schon unbenutzbar. China hat zwei große Flußsysteme, das des Huangho und des Jantsekiang. Der Huanghogelber Fluß«) mündet in den Golf von Petschili, etwas südlich des 38.° nördl. Br. Seine Länge wird auf 4000-4200 km geschätzt, sein Stromgebiet auf 1,850,000 qkm (33,600 QM.). Mit Dampfern kann er nur stellenweise im Mittellauf befahren werden, vom Meer aus ist er nicht schiffbar. An einer Stelle an seinem Ausfluß [* 18] setzt der Strom über eine seichte Barre.

Sein Wasser dient vor allem der Bewässerung; weithin verheerend wirkt er durch seine Überschwemmungen, gegen welche riesige Erdwerke angelegt sind (vgl. Huangho). Der zweite große Strom Chinas, der Jantsekiang (von den Chinesen auch Takiang, »großer Fluß«, oder Tschangkiang, »langer Fluß«, genannt), hat eine Länge von etwa 5300 km (mit den Krümmungen) und ein Stromgebiet von über 1,870,000 qkm (34,000 QM.). Er vereinigt sich mit dem Jalungkiang unter 26° 30' nördl. Br. und 101° 52' östl. L. v. Gr.; die Quellen beider Flüsse liegen in Tibet.

Der Strom ist für Dampfer kaum über Itschang (Provinz Hupei) hinaus schiffbar, für Barken noch über Sutschou in Setschuan hinaus. Er ist die Hauptverkehrsader mit dem Innern des Landes; die größten Handelsstädte liegen an ihm, und die Hauptsumme des chinesischen Kapitals ist hier aufgehäuft. Zerstörend wirkt er durch den außerordentlich starken Wechsel im Wasserstand. Von Itschang ab beträgt sein Gefälle 17 cm auf 1000 m, d. h. es ist fast doppelt so stark als das des Nils und Amazonenstroms, dreimal so groß als das des Ganges.



China (Landseen, Kanäl

Bild 4.3: China (Landseen, Kanäle, Küstenbildung, Inseln, Klima)
* 19 Seite 4.3.

Auch er überschwemmt und verheert im Sommer große Strecken der obern Provinzen, insbesondere von Hupei und Nganhui. Um einen Begriff von den riesigen Dimensionen zu ermöglichen, in welchen sein Steigen stattfindet, sei erwähnt, daß 23. Juli 1869 in Hankeou die Differenz zwischen dem damaligen und dem mittlern Wasserstand während des Winters 11,6 m betrug; 103 Tage lang (bis 4. Okt.) war die europäische Ansiedelung der Überschwemmung preisgegeben, über 40,000 Einwohner der Chinesenstadt flüchteten sich nach den Hügeln. Der Strom wird seit Eröffnung des Hafens Itschang an der Grenze von Setschuan 1877 bis zu diesem Punkt

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Dampfschiffen befahren. Die Mündung des Flusses bildet jetzt einen einzigen großen Arm, etwas südlich vom 32.° nördl. Br.; früher waren es drei Arme, von denen einer sich in die Hangtschoubai ergoß. Er erfährt auch in Tiefe und Fahrwasser so große Veränderungen, daß sich die 1842 für das Delta [* 20] aufgenommenen englischen Admiralitätskarten bereits 1858 unbrauchbar erwiesen (vgl. Jantsekiang). Von den übrigen Flüssen ist der längste der Sikiang, der im südöstlichen Jünnan entspringt und südlich von Kanton [* 21] mündet; seine Länge beträgt einschließlich der Krümmungen 1700 km und läßt sich mit der des Don und Tigris vergleichen.

Peking

Bild 62.986: Peking
* 22 Peking.

Für größere Fahrzeuge schiffbar ist er nur bis zur Grenze von Kuangsi, sein Oberlauf ist selbst kleinen Schiffen unzugänglich. Schiffbar ist dagegen bis über Nanning hinaus ein südlicher Nebenfluß, der Jükiang (beschrieben von Moß, Narrative, etc., of an exploration of the West River, Hongkong 1870). Der Peiho oder Nordfluß, welcher an Peking [* 22] vorbei strömt, hat seinen Ursprung im südlichen Randgebirge der Mongolei;

er hat bei Tiëntsin, dem Hafenort von Peking, 54-73 m Breite; [* 23]

seine durchschnittliche Tiefe zwischen hier und Taku beträgt 3,6-5,5 m. Der Fluß wird mit Barken bis Tungtscheu befahren;

das Einlaufen in seine Mündung erschwert eine Barre.

Mit Landseen ist die Ebene übersäet;

der größte, der Tungting, liegt südlich am Jantsekiang;

der zweitgrößte, ebendort, ist der Pojangsee;

im N. des Flusses liegt der Kaojusee.

Ein Netz von Kanälen, das an Ausdehnung und vielfachster Verzweigung seinesgleichen nicht hat, bedeckt das Tiefland; sie dienen statt der sehr seltenen Kunststraßen in ergiebiger Weise dem Transport von Personen wie Waren und sind zugleich für die Bewässerung von höchster Wichtigkeit. Der größte und wichtigste, zu dem sich die andern wie Äste und Zweige verhalten, ist der 1100 km lange und 80-330 m breite Kaiserkanal (meist Jünho, »Beförderungsfluß«, genannt), der, seit dem 7. Jahrh. n. Chr. nicht durch Ausgrabung, sondern durch Aufdämmung angelegt, aber erst unter der Mongolenherrschaft vollendet, mit dem Peiho in Verbindung steht, den Huangho wie Jantsekiang quer durchschneidet und bis vor kurzem die große Kommunikationslinie des Reichs bildete; jetzt gibt dieser Riesenbau nur noch Zeugnis von einstiger Größe und gegenwärtigem Verfall.

Korinth (Stadt)

Bild 60.635: Korinth (Stadt)
* 24 Kanal.

Der veränderte Lauf, den der Huangho nahm, verursachte den ersten großen Schaden am Kanalbau; da Reparaturen unterblieben, so befindet sich der Teil nordwärts vom alten Bette des Stroms in einem ganz verwahrlosten Zustand. Der südliche Teil hat bisher noch einen regelmäßigen Verkehr gestattet; aber wenn der Erhaltung dieses Werkes von seiten der Regierung keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und die Vorschläge der fremden Ingenieure wie bisher mit Geringschätzung zurückgewiesen werden, so ist nicht nur der Einsturz eines Teils des Dammes, der den Kanal [* 24] vom Kaojusee trennt, in Bälde zu befürchten, sondern auch einer der fruchtbarsten Landstriche Chinas der Überschwemmung preisgegeben. Einen großen Teil seiner Wichtigkeit wird der Kaiserkanal durch die projektierte Eisenbahn von Schanghai [* 25] nach Tiëntsin verlieren.

Die Küste ist durch eine Menge von Buchten und Baien, von Vorsprüngen und kleinen Halbinseln in hohem Maß gegliedert; so besonders auf der Strecke von Hainan bis zur Mündung des Jantsekiang. Von da bis nördlich von Liaotung hin ist das Ufer bedeutend flacher und wegen seiner Untiefen für die Schiffer gefährlich. Das Lotsenwesen ist von den unter der Leitung des fremden Zolldienstes stehenden Hafenbehörden geordnet. Für die Beleuchtung [* 26] der Meeresküste sowie des Jantseflusses ist durch (1885) 75 Leuchtstationen und eine große Zahl von Bojen und andern Warnungszeichen gesorgt (s. »List of Chinese Lighthouses, Buoys and Beacons«, Schanghai, jährlich erscheinend).

Klinodiagonale - Klips

Bild 9.849: Klinodiagonale - Klipstein
* 27 Klippen.

Zwischen den Mündungen der beiden großen Ströme gibt es nur wenige gute Häfen, dagegen bietet die aus lehmfarbigen Klippen [* 27] bestehende Küstenstrecke von Ningpo bis Hongkong gute und sichere Ankergründe. Große Gefahren bringen die Cyklone oder TaifunsWirbelstürme«),

welche in ihrem Bereich alle Schiffe, [* 28] Häuser etc. vernichten. Größere Golfe sind der von Liaotung und von Petschili im N., der von Tschekiang an der Ostküste und die Busen von Kanton und Tongking an der Südseite. Unter den zahlreichen Inseln, welche die Küste umsäumen, sind außer Hainan und Formosa die Inselgruppen im Golf von Kanton und im Golf von Hangtschou (worunter die größte Tschouschan) hervorzuheben.

Scharwache - Schattens

Bild 14.408: Scharwache - Schattenspiel
* 32 Schatten.

Das Klima [* 29] eines Landes von solcher Ausdehnung wie China ist begreiflicherweise sehr verschieden. Seine Jahrestemperatur wechselt zwischen der von Unteritalien oder des nördlichen Afrika [* 30] und jener von Stockholm; [* 31] die Wintertemperatur seines nördlichen Strichs kommt ungefähr jener der nördlichen Länder Österreichs gleich. Die jährliche Durchschnittstemperatur wechselt von 10° C. in Peking (40° nördl. Br.) bis 21° in Kanton (23° 12' nördl. Br.). Die Sommertemperatur ist fast in ganz China sehr hoch, so daß sie im Schatten [* 32] bis auf 38° steigt;

das Mittel ist für Peking 25,6,° in Kanton 34,8° C.;

am mittlern Jantsekiang wird die Wärme [* 33] schon im Mai drückend bei mittlern Tagestemperaturen von 27-30° C. Die Wintertemperatur wechselt in den nördlichen Provinzen im Mittel zwischen 2 und 14° C.;

der Winter beginnt hier im November und Dezember und endet im März und April. Im mittlern China dauert der Winter von Anfang Dezember bis Ende Februar. Im südlichen China beträgt die Wintertemperatur in den Niederungen meist 15°;

im Januar und Februar sinkt sie auf 10°, auch noch tiefer;

es fällt nur in den höchst gelegenen Orten Schnee, und es bildet sich selten eine Eiskruste von ½ cm Dicke.

Das Charakteristische im Klima Ostasiens ist die Herrschaft des Monsuns. Im Winter weht fast ausschließlich der Nordostmonsun, dabei klarer Himmel, [* 34] wenig Niederschlag, hoher Barometerstand;

im Sommer wird der südwestliche Seewind weit in das Land hineingezogen, Niederschläge finden periodisch statt und nicht in kleinen, unregelmäßigen Zwischenräumen, wie in Europa; [* 35]

die Regenzeiten wiegen im Sommer vor, dagegen ist in den innern Provinzen, wie Setschuan, die Verteilung des Regens auf die Jahreszeiten [* 36] fast genau umgekehrt;

auch hier ist das Klima aber noch mild, die kühlsten Sommer hat im S. die Provinz Jünnan.

Naturprodukte.

Die mineralischen Schätze Chinas sind sehr bedeutend. Gold [* 37] kommt teils im Quarz, teils im Sande der Anschwemmungen des Jantsekiang, Schantung, Schengking, des Minflusses, auf der Insel Hainan, in Kuangtung, Jünnan und Kueitschou vor; von dort und aus den Bergwerken der Mandschurei stammt der größte Teil des auf die chinesischen Märkte und nach Indien gelangenden Goldes. Silber kommt aus Kuangtung, von Hainan, aus Kuangsi, Jünnan, Honan, Schensi und Kansu; die Verhüttung der reichen silberhaltigen Bleierze von Schantung ist aber

Fortsetzung China: → Seite 4.4 || untersagt. Salz wird aus dem Seewasser an den Küsten und aus Solquellen, Steinsalz im W., besonders

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

China,

[* 3] Forschungsreisen, s. Asien ^[= (hierzu "Fluß- und Gebirgskarte" und "Staatenkarte von A."). Nach seiner ...] (Bd. 17, S. 58).

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

China.

Eisenbahnanleihen - Ei

Bild 5.448: Eisenbahnanleihen - Eisenbahnbau
* 38 Eisenbahnbau.

[* 3] Die Kämpfe Chinas gegen seine europäischen Feinde haben nicht nur zur teilweisen Erschließung des einst so unzugänglichen Landes für die Europäer geführt, sie haben auch wesentlich dazu beigetragen, den konservativen Ideen der Chinesen eine neue Richtung zu geben. Wie bisher jedem Kriege eine Reihe wichtiger Veränderungen folgte, so sind seit dem letzten Kriege mit Frankreich einige unter den maßgebenden Politikern Chinas zu der Überzeugung gekommen, daß der Eisenbahnbau [* 38] heutzutage für das große Reich, besonders in strategischer Beziehung, eine Notwendigkeit ist.

Unter den einflußreichen Staatsmännern des Landes sind nicht alle mehr so kurzsichtig, daß sie sich gegen jede Neuerung sträuben und sich damit begnügen, ihr Land mit fremden Kanonen verteidigen zu lassen. Der liberale Politiker dagegen studiert alle Hilfsmittel europäischer Überlegenheit, um schließlich den Feind mit seinen eignen Waffen [* 39] zu bekämpfen, zu denen man jetzt auch die Eisenbahnen rechnet. So hat denn das Jahr 1888 einen kleinen Anfang gesehen; eine kurze Strecke wurde von Tientsin bis zu den Kohlenminen von Kaiping in der Provinz Tschili fertiggestellt und dem Verkehr übergeben.

Hanc veniam etc. - Han

Bild 8.65: Hanc veniam etc. - Hand
* 40 Hand.

Die Hoffnungen, die der Europäer an dieses Ereignis knüpfte, daß nun binnen kurzem China von einem Netze von Eisenbahnen umspannt sein würde, haben sich zunächst nicht erfüllt; selbst nicht, nachdem im April 1889 der bis dahin unmündige Kaiser Kuangsii die Zügel der Regierung selbst in die Hand [* 40] genommen hatte. Zwar wurde der Bau einer den ganzen Norden [* 41] des Reiches durchkreuzenden Linie, eine Bahn von Peking nach Hankow, ins Auge [* 42] gefaßt; doch scheiterte der bereits vom Kaiser gutgeheißene Plan an der Warnung einiger Patrioten alten Stiles und an der Unmöglichkeit, in China selbst die nötigen Gelder aufzutreiben.

Trotzdem sind weitere Fortschritte nur eine Frage der Zeit. Sehr viel wird hierzu das Vorgehen Rußlands mit seiner sibirischen Eisenbahn beitragen; denn China ist sich des Vorsprungs wohl bewußt, den auf diese Weise das mächtige und vor allen andern gefürchtete Nachbarreich gewonnen hat. Ähnlich wie der Telegraph, [* 43] der seit Jahren von China Besitz genommen hat, nicht etwa durch ein Reichsgesetz eingeführt worden ist, so dürfte sich auch die Verbreitung der Eisenbahnen von einem kleinen, lokalen Anfang aus vollziehen.

Seit dem im April 1890 erfolgten Tode des Marquis v. Tsêng, der nach seiner Rückkehr von seinem Gesandtschaftsposten in England und Frankreich die Hauptvermittlerrolle zwischen europäisch-fortschrittlichen und chinesisch-konservativen Ideen übernommen hatte, ist der trotz hohen Alters noch rüstig wirkende Vizekönig der Provinz Tschili, Li Hungtschang, als einzige Stütze von eingreifendem Wirken für die Einführung europäischer Kultur übriggeblieben. Er erwarb sich seine ersten bedeutendern Verdienste bei der Unterdrückung der Taiping-Rebellen; nachdem er das Glück gehabt, im J. 1870 einen jahrelang vergeblich bekämpften Aufstand mohammedanischer Unterthanen im Nordwesten des Reiches zu unterdrücken, wurde er als Nachfolger des berühmten Staatsmannes Tsêng Kwofan, Vaters des verstorbenen ehemaligen Gesandten Marquis von Tsêng, zum Generalgouverneur (Tsungtu, von Europäern meist durch »Vizekönig« übersetzt) der Metropolitanprovinz Tschili ernannt.

Dort schuf er sich eine Stellung, wie sie wohl selten ein Minister seines Ranges auf so lange Zeit bewahrt hat. Gegenüber dem aus mandschurischen Elementen bestehenden Kaiserhof ist Li Hungtschang als geborner Chinese der mächtigste Vertreter seiner Nation, und die kluge Vorsicht, mit der er es verstanden hat, seine unabhängigen, dem europäischen Fortschritt huldigenden Bestrebungen mit den Traditionen der chinesischen Regierungsformen zu vereinigen, hat ihm bald die Rolle des ersten Staatsmannes namentlich im diplomatischen Verkehr mit fremden Nationen gesichert.

Nächst ihm gehört zu den Freunden europäischen Fortschritts als einer der mächtigsten der jetzige Vizekönig der beiden Provinzen Hupe und Hunan, Tschang Tschihtung, der sich im besondern als ein wichtiger Vorkämpfer im Interesse der Eisenbahnfrage erwiesen hat. Wie die meisten höhern Beamten Chinas ein hervorragender Gelehrter und Mitglied der Akademie von Peking, genoß er schon als solcher bedeutenden Rufes, als eine mit Geschick verfaßte Denkschrift über die russischen Beziehungen zu China im J. 1879 die Veranlassung zu seinem Eintritt in die höhere politische Laufbahn wurde.

Vom Amte eines Zensors wurde er zu der wichtigen Stellung eines Gouverneurs der Provinz Schensi berufen, wo er durch die energische Rücksichtslosigkeit, mit der er die Krebsschäden des dort wuchernden Beamtenschlendrians zu beseitigen suchte, seine Thatkraft bewies. Während des Streites mit Frankreich um die Herrschaft in Tongking (1884) wurde Tschang zum Vizekönig der wichtigen Grenzprovinzen Kuangtung und Kuangsi ernannt, wo er durch Errichtung von Kriegsschulen für Landheer und Marine mit Heranziehung europäischer Kräfte, Versuche zur Anlage einer Kanonengießerei, Gewehrfabrik etc. fördernd im Sinne des europäischen Kulturfortschritts wirkte.

Unter seinen Auspizien wurde in Kanton eine Münze eingerichtet, die, zunächst mit der Herstellung von Kupfermünzen beschäftigt, seit August 1890 die Prägung silberner Thaler vom Werte der im Lande kursierenden mexikanischen Dollars sowie der nötigsten silbernen Scheidemünze unternahm, eine Neuerung, die sich in aller Stille vollzogen hat und doch einen Umschwung von unabsehbarer Tragweite für die wirtschaftlichen Verhältnisse Chinas veranlassen kann.

Mancherlei industrielle Schöpfungen europäischen Stiles entstanden unter seinem Schutze. Als im J. 1889 die verschiedenen Statthalter im Reiche aufgefordert wurden, Denkschriften über die Einführung von Eisenbahnen in China einzureichen, da trat Tschang Tschihtung energisch für die geplante Linie Hankow-Tientsin ein. Die Folge war seine Berufung zum Vizekönig in Hupe und Hunan, wo er an Ort und Stelle die beste Gelegenheit zur Ausführung seiner Pläne gehabt haben würde, wenn nicht der Gedanke, daß nur chinesische Fonds dazu verwendet werden sollen, bisher sich als ein unüberwindliches Hindernis erwiesen hätte.



China (Handel)

Bild 18.171: China (Handel)
* 44 Seite 18.171.

Als ein wichtiges Versuchsfeld für den modernen Fortschritt im europäischen Sinne, zugleich auch für die Kolonisationsbestrebungen der Regierung, dürfen wir die Insel Formosa betrachten. Es ist merkwürdig, daß ein von der Natur so reich ausgestattetes Land in der unmittelbaren Nachbarschaft des seiner Zeit in Ostasien allmächtigen Reiches, das seine Flotten unterjochend und erobernd über den Indischen Archipel bis in die indischen Kulturgebiete entsandte, den Chinesen während dieser ganzen Periode so gut

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wie unbekannt bleiben konnte. Von wilden, wahrscheinlich schiffbrüchigen Philippinen, möglicherweise gleichzeitig lutschuischen, japanischen und karolinischen Elementen ausgehend, hatte sich auf der Insel seit Jahrhunderten eine Urbevölkerung gebildet, die den Chinesen bereits im 12. Jahrh. durch Raubzüge nach dem nahen Festland unter dem Namen Bisêyeh (Bisaya?) bekannt wurde. Aber erst im 17. Jahrh., als bereits Spanier und Holländer darum kämpften, wurde China auf den wertvollen Besitz aufmerksam, der, anfänglich von dem Führer einer vom Reiche abtrünnigen Seeräuberkolonie als Ausgangspunkt seiner feindlichen Angriffe ausersehen, erst im J. 1682 dem chinesischen Reiche einverleibt wurde. Im J. 1874 von den Japanern und 1884 von den Franzosen angegriffen, zog die bis dahin als Anhängsel an die Provinz Fukien vernachlässigte Insel die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich.

Der Wunsch, dieses den feindlichen Angriffen ganz besonders ausgesetzte Gebiet zu befestigen und mit chinesischen Elementen zu bevölkern, mag die Erhebung Formosas zu einer selbständigen Provinz veranlaßt haben. Wegen der nimmer endenden Kämpfe mit den Urbewohnern im Innern wie auch wegen der nötigen Verteidigungsmaßregeln gegen etwanige Angriffe zur See ist ein militärischer Gouverneur zum Regenten der Insel ausersehen worden. Liu Mingtschuan, einer der erprobtesten Generale der chinesischen Armee, wurde 1884 mit der Verteidigung Formosas gegen die französischen Angriffe beauftragt.

Telegraph

Bild 15.564b: Telegraph
* 45 Telegraphen.

Demnächst zum Gouverneur der neuen Provinz ernannt, hat er, unterstützt durch europäische Ratgeber, unablässig im Sinne des Fortschritts zu wirken versucht. Seinem vorurteilsfreien Vorgehen ist es zuzuschreiben, daß wir auf der abgelegenen Insel so mancherlei finden, wonach wir uns im übrigen China vergeblich umsehen. Telegraphen [* 45] verbinden den Norden und Süden der Insel sowie die Insel mit dem Festland; eine Eisenbahn verbindet den Hafen von Kelung u. seine ergiebigen Kohlenbergwerke mit dem Innern.

Alljährlich werden neue Gebiete den sich auf die innern Gebiete zurückziehenden Wilden abgerungen, die im Kampfe mit den Mongolen ihrem Untergang entgegensehen. In der Nähe von Tamsui, dem hauptsächlichsten Vertragshafen, wurde eine neue Hauptstadt, Taipefu, gegründet, wo der Gouverneur residiert. Die frühere Hauptstadt Taiwan heißt seitdem Tainan (»Süden von Tai«, im Gegensatz zu Taipe, »Norden von Tai«),

wie auch die ganze Insel nicht mehr Taiwan, sondern Taischöng, d. h. Provinz Tai, genannt wird. In der Nähe der neuen Stadt befindet sich ein Arsenal unter der Leitung eines Deutschen (Graf Butler). Der Gouverneur unterstützt, wenn auch nicht mit gleichem Erfolg, viele Neuerungen im Sinne des Westens. Der alte chinesische Kurierdienst mußte europäischen Posteinrichtungen weichen. In den sehr ergiebigen Theedistrikten wurde ein englischer Theepflanzer aus Indien angestellt, um die Theeerzeuger mit der bessern indischen Methode bekannt zu machen; doch sind bisher diese Versuche an dem Widerstand der eingebornen Zwischenhändler gescheitert.

Versuche, die Seidenkultur in Formosa einzuführen, haben gleichfalls zu keinem nennenswerten Resultat geführt; ebenso ist die Einführung europäischer Hilfsmittel in der Zuckererzeugung im Süden der Insel an der Hartnäckigkeit der Bewohner gescheitert. Die Ureinwohner würden der chinesischen Herrschaft viel leichter zugänglich sein, wenn nicht Eigennutz gar zu oft die lokalen Beamten verlockte, die von der Regierung für die Förderung der Beziehungen zu den Wilden ausgesetzten Gelder zu unterschlagen.

Mangel an Erfahrung und die oft sich kreuzenden Ratschläge der chinesischen Umgebung des Gouverneurs haben bei diesem mit so großer Energie betriebenen Kulturschub selbstverständlich manchen Fehltritt zur Folge gehabt; Liu Mingtschuan ist augenblicklich seines Ranges beraubt, aber in seiner Stellung belassen, und es fragt sich, ob das Ergebnis der gegen seine Verwaltung bevorstehenden Untersuchung der Fortsetzung einer für den Fortschritt Chinas so unendlich wichtigen Politik günstig sein wird.

Rumänien, Bulgarien, S

Bild 14.24a: Rumänien, Bulgarien, Serbien und Montenegro
* 46 Bulgarien.

Chinas Verhältnis zu Korea, das nicht mit Unrecht das Bulgarien [* 46] des fernen Ostens genannt worden ist, hat sich in den letzten Jahren wieder mehr befestigt. Die koreanischen Zölle stehen unter der Leitung des chinesischen Seezolldienstes, womit ja schon ausgesprochen ist, daß der Kernpunkt aller Macht, die hauptsächlichste Quelle [* 47] der Finanzen, in chinesischen Händen ist. Ob Korea je zum Zankapfel des fernen Ostens zu werden bestimmt ist, muß die Zukunft lehren.

Amerikanische Völker

Bild 1.457e: Amerikanische Völker
* 48 Amerika.

Werfen wir einen Blick auf den Handel Chinas in den letzten Jahren, so müssen wir zwar zugestehen, daß uns die Statistik ein stetiges Wachsen im Produktenaustausch nachweist. Doch sind davon nicht alle Gebiete betroffen. Das Wachsen in der Ausfuhr von Thee z. B. entspricht nicht den Erwartungen im Vergleich mit andern Positionen und namentlich mit dem Fortschritt der Theekultur in den Konkurrenzländern. Angeregt durch eine ausführliche Denkschrift des Generalinspektors der Zölle, Sir Robert Hart, sieht die chinesische Regierung mit großer Besorgnis, wie der indische Theemarkt allmählich von den großen theetrinkenden Völkern, namentlich England, Besitz ergreift; fester noch wurzelt der chinesische Theehandel in Amerika. [* 48]

Während die indische Ausfuhr mit Riesenschritten vorwärts drängt, droht die chinesische stillzustehen, ja zurückzugehen. Die vom Generalinspektor der Zölle veröffentlichte Statistik weist für das Jahr 1890 eine Einfuhr im Werte von etwa 500 Mill. Mk. und eine Ausfuhr von etwa 480 Mill. nach; die Zolleinnahmen repräsentieren für die letzten drei Jahre einen Durchschnitt von etwa 100 Mill. Mk. jährlich, wovon nahezu 30 Mill. auf die Einfuhr und Verbreitung indischen Opiums entrichtet wurden.



Chirurgenkongreß (Berl

Bild 18.172: Chirurgenkongreß (Berlin 1890)
* 50 Seite 18.172.

Die Seezolleinnahmen bilden für China immer noch die wichtigste Finanzquelle, die auch bei Staatsanleihen als Grundlage dient. Die Staatsschuld ist im Verhältnis zu andern Ländern gering zu nennen; eine bedeutende Vergrößerung derselben ist jedoch nicht zu vermeiden, wenn China durch Umstände zum Eisenbahnbau und zur Einführung andrer kostspieliger Kulturelemente getrieben wird. Vermehrt haben sich die Zolleinnahmen nicht nur durch Zunahme des Handels, sondern besonders auch dadurch, daß die Erhebung des Binnenzolles (Likin) auf Opium der fremden Zollverwaltung übertragen worden ist, woraus eine Mehreinnahme von durchschnittlich 18 Mill. Mk. erwachsen ist; ferner durch die Eröffnung neuer Zollämter. Zu diesen gehörten in erster Linie die Grenzstationen Kowloon und Lappa in der Nähe von Hongkong und Macao, die sich lediglich mit der Zollerhebung vom Handel der von jenen Kolonien aus mit den chinesischen Häfen verkehrenden Dschunken beschäftigen. Wichtig ist diese Neuerung dadurch, daß ein wichtiger Bestandteil des chinesischen Handels, der sich früher jeder Kontrolle durch die europäischen Beamten entzog, jetzt in die Statistik aufgenommen ist, wodurch diese für die Kenntnis des chinesischen Außenhandels nahezu erschöpfend geworden ist. Durch einen in den letzten Jahren abgeschlossenen Vertrag ist Portugal [* 49] in die Reihe der

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Vertragsmächte eingetreten, und Macao, wofür die Portugiesen seit seiner Besetzung im Anfang des 16. Jahrh. an die Chinesen eine jährliche Grundpacht zahlen mußten, ist den erstern als portugiesische Kolonie definitiv abgetreten. Ferner wurden auf Grund des Friedens mit Frankreich Zollstationen an der Grenze von Tongking eröffnet, nämlich Lungtschau in der Provinz Kuangsi und Mêngtsu in der Provinz Jünnan. Im folgenden sind einige der hauptsächlichsten Positionen des Ein- und Ausfuhrhandels für ganz China, einschließlich der neueröffneten Zollstationen, jedoch ausschließlich des Grenzverkehrs in Zentralasien, der Mongolei etc. gegeben (1 Pikul = 133⅓ Pfund avoirdupois. 1 Haikuan Tael = etwa 5 Mk.).

Einfuhr 1889 Menge Wert Haik. Taels
Baumwollwaren - 36.135.596
Opium 76.040 Pikul 30.444.869
Metalle - 6.728.394
Reis 4.270.878 Pikul 6.021.090
Wollwaren - 3.975.476
Petroleum 20.655.413 Gallons 2.875.490
Fischerei­produkte 279.750 Pikul 2.634.563
Koh­len 370.569 Ton­nen 2.376.777
Rohe Baumwolle 113.545 Pikul 1.213.349
Zündhölz­chen 3.378.284 Groß 1.123.022
Far­ben (Anilin) - 683.252
Parfümerien - 616.474
Nähnadeln 1.873.873 Mille 242.375
Wein, Bier u. a. Spirituo­sen - 209.557
Seife . 205.843
Uhren 65.521 Stück 142.391
Ölfar­ben 9326 Pikul 141.436
Nephrit 5484 - 134.625
Far­ben (ausschließl. Anilin) 11.788 - 48.422
Indigo 877 - 2944
Ausfuhr 1889
Thee 1.548.880 - 25.832.961
Rohseide 92.606 - 24.783.194
Seidenzeuge 12.779 - 6.874.690
Baumwolle 504.419 - 5.044.806
Zucker 990.017 2.723.062
Strohborde 88.403 - 2.033.775
Feuerwerkskörper 134.078 - 1.214.893
Papier 191.140 - 1.422.825
Wolle (Kamel- etc.) 102.181 - 934.106
Tabak 69.569 - 905.935
Pelzwerk - 750.892
Häute 60.975 - 701.890
Porzellan, Thonwaren 268.757 - 638.428
Matting 231.600 Rol­len 629.913
Mat­ten 24.263.750 Stück 611.038
Grastuch 4407 Pikul 403.198
Galläpfel 38.157 - 383.095
Cassia Lignea 58.219 - 268.580
Moschus 28 - 228.503
Fächer 28.256.437 Stück 226.115
Kon­serven 25.615 Pikul 223.446
Federn, En­ten etc. 38.099 - 216.522
Nanking 6112 - 210.829
Rhabarber 6039 - 206.978
Galgant 10.815 - 8052
Strohhüte 6.389.845 Stück 60.453

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

China.

[* 3] Erst im August 1890 ist ein erneuter Fortschritt in der Erschließung Chinas zu verzeichnen, in dem Tschunking am Jantsekiang, etwa 75 deutsche Meilen flußaufwärts von Itschang und 325 Meilen von Schanghai entfernt, durch die Ernennung eines fremden Zolldirektors und andrer Zollbeamter endgültig als 20. Vertrags Hafen eingerichtet und 1. März 1891 eröffnet wurde. Für die Reorganisation von Armee und Marine, Anlage von Küstenbefestigungen etc. nach europäischem Muster bringt die Regierung fortdauernd große Opfer; auch einiger andrer wichtiger Neuerungen müssen wir gedenkende eine kleine, aber thatkräftige fortschrittliche Partei trotz des hartnäckigen Widerstandes der konservativen Mehrheit durchzusetzen gewußt hat. Ein entschiedener Erfolg und ein denkwürdiges Ereignis in der Geschichte des chinesischen Finanzsystems ist die schon in unserm vorigen Jahresbericht (Bd. 18, S. 154) erwähnte Einführung von geprägten Silbermünzen, während bis vor kurzem das Land nur gegossene (keine geprägten) Kupfermünzen im Wert von ¼ Pf., Käsch genannt, besaß.

Münzen I (Altertum)

Bild 11.897a: Münzen I (Altertum)
* 51 Münzen.

Seit 1890 prägt nun die neue Münze von Kanton, welche die größte ihrer Art sein soll, Stücke von 1 Doll. (im Wert gleich dem mexikanischen Dollar), 50, 20, 10 und 5 Cents. Auf der einen Seite zeigen die Münzen [* 51] einen geringelten Drachen, auf der andern eine entsprechende Inschrift in Mandschu und Chinesisch. Der Eisenbahnbau trifft dagegen immer noch auf den schärfsten Widerstand der konservativen Kreise. [* 52] Das bereits genehmigte Projekt des fortschrittlich gesinnten, thatkräftigen Generalgouverneurs Tschang Tschihtung, eine Bahn von Lukaukian (Peking) nach Hankeou, die den ganzen Norden des Reiches in einer Länge von etwa 750 deutschen Meilen durchkreuzte, zu bauen, mußte scheitern, nicht bloß weil nur einheimische Kapitalien verwendet und keine fremde Anleihe aufgenommen werden sollten, sondern auch, weil der Genannte nur Schienen aus einheimischem Eisen [* 53] zu verwenden beabsichtigte. Das Schansi-Eisen ist aber einesteils gar nicht dazu geeignet und andernteils teurer als fremdes Eisen. Auch ein äußeres Ereignis, der Brand des (aus dem 1500 n. Chr. stammenden) Himmelstempels 18. Sept. 188 während eines Gewitters (wahrscheinlich hatte die konservative Partei den Tempel [* 54] in Brand stecken lassen), mußte als Vorwand für das Fallenlassen des Bahnbauprojektes dienen.



China (Kulturfortschri

Bild 19.160: China (Kulturfortschritte, Pöbelaufstände 1891)
* 56 Seite 19.160.

Dagegen haben die Fortschrittler den Bau und die Eröffnung einiger kleinerer Strecken wirklich durchgesetzt. Noch 1888 wurde die Strecke von Tientsin und Taku nach den Kohlenminen von Kaiping in der Provinz Petschili fertiggestellt; für den Bau derselben und Ausmessung der Verlängerung [* 55] nach Tungtschau (Peking) und Ankauf von Material wurde eine auswärtige fünfprozentige Anleihe von 6 Mill. Mk. aufgenommen. Für das erste Betriebsjahr zahlte die Kaiping-Eisenbahngesellschaft eine Dividende von 7,2 Proz. pro Aktie. Am 7. Juli 1890 autorisierte der Kaiser durch ein Dekret zur Aufnahme einer auswärtigen Anleihe für den Bau einer Strecke

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Nintschiang-Kirun, deren Kosten auf 150 Mill. Mk. veranschlagt werden. Am 31. Dez. 1890 fand die Eröffnung der Strecke Kaiping-Sinsi, etwa 3 deutsche Meilen in der Verlängerung über Kaiping hinaus, statt, und Anfang 1891 der Linie Kelung-Taipefuh auf der Insel Formosa, 7-8 deutsche Meilen lang. Die Tientsin-Bahn wird rüstig weiter gebaut: bis Schanghai-Kwang, dem Ende der großen Mauer, am Golf von Petschili, sind die Ausmessungsarbeiten bereits beendet und ist mit dem Bau von Brücken [* 57] angefangen worden;

man hofft bis Mitte oder Ende 1892 die Strecke fertigstellen zu können.

Über Schanghai-Kwang hinaus wird die Fortsetzung bis Mokauging bei Niutschuang erfolgen, so daß also letzterer Ort in direkte Verbindung mit Peking kommen wird. Es ist somit zu erwarten, daß der Bau von Bahnen zwar langsam, aber beständig fortschreiten wird. Ein treibender Faktor wird dabei vor allem das transsibirische Eisenbahnunternehmen Rußlands und die nach Vollendung desselben von seiten des mächtigen Nachbars fortwährend drohende Invasionsgefahr sein.

Mit dem Telegraphen haben sich die Chinesen schneller ausgesöhnt. Seit dem Bau der ersten Linie Schanghai-Tientsin 1881 hat sich das Telegraphennetz über das ganze Reich ausgedehnt. 1890 messen die Linien mehr als 3000 deutsche Meilen, und zwar erstreckt sich das Netz von Helampo an der russischen Grenze bis zum Süden der Insel Hainan (50-18° nördl. Br.) und von Tingyneh an der Burmah-Jünnan-Grenze bis nach Ninguta Khoton in der Mandschurei (98-130° östl. L.).

Wien

Bild 16.600a: Wien
* 58 Wien.

Andre, zum Teil sehr lange Strecken sind im Bau begriffen. Mitte 1890 zählte man etwa 160 Telegraphenstationen, darunter alle Vertragshäfen, mit Ausnahme von Wentschou. Die Linien sind teilweise kaiserlich, teilweise Eigentum von Privatgesellschaften. Allgemeinen Widerspruch unter der östlichen Handelswelt rief die Ende 1889 in Tschifu unterzeichnete chinesisch-dänisch-russische Telegraphenkonvention hervor, welche die Rate von 2 Doll. pro Wort auch nach Fertigstellung der Telegraphenlinie Peking-Kiachta aufrecht erhalten und ein 14jähriges Monopol schaffen wollte, wonach der Preis der Depeschen für Rußland sich bedeutend geringer stellte als für die übrigen Länder und der Handel erstern Landes einseitig auf Kosten der andern begünstigt wurde. Bei Gelegenheit des Weltpostkongresses in Wien [* 58] im Mai 1891 wurde auch China zur Teilnahme aufgefordert, und man erwartete, daß es sich dem Weltpostverein anschließen würde.

Doch schlug China die Einladung ab, und es bleibt daher vorläufig noch beim alten.

Am 12. Dez. 1890 erschien ein kaiserliches Edikt, das eine neue Ära für den Verkehr des Hofes von Peking mit den Vertretern der ausländischen Mächte herbeizuführen schien. Schon längst hatten letztere darauf gedrungen, vom Kaiser in gebührender Weise in Audienz empfangen zu werden, doch hatten seit der letzten, 1873 für die Europäer unter ziemlich demütigenden Bedingungen stattfindenden Audienz die Verhandlungen zu keinem Resultat geführt. Obiges Edikt des jugendlichen Kaisers Kwang-sü, der bekanntlich im April 1889 mündig wurde und die Zügel der Regierung übernahm, ordnete den jährlichen Empfang der Repräsentanten der Vertragsmächte an. Das Tsunglijamen (Auswärtige Amt) bestimmte nun, daß der Empfang nicht im kaiserlichen Palast selbst, sondern wie 1873 außerhalb desselben im Tsekwangko (»Halle [* 59] der Purpurhelle«) stattfinden sollte, welche Halle eigentlich für den Empfang der

Gesandten der tributpflichtigen Vasallenstaaten bestimmt war. Auf den Protest des diplomatischen Korps ging das Tsunglijamen nicht ein, und um die ganze Frage nicht wieder bis auf unbestimmte Zeit zu vertagen, fügten sich die fremden Minister und wurden 5. März 1891 im Tsekwangko vom Kaiser in Audienz empfangen.

Ereignisse von größter Tragweite für den innern Frieden Chinas sowie für sein Verhältnis zu den Vertragsmächten traten im Mai 1891 und den folgenden Monaten ein. Nachdem schon Ende 1889 sich Feindseligkeiten des chinesischen Pöbels gegen die fremden Missionen gezeigt hatten und 10. März 1890 in Wutschang (gegenüber Hankeou) Plakate angeheftet worden waren, die zur Vernichtung der Ausländer aufforderten, erfolgte plötzlich 10. Mai 1891 in Wuhu, einem Vertragshafen am Jantsekiang, ein Pöbelaufstand, der 12. Mai zur Zerstörung der daselbstbefindlichen katholischen Mission, des englischen Konsulats und einer Anzahl andrer fremder Gebäude führte; die Fremden mußten sich der Wut des Pöbels durch die Flucht entziehen. Am 13. wurde die Ruhe wiederhergestellt.

Anlaß zum Aufstand gaben falsche Beschuldigungen, die man gegen die Missionare, welche Kinder stehlen und töten und zu medizinischen Zwecken verwerten sollten, vorbrachte. Der fremdenfeindliche Geist verbreitete sich aber nach diesem ersten Ausbruch im Innern Chinas immer weiter und rief einen Aufstand nach dem andern im Jantsethal hervor. An fast allen Orten richteten sich die Störungen zuerst gegen die französischen Missionsanstalten. Die wahre Ursache der Unruhen wird von vielen in der Thätigkeit geheimer Gesellschaften, namentlich der berüchtigten Kolao-Huei, gesucht.

Wie sehr in ihnen der Haß gegen die fremden »Barbaren« auch obwaltet, so seien doch die Angriffe auf Leben und Eigentum derselben nur Mittel zum Zweck, sie würden nämlich zugleich mit der Absicht ins Werk gesetzt, die Regierung in Konflikt mit den auswärtigen Mächten zu bringen, was notwendig zur Schwächung der Macht und des Ansehens der chinesischen Regierung führen würde; diese Machtlosigkeit soll dann dazu benutzt werden, die verhaßte Mandschudynastie zu stürzen und eine rein chinesische Dynastie an Stelle der letztern zu setzen.

Das fremde diplomatische Korps richtete Anfang Juni an das Tsunglijamen eine Note, worin es die Zentralregierung darauf aufmerksam machte, daß sie für den Schutz oer Ausländer Sorge zu treffen habe, und darauf erfolgte am 13. ein Edikt des Kaisers, welches die Beamten zum Schutz der Fremden und Schadenersatz für die verursachten Verluste an Eigentum auffordert. Dies Edikt erwies sich jedoch als totes Schriftstück, dem die Regierung nicht die geringsten Thaten folgen ließ, weil sie selbst sich auf die Treue ihrer Truppen, namentlich in Hunan, dem Zentrum der Empörung, nicht verlassen kann.



China (Überschwemmunge

Bild 19.161: China (Überschwemmungen, Staatsmänner, Außenhandel)
* 61 Seite 19.161.

Unter dem Druck der fremden Minister wurde daher die Lage in Peking immer bedenklicher. Die Minister verlangten Unterdrückung der geheimen Gesellschaften, Eröffnung der Provinz Hunan für den Handel, Degradierung der bei den Aufständen beteiligten Mandarinen, vollen Schadenersatz und Garantie für die Zukunft. Im Ablehnungsfalle wurde eine feindliche Flottendemonstration der vereinigten Mächte England, Rußland, Frankreich, Deutschland [* 60] und Amerika in Aussicht gestellt, und die nötigen Kriegsschiffe machten sich bereits zur Aktion fertig. Die chinesische Regierung war auf alle Weise thätig, die Flottendemonstration zu hintertreiben und Aufschub der

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Forderungen zu erlangen, indem sie die Mächte von ihrem guten Willen zu überzeugen und darzuthun suchte, daß eine kriegerische Aktion das ganze Reich in Aufruhr und die Dynastie zum Sturz bringen werde. Doch würden die gewöhnlichen Schachzüge chinesischer Diplomatie dieses Mal nutzlos gewesen sein, wenn nicht fast gerade im entscheidenden Augenblick die Aufmerksamkeit der Mächte nach einem andern Punkt gerichtet worden wäre. Das Vorrücken Rußlands in die Steppen von Pamir [* 62] erschien den Mächten wichtiger als die Aufrechterhaltung des europäischen Prestige in China, und aus der Flottendemonstration isi nichts geworden. Dieser indirekte Sieg der chinesischen Diplomatie ist um so mehr zu bedauern, als nach neuesten Ergebnissen die Regierung an den Aufständen weit mehr mitschuldig war, als vorher allgemein angenommen wurde. Der Aufstand in Itschang ist geradezu von Regierungstruppen veranlaßt worden. Es steht fest, daß bis jetzt die Schuldigen nicht bestraft und noch kein Pfennig Entschädigung gezahlt worden ist.

Gegenüber den Verheerungen, denen die nördlichen Gebiete Chinas durch die Überschwemmungen des Huangho im Laufe der letzten Jahre ausgesetzt waren, hat sich der heutige Stand chinesischer Wasserbaukunst machtlos erwiesen. Doch sprechen auch andre Umstände mit, unter denen die Unehrlichkeit der mit den Wasserbauten beauftragten Beamten eine große Rolle spielt, und bei dem herrschenden System ist die Regierung außer stände, dieser bekannten Krebsschäden Herr zu werden.

Das einzige Mittel, das dem Übel gründliche Abhilfe verschaffen würde, wozu sich jedoch die Regierung schwerlich entschließen wird, ja angesichts der herrschenden Stimmung im Volke kaum entschließen darf, ist die Verwaltung des Wasserbauwesens durch Europäer. So ist auch im Interesse Chinas selbst das Ende 1890 erfolgte Ausscheiden des um die Flotte hoch verdienten englischen Kapitäns Lang zu bedauern, der, zur Stellung eines chinesischen Admirals befördert, sich durch kränkende Zurücksetzung veranlaßt sah, in sein Vaterland zurückzukehren.

Wieviel noch für eine starke chinesische Flotte zu thun übrigbleibt, das beweist die Frechheit der Seeräuberbanden in den Gewässern von Kanton. Diese gipfelte in dem Überfall des großen Passagierdampfers Namoa 10. Dez. 1890 unweit Hongkong. Den Bemühungen der englischen Polizei gelang es später, der Rädelsführer habhaft zu werden, und die chinesischen Behörden des Festlandes in der Nähe Hongkongs konnten ein großartiges Exempel in Gestalt einer Massenhinrichtung statuieren.

In den letzten beiden Jahren hat China das Unglück gehabt, mehrere seiner bedeutendsten Staatsmänner, die der europäerfreundlichen Fortschrittspartei angehörten, durch Tod oder Rücktritt zu verlieren. Nachdem im April 1890 der bedeutendste chinesische Staatsmann, Marquis Tseng-kwosan (Bd. 15 und 17), gestorben war, folgte ihm sein Bruder Tseng-kwo-tschüan, Generalgouverneur der beiden Kiang-Prouinzen, im November d. J. im Tode. Am 1. Jan. 1891 starb der Vater des gegenwärtigen Kaisers, I-huan, Prinz Tschun, der 7. Sohn des Kaisers Taukwang (1821-51) im 52. Lebensjahr. Prinz Tschun stand mit der Exkaiserin-Regentin an der Spitze der Fortschrittler, und seiner Thätigkeit ist vieles von den Erfolgen in der Eisenbahnfrage 2c. zu verdanken.

Im Mai 1891 trat der Gouverneur der Satrapie Formosa, Liu Mingtschuan, aus

Hebriden, Neue - Hebun

Bild 8.262: Hebriden, Neue - Hebung
* 63 Hebung.

Gesundheitsrücksichten seinen wichtigen Posten ab und hat sich in den Ruhestand zurückgezogen. Es ist dies für den Fortschritt in hohem Maße zu bedauern, da er unter den Gouverneuren wohl der europäerfreundlichste war und die Fähigkeit hatte, viele wichtige Neuerungen in der Verwaltung durchzuführen. Seine vielfachen Verdienste um die wirtschaftliche Hebung [* 63] Formosas sind schon in unserm vorjährigen Bericht (Bd. 18, S. 155) gewürdigt worden. Eine allgemeine Empörung der Ureinwohner im Süden der Insel unterdrückte er im Februar und März 1891 durch Waffengewalt. Sein Nachfolger ist Schao, der in den 70er Jahren als Sekretär [* 64] bei der chinesischen Gesandtschaft in Berlin [* 65] und Petersburg [* 66] fungierte und 1882-84 das Amt des Tautai von Schanghai bekleidete.

Den größten Verlust nach dem Marquis Tseng erlitt China durch den Tod des Gouverneurs der Provin; Schantung, Tschang Yao, gest. 22. Aug. 1891. Er war einer der wohlwollendsten Beförderer westländischer Kultur. In den 70er Jahren war er Höchstkommandierender der Kwantung-Truppen, 1881 wurde er Gouverneur von Sinkiang, 1885 Gouverneur von Kuangsi, 1886 Gouverneur von Schantung. Sein größtes Verdienst besteht in Versuchen zur Regulierung des Flußlaufes des Huangho (Gelber Fluß).

Seit 1888 fungierte er auch als assistierender Direktor der Admiralität zu Peking, und seine freimütige Kritik des großen Flottenmanövers, das im Frühjahr 1891 unter dem Kommando des Vizekönigs Li Hungtschang im Golf von Petschili stattfand, scheint auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Der Nachfolger dieses verdienten Staatsmannes, der sichere Anwartschaft auf die höchsten Ämter des Reiches hatte, und der, erst 50 Jahre alt, infolge eines Karbunkels unerwartet schnell dahingerafft wurde, ist Fujun, der bisherige Schatzmeister der Provinz, ein Mongole.

Die beiden bedeutendsten noch lebenden und der Fortschrittspartei angehörenden Staatsmänner sind die schon in unserm vorjährigen Bericht genannten Generalgouverneure Li Hungtschang und Tschang Tschihtung. Eine der neuesten Schöpfungen des erstern ist der Kriegshafen Port Arthur in der Provinz Liantan, der zum Schutze der Mündung des Peihoflusses und somit von Peking und Tientsin dienen soll. Die Arbeiten wurden im Laufe von 5 Jahren ausgeführt, die starken Befestigungen sind größtenteils mit Kruppschen Geschützen armiert; der Hafen ist als Hauptstation des Peiyang oder Nordgeschwaders bestimmt. Tschang Tschihtung wurde schon oben bei der Eisenbahnfrage erwähnt, deren mächtigster Beförderer er geworden ist. Zur Ausführung seines Lieblingsplanes, das Material für den Eisenbahnbau 2c. aus heimischen Quellen zu liefern, hat er in Wutschang große Stahl- und Eisenwerke einrichten lassen, die aber für den gedachten Zweck noch keineswegs ausreichen.

Der Außenhandel Chinas hat in den letzten Jahren einige nicht unbedeutende Veränderungen erlitten durch den Rückgang der Einfuhr von Opium und der Ausfuhr von Thee, was sich aus den Berichten des statistischen Bureaus der Seezölle ergibt. Als Hauptgrund für den Rückgang der Opiumeinfuhr ist der Mitbewerb des einheimischen Produkts zu betrachten, das viel billiger ist als das fremde.

Auch nationale Unglücksfälle, wie die Überschwemmungen und Dürren 1888, wodurch ein Teil der Bevölkerung verarmte, haben eingewirkt; außerdem wird viel Opium nach der Provinz Kuangtung eingeschmuggelt. Zur Preisvergleichung des fremden

Fortsetzung China: → Seite 19.162 || und einheimischen Produktes mögen folgende Angaben dienen:

Im Merck`s Warenlexikon, 1884

China

heißt in England das Porzellan; daher China clay - Porzellanthon - ein in England vorfindlicher blendend weißer, voluminöser, sehr plastischer, etwas fetter Thon; derselbe wird wegen seiner vielseitigen Brauchbarkeit nach andern Ländern, auch nach Deutschland ausgeführt, wo der Zentner 3-4½ Mk. zu stehen kommt. Man braucht sie bei uns in der Fabrikation des Ultramarins, ferner als Zusatz zu Satinierfarben, die dadurch beim Reiben einen schönern Glanz annehmen, in Zeugdruckereien zur Farbenverdickung, hauptsächlich aber als Zusatz zum Papierzeug, um dem Papier mehr Schwere und Körper zu geben. - Zollfrei.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Titel
Elemente zu China:

China und Japan China und Japan

[4.1] China (hierzu Karte "China und Japan")

[4.23] China in der Pharmazie s. v. w. Chinarinde

[4.23] China (spr. tscheinä oder tschehní)

China,

[* 3] Staat im östl. Asien (hierzu zwei Karten: China, Korea und Japan und Östliches China mit Korea). Der Name ist chinesisch Tschung-kwo, Land der Mitte, dichterisch Tschung-hwa, Blume der Mitte. Ta-tsing-kwo, das Reich der «großen Hellen», d. h. des Herrscherhauses der Mandschu, bezeichnet das ganze Chinesische Reich. Auch Thien-hia, «Himmels-Unterlage», Welt, wurde namentlich, ehe die Begriffe des Volks vom Auslande sich erweiterten, für das Reich gebraucht.

Romanzement - Römer

Bild 13.922: Romanzement - Römer
* 67 Römer.

Wenn auch Tschung-kwo-jên, «Mittelländer», die gewöhnliche Bezeichnung für «Chinese» ist, so wird doch im N. der Ausdruck Han-shön viel gebraucht, in Kanton Tang-schan, jener in Beziehung auf das Herrscherhaus der Han (206 v. Chr. bis 221 n. Chr.), dieser auf das der Tang (618-907 n. Chr.). Der Name Serer, welchen Griechen und Römer, [* 67] namentlich seit dem 1. Jahrh. vor unserer Zeitrechnung, dem Volke gaben, von welchem die Seide [* 68] und das serische Eisen zu ihnen kam, mag ursprünglich ein Volk des mittlern Asiens bezeichnet haben, doch wurde er auf die eigentlichen Chinesen jedenfalls übertragen; ja man hat vor nicht langer Zeit röm. Münzen von dreizehn Kaisern von Tiberius an in Schan-si gefunden, wo Gewinnung und Verarbeitung des Eisens sehr alt sind.

Dieses dürfte etwa auf die Zeit der Antonine führen, unter denen 166 die sog. röm. Gesandtschaft nach China stattfand. Daneben finden sich schon im «Periplus» des Erythräischen Meers und bei Ptolemäus die Namen Thin, Thinai. Während die erstere Quelle auf das Land Tsin im nachmaligen Schen-si hinzuweisen scheint, hat das von Ptolemäus an die Küste des südöstl. Asiens versetzte Thinai zu den verschiedensten Vermutungen Anlaß gegeben. Der Name Tschina findet sich in Indien schon im Gesetzbuch des Manu und im Mahâbhârata vor und wird von vielen auf die Chinesen, von Richthofen wegen seiner Verbindung mit den Tulhára und Darada auf Schina in Dardistan gedeutet.

Die Araber, denen das Land im 9. Jahrh. auf dem Seewege bekannt geworden war, nannten es Ssin (vermutlich nach dem Tschina der Inder und Malaien); aber erst durch die Entdeckungsfahrten der Portugiesen wurde der Name China auch in Europa verbreitet. Noch Marco Polo hatte wenigstens den nördl. Teil des Landes Kathai benannt nach dem Namen Khatai, welchen es bei den Türken führte. Noch jetzt heißt es bei den Mongolen Kítat (eigentlich Mehrzahl von Kitan) und bei den Russen Kitai, eigentlich nach dem tungusischen Stamme der Kitan, welcher vom 10. bis zum 12. Jahrh. im Norden C.s herrschte. Bei den Mandschu hießen die Chinesen Nikan, bei den Birmanen Tarok; das Bogdo der mongol. und tungusischen Völker (eigentlich «heilig» vom sanskritischen bhagavat) bezeichnet den Kaiser von China.

Lage und Grenzen. Das Chinesische Reich in seinem ganzen Umfange liegt zwischen 18 und 53° nördl. Br. und 74 und 135° östl. L. von Greenwich und ist nach dem Russischen und Britischen das größte der Erde, da dasselbe etwa einen Flächeninhalt von 11.115.650 qkm besitzt, von denen 4.004.650 auf das eigentliche China kommen. Zum Reiche gehören die Mandschurei (s. d.), die Mongolei (s. d.), Tibet (s. d.), die Dsungarei (s. d.) und Ost-Turkestan (s. d.), das frühere Kaschgarien.

Korea (s. d.) war früher Vasallenstaat, dagegen gehören Cochinchina (s. d.) und die Liu-kiu-Inseln (s. d.) nicht mit zu dem Chinesischen Reiche, obgleich ihre Beherrscher zu dem Kaiser von China früher in einem losen Verhältnisse der Vasallenschaft standen. Das Chinesische Reich wird gegenwärtig nördlich von Sibirien sowie von dem Flusse Amur, nordöstlich von dem Flusse Ussuri und dem Seedistrikt des russs. Amurlandes (s. d.), östlich vom Japanischen Meere, dem Meerbusen von Pe-tschi-li, dem Gelben Meere und der chines. Ostsee, südöstlich vom Südchinesischen Meer, südlich von Tongking, Birma, dem Gebiete der Katschin, der brit.-ind. Provinz Assam, von Bhotan und Nepal, westlich von einem Teile der brit.-ind. Provinz Pandschab, von Ladak, Westturkestan und Russisch-Centralasien begrenzt.

Das eigentliche China (mit Liau-tung, Hai-nan und Formosa, aber mit Ausschluß der früher getrennt gewesenen Gebiete von Ost-Turkestan) liegt etwa zwischen 18 und 45° (Ajar-nor), im NO. 43° nördl. Br., sowie zwischen 98° in der Mitte, 85° im NW. und 127' östl. L. von Greenwich. Im N. haben die Grenzen der Provinzen Pe-tschi-li und Schan-si längst die große Mauer überschritten; dagegen trennt die Mauer noch Schen-si und den östl. Teil von Kan-su

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]


Östliches China mit Ko

Bild 54.192a: Östliches China mit Korea. [unkorrigiert]
* 69 Seite 54.192a.


China (Oberflächengest

Bild 54.193: China (Oberflächengestaltung. Bewässerung)
* 70 Seite 54.193.

0192a

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von den Gebieten der Mongolen. Der westl. Teil dieser Provinz erstreckt sich nach NW. bis über Su-tschou hinaus. An der schmälsten Stelle der Provinz (westlich von Liang-tschou) wendet sich die Grenze nach S., überschreitet den Hoang-ho südwestlich von Si-ning und erreicht die Provinz Sze-tschwan. Von hier aus wird die Grenze zwischen China und Tibet verschieden angegeben, je nachdem man das Gebiet der Minjak und von Batang zu China oder Tibet rechnet. Der letzte Teil der Westgrenze zwischen China und Oberbirma verläuft südlich, zuerst zwischen Lu-tse-kiang (Saluën) und Lan-tsan-kiang (Mekong), dann zwischen Saluën und Irawadi.

Die Südweststrecke liegt wenig südöstlich von Bhamo. Die Südgrenze erstreckt sich durch die Gebiete der Schan nördlich von Birma, zum Teil an unbedeutenden Flüssen und Höhenzügen entlang, während ihr südöstl. Teil, der Kwang-si und Kwang-tung von Tongking trennt, durch bedeutende, noch wenig bekannte Gebirge gebildet wird. Die am Südmeer (Nan-hai) gelegene Südküste und die am Ostmeer (Tung-hai) nach N. laufende Ostküste (letztere bis auf die Halbinsel Lai-tschou) sind bis etwa 30° nördl. Br. gebirgig, von da an am Gelben Meere (Hoang-hai) entlang flach bis zur Halbinsel Schan-tung.

Bergen (Stadt in Belgi

Bild 52.771: Bergen (Stadt in Belgien) - Berger (Joh. Nepomuk, Staatsmann)
* 71 Bergen.

Letztere ist im S., O. und an dem östl. Teile ihrer Nordküste gebirgig; dann zieht sich das flache Meeresufer westlich und nördlich bis etwa 40° nördl. Br., bis 41° folgt eine bergige Küste, dann umschließt flaches Ufer die Nordseite des Golfes von Liau-tung, um an dessen Ostseite Bergen [* 71] Platz zu machen, welche auf der von den Engländern Regent’s Sword genannten Halbinsel hoch und steil in das Meer abfallen. Von da läuft eine gebirgige Küste bis zur Mündung des Ja-lu-kiang,des Grenzflusses zwischen Korea und China. Indes wird die Provinz Sching-king oft vom eigentlichen China abgetrennt und zur Mandschurei gerechnet, sodaß die Grenze unter 40° nördl. Br. von der Westseite des Golfes von Liau-tung aus nach NW. bis zum Sira-muren-Fluß ziehen würde. Von der großen Anzahl Inseln vor den Küsten sind nur Hai-nan und Formosa bedeutend. Die chines. Küste bat viele mehr oder weniger geschützte Häfen, von denen namentlich einige in Flußmündungen und oberhalb derselben gelegene auch den Zugang tiefer gehender europ. Schiffe gestatten.

Oberflächengestaltung. Mindestens fünf Sechstel des Landes werden von Gebirgen und Hochland eingenommen. Von jenen ist vor allen der eine Fortsetzung des Kuën-lun bildende Tsin-ling zu erwähnen. Derselbe läuft in beinahe westl. Richtung durch Schen-si und fällt etwa 113° östl. L. von Greenwich steil ab, erreicht eine Höhe von etwa 3300 m und bildet eine scharfe Grenze zwischen dem nördl. und mittlern China sowie die Wasserscheide zwischen dem Hoang-ho und dem Jang-tse-kiang.

Thal

Bild 65.740: Thal
* 72 Thal.

Durch die nördl. Provinzen Kan-su, Schen-si, Schan-si und einen Teil von Pe-tschi-li und Ho-nan erstrecken sich große Hochebenen, unterbrochen durch von SW. nach NO. gerichtete Gebirge und abwechselnd mit großen Senkungen, von denen das Thal [* 72] des Wei-ho die wichtigste ist. Das Hochland hat wegen seines steilen Abfalles nach der Ebene des untern Hoang-Ho von dort aus das Ansehen eines hohen Gebirges, und sein Rand wird mit dem Namen Tai-hang-schan auf der Grenze von Pe-tschi-li bezeichnet.

Jenseit der Ebene erhebt sich das Land mehrmals zu hohen Gebirgen in Schan-tung, unter denen der Tai-schan, einer der heiligen Berge, bis über 1500 m ansteigt, während der Hwai-ho durch niedrigere Gebirge von der Niederung des Jang-tse-kiang geschieden ist. Südlich von ihm herrschen teils Bergketten mit der auch in Hinterindien [* 73] auftretenden Richtung N. zu W. nach S. zu O. vor (in Jün-nan), teils, und zwar vorzugsweise, mit der Richtung von SW. nach NO., welcher Richthofen deshalb den Namen des «sinischen Systems» gegeben hat.

Diese Gebirge schließen Becken von teilweise sehr beträchtlicher Meereshöhe (bis über 1800 m) ein. Die Wasserscheide zwischen dem Jang-tse-kiang und dem Si-kiang, welche einer andern Richtung folgt, hat früher zu der irrigen Annahme eines Nan-ling genannten quer laufenden Gebirges geführt, obwohl dieses Wort nichts als den «Südpaß», oder die «Südpässe» bezeichnet. Auch der auf chines. Karten öfter wiederkehrende Ausdruck «Schneeberg» (Süe-schan) hat zu Mißverständnissen Anlaß gegeben. Im NW. erreichen jedoch einige Gebirge die Schneegrenze, oder überragen sie sogar bedeutend (Kiu-ting-schan im nördl., Ta-liang-schan im südl. Sze-tschwan), und auch der Tsin-ling erhebt sich mit dem Pai-schan noch über 3300 m. Zuverlässigere Angaben über bedeutendere Erhebungen liegen durch Richthofens Forschungen aus dem nördlichen China noch folgende vor: Kulu-schan an der Nordwestgrenze von Schan-si über 2350 m, Wu-tai-schan im östl. Schan-si über 3490 m, Tai-jo-schan in Schan-si 2100-2400 m, Sung-schan in Ho-nan, 113° östl. L. von Greenwich, an 2400 m, Pai-jün-schan in Ho-nan über 2400 m, ferner im N. der Fung-hwang-schan an der Grenze von Korea und der I-wu-lu-schan an der von Liau-si und Sching-king. Im S. finden sich auf chines. Karten unzählige Namen, wie: der Thien-tai-schan, welcher von SW. nach NO. Tsche-kiang durchzieht, der den Bohea-Thee erzeugende Wu-i-schan im NO. von Fu-kien, der berühmte zu mehr als 1200 m geschätzte Lo-fou-schan im nordöstl.

Vulkane

Bild 16.294a: Vulkane
* 74 Vulkane.

Kwang-tung, der Kiu-lien-schan an der Grenze von Kwang-tung und Kiang-si, der große und der kleine Mei-ling, weniger hohe als wichtige Pässe, welche aus Kwang-tung nach Kiang-si und Hu-nan führen, der Jün-nan-Paß (etwa 1000 m) zwischen Phu-an-ting in Kwei-tschou und Phing-i-bien in Jün-nan, der Jü-lung oder Süe-schan im nördl. Jün-nan, der Pa-schan in Sze-tschwan. Zu den fünf heiligen Bergen (wu jo) gehören: der Tai-schan in Schan-tung, der Höng-schan in Hu-nan, der Hwa-schan in Schen-si, der Höng-schan in Pe-tschi-li und der Sung-schan in Honan. - Auf Formosa ist der Morrison-Berg (3917 m), auf Hai-nan der Wutschi-schan oder «Fünf-Finger-Berg» im Innern zu erwähnen. Thätige Vulkane [* 74] dürften in dem eigentlichen China nicht bestehen.

Bewässerung. Das an der ausgedehnten Küste zahlreiche Buchten bildende Meer, die vielen großen Flüsse, künstliche Wasserwege zwischen denselben und bedeutende Seen sind von jeher der Schiffahrt sehr günstig gewesen. Das Meer nimmt an der Jang-tse-kiang-Mündung und weiter nördlich eine gelbliche Farbe an und wird deshalb das «Gelbe Meer» (Hoang-hai) genannt. Der Unterschied von Ebbe und Flut ist teilweise sehr bedeutend, wechselt aber mit der Jahreszeit und den Winden. [* 75] Im Meerbusen von Hang-tschou steigt das Wasser zuzeiten plötzlich 6 m (nach ältern Nachrichten sogar 12 m) und bildet eine für die Schiffahrt äußerst gefährliche beinahe senkrechte Wand (Wu-sung an der Mündung des Schang-hai-Flusses 4,5 m, Hongkong 2,3 m, Kanton 1,5 bis 3 m, Scha-tou bei Springflut 2,1 m, Amoy



China (Klima. Mineralr

Bild 54.194: China (Klima. Mineralreich)
* 76 Seite 54.194.

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4,4 bis 4,8 m, Ning-po 2,7 m, an der Mündung 3,8 m Springflut, Nan-king 3,0 bis 4,5 m im Sommer, Ta-ku [Mündung des Pei-bo] 3,6 m Springflut). Von den Strömen gehören der Jang-tse-kiang (s. d.) und der Hoang-ho (s. d.) zu den größten der Welt; der dritte an Größe, der Si-kiang (Tschu-kiang), steht ihnen bedeutend nach. Der Liau-ho (s. d.), der Pei-Ho (s. d.), der Jang-tse-kiang, der sich in seine Mündung ergießende Shang-hai-Fluß (Hwang-phu oder Wu-sung-kiang), der Jung-kiang bei Ning-po, der Min-kiang bei Fu-tschou, die Mündung des Han-kiang bei Scha-tou und der Tschu-kiang werden auch von europ. Schiffen befahren. Ferner der Hwai-ho, welcher sich früher mittels des Hung-tse-Sees in den ehemaligen Unterlauf des Hoang-ho ergoß, der Tsien-tang bei Hang-tschou, der Ou-kiang bei Wen-tschou und der Kiu-lung-kiang bei Amoy.

An Landseen ist China reich, namentlich in einigen der nördlichen und mittlern am Meere oder am Jang-tse-kiang gelegenen Provinzen. Zu den umfangreichsten gehören der Tung-ting-hu (s. d.) bei Hochwasser, der Po-jang-hu (s. d.) und der Tai-Hu (s. d.), reckts vom Jang-tse-kiang, und die mit diesem durch den Großen Kanal in Verbindung stehenden Kau-ju-hu und Hung-tse-hu. Daneben bestehen schon seit ältester Zeit zahllose, längere und kürzere, die niedrig gelegenen Gegenden nach allen Richtungen hin durchschneidende Kanäle, wie der sich längs der Küste durch 10 Breitengrade, von Peking bis Hang-tschou erstreckende, den Pei-ho mit dem Hoang-ho und Jang-tse-kiang in Verbindung setzende Große oder Kaiserkanal (s. d.). Von Heilquellen sind namentlich die vielbenutzten heißen Schwefelquellen (z. B. bei Ning-hai in Schan-tung und Tang-schan bei Peking) zu erwähnen.

Thermograph - Thermome

Bild 15.644: Thermograph - Thermometer
* 77 Thermometer.

Klima. Durch die Ausbreitung des Landes wie durch die große Verschiedenheit der Bodenerhebung wird eine große Ungleichheit der klimatischen Verhältnisse bedingt. Im allgemeinen ist das Klima ein durch die östl. Lage dieses Landes stark beeinflußtes kontinentales mit heißen Sommern und kalten Wintern. Diese Erscheinung zeigt sich besonders im N., wo die Niederschläge im Sommer leicht zu das waldarme Land verwüstenden Wolkenbrüchen ausarten, während im Winter große Trockenheit herrscht und im Frühjahr der von der Mongolei herabwehende Wind Himmel und Erde häufig in eine ungeheure Staubwolke hüllt. In Peking beträgt, bei einer mittlern Jahrestemperatur von 11,6° C., die mittlere Temperatur des Winters -4,2, die des Sommers +25,4°; in Kanton steigt das Thermometer, [* 77] bei einer mittlern Jahrestemperatur von 21,2° C., während der heißesten Monate auf 34,3°, sinkt aber während der kältesten auf -15°. Der Unterschied zwischen der größten Hitze und größten Kälte in Peking beträgt über 51°, in Schang-hai über 47°, in Kanton über 33°. In Peking friert der Kaiserkanal bis auf den Grund, und bei Ta-ku das Meer vor der Mündung des Pei-ho so fest zu, daß man sich weit auf dasselbe hinauswagen kann.

Die Temperatur von Peking kann als die des nördlichsten, die von Kanton als die des südlichsten Teils betrachtet werden. In den südlichsten, innerhalb der Tropen gelegenen Landesteilen bestehen nur zwei Jahreszeiten, die trockne, von Oktober bis April während des Nordostmonsuns, und die nasse oder Regenzeit unter vorherrschenden Südwestwinden von April bis Oktober. Der zwischen dem Wendekreise und dem 30. Parallelkreise gelegene subtropische Strich bildet den Übergang zu den nördlichern Gegenden. Auch in diesen fällt häufig Regen, der im Sommer zur Abkühlung der Temperatur beiträgt. Die Nord- und Nordostwinde zeichnen sich durch Trockenheit und Kälte aus. Zu erwähnen sind auch die besonders von August bis Oktober auf dem Chinesischen und Gelben Meere vorkommenden Drehstürme oder Cyklone, chines. Siü-fung oder Tai-fung (s. Taifune), deren verderbenbringende Gewalt sich oft weit in das Land hinein erstreckt.

Mineralreich. An Gesteinen bietet sich die größte Mannigfaltigkeit dar; doch sind es großenteils die ältesten und ältern Schichten, namentlich Gneis (in Schan-tung und am Tsin-ling) und die dem cambrischen Zeitalter angehörigen, von Richthofen, da sie vorzugsweise in China auftreten, «sinische» genannten Schichten. Der Reichtum an Steinkohlen wird wohl kaum von irgend einem andern Land erreicht; wegen mangelnder Verkehrswege sind dieselben jedoch an der Küste erst in geringem Maße wettbewerbsfähig geworden.

Ausnahmen bilden die Gruben von Kai-ping im nordöstl. Pe-tschi-li und die von Ki-lung im N. von Formosa, welche durch Eisenbahnen mit der Küste verbunden sind. Leicht von der See aus zugänglich sind die Kohlenwerke vou Wu-hu-schwei am Golf von Liau-tung. Weiter im Innern liegen die von Sai-ma-ki an der Grenze von Korea und Pön-si-hu. In Liau-si befinden sich solche im NW. von Kin-tschou-fu, in Pe-tschi-li bei Schi-mön-tsaï und Kai-ping im NO., Tschai-tang, Jang-kia-fang, Fang-schan, Si-wan, Hu-tai, Mön-tou-kou westlich und südwestlich von Peking, bei Ta-tung-fu im nördl. Schan-si.

Namentlich aber sind die Kohlenfelder des südöstl. Schan-si zu erwähnen, deren Ausdehnung bei einer Mächtigkeit von 6 bis 9 m auf über 33000 qkm geschätzt wird. Hier finden sich Eisenerze und Anthracit dicht nebeneinander (bei Lo-phing). Auch der Bezirk von Tai-jüën-fu enthält Kohlengruben. In Ho-nan finden sich solche bei Hwai-king und Schu-tschou, in Schan-tung bei Po-schan-hien, Tschang-kiu-hien und Wei-hien, in Kiang-su nordöstlich von Nan-king, in Hu-pe nordöstlich von Hwang-tschou-fu, in Kiang-si bei Lo-phing-hien, in Hu-nan im Thale des Lui-ho (7 Grubenorte), ferner bei Kwei-jang-hien und Siang-hiang-hien, in Kwang-tung bei Schao-tschou-fu. Der Name der Steinkohle bei findet sich schon in einem Werke des 3. Jahrh. v. Chr. Der Gebrauch derselben zum Heizen hatte schon Marco Polos Verwunderung erregt. - Auch Eisen findet sich in großer Menge.

Die Werke von Lo-phing, Tai-jang und Nan-tsun, schon hervorragend durch die Vorzüglichkeit der Erze, gewinnen an Bedeutung durch die dort leicht zu beschaffende Kohle. Das Schmelzen geschieht ohne Hochöfen nach einem uralten Verfahren. Gold wird immer noch bei niedrigem Wasserstande am Jang-tse-kiang gewaschen, dessen oberer Lauf danach den Namen Kin-scha-kiang (Gold-Sand-Strom) erhalten hat. Gold und Silber, welche bis vor kurzem nicht gemünzt wurden, und Kupfer, [* 78] welches in ziemlicher Menge in Jün-nan gewonnen wird, werden eingeführt, Zinn aus Jün-nan wird in Pak-hoi ausgeführt; anderseits wieder führt man Banka-Zinn ein. Gold und Silber kommen aus Sze-tschwan, Jün-nan, Kwang-tung und Kwang-si. Quecksilber giebt es in Sze-tschwan, Kwang-tung, Kwei-tschou und Kan-su; Blei [* 79] (mit Silber) in Ho-nan, Bleiglanz in Tsche-kiang, Fu-kien und Sze-tschwan. Ferner kommen zahlreiche Arten von Granit, Por-

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Fortsetzung China: → Seite 54.195 || phyr und Marmor, Jaspis, Achat, Bergkrystall, Amethyst, Chalcedon, Opal, Lasurstein, Türkis,