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Jordan | eLexikon | Geschichte - Hessen

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Jordan - Jordan

Bild 9.261: Jordan - Jordan
Seite 9.261.
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10 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Jordan# (hebr. Jarden, jetzt von den Arabern Esch Scheria, "Tränkplatz", genannt), der einzige / 461
Jordan _2# 1) (spr. schordang) Camille, franz. Politiker, geb. 1771 zu Lyon, nahm 1793 an der Erhebung / 2015
Jordan _35) Wilhelm, Dichter. Sein Leben beschrieb K. Schiffner (Frankf. a. M. 1889). / 11
Jordan _41) Feodor Iwanowitsch, russ. Kupferstecher, geb. 1800 zu Pawlowsk, besuchte in dem benachbarten / 535
Jordan _5# Henri, Altertumsforscher, geb. 30. Sept. 1833 zu Berlin, aus einer zur franz. Kolonie gehörigen / 151
Jordan _6# Max, Kunstschriftsteller, geb. 19. Juni 1837 in Dresden, widmete sich anfänglich in Jena, Berlin, / 205
Jordan _7# Rudolf, Genremaler, geb. 4. Mai 1810 zu Berlin, war ein Schüler Wachs. Nachdem er schon mit / 265
Jordan _8# Sylvester, Jurist und Staatsmann, geb. 30. Dez. 1782 zu Omes, einem Weiler bei Innsbruck, studierte / 337
Jordan _9# Wilh., Dichter und Ästhetiker, geb. 8. Febr. 1819 zu Insterburg in Ostpreußen, studierte 1838–42 / 520
Jordan _10# Wilh., Geodät, geb. 1. März 1842 zu Ellwangen in Württemberg, studierte an der Polytechnischen / 102

Seite 9.261

Jordan

3 Seiten, 4'602 Wörter, 32'766 Zeichen

Geschichte — Hessen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Jordan

(hebr. Jarden, jetzt von den Arabern Esch Scheria, »Tränkplatz«, genannt), der einzige große und fast der einzige stets fließende Strom Palästinas, dessen eine Hauptverwerfungsspalte einnehmendes Flußbett eine eigentümliche Einsenkung unter die Meeresfläche bildet. Seine Quellgegend liegt an dem noch im September mit Schneemassen bedeckten Hermon (2860 m). Der östliche Quellfluß, der in einer Felsengrotte bei dem Dorf Banias (dem alten Cäsarea Paneas) in 370 m Höhe entspringt, fließt 6 km südwestwärts durch eine fruchtbare Landschaft bis zur Vereinigung mit dem mittlern Quellarm, dem stärksten von allen, welcher bei Tell el Kadi (dem alten Dan) aus einem großen Becken herausfließt.

Thal

Bild 65.740: Thal
* 3 Thal.

Beide zusammen fallen bald darauf in den westlichen Quellarm, den Nahr Hasbani, der am Westabhang des Hermon in 520 m Höhe entspringt. Der vereinigte Strom verfolgt südliche Richtung, durchfließt zunächst das Sumpfthal Ard el Huleh und den kleinen Schilfsee Bahr el Huleh (fälschlich Meromsee genannt), der in 2 m Höhe liegt, sodann mit starkem Fall in zahllosen Kaskaden ein nur 17 km langes enges und steiniges Thal, [* 3] um sich in den ehemals See von Genezareth und Tiberiassee, jetzt Bahr Taharijeh genannten See zu ergießen, der bereits 208 m unter dem Spiegel [* 4] des Mittelmeers [* 5] liegt.

Etwa 3 km unterhalb seines Austritts aus dem Hulehsee, wo er etwa 25 m breit ist, führt über ihn die 45 Schritt lange »Brücke [* 6] der Töchter Jakobs« (Dschisr Benât Yakub) mit drei Spitzbogen, deren Erbauungszeit unbekannt ist. Den See Genezareth am Südwestende verlassend, tritt der Fluß dann in die El Ghor (s. d.) genannte, auf beiden Ufern von steil abfallenden Tafelländern eingefaßte Ebene, die sich, 7-16 km breit, 110 km weit bis zum Toten Meer (und noch weiter) erstreckt. Er macht hier so starke und zahlreiche Windungen, daß er auf der 105 km langen Strecke den dreifachen Weg zurücklegt. 10 km unterhalb des Sees Genezareth führt die zweite Brücke, Dschisr Medschamia, aus arabischer Zeit stammend, über den Fluß.

Palästina

Bild 12.618a: Palästina
* 7 Palästina.

Schilfröhricht und Tamarisken bedecken seine Ufer. In der Nähe von Jericho zeigt man die Stelle, wo Jesus von Johannes die Taufe empfing, und die dicht bewaldeten Ufer sind namentlich um Ostern von Pilgerscharen bedeckt, die sich hier baden. Seit 27. Jan. 1885 führt hier eine 35 m lange, 3 m breite und 3½ m hohe Gitterbrücke über den Fluß. Endlich mündet der Fluß in zwei seichten Armen auf der Nordseite in das 394 m unter dem Mittelmeer gelegene Tote Meer (Bahr Lut). Der J. fällt vom Fuß des Hermon bis zum Huleh schnell 518, von da bis zum See Genezareth 210, weiter bis zum Toten Meer 186 m, zusammen 914 m; seine Länge beträgt 215 km, mit Einrechnung der außerordentlich zahlreichen Krümmungen aber das Drei- bis Vierfache. Die wichtigsten Nebenflüsse des Jordans sind rechts der Zerka oder Jabbok und der Scheriat el Menadhire, welcher vom Haurangebirge kommt. S. Karte »Palästina«. [* 7]

Titel
Elemente zu Jordan:

1) (spr. schordang) Camille, franz. Politiker, geb. 1771 zu Lyon

2) Silvester, einer der Begründer der kurhessischen Verfassung von 1831

3) Rudolf, Maler, geb. 4. Mai 1810 zu Berlin

4) Ludwig Andreas, Reichstagsabgeordneter

5) Wilhelm, Dichter und Schriftsteller

6) Henri, namhafter Philolog

7) Max, Kunstschriftsteller

8) Wilhelm, Geodät, geb. 1. März 1842 zu Ellwangen

[9.261] Jordan (hebr. Jarden

Jordan,

Paris

Bild 12.719a: Paris
* 9 Paris.

1) (spr. schordang) Camille, franz. Politiker, geb. 1771 zu Lyon, [* 8] nahm 1793 an der Erhebung Lyons gegen das Schreckensregiment teil, hielt sich bis 1794 im Ausland auf, ward 1796 in den Rat der Fünfhundert gewählt und machte sich als liberaler Politiker durch ein ausgezeichnetes Referat über die Kultusfreiheit bekannt. Nach dem Staatsstreich vom 18. Fructidor geächtet, kehrte er erst 1800 nach Frankreich zurück und hielt sich, bloß mit litterarischen und politischen Studien beschäftigt, unter dem Kaiserreich von der Politik fern. 1816 ward er in die Deputiertenkammer gewählt und bald darauf in den Staatsrat berufen, aber 1819 wegen seiner liberalen Gesinnungen aus demselben wieder ausgeschlossen. Er gehörte fortan zur Opposition in der Kammer und vertrat eine gemäßigte freiheitliche Richtung. Er starb 1821 in Paris. [* 9] Er schrieb mehrere bedeutende Tagesschriften, wie: »Histoire de la conversion d'une dame parisienne« (Par. 1792, eine Satire auf die konstitutionelle Kirche),

»Vrai sens du vote national sur le consulat à vie« (1802) u. a., und übersetzte mehrere Werke Klopstocks und Schillers. Seine vortrefflichen »Discours politiques« erschienen 1826.

2) Silvester, einer der Begründer der kurhessischen Verfassung von 1831, geb. 30. Dez. 1792 zu Omes, einem Weiler bei Innsbruck, [* 10] als Sohn eines armen, dem Trunk ergebenen Schuhmachers, besuchte nach einer traurigen, in Kummer und Elend verbrachten Jugend das Gymnasium zu Innsbruck, studierte 1812-17 in München [* 11] und Landshut [* 12] die Philosophie und die Rechte und ließ sich 1818 als Sachwalter zu München, dann 1820 in Frankfurt [* 13] a. M. und bald darauf zu Heidelberg [* 14] nieder, wo er sich gleichzeitig als Dozent der Rechte habilitierte. 1821 als außerordentlicher Professor der Rechte nach Marburg [* 15] berufen, rückte er schon 1822 zum ordentlichen Professor und Mitglied des Spruchkollegiums auf. Damals schrieb er: »Versuche über allgemeines Staatsrecht« (Marb. 1828) und »Lehrbuch des allgemeinen und deutschen Staatsrechts« (Kassel [* 16] 1831, Abt. 1). Auf dem von der Regierung 1830 zur Beratung ihres Verfassungsentwurfs berufenen Ständetag erschien J. als Vertreter der Landesuniversität, ward zum Vorsitzenden und Berichterstatter des mit der Verfassungsprüfung beauftragten Ausschusses gewählt und übte in dieser Stellung einen entscheidenden Einfluß auf die Entstehung dieser Konstitution.

Von der konservativen Partei als Revolutionär verdächtigt, erhielt er beim Wiederzusammentritt der Stände Anfang 1833 keinen Urlaub. Als die Stände diesen Schritt als verfassungswidrig bezeichneten, erfolgte 18. März ihre Auflösung. J. verzichtete nun selbst auf seine Wahl und lebte in Zurückgezogenheit seinem wissenschaftlichen Beruf, als auf die Denunziation eines Apothekers, Döring, zu Marburg, der sich in sein Vertrauen eingeschlichen und die Zusicherung eines Straferlasses von den (wegen Totschlags erhaltenen) sechs Jahren Festungshaft bekommen hatte, im Juni 1839 eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet, er selbst vom Amt suspendiert und zwei Monate später in Haft genommen wurde.



Jordan

Bild 9.262: Jordan
* 17 Seite 9.262.

Erst im August 1840 wurde die Voruntersuchung geschlossen und 27. Febr. 1841 vom Kriminalsenat des kurfürstlichen Obergerichts die Hauptuntersuchung verfügt. Am 14. Juli 1843 erfolgte endlich die Publikation des Urteilsspruchs: J. ward wegen Nichtverhinderung eines Komplotts zu fünfjähriger Festungsstrafe, wobei die erlittene vierjährige Untersuchungshaft nur mit sechs Monaten in Abzug zu bringen sein sollte, und zur Bezahlung des auf ihn fallenden Teils der Prozeßkosten verurteilt. Da nach ärztlichem Zeugnis Jordans Gesundheitszustand seine Einkerkerung verbot, so wurde er zunächst in seinem Haus durch eine Gendarmenwache von sechs Mann bewacht und, als er eine Beschwerde über administrative Willkür einreichte, 2. Aug. wieder ins Gefängnis gebracht. Abermals verflossen zwei Jahre, ehe das Oberappellationsgericht zu Kassel sein Endurteil abgab (5. Nov. 1845), das J. völlig freisprach, ihn unter Niederschlagung der Kosten aus der Untersuchung entließ und ihn nur wegen unziemlicher Schreibart in einer Stelle seiner

mehr

Verteidigungsschrift zu 5 Thlr. Kosten verurteilte. Als die Ereignisse von 1848 eintraten, mahnte J., wieder in den Landtag gewählt, zur Mäßigung und Versöhnung, nahm in diesem Sinn teil am Vorparlament und ward mit dem Titel eines Geheimen Legationsrats Bevollmächtigter Kurhessens beim Bundestag (bis Januar 1850). Auch saß er als Abgeordneter eines kurhessischen Wahlbezirks in der Nationalversammlung, wo er ebenfalls vermittelnd zu wirken suchte. Er starb 15. April 1861 in Kassel.

Vgl.   außer seiner »Selbstverteidigung« (2. Aufl., Mannh. 1845) Trinks und Julius, Jordans Leben und Leiden [* 18] (Frankf. 1845).

Helgoland - Heliäa

Bild 8.352: Helgoland - Heliäa
* 21 Helgoland.

3) Rudolf, Maler, geb. 4. Mai 1810 zu Berlin, [* 19] begann daselbst seine künstlerische Ausbildung unter Wach, verließ denselben jedoch schon 1830 und machte in Rügen Naturstudien, auf Grund deren sein erstes Genrebild: die Fischerfamilie, entstand. 1833 wandte er sich nach Düsseldorf [* 20] und arbeitete in der dortigen Akademie bei Schadow und K. Sohn. Dort begründete er 1834 seinen Ruf durch den Heiratsantrag auf Helgoland [* 21] (Nationalgalerie zu Berlin), der durch Nachbildungen sehr beliebt wurde.

Amsdorf - Amsterdam

Bild 1.508: Amsdorf - Amsterdam
* 25 Amsterdam.

Von da ab widmete er sich ausschließlich der Schilderung des Fischer- und Schifferlebens, wozu er sich die Stoffe auf häufigen Reisen nach Holland, Belgien [* 22] und Frankreich holte. Er stellt mit gleichem Geschick humoristische wie ernste, selbst tragische Szenen dar. Seine Auffassung ist gesund, mitunter wahrhaft poetisch, die Zeichnung scharf individualisierend. Seine Färbung war anfangs kräftig und ist erst zuletzt etwas flauer geworden. Seine spätern Hauptwerke sind: die vergessenen Stiefel (1835), zurückkehrende Lotsen (1836, Berliner [* 23] Nationalgalerie), das Lotsenexamen (1842), die Lotsensturmglocke, Szene in den Dünen nach dem Sturm (1844), Rettung aus dem Schiffbruch (1848), betende Weiber mit ihrem Geistlichen in Sturmesnot (1852), die Krankensuppe (in der Kunsthalle zu Düsseldorf), Suppentag im Kloster (Museum zu Köln), [* 24] das Altmännerhaus an der holländischen Küste (1864, Nationalgalerie in Berlin), Strandwache, eine Hochzeit auf der Insel Marken, das Frauenhaus zu Amsterdam, [* 25] gestrandete Passagiere, der Witwe Trost (1866, Nationalgalerie zu Berlin), das Begräbnis des alten Seemanns (1874), nach durchwachter Nacht, Schiffbruch an der Küste der Normandie (1880), Rückkehr vom Heringsfang (1881), holländische Strandkneipe (1884) und eine große Zahl größerer und kleinerer Familienszenen. Minder glücklich sind seine Darstellungen aus dem italienischen Volksleben. Viele von Jordans Gemälden sind durch Stich, Lithographie etc. weit verbreitet. Auch als Aquarellmaler, Illustrator und Radierer hat er sich vorteilhaft bekannt gemacht. Er starb 26. März 1887 als königlicher Professor und im Besitz der großen goldenen Medaille der Berliner Ausstellung.

Bayern

Bild 2.532a: Bayern
* 26 Bayern.

4) Ludwig Andreas, Reichstagsabgeordneter, geb. 24. Febr. 1811 zu Deidesheim in der bayrischen Pfalz, Weingutsbesitzer und 1848-52 Bürgermeister daselbst, 1857 Präsident der pfälzischen Handelskammer und 1845-55 und 1862-72 Mitglied des bayrischen Abgeordnetenhauses, wo er der gemäßigt freisinnigen und national gesinnten Partei angehörte. 1848 nahm er an den Verhandlungen des Vorparlaments in Frankfurt a. M. teil und schloß sich bald der von Barth, Volk und Brater gegründeten deutschen Fortschrittspartei in Bayern [* 26] an. 1868 zu Landau [* 27] in das Zollparlament und 1871 in den deutschen Reichstag gewählt, schloß er sich der nationalliberalen Partei an, zu deren eifrigsten und treuesten Mitgliedern er gehörte. Er starb 1. Juli 1883 in Deidesheim.

5) Wilhelm, Dichter und Schriftsteller, geb. 8. Febr. 1819 zu Insterburg, [* 28] studierte 1838-42 in Königsberg, [* 29] wo besonders die Vorlesungen von Karl Rosenkranz für seinen Bildungsgang einflußreich wurden, anfangs Theologie, dann Philosophie und Naturwissenschaften, setzte, schon promoviert, seine Studien 1842-43 in Berlin fort und ließ sich sodann in Leipzig [* 30] nieder. Dort politischer und religiöser Dichtungen und Aufsätze wegen verfolgt und aus Sachsen [* 31] verwiesen, siedelte er nach Bremen [* 32] über, wo er schriftstellernd und als Lehrer thätig bis Februar 1848 lebte. In Freienwalde zum Abgeordneten fürs deutsche Parlament erwählt, trat er namentlich in der Polenfrage als Redner auf. Zum Sekretär [* 33] des Marineausschusses ernannt, wurde er, nachdem die Gründung einer Flotte beschlossen war, als Ministerialrat in die Marineabteilung des Reichsministeriums für Handel berufen. Nach Versteigerung der deutschen Flotte von der Bundesversammlung pensioniert, hat er in Frankfurt a. M. seitdem seinen Wohnsitz. Von einigen frühern Übersetzungen abgesehen, veröffentlichte J.: »Glocke und Kanone« (Königsb. 1841) und »Irdische Phantasien« (das. 1842),

Dichtungen mit politischer Tendenz und von ziemlich stürmischem Inhalt;

ferner: »Litauische Volkslieder und Sagen« (Berl. 1843);

»Die begriffene Welt«, 6 Hefte einer Monatsfrist für populäre Darstellungen aus dem Gebiet der Naturwissenschaften (Leipz. 1843-44);

»Schaum«, Dichtungen (das. 1845);

Geschichtskarten von D

Bild 4.772a: Geschichtskarten von Deutschland V
* 34 Deutschland.

»Weckruf an das Ronge-berauschte Deutschland« [* 34] (das. 1845);

»Geschichte der Insel Haïti [* 35] und ihres Negerstaats« (das. 1846-49, 2 Bde.);

»Demiurgos«, ein Mysterium (das. 1852-54, 3 Bde.) »Die Liebesleugner«, lyrisches Lustspiel (das. 1854);

»Tausch enttäuscht«, Lustspiel (1856; 2. Aufl., Frankf. 1884);

»Graf Dronte«, [* 36] Schauspiel (1856);

»Der falsche Fürst«, Schauspiel (1856);

»Die Witwe des Agis«, Preistragödie (Frankf. a. M. 1858);

»Shakespeares Gedichte«, die Übersetzung der Sonette und erzählenden Dichtungen Shakespeares enthaltend (Berl. 1861),

und die Übersetzung der Tragödien des Sophokles (das. 1862).

Unter allen diesen Werken sind »Die Witwe des Agis« und »Demiurgos« als bisherige Hauptwerke zu bezeichnen, letzteres eine philosophische Dichtung in episch-dramatischer Form, eine Art Faustiade, rücksichtlich der Gedanken nicht ohne Verdienst, aber breit und ohne Handlung. 1865 begann J. als wandernder Rhapsode mit dem Vortrag einer Wiederherstellung der Nibelungensage: »Nibelunge«, welche (in Stabreimen abgefaßt) in zwei getrennten Teilen: »Sigfriedsage« (Frankf. 1869, 12. Aufl. 1885) und »Hildebrants Heimkehr« (7. Aufl., das. 1885),

erschien, an den verschiedensten Orten mit Beifall aufzutreten und hat seine Reisen bis nach Amerika [* 37] ausgedehnt. Seine Anschauung über die mögliche Wiederbelebung des altdeutschen Epos legte J. in den Schriften: »Das Kunstgesetz Homers und die Rhapsodik« (Frankf. 1869),



Jordanis - Joret

Bild 9.263: Jordanis - Joret
* 38 Seite 9.263.

»Der epische Vers und der Stabreim« (das. 1868) und »Epische Briefe« (das. 1876) dar. Bei glänzenden Stellen und echt epischen Vorzügen im einzelnen, welche in seinem mündlichen Vortrag lichtvoll heraustreten, machen die »Nibelunge« doch mehr den Eindruck eines interessanten poetischen Experiments als einer unmittelbaren und darum ganz lebendigen Schöpfung. Immerhin aber fand das große, konzentrierte Werk Interesse und Teilnahme und half Verständnis und Sinn für unsre germanische Vorzeit

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beleben. Außer den »Nibelunge« publizierte J. in den letzten Jahren: »Durchs Ohr«, [* 39] Lustspiel (Frankf. 1871, 5. Aufl. 1885);

»Strophen und Stäbe«, Dichtungen (das. 1872);

»Arthur Arden«, Schauspiel (das. 1872);

»Andachten«, Gedichte (das. 1877);

»Die Erfüllung des Christentums« (das. 1879);

»Sein Zwillingsbruder«, Lustspiel (das. 1883);

»Die Sebalds«, Roman (Stuttg. 1885, 2 Bde.),

sowie die Übersetzungen mehrerer Shakespeare-Stücke (für die sogen. Dingelstedtsche Ausgabe, Hildburgh. 1865 ff.) und der Homerischen Epen in HexameternOdyssee«, Frankf. 1875; »Ilias«, das. 1884).

6) Henri, namhafter Philolog, geb. 30. Sept. 1833 zu Berlin, studierte 1852-56 in Bonn [* 40] und Berlin, wirkte als Schulamtskandidat am Friedrichswerderschen Gymnasium zu Berlin, habilitierte sich Ostern 1861 daselbst, war Studien halber im Herbst 1861 bis Ostern 1863 in Italien [* 41] und wurde 1867 ordentlicher Professor der klassischen Philologie in Königsberg, wo er 10. Nov. 1886 starb. Seine Hauptwerke sind: »M. Catonis praeter librum de re rustica quae extant« (Leipz. 1860);

»Scriptores historiae Augustae« (Bd. 1, Berl. 1864; Bd. 2 von Eyssenhardt);

eine Ausgabe des Sallust (das. 1867, 2. Ausg. 1876);

»Topographie der Stadt Rom [* 42] im Altertum« (das. 1870-85, 2 Bde.);

»Forma urbis Romae« (das. 1874);

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 43 Sprache.

»Kritische Beiträge zur Geschichte der lateinischen Sprache« [* 43] (das. 1879);

»Capitol, Forum [* 44] und Sacra Via in Rom« (das. 1881);

»Marsyas [* 45] auf dem Forum in Rom« (das. 1883) u. a. Auch besorgte er die 3. Auflage von Prellers »Römischer Mythologie« (Berl. 1881).

7) Max, Kunstschriftsteller, geb. 19. Juni 1837 zu Dresden, [* 46] besuchte von 1856 an die Universitäten Jena, [* 47] Berlin, Bonn und Leipzig und veröffentlichte, anfangs dem Geschichtsstudium zugewandt, eine Monographie über Georg Podiebrad, den Böhmenkönig. Eine längere Reise 1861 nach Italien bestimmte ihn jedoch, zur Kunstgeschichte überzugehen. Er wurde 1870 Direktor des städtischen Museums in Leipzig und habilitierte sich 1872 mit »Untersuchungen über das Malerbuch des L. da Vinci« (Leipz. 1873) daselbst als Dozent an der Universität. Er gab in dieser Zeit und später Werke von Genelli, Schnorr von Carolsfeld und andern Meistern der neuern deutschen Kunst heraus, deren Popularisierung er eifrig zu fördern suchte. 1874 wurde J. Direktor der königlichen Nationalgalerie zu Berlin, 1879 Mitglied des Senats der königlichen Akademie der bildenden Künste, 1880 vortragender und Geheimer Regierungsrat im preußischen Kultusministerium. Er lieferte eine deutsche Ausgabe der »History of painting in Italy« und der »History of painting in North Italy« von Crowe und Cavalcaselle (Leipz. 1869-74, 6 Bde.) sowie des »Life of Titian« derselben Verfasser (das. 1877) und gab außer dem Katalog das »Album der Nationalgalerie« heraus.

Hannover und Umgebung

Bild 8.130a: Hannover und Umgebung
* 48 Hannover.

8) Wilhelm, Geodät, geb. 1. März 1842 zu Ellwangen, absolvierte 1863 das Ingenieurstudium am Stuttgarter Polytechnikum und beschäftigte sich bis 1865 mit Vermessungen, wurde darauf Dozent am Stuttgarter, 1868 Professor am Karlsruher Polytechnikum und 1882 an dem zu Hannover. [* 48] 1873-1874 nahm er als Geodät und Astronom an der Rohlfsschen Expedition nach der Libyschen Wüste teil. Er schrieb: »Physische Geographie und Meteorologie der Libyschen Wüste etc.« (Kassel 1876);

»Handbuch der Vermessungskunde« (2. Aufl., Stuttg. 1878, 2 Bde.);

»Barometrische Höhentafeln« (2. Aufl., das. 1886);

»Hilfstafeln für Tachymetrie« (das. 1880);

»Das deutsche Vermessungswesen« (mit K. Steppes, das. 1880, 2 Bde.);

»Grundzüge der astronomischen Zeit- und Ortsbestimmung« [* 49] (Berl. 1885) u. a. J. ist auch Herausgeber der »Zeitschrift für Vermessungswesen«.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882

Titel
Elemente zu Jordan:

[9.261] Jordan (hebr. Jarden

[9.261] Jordan 1)

Jordan,

1) Feodor Iwanowitsch, russ. Kupferstecher, geb. 1800 zu Pawlowsk, besuchte in dem benachbarten Petersburg die Akademie, wo er sich unter Utkin seinem Fach widmete und die goldne Medaille erhielt. Dann ging er zu seiner weitern Ausbildung nach Paris, wo er Schüler von Richomme war, nach London, wo er unter Abraham Raimbach lernte, und nach Rom, wo er 15 Jahre blieb und 1850 den Stich der Transfiguration nach Raffael vollendete. Unter seinen übrigen bedeutenden Stichen nennen wir: eine heil. Familie, nach Raffael; eine Pietà, nach Cigoli; andre nach russischen Malern und mehrere Porträte. Er ist Inhaber des Annenordens erster Klasse, lebt als Staatsrat und Mitglied der Akademie in Petersburg.



Joris - Jouffroy

Bild 39.293: Joris - Jouffroy
* 50 Seite 39.293.

2) Rudolf, Genremaler in Düsseldorf, geb. 4. Mai 1810 zu Berlin als Sohn des aus einer französischen Emigrantenfamilie stammenden Justizrats J., wollte anfangs die Stallmeisterkarriere ergreifen, widmete sich aber auf Wachs Veranlassung der Malerei, trat jedoch nicht in dessen Atelier, da ihm Wachs Richtung bei seiner realistischern Sinnesweise nicht zusagte. Unter den Strandbewohnern der Insel Rügen machte er 1829 seine ersten Studien, die das Bild einer Fischerfamilie zur Folge hatten, das in Besitz des Königs kam und ihn ermutigte, auf die Akademie nach Düsseldorf zu gehen, der er von 1833 bis 1840 als Schüler von Schadow und Sohn, dann bis 1848 als Mitglied der Meisterklasse angehörte. Gleich anfangs machte er das Fischer- und Lotsenleben zu seinem Hauptstudium, in das er sich auf seinen wiederholten Reisen an die Küsten

mehr

von Holland, Belgien und Frankreich mit unendlicher Liebe und in seinen Bildern von kräftigem, wirkungsvollem Kolorit mit großem Fleiß vertiefte. Überall ist er interessant und fesselnd durch einen sei es tragischen, sei es humoristischen Vorgang und treue Darstellung aller Lebensverhältnisse jener Menschenklasse. Bald nach der erwähnten Fischerfamilie von Rügen folgte 1834 der bekannte Heiratsantrag auf Helgoland, der in unzähligen Nachbildungen und Variationen verbreitet wurde (Nationalgallerie in Berlin). 1835 folgte neben den humoristischen vergessenen Stiefeln und dem Abend auf Helgoland das tragische Bild der zurückkehrenden Lotsen.

Als die bedeutendsten der dann folgenden zahlreichen Bilder verwandten Inhalts nennen wir nur: die Lotsensturmglocke (1837; 1838 wiederholt), das heitere Lotsenexamen, entstanden unter dem Einfluß von Hasenclevers Examen des Kandidaten Iobs, die Schiffswinde in der Normandie (1843, Nationalgallerie), Scene in den Dünen nach dem Sturm (1844), Weiber holen Männer zur Rettung eines gefährdeten Schiffs (1845), Rettung aus dem Schiffbruch (1848, Museum in Dresden, neuerdings in veränderter Wiederholung), die erste Lüge (1849), betende Weiber in Sturmesnot (1852), die Rückkehr des Fischers (1855), die Krankensuppe (Gallerie in Düsseldorf), Besuch am Morgen nach der Hochzeit (1861, Museum in Leipzig), holländisches Altmännerhaus und der Witwe Trost (beide 1866, Nationalgallerie), Suppentag in einem französischen Kloster (1868), Strandwache, Frauenhaus zu Amsterdam, Begräbnis des alten Seemanns, Schiffbrüchige in der Strandkneipe (1872) und 1876 das ergreifende Bild: alle Boote kehrten zurück, nur eins fehlte (Privatbesitz in Hamburg).

Vor einigen Jahren machte er eine Reise nach Italien und versuchte sich, aber mit viel geringerm Glück, auch in der Darstellung des dortigen Volkslebens. Neben allen diesen Bildern brachte er manche Aquarelle und Zeichnungen, radierte mehrere Blätter nach Robert Reinick und beteiligte sich bei den Illustrationen von Musäus' Volksmärchen. Er ist Mitglied mehrerer Kunstakademien und Inhaber des Roten Adlerordens dritter Klasse. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören Vautier, Geertz und der bereits verstorbene Albert Kindler.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Jordan,

Henri, Altertumsforscher, geb. 30. Sept. 1833 zu Berlin, aus einer zur franz. Kolonie gehörigen Familie, studierte in Bonn und Berlin, habilitierte sich daselbst und wurde 1867 Professor in Königsberg, wo er 10. Nov. 1886 starb. Seit 1861 oft wiederholte Reisen nach Italien, die anfangs hauptsächlich textkritischen Untersuchungen auf den Bibliotheken galten, regten J.s ausgezeichnete Forschungen auf dem Gebiete der röm. Religionsgeschichte und später seine umfassenden Studien über die Topographie Roms an. Er veröffentlichte u. a.: «Catonis praeter librum de re rustica quae extant» (Lpz. 1860),

«Sallusti Catilina, Jugurtha, historiarum reliquiae» (Berl. 1866; 2. Aufl. 1876),

«Topographie der Stadt Rom im Altertum» (Bd. 2, ebd. 1871; Bd. 1, Abteil. 1, 1878; Abteil. 2, 1885),

«Forma urbis Romae» (ebd. 1874),

«Kritische Beiträge zur Geschichte der lat. Sprache» (ebd. 1879),

Tempel (kunstgeschicht

Bild 15.581: Tempel (kunstgeschichtlich)
* 51 Tempel.

«Der Tempel [* 51] der Vesta und das Haus der Vestalinnen» (ebd. 1886),

und bearbeitete die 3. Aufl. von Prellers «Röm. Mythologie» (2 Bde., ebd. 1881–83).

Jordan,

Max, Kunstschriftsteller, geb. 19. Juni 1837 in Dresden, widmete sich anfänglich in Jena, Berlin, Bonn und Leipzig dem Studium der polit. Geschichte und wendete sich später dem der Kunstgeschichte zu. 1872 zum Direktor des Museums zu Leipzig berufen, habilitierte er sich gleichzeitig an der dortigen Universität für das Fach der neuern Kunstgeschichte, siedelte jedoch 1874 nach Berlin über, um die Einrichtung und Leitung der neu entstehenden Nationalgalerie zu übernehmen und die Lehrthätigkeit an der dortigen Universität fortzusetzen. 1880 trat er unter Beibehaltung dieses Amtes in das preuß. Kultusministerium als vortragender Rat für Kunstangelegenheiten, wurde Senator der Akademie der Künste daselbst und Mitglied der Landes-Kunstkommission.

Seit 1881 ist er auch Geschäftsführer der Verbindung für histor. Kunst. Außer gelegentlichen Publikationen über Genelli, Preller, Schnorr u. a. neuere deutsche Künstler sowie verschiedenen Stücken in Dohmes «Kunst und Künstler» veröffentlichte J.: «Das Königtum Georgs von Podiebrad» (Lpz. 1861),

«Das Malerbuch des Lionardo da Vinci» (ebd. 1873),

die deutschen Originalausgaben der Werke von Crowe und Cavalcaselle: «Geschichte der ital. Malerei» (6 Bde., ebd. 1869–76) und «Leben Tizians» (2 Bde., ebd. 1877),

ferner den «Beschreibenden Katalog der Nationalgalerie» (Berl. 1876; 8. Aufl. 1888),

das «Stammbuch der Nationalgalerie» (ebd. 1880) und gemeinschaftlich mit R. Dohme «Das Werk A. Menzels» (Münch. 1886–90). ^[]

Jordan,

Rudolf, Genremaler, geb. 4. Mai 1810 zu Berlin, war ein Schüler Wachs. Nachdem er schon mit dem Erstlingswerk: Das Innere einer Lotsenhütte (1831; im Besitz des Deutschen Kaisers) Erfolg gehabt hatte, setzte er seine Kunststudien 1833 zu Düsseldorf unter der Leitung von Schadow und Sohn fort. 1834 trat er mit seinem Heiratsantrag auf Helgoland (Berlin, Nationalgalerie) hervor, welchem Die Trauerbotschaft der Lotsen (1836), Das Sturmläuten auf Helgoland (1838), Das Lotsenexamen (1842), Bootswinde in der Normandie (1843; Berliner Nationalgalerie), Schiffbruch an der normänn.

Breslau

Bild 3.403a: Breslau
* 52 Breslau.

Küste (1848; Dresdener Galerie), Die betenden Waisen beim Sturm (1852), Der Tod des Lotsen (1856; Berliner Nationalgalerie), Die Krankensuppe und Die Zeit des ersten Kindes (1862; Kunsthalle in Düsseldorf), Der erste Besuch am Morgen nach der Hochzeit (1861; im städtischen Museum zu Leipzig), Das holländ. Altmännerhaus und Der Witwe Trost (beide 1866; in der Berliner Nationalgalerie) folgten. Er hatte hierzu die Küsten der Nord- und Ostsee wiederholt bereist und selten zu einem binnenländischen Motiv, wie Der Suppentag in einem franz. Kloster (1868; im städtischen Museum zu Leipzig) oder Die gefallene Tochter (Museum in Breslau), [* 52] gegriffen.

Von seinen spätern Werken erheben sich noch einzelne zu gleicher Höhe wie die frühern, so Die Schiffbrüchigen in der Strandkneipe (1872), Alle Boote kehren zurück, nur eins nicht (1876) und Die holländ. Strandkneipe (1884). Aus einer Studienreise nach Italien (1877 und 1878) entsprangen geringe Bilder, wie Der Milchladen, Die Römische [* 53] Osteria, Die Bettlerin u. s. w. Eine größere Anzahl von Aquarellen, Radierungen und Illustrationen haben auch dazu beigetragen, J. den besten deutschen Genremalern anzureihen. Er war bis zu seinem Tode, 25. März 1887, Professor an der Akademie zu Düsseldorf.

Jordan,

Sylvester, Jurist und Staatsmann, geb. 30. Dez. 1782 zu Omes, einem Weiler bei Innsbruck, studierte in Landshut die Rechte, war dann Hauslehrer in Wien, [* 54] hierauf kurze Zeit beim Landgericht zu Rosenheim in Bayern angestellt. Später war er Sachwalter in Landshut und München, habilitierte sich 1821 in Heidelberg und folgte im September desselben Jahres einem Rufe als außerord. Professor der Rechte nach Marburg, wo er 1822 ord. Professor wurde. Im Okt. 1830 als Vertreter der Universität in die kurhess. Ständeversammlung gewählt, nahm er Anteil an der Entwerfung der Verfassung von 1831 und übte auch auf die Verhandlungen des ersten konstitutionellen Landtags entscheidenden Einfluß.



Jordan (Wilh.) - Jörg

Bild 59.960: Jordan (Wilh.) - Jörg (Joh. Christian Gottfr.)
* 55 Seite 59.960.

Dadurch zog er sich aber das Mißfallen der Regierung zu, und als ihn nach Auflösung des Landtags die Universität wieder zu ihrem Vertreter wählte, gab ihm das Ministerium keinen Urlaub. Der Beschluß der Ständeversammlung, daß dem Eintritt J.s nichts im Wege stehe, war der Anlaß zu ihrer Auflösung (18. März 1833). Im Juni 1839 wurde J. plötzlich in Untersuchung genommen, vom Amte suspendiert und ins Gefängnis gesetzt, weil er in die hochverräterischen Verbindungen von 1832 und 1833 verflochten sein sollte. Die ungewöhnlich lange Dauer seines Prozesses und die endliche Verurteilung in erster Instanz (1843)

mehr

zu Kassation und fünfjähriger Festungsstrafe machten den Prozeß berühmt. Im Mai 1845 ward er gegen Kaution zunächst aus dem Gefängnis entlassen und im Okt. 1845 in oberster Instanz freigesprochen. 1848 nahm J. teil an dem Frankfurter Vorparlament und ward mit dem Titel eines Geh. Legationsrats als Bevollmächtigter Kurhessens an den Bundestag gesandt. Auch saß er als Abgeordneter eines kurhess. Wahlbezirks in der Deutschen Nationalversammlung, wo er im gemäßigten Sinne zu wirken suchte. Später lebte J. zu Frankfurt, dann zurückgezogen in Cassel, wo er 15. April 1861 starb.

Vgl.   außer seiner «Selbstverteidigung in der wider ihn geführten Kriminaluntersuchung» (Mannh. 1844) die drei Verteidigungsschriften J.s von A. Boden (Frankf. 1843–44).

Ferner schrieb er: «Versuche über allgemeines Staatsrecht» (Marburg 1828) und «Lehrbuch des allgemeinen und deutschen Staatsrechts» (Abteil. 1, Cass. 1831). –

Vgl.   Trinks und Julius, S. J.s Leben und Leiden (Lpz. 1845).

Jordan,

Ost- und Westpreußen

Bild 12.541a: Ost- und Westpreußen
* 56 Ostpreußen.

Wilh., Dichter und Ästhetiker, geb. 8. Febr. 1819 zu Insterburg in Ostpreußen, [* 56] studierte 1838–42 in Königsberg und widmete sich erst in Berlin, seit 1844 in Leipzig der schriftstellerischen Thätigkeit. Wie seine ersten poet. Arbeiten, darunter «Irdische Phantasien» (Königsb. 1842) und «Schaum» (Lpz. 1846),

bekunden, huldigte er dem ostpreuß. Liberalismus und der junghegelschen Philosophie. Gründliche Studien verrät seine «Geschichte der Insel Haïti» (2 Bde., Lpz. 1846–49). In seiner Monatsschrift «Die begriffene Welt» (ebd. 1844–45) suchte er als einer der ersten die volkstümliche Darstellung der Naturwissenschaften in die Unterhaltungslitteratur einzuführen. Im Herbst 1846 wegen eines angeblich atheistischen Toastes aus Leipzig und Sachsen verwiesen, wandte sich J. zunächst nach Bremen, im Frühjahr 1848 nach Paris und dann nach Berlin, wo ihn der oberbarnimsche Kreis [* 57] in die Deutsche [* 58] Nationalversammlung wählte.

Hier gehörte er erst zur Linken, bis seine Rede zur Posener Frage den Bruch mit ihr herbeiführte und er sich der Gagernschen Partei anschloß. Schon im Mai 1848 war er in den Flottenausschuß und von diesem zum Sekretär erwählt worden. Im Herbst 1848 berief ihn hierauf Duckwitz als Marinerat in das Reichsministerium des Handels. Vom Reichsverweser durch definitives Patent als Ministerialrat bestätigt, blieb J. in dieser Stellung bis zur Auflösung der deutschen Flotte. Von der Bundesversammlung pensioniert, lebt er seitdem zu Frankfurt a. M.

J.s erste größere poet. Arbeit ist «Demiurgos. Ein Mysterium» (3 Bde., Lpz. 1852–54),

eine umfängliche, episch-dramatisch-metaphysische Dichtung voll tiefer Gedanken. Von seinen dramat. Arbeiten sind die Tragödie «Die Witwe des Agis» (Frankf. 1858),

sowie die Schauspiele " Der falsche Fürst» (1856),

«Graf Dronte» (1856),

«Arthur Arden» (Frankf. 1872) und «Liebe, was du lieben darfst» (ebd. 1892) zu nennen; seine liebenswürdigen und geistreichen Lustspiele «Die Liebesleugner» (ebd. 1855),

«Tausch enttäuscht» (ebd. 1856; 2. Aufl. 1884) und namentlich «Durchs Ohr» (1885; 6. Aufl. 1889) haben nachhaltige Bühnenerfolge gehabt. Übertragungen lieferte J. von Sophokles (2 Bde., Berl. 1862),

von den «Gedichten» Shakespeares (ebd. 1861) und mehrern Schauspielen desselben: «Macbeth», «König Lear», «Richard Ⅲ.», «Romeo und Julie», «Othello», «Cymbeline» (Hildburgh. 1865 fg.),

von der «Odyssee» (Frankf. 1875; 2. Aufl. 1889),

der «Ilias» (ebd. 1881; 2. Aufl. 1892) und der «Edda» (2. Aufl., ebd. 1890). Sein Hauptwerk aber ist das Doppel-Epos «Die Nibelunge» (erstes Lied: «Sigfridsage», Frankf. 1868; 13. Aufl. 1889; zweites Lied: «Hildebrants Heimkehr», ebd. 1874; 9. Aufl. 1891), ein Meisterstück epischer Komposition und sprachlicher Formung. J. hat diese in allitterierenden Stabreimen abgefaßte Dichtung schon mehrere Jahre vor ihrem Erscheinen als reisender Rhapsode mit großem Erfolg in der Alten und der Neuen Welt frei vorgetragen. Der Geschichte und Technik des Epos gewidmet sind seine Schriften: «Der epische Vers der Germanen und sein Stabreim» (Frankf. 1868),

«Das Kunstgesetz Homers und die Rhapsodik» (ebd. 1869),

«Epische Briefe» (ebd. 1876). Ferner sind zu nennen: die Gedichte «Andachten» (ebd. 1877),

«Erfüllung des Christentums» (ebd. 1879),

«Strophen und Stäbe», eine Sammlung kleinerer Gedichte (ebd. 1871);

die Romane «Die Sebalds» (2 Bde., Stuttg. 1885; 2. Aufl. 1886) und «Zwei Wiegen» (2 Bde., Berl. 1887; 7. Tausend 1891),

die Novelle «Feli Dora» (Frankf. 1890),

«Episteln und Vorträge» (ebd. 1891),

eine poet. Streitschrift gegen die Naturalisten «Deutsche Hiebe» (ebd. 1891) und «Letzte Lieder» (ebd. 1892).

Vgl.   Schiffner, W. J. (Frankf. 1889).

Jordan,

Württemberg und Hohenz

Bild 16.772a: Württemberg und Hohenzollern
* 59 Württemberg.

Wilh., Geodät, geb. 1. März 1842 zu Ellwangen in Württemberg, [* 59] studierte an der Polytechnischen Schule zu Stuttgart [* 60] und wurde 1868 Professor der Geodäsie am Polytechnikum zu Karlsruhe. [* 61] 1873–74 nahm er teil an der Expedition von Gerhard Rohlfs in die Libysche Wüste. 1881 wurde er Professor an der Technischen Hochschule zu Hannover. Er schrieb u. a.: «Physische Geographie und Meteorologie der Libyschen Wüste» (Cass. 1876);

«Handbuch der Vermessungskunde» (4. Aufl., Stuttg. 1893 fg.),

«Das deutsche Vermessungswesen» (mit Steppes, ebd. 1880);

«Grundzüge der astron. Zeit- und Ortsbestimmung» (Berl. 1885);

außerdem zahlreiche Aufsätze in der «Zeitschrift für Vermessungswesen», deren fachwissenschaftlicher Redacteur er seit 1873 ist.