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Iglau | eLexikon | Geographie - Oesterreich-Ungarn - Bezirkshauptmannschaften

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Igel - Iglau

Bild 8.881: Igel - Iglau
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Iglau(tschech. Jihlava), Stadt mit eignem Gemeindestatut in Mähren, liegt 519 m ü. M., unweit der / 500
Iglau _2# 1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die Stadt I.) und Gerichtsbezirk in Mähren, hat 509,53 qkm, / 404

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Iglau

2 Seiten, 904 Wörter, 6'423 Zeichen

Geographie — Oesterreich-Ungarn — Bezirkshauptmannschaften

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Iglau

Igasurin - Iglau

Bild 59.518: Igasurin - Iglau
* 2 Iglau.

[* 2] (tschech. Jihlava), Stadt mit eignem Gemeindestatut in Mähren, [* 3] liegt 519 m ü. M., unweit der böhmischen Grenze, an der Iglawa, über welche eine 16 m hohe, 30 m lange steinerne Brücke [* 4] mit einem einzigen Bogen [* 5] führt, und an der Österreichischen Nordwestbahn, von welcher hier die Böhmische Transversalbahn nach Wessely und Tabor (noch im Bau) ausläuft. I. ist nach Brünn [* 6] die größte Stadt Mährens, hat drei Vorstädte: Frauen-, Pirnitzer und Spitalvorstadt, einen großen Marktplatz mit 2 Springbrunnen und einer Mariensäule.

Die bemerkenswertesten Gebäude sind: die St. Jakobskirche (mit einer 6440 kg schweren Glocke), die sehr alte Minoriten-, die Ignazkirche, die Kirche St. Johann am Hügel (799 gegründet), die 1875 erbaute protestantische Kirche, der alte Frauenthorturm etc. I. hat mit der Garnison von 771 Mann (1880) 22,378 meist kath. Einwohner (darunter fünf Sechstel Deutsche). [* 7] Die Industrie der Stadt erstreckt sich von alters her vor allem auf die Tuch- und Schafwollwarenerzeugung mit Spinnerei und Appretur (zusammen über 500 Unternehmer, in der Umgebung von I. daneben mehrere große Schafwollwarenfabriken).

Bierbrauerei

Bild 2.912a: Bierbrauerei
* 8 Bierbrauerei.

Außerdem hat I. eine ärarische Tabaksfabrik, Dampfmühlen, Bierbrauerei, [* 8] Leder-, Thon- und Glasindustrie etc. Auch treibt es ansehnlichen Handel mit Getreide, [* 9] Flachs, Wolle und Tuch sowie mit Bauholz aus der waldreichen Umgebung. I. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion und hat ein Obergymnasium, eine Landesoberrealschule, einen Minoritenkonvent, eine Sparkasse, 2 Spitäler u. 3 Armenversorgungshäuser. Auf dem nahen Franz Karls-Berg befinden sich Parkanlagen. - I. (slaw. Iglawa, Jihlawa, mutmaßlich nach dem gleichnamigen Fluß benannt) wird schon 1174 als Sitz eines Kastellans oder Präfektus angeführt und war ein Sitz der mährischen Teilfürsten des Přemyslidenhauses.



Iglawa - Ignatius

Bild 8.882: Iglawa - Ignatius
* 11 Seite 8.882.

Für seine Bedeutung als alter Bergort spricht das um 1247-48 verliehene Stadt- und Bergrecht, welch letzteres weithin mustergültig ward und I. zum Oberhof in Bergsachen stempelte. Zu dieser Bedeutung gelangte der deutsche Kolonistenort Stadt- oder Neu-I. seit dem Schluß des 12. Jahrh., während Alt-I. verfiel. 1328 litt der Bergbetrieb durch ein großes Erdbeben, [* 10] 1376 durch große Wasserflut. In der Hussitenzeit wehrten sich die katholischen Deutschbürger mutvoll gegen den Ansturm der Hussiten, doch verfiel seither das Bergwesen. Hier ward 5. Juli 1436 der Iglauer Vergleich abgeschlossen, worin Kaiser Siegmund die Prager Kompaktaten beschwor und als König von Böhmen anerkannt ward. In den Tagen

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König Georg Podiebrads (1458-71) erscheint I. im kathol. Deutschstädtebund Mährens. Vor der Stadt bezeichnet ein Granitmonument den Ort, wo Ferdinand I. 1527 den böhmischen Ständen den Eid leistete, ein andres die mährische Grenze. Um 1562 kann I. als ganz protestantisch gelten und blieb es bis 1623, von welcher Zeit die starke Auswanderung protestantischer Bürgersfamilien und die Rekatholisierung der Stadt anhebt. Nach der Schlacht von Jankau (1645) fiel I. den Schweden [* 12] unter Torstensson in die Hände und konnte von den Kaiserlichen erst 1647 nach harter Belagerung wieder genommen werden; 1742 ward die Stadt von den Sachsen [* 13] unter Rochau genommen; 1805 fand hier ein Gefecht zwischen den Österreichern unter dem Erzherzog Ferdinand und den Bayern [* 14] unter Wrede statt, wobei letztere weichen mußten.

Vgl.   d'Elvert, Geschichte und Beschreibung der Stadt I. (Brünn 1850);

K. Werner, Geschichte der Iglauer Tuchmacherzunft (Leipz. 1861).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Titel
Elemente zu Iglau:

[8.881] Iglau (tschech. Jihlava)

Iglau.

[* 2]

1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die Stadt I.) und Gerichtsbezirk in Mähren, hat 509,53 qkm, (1890) 30 840 (17 929 männl., 18 911 weibl.) kath. E., 5072 Häuser und 7621 Wohnparteien in 56 Gemeinden mit 86 Ortschaften. - 2) I., czech. Jihlawa, Stadt mit eigenem Statut, eine der ältesten und nach Brünn die größte Stadt in Mähren, an der böhm. Grenze, in 552 m Höhe, an der Iglawa, über die eine steinerne Brücke führt, und an den Linien Wien-Kolin-Tetschen der Österr.

Nordwestbahn und I.-Tabor (99 km) der Österr. Staatsbahnen, [* 16] ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Kreisgerichts sowie einer Finanzbezirksdirektion und hat (1890) mit den drei Vorstädten 23 716 (11 335 männl., 12 381 weibl.) meist deutsche kath. E. (4117 Czechen), darunter 222 Evangelische und 1497 Israeliten, 1226 Häuser, 5099 Wohnparteien, in Garnison 3 Bataillone des Infanterieregiments Nr. 4 «Hoch- und Deutschmeister», 2 Bataillone des Tiroler Kaiserjägerregiments, 1 Bataillon des 81. Infanterieregiments «Freiherr von Waldstätten» und 2 Bataillone des 99. Infanterieregiments «Georg I., König der Hellenen», Post, Telegraph, [* 17] schöne Parkanlagen auf dem Franz Karlsberg, einen großen Stadtplatz (328 m lang, 114 m breit), ein Staatsgymnasium, eine Landesoberrealschule, 2 Bürgerschulen, 10 Volksschulen, eine gewerbliche und eine kaufmännische Fortbildungsschule. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die St. Jakobspfarrkirche, die wegen des alten Kreuzhanges sehenswerte Minoritenkirche, die St. Ignazkirche, die evang. Pfarrkirche (1876), die

[* 2] ^[Abb.]