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Dohna | eLexikon | Geographie - Deutschland - Provinz Ostpreußen

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Dohme - Dohna

Bild 5.27: Dohme - Dohna
Seite 5.27.
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Dohna# 1) alte Stadt in der Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, 177 m ü. M., / 233
Dohna _2# altes deutsches Adelsgeschlecht, das schon i bitten, geb. 25. Jan. 1661 auf Schloß Coppet am / 1175
Dohna _3# 1) Sachsen, (1885) 2410 Einw. / 6
Dohna _4# 9) Burggraf Karl Friedrich Emil von, preuß. Generalfeldmarschall (1784–1859). Ihm zu Ehren / 26

Seite 5.27

Dohna

2 Seiten, 1'440 Wörter, 9'900 Zeichen

Geographie — Deutschland — Provinz Ostpreußen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Dohna:

1) alte Stadt in der Kreishauptmannschaft Dresden

2) Grafschaft in Ostpreußen, Kreis Preußisch-Holland

[5.27] Dohna altes deutsches Adelsgeschlecht

Dohna,

Holzstuck - Holzung

Bild 8.687: Holzstuck - Holzung
* 4 Holzstoff.

1) alte Stadt in der Kreishauptmannschaft Dresden, [* 2] Amtshauptmannschaft Pirna, [* 3] 177 m ü. M., an der Müglitz und 3 km von der Eisenbahnstation Mügeln (an der Eisenbahn von Dresden nach Bodenbach), hat eine ansehnliche Pfarrkirche von 1212, Fabriken für Strohpapierstoff, Holzstoff, [* 4] Strohhüte und Leder, Bierbrauerei, [* 5] Töpferei, umfangreiche Schlächterei, eine Dampfsägemühle und (1880) 2249 evang. Einwohner. - Dohna (urkundlich Donaw, Donyn) wird zuerst 1107 als Stadt erwähnt, war ein fester Platz an der böhmischen Grenze und ein Lehen der Markgrafen von Meißen. [* 6]

Die Burggrafen von Dohna besaßen einen Hof [* 7] in Dresden und viele Orte im S. und SO. bis Dippoldiswalde. Die Burg ward 1402 vom Markgrafen von Meißen zerstört, an ihrer Stelle ließ Graf Heinrich Ludwig von Dohna 1803 einen Turm [* 8] bauen. Besonders berühmt war im Mittelalter der Dohnaer Schöffenstuhl (Dohnaisches Mal oder Dohnaisches Ritterding), der aus 18 adligen Vasallen und dem präsidierenden Burggrafen bestand und oft selbst dem Ausland Urteile gab. Er kommt urkundlich zuerst 1325 vor. Nach der Zerstörung der Burg Dohna ließ der Markgraf den Stuhl zu Dresden fortbestehen; 1541 wurde derselbe auf Lehnssachen beschränkt und 1572 durch den Kurfürsten August mit dem 1420 zu Leipzig [* 9] errichteten Schöffenstuhl vereinigt.

Vgl.   Möhring, Dohna, Burg und Stadt (1843).

Ost- und Westpreußen

Bild 12.541a: Ost- und Westpreußen
* 10 Ostpreußen.

2) Grafschaft in Ostpreußen, [* 10] Kreis [* 11] Preußisch-Holland, wurde 1840 aus einem Teil der Dohnaischen Güter gebildet, zu welchen der Graf Stanislaus zu D. als Anführer einer Söldnerschar in dem Krieg von 1454 bis 1466 den Grund gelegt hatte.

Titel
Elemente zu Dohna:

1) Abraham II., Graf von

2) Karl Hannibal, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 1588

3) Fabian, Graf von, geb. 1550 aus der preußischen Linie, ward Rat

4) Christoph Delphicus, Burggraf und Graf von D.-Carwinden

5) Alexander, Burggraf und Graf zu D.-Schlo-

6) Christoph, Graf von D.-Schlodien, Bruder des vorigen

7) Christoph, Graf von D.-Schlodien, geb. 25. Okt. 1702

8) Friedrich Ferdinand Alexander, Burggraf zu D.-Schlobitten

9) Karl Friedrich Emil, Burggraf von D., Bruder des vorigen

[5.27] Dohna 1) alte Stadt in der Kreishauptmannschaft Dresden

Dohna,

Schlesien

Bild 14.512a: Schlesien
* 12 Schlesien.

altes deutsches Adelsgeschlecht, das schon im 10. Jahrh. mit der Burggrafschaft Dohna (s. oben) bei Pirna belehnt war und bereits im 13. Jahrh. bedeutende Güter besaß. Nachdem 1402 die Burg von Wilhelm, Markgrafen von Meißen, zerstört und deren Lehen eingezogen worden waren, hielten sich Burggrafen von am böhmischen Hof auf; andre erwarben Güter in Schlesien. [* 12] Doch erneuerte Kaiser Siegmund 1423 die Belehnung mit der Reichsburggrafschaft Dohna. Ein dritter Zweig, der in der Lausitz die Herrschaften Staupitz, Königsbrück, Muskau etc. erworben hatte, erlosch zu Anfang des 17. Jahrh. Im 15. Jahrh. zerfiel das Geschlecht in eine schlesische und eine preußische Linie.

Die schlesische Linie erlosch 1711, die preußische Linie spaltete sich wieder in zwei. Die ältere Linie teilte sich in die Linien Dohna-Lauck und Dohna-Reichertswalde, die jüngere, Vianische Linie in die Linien Dohna-Schlobitten, Dohna-Schlodien mit Carwinden, die sich wieder in das Haus Schlodien mit Carwinden und das Haus Kotzenau (in Schlesien) scheidet, und Dohna-Carwinden (schwedische Linie), die 1820 im Mannesstamm ausstarb. Kaiser Ferdinand III. anerkannte 1648 die Burggrafschaft der Familie. König Friedrich Wilhelm IV. erhob 10. Sept. 1840 die Majorate zu Schlobitten, Lauck, Reichertswalde und Schlodien mit Carwinden zu einer Grafschaft Dohna und verlieh den Inhabern dieser Majorate 1854 die erbliche Mitgliedschaft im preußischen Herrenhaus. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

Böhmen, Mähren und Öst

Bild 3.134a: Böhmen, Mähren und Österreich.-Schlesien
* 13 Böhmen.

1) Abraham II., Graf von, einer der bedeutendsten Staatsmänner seiner Zeit, aus der schlesischen Linie, ward kaiserlicher Großbotschafter in Polen, Kaisser Rudolfs II. Rat und Landvogt in der Oberlausitz, 1611 Kammerpräsident in Böhmen, [* 13] kaufte Wartenberg und Groschütz und machte dies 1606 zum Familienfideikommiß nach Erstgeburtsrecht. 1600 in den Reichsfürstenstand erhoben (was jedoch später die Familie nicht benutzte), starb er 1612.

2) Karl Hannibal, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 1588, ward als Erbe seines Vaters Landvogt in der Oberlausitz und schloß sich, nachdem er zur katholischen Kirche übergetreten, während der böhmischen Rebellion eng an Österreich [* 14] an. Zur Belohnung wurde er Kammerpräsident in Schlesien und machte sich besonders durch Verfolgung der Protestanten in Schlesien bemerklich. Als er 1628 mit grausamer Härte durch kaiserliche Dragoner die Protestanten zum Katholizismus zwingen wollte, erwarb er sich den Beinamen des Seligmachers. Auch belastete er Schlesien mit furchtbarem Steuerdruck. Wegen einer Auflage auf Kühe hieß er der Kühmelker. Der Dichter Opitz war eine Zeitlang sein Sekretär. [* 15] Er starb 21. Febr. 1633 in Prag. [* 16]

Regens - Regensburg

Bild 13.657: Regens - Regensburg
* 17 Regensburg.

3) Fabian, Graf von, geb. 1550 aus der preußischen Linie, ward Rat, Hofmarschall und Abgesandter des Pfalzgrafen Johann Kasimir an mehreren Höfen, machte einen Feldzug in den Niederlanden sowie in Polen mit und führte 1587 die Heinrich von Navarra (späterm König Heinrich IV. von Frankreich) zu Hilfe gesendeten 13,000 Mann pfälzischer Hilfstruppen, mit denen er bis an die Loire vordrang. 1591 diente er wieder in Frankreich auf seiten Heinrichs IV., wohnte nach seiner Rückkehr im Auftrag des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz dreimal dem Reichstag zu Regensburg [* 17] bei, empfing 1594 vom Kaiser Rudolf II. die Lehen und wurde 1604 vom Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg [* 18] zum Oberstburggrafen ernannt. Er trat zur reformierten Kirche über und starb 1622.

4) Christoph Delphicus, Burggraf und Graf von Dohna-Carwinden, von der schwedischen Linie, geh. 4. Juni 1628 zu Delft, trat in schwedische Dienste, [* 19] ward 1651 Oberkammerherr der Königin Christine, 1653 Oberst der Leibgarde, 1654 Generalmajor der Infanterie und Oberst der Ritter und Lehnspferde in dem Herzogtum Bremen, [* 20] 1656 Vizegouverneur von Bremen und Verden, [* 21] 1659 General der Infanterie, kommandierte 1666 das schwedische Lager [* 22] vor Bremen, ward Feldmarschall, ging 1667 als außerordentlicher Botschafter zum Friedenskongreß nach Breda, unterzeichnete im Haag [* 23] (23. Jan. 1668) die bekannte Tripelallianz und starb 21. Mai 1668 in London. [* 24]



Dohnen - Doketen

Bild 5.28: Dohnen - Doketen
* 25 Seite 5.28.

5) Alexander, Burggraf und Graf zu

mehr

Dohna-Schlobitten, geb. 25. Jan. 1661 auf Schloß Coppet am Genfer See, Sohn des Burggrafen Friedrich (gest. 1688), von der jüngern, Vianischen Linie, die mit Friedrich V. von der Pfalz nach Holland gekommen war, das Gouvernement des Fürstentums Orange erhalten und in der Schweiz [* 26] das Schloß Coppet erworben hatte, ward Amtshauptmann der Ämter Mohrungen und Liebstadt in Preußen, [* 27] 1687 brandenburgischer Generalmajor und Geheimer Kriegsrat, 1695 Generalleutnant und später Oberhofmeister des Kurprinzen, nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm I., 1713 Generalfeldmarschall; starb 25. Febr. 1728 zu Königsberg [* 28] in Preußen. Er ist Ahnherr des Hauses Schlobitten.

6) Christoph, Graf von Dohna-Schlodien, Bruder des vorigen, geb. 2. April 1665 auf Schloß Coppet am Genfer See, von P. Bayle erzogen, trat in die brandenburgische Armee, wohnte 1686 dem Feldzug in Ungarn [* 29] gegen die Türken bei, focht 1689 als Oberst gegen Ludwig XIV., ward 1698 Generalmajor und Gesandter in England, 1699 Geheimer Etatsrat, später Gesandter zu London, 1704 Generalleutnant und 1713 General der Infanterie. 1716 nahm er seinen Abschied und starb 11. Okt. 1733 auf seinen Gütern in Preußen. Seine interessanten »Mémoires originaux sur le règne et la cour de Frédéric I, roi de Prusse« wurden von Raumer (Berl. 1833) veröffentlicht.

Schweden und Norwegen

Bild 14.700a: Schweden und Norwegen
* 30 Schweden.

7) Christoph, Graf von Dohna-Schlodien, geb. 25. Okt. 1702, Sohn des vorigen, ward 1740 preußischer Oberst und zeichnete sich in den beiden ersten Schlesischen Kriegen aus. 1751 zum Generalleutnant ernannt, kommandierte er 1757 die Avantgarde des Lehwaldtschen Korps gegen die Russen, befehligte bei Großjägersdorf das erste Treffen, erhielt sodann ein Kommando in Vorpommern gegen die Schweden, [* 30] schloß Stralsund [* 31] ein, hielt 1758 die Russen bis zur Ankunft des Königs an der Oder auf, befehligte bei Zorndorf einen Flügel des ersten Treffens, zwang die Russen, die Belagerung von Kolberg [* 32] aufzuheben, agierte gegen die Österreicher in Sachsen [* 33] und drängte im Januar 1759 die Schweden wieder nach Stralsund und Rügen zurück. Im Sommer 1759 operierte er mit weniger Glück gegen die Russen in der Neumark. Deshalb abberufen, lebte er fortan in Berlin, [* 34] wo er 19. Mai 1762 starb.

8) Friedrich Ferdinand Alexander, Burggraf zu Dohna-Schlobitten, geb. 29. März 1771 auf Schloß Finckenstein in Preußen, trat 1790 in den preußischen Staatsdienst, ward 1794 Kriegs- und Domänenrat in Berlin und 1801 Kammerdirektor in Marienwerder, [* 35] wo er sich 1806 um die Verproviantierung von Graudenz [* 36] und Danzig [* 37] sehr verdient machte. Seit 1807 Präsident der Domänenkammer zu Marienwerder, dann seit Steins Rücktritt 1808 Minister des Innern, nahm er teil an den Reformen in der Gesetzgebung und Verwaltung, bis er 1810 bei Hardenbergs Eintritt aus dem Staatsdienst schied und sich auf seine Güter in Ostpreußen zurückzog. Hier warb er Generallandschaftsdirektor und beförderte 1813 die Bewaffnung der Provinz aufs eifrigste, wofür er zum Zivilgouverneur der Provinz Preußen ernannt wurde. Nach Aufhebung dieser Stelle 1814 zog er sich nach Schlobitten zurück, war mehrmals Abgeordneter zum Provinziallandtag und starb 21. März 1831.

Vgl.   Voigt, Leben Dohnas (Leipz. 1833).

9) Karl Friedrich Emil, Burggraf von Dohna, Bruder des vorigen, geb. 4. März 1784, trat 1798 in ein preußisches Kavallerieregiment, zeichnete sich im Feldzug von 1807 aus, ging 1811 in russische Dienste über, half die Konvention zwischen York und Diebitsch auf der Poscheruner Mühle 30. Dez. 1812 abschließen, focht als Kommandeur des 2. Husarenregiments der russisch-deutschen Legion in den Freiheitskriegen von 1813 bis 1814 und, nachdem er in preußische Dienste zurückgetreten, 1815 als Kommandeur eines Ulanenregiments. Er wurde 1837 Generalleutnant, erhielt 1839 das Generalkommando des 2. Armeekorps, 1842 das des 1. Armeekorps, ward 1848 zum General der Kavallerie und 1854 zum Generalfeldmarschall ernannt. Er starb 21. Febr. 1859. Er war ein Schwiegersohn Scharnhorsts.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888