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Trient | eLexikon | Geographie - Oesterreich-Ungarn - Bezirkshauptmannschaften

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Trieb - Trient

Bild 15.836: Trieb - Trient
Seite 15.836.
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9 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Trient# (spr. triang), linksseitiger Nebenfluß des Rhône in der Schweiz, entspringt aus dem Glacier / 44
Triént# (ital. Trento, lat. Tridentum), Stadt (mit selbständiger Gemeindeverwaltung) in Welschtirol, / 467
TRIENT# (Kt. Wallis, Bez. Martinach). Gem. im Einzugsgebiet und Thal des Wildbaches Trient westl. vom / 247
TRIENT _2# (COL DU) (Kt. Wallis, Bez. Martinach). Etwa 3008 m. So heisst die Stelle im mächtigen obersten / 181
TRIENT _3# (GLACIER DU) (Kt. Wallis, Bez. Martinach). 3300-1710 m. Im Ganzen 5,2 km langes Eisfeld, dessen / 799
TRIENT _4# (GORGES DU) (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice und Martinach). 460 m. Engpass des Thales von Salvan / 171
TRIENT _5# (LE) (Kt. Wallis, Bez. Martinach und Saint Maurice). 1693-454 m. 17 km langer Wildbach und linksseit / 445
TRIENT _6# (PLATEAU DU) (Kt. Wallis, Bez. Martinach). Grossartiges Firnfeld des Trientgletschers. S. den / 19
Trientital. Trento. 1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt T., in Tirol, hat 956,53 qkm und (1890 / 994

Seite 15.836

Trient

3 Seiten, 3'369 Wörter, 22'616 Zeichen

Geographie — Oesterreich-Ungarn — Bezirkshauptmannschaften

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Trient

Triebfedern - Trient

Bild 65.988: Triebfedern - Trient
* 2 Trient.

[* 2] (spr. triang), linksseitiger Nebenfluß des Rhône in der Schweiz, [* 3] entspringt aus dem Glacier du Trient und gelangt, durch die Eau Noire verstärkt, aus seinem Alpenthal durch eine tiefe, schauerliche Schlucht (Gorge du Trient) von 2 km Länge bei Vernayaz in das Rhônethal hinaus.

Triént

(ital. Trento, lat. Tridentum), Stadt (mit selbständiger Gemeindeverwaltung) in Welschtirol, 190 m ü. M., links an der schiffbaren Etsch, in welche hier die Fersina mündet, und an der Südbahnlinie Kufstein-Ala, Sitz eines Fürstbischofs, eines Domkapitels, einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts, hat zwei Vorstädte (San Martino und Santa Croce), spärliche Reste der alten hohen Stadtmauern (der Sage nach aus der Gotenzeit) mit zwei angeblich von den Römern erbauten Türmen, gut gepflasterte Straßen und ganz im italienischen Stil erbaute Häuser.

In den letzten Jahren ist Triént durch Anlage von Außenforts zu einer Lagerfestung geworden. Die ansehnlichsten Plätze sind die Piazza del Duomo mit dem Neptunsbrunnen und die Piazza d'Armi. Unter den 15 Kirchen ragen hervor: der Dom, eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit zwei Kuppeln (im 13. Jahrh. begonnen, im 15. vollendet);

die Kirche Santa Maria Maggiore, aus rotem Marmor erbaut, mit den Bildnissen der Kirchenfürsten, welche dem in dieser Kirche abgehaltenen Konzil (s. unten) beiwohnten;

die Peterskirche mit einer Kapelle des heil. Simon von Triént, der als dritthalbjähriger Knabe 1472 angeblich von den Juden ermordet wurde;

die Jesuiten-, jetzt Seminarialkirche;

Säule, galvanische - S

Bild 14.352: Säule, galvanische - Saupilz
* 4 Säulen.

die Kirche dell' Annunziata mit hoher, von vier Säulen [* 4] getragener Kuppel und die Martinskirche.

Andre ansehnliche Gebäude sind: das Renaissanceschloß Buon Consiglio (einst Residenz der Fürstbischöfe, jetzt Kastell) mit vielen Fresken, das Rathaus, der Justizpalast, das Theater, [* 5] mehrere Privatpaläste und das große Waisenhaus. Die Stadt hat ein Franziskaner- und Kapuzinerkloster, 3 Nonnenklöster, ein Klerikalseminar mit theologischer Diözesanlehranstalt, ein Obergymnasium, ein bischöfliches Privatgymnasium, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Fachschule für Steinbearbeitung, eine Handelsschule, ein Musiklyceum, ein bischöfliches Taubstummeninstitut, ein städtisches Museum, eine Volksbibliothek, verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten, eine Volksbank, Pfandleihanstalt, Sparkasse und (1880) 19,585 Einw. Die Industrie wird durch zahlreiche Seidenfilanden, eine Seidenspinnerei, Glockengießerei, Töpferwaren- und Konfitürenfabrikation etc. vertreten. Der Handel ist lebhaft. In der Umgebung große Brüche roten Marmors, Obst- und Weinbau. Auf dem rechten Etschufer liegt der befestigte Felshügel Dos di Trento (289 m), auf dem einst das Römerkastell Verruca stand. - Im Altertum war Triént römische Kolonie. Im 4. Jahrh. wurde es Bischofsitz und um 574 Residenz eines langobardischen Herzogs.

Bekannt ist es durch Secundus von Triént (gest. 604), der eine Geschichte der Langobarden geschrieben hat, die leider verloren ist. Unter Karl d. Gr. kam es an das fränkische Reich und unter Otto I. mit Italien [* 6] an Deutschland. [* 7] König Konrad II. belehnte 1027 den Bischof von Triént mit der fürstlichen Würde und weltlichen Herrschaft über die Stadt. Das Konzil von 1545 bis 1563 (s. Tridentinisches Konzil) gab letzterer eine welthistorische Bedeutung. 1803 wurde das Hochstift säkularisiert und den österreichischen Landen einverleibt. 1805 fiel es an Bayern [* 8] und, nach den Kämpfen von 1809 im Angesicht der Stadt, an das Königreich Italien. 1813 kam es wieder an Österreich. [* 9]

Vgl.   Barbacovi, Memorie storiche della città e del territorio di Trento (Trient 1808);

Ambrosi, Trento e suoi circondario (das. 1881);

Öribauer, Führer für Triént-Arco etc. (Reichenberg [* 10] 1884).

Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902

Titel
Elemente zu TRIENT:

[15.836] Trient (spr. triang)

[15.836] Triént (ital. Trento

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Trient (Pfarrweiler Gillot) mit der Pointe d'Orny.

Trient

(Kt. Wallis, Bez. Martinach). Gem. im Einzugsgebiet und Thal des Wildbaches Trient westl. vom Col de la Forclaz (1523 m). Die durch einen Grossratsbeschluss vom 30. November 1899 geschaffene Gemeinde Trient bildete bis dahin einen Abschnitt der Gemeinde Martinach-Combe. Im W. grenzt sie von der Grande Fourche (3616 m) bis zur Eau Noire (1722 m) an Frankreich. Sitz der Gemeindebehörden ist der Weiler Gillot oder Dzîlo (1293 m), wo sich auch die Pfarrkirche befindet.

Die Gemeinde zerfällt in die beiden Abschnitte 1) Les Jeurs mit den Häusergruppen Le Creton, L'Itroz, Les Jeurs und Le Tâque und 2) La Forclaz mit Le Bessy, Gillot, Le Peuty, Le Planet und Le Tissot. Zusammen: 84 Häuser, 329 kathol. Ew. Postablage und Telegraph in Gillot. Station Le Châtelard-Trient der Linie Martinach-Châtelard-Chamonix. Wiesenbau und Viehzucht. Gillot hat sich zur gut besuchten Fremdenstation entwickelt und zählt 4 Gasthöfe; zwei Hotels in La Forclaz und eines an der Tête Noire.

Die Gemeinde wird von der Strasse von Martinach über den Pass von La Forclaz und die Tête Noire nach Chamonix durchzogen. Von Gillot aus zweigt der Fussweg über den Col de Balme ab; weiter unten führt ein Fussweg dem rechten Ufer des Trient entlang über Planajeur und Gueuroz nach Vernayaz im Rhonethal und ein anderer von unterhalb der Tête Noire links vom Trient nach Finhaut und Salvan. Die Pfarrei Trient datiert aus 1893, in welchem Jahr die gegenwärtige Kirche an der Stelle einer seit dem Jahr 1286 hier befindlichen kleinen Kapelle erstellt wurde.

Trient

(Col du) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).

Etwa 3008 m. So heisst die Stelle im mächtigen obersten Eisabsturz des Trientgletschers, über welche man am bequemsten zum Firnfeld des sog. Plateau du Trient hinaufgelangen kann.

Der Col du Trient befindet sich am untern NO.-Ende des Firnfeldes, nahe dem Felsfuss der Petite Pointe d'Orny (3192 m) und in der Nachbarschaft der Fenêtre du Chamois.

Aufstieg vom Col de la Forclaz bis zur Oberkante des Eisfalles in 4½ Stunden und Uebergang von da über den Col d'Orny und die Cabane Dupuis zur Ornyhütte in 1 Stunde.

Der erste Aufstieg glückte dem Alpinisten E. Javelle am 30. März 1872, nachdem er den Uebergang schon zweimal ohne Erfolg zu bezwingen gesucht hatte.

Heute wird der Pass, der auf der Siegfriedkarte unbenannt ist, ziemlich häufig begangen, obwohl der Bergschrund zeitweise bedeutende Schwierigkeiten machen kann. Er dient als Uebergang von Trient oder La Forclaz aufs Plateau du Trient und nach den Hütten von Orny.

Vergl. Kurz, Louis, et Eug. Colomb. La partie suisse de la chaîne du Mont Blanc;

itinéraire du C. A. S. pour 1900/01. Neuchâtel 1900.

Titel
Elemente zu TRIENT:

[15.836] Trient (spr. triang)

[15.836] Triént (ital. Trento

Trient

(Glacier du) (Kt. Wallis, Bez. Martinach). 3300-1710 m. Im Ganzen 5,2 km langes Eisfeld, dessen Zunge durchschnittlich 700 m breit ist und dessen Firnfeld, das kreisförmige sog. Plateau du Trient, einen mittlern Durchmesser von 2,2 km hat. Es zerfällt in zwei gut voneinander getrennte Abschnitte, den eigentlichen Gletscher und das Firnfeld.



Trient (Gorges du) - T

Bild 46.190: Trient (Gorges du) - Trient (Le)
* 11 Seite 46.190.

1) Der Glacier du Trient bildet einen steil geneigten und daher auch stark zerklüfteten Thalgletscher, der sich gegen die Gemeinde Trient hinunter senkt und dem der Wildbach Trient entströmt. Sein oberes Ende liegt in rund 3000 m zwischen der Petite Pointe d'Orny (3192 m) und dem der Aiguille du Tour (3548 m) vorgelagerten Pissoir (3300 m). Von da an senkt sich der Gletscher in einer engen Rinne bis etwa zu der Stelle, die von der Pointe de Proz Zon (2706 m) einerseits und von der Pointe du Midi (2659 m) andrerseits beherrscht wird. Uebergänge in die Vallée d'Arpette sind die Fenêtre du Chamois (2992 m), der Col des Écandies (2802 m) und der Col d'Arpette (2671 m);

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Tête Noire und Trientgletscher, von Finhaut her gesehen.

aufs Plateau du Trient hinauf führt die Eisscharte des Col du Trient (etwa 3008 m). Am Ende der Gletscherzunge hat man schon zu wiederholten Malen Eis gebrochen, zu welchem Zweck die Eisblöcke durch eine aus Baumstämmen gefügte «Riese» nach dem Lagerplatz von L'Ourtie (1592 m) hinunter geschlittet wurden, um von da über den Pass von La Forclaz nach dem Bahnhof in Martinach spediert zu werden. Heute (1908) ruht diese Unternehmung. Der erste Aufstieg über den obersten Eisfall durch die Lücke des sog. Col du Trient ist dem Alpinisten E. Javelle nach zwei vergeblichen Versuchen am 30. März 1872 gelungen. Der Eisfall selbst scheint bis heute einzig von zwei englischen Alpinisten überwunden worden zu sein.

2) Das vom Trientgletscher durch einen grossartigen Eisfall und die Lücke des Col du Trient getrennte Plateau du Trient hat seinen untern Rand in rund 3000 m und bildet das zentrale Eisfeld und den am meisten charakteristischen Abschnitt des ganzen Trientmassives. Es wird vom ersten Pionier dieses Gebietes, dem unternehmenden Émile Javelle in seinen Souvenirs d'un Alpiniste wie folgt beschrieben: «Le névé supérieur du Trient est probablement unique dans les Alpes, sinon comme étendue et beauté, du moins comme caractère. C'est le bassin parfait, idéal, tranquille, à peine incliné, déroulant par vastes et insensibles ondulations sa nappe immense. Il y a des esplanades de névés encore plus vastes, des cirques plus grandioses; mais nulle part on ne verra cet immense lac de neige qui repose silencieux, entouré de nobles aiguilles d'un granit doré, fières par la hardiesse de leur coupe, mais ne le dominant pas assez cependant pour diminuer l'effet de sa vaste et calme étendue. Au milieu du jour, par le grand soleil, ces neiges semblent dormir comme accablées sous une éblouissante lumière, tandis que tout autour les grandes aiguilles bronzées lèvent leurs pointes ruinées vers le ciel, sévères et immobiles c'est le calme de la mort et la grandeur fantastique de ces paysages lunaires que le télescope nous montre se profilant avec éclat sur le fond noir du ciel. Sauf les Aiguilles du Chardonnet et d'Argentière, encore très voisines, qu'on voit surgir par une échappée, celles qui forment ceinture autour du plateau ne laissent rien voir au delà. De tout le reste de la chaîne du Mont Blanc on ne voit pas paraître une seule pointe; c'est comme si elle n'existait pas et que cet éblouissant plateau, entouré par un cercle d'aiguilles d'or, fût le faîte des Alpes, la couronne du monde.» Zugänglich ist dieser mächtige Firnkessel hauptsächlich von der Cabane Dupuis (3110 m) her in wenigen Minuten, von der Ornyhütte aus in 1½ Stunden und vom Pass von La Forclaz her über den Col du Trient in ½ Stunden.

Uebergänge: nach dem Ornygletscher über den Col d'Orny (3122 m), nach der Vallée d'Arpette über die Fenêtre du Chamois (2992 m), nach dem Glacier des Grands über den Col des Pissoirs (oder Col des Pesseux; 3150 m), nach dem Glacier du Tour über den Col du Tour (3287 m) und den Col Blanc (3410 m), nach dem Saleinazgletscher über die Fenêtre de Saleinaz. (3267 m), nach dem Glacier des Plines über den Col Droit (3297 m), die beiden Cols des Plines (3246 m) und den Col des Ravines Rousses (3173 m). Die das Firnfeld umrahmenden Felsnadeln und Felstürme, auf welche Javelle anspielt, sind: die verschiedenen Aiguilles Dorées (3523 und 3513 m etc.), die Grande Fourche (3616 m) und die Petite Fourche (3520 m), die Aiguilles du Tour (3485 und 3548 m), die Aiguille des Pissoirs (oder Aiguille des Pesseux; 3442 m), die Pissoirs oder Pesseux (3311 oder 3181 m), die Petite Pointe d'Orny (3192 m) und endlich die Pointe d'Orny (3277 m), von der aus das ganze Eis- und Felsrevier des Plateau du Trient und seiner Umrahmung am schönsten überblickt werden kann.

vergrössern: In den Gorges du Trient.
In den Gorges du Trient.

Trient

(Gorges du) (Kt. Wallis, Bez. Saint Maurice und Martinach).

460 m. Engpass des Thales von Salvan und tiefe Erosionsschlucht des Trientflusses zwischen den beiden Felsterrassen von Gueuroz rechts und des Plan du Jeur links.

Die Höhe der senkrecht abfallenden Felswände beträgt unter Gueuroz bis zu 200 m, unter der Terrasse von Salvan dagegen bis zu 300 m. Diese Schlucht ist nicht mit den ebenfalls vom Trient gebildeten Schluchten (Gorges Mystérieuses) unter der Tête Noire und oberhalb der Einmündung der Eau Noire zu verwechseln.

Sie ist seit 1860 durch längs den Wänden entlang laufenden Gallerien zugänglich gemacht.

Schöne Stromschnellen und Kaskaden, sowie prachtvolle Riesentöpfe und andre vom wirbelnden Wasser ausgehölte Erosionsformen.

Deren bekannteste bildet die sog. «Église», wo ein Pistolenschuss genügt, um lang anhaltendes, mächtiges Donnerrollen hervorzurufen.

Die Schlucht ist nur selten über 2-3 m breit und wird auf eine Länge von etwa 700 m von den Gallerien durchzogen. An der Schwelle dieses nach unten allmählig sich erweiternden Engpasses liegt links vom Wildbach und schon in der Rhoneebene das Dorf Vernayaz.

Trient

(Le) (Kt. Wallis, Bez. Martinach und Saint Maurice). 1693-454 m. 17 km langer Wildbach und linksseitiger Zufluss der Rhone. Entspringt 4 km ssö. vom Pfarrweiler Gillot (Gem. Trient) dem Trientgletscher und nimmt kurz nachher bei den Hütten von Plan Foyer oder Plan des Cercles von links die Jorneretta auf, die die Schmelzwasser des Glacier des Grands sammelt. Der Trient wendet sich zunächst nach NNO. durch den grünen Thalboden mit den Weiler Peuti, Le Planet und Gillot (Trient) und erhält auf dieser Strecke verschiedene Wildwasser, als deren bedeutendstes der vom Col de Balme herabkommende Nant Noir genannt sein mag.

Nachdem er den Passübergang über die Forclaz und die einst wie der Pass von einem Arm des diluvialen Trientgletschers überflutete Combe von Martinach rechts liegen gelassen, tritt der Trient unter dem Felsen der Tête Noire in ein erstes Schluchtensystem, die sog. «Gorges Mystérieuses» (vergl. den Art. Tête Noire),



Trient (Plateau du) -

Bild 46.191: Trient (Plateau du) - Trientmassiv
* 12 Seite 46.191.

wo ein zwischen den sich nähernden Wänden eingeklemmter Felsblock eine Naturbrücke, «Pont Mystérieux» genannt, bildet. Von der oben hinführenden Strasse der Tête Noire (Martinach-Chamonix) zweigt nahe dem Hotel ein Fussweg ab, der in wenigen Minuten zur Schlucht hinunterleitet. Unterhalb dieser letztern vereinigt sich der Trient von rechts mit der Eau Noire, der er seinen eigenen Namen gibt, obwohl er geographisch nur als deren Nebenader aufzufassen ist. Das so gebildete Wildwasser schneidet sich zwischen den die Terrassen von Finhaut, Litro und Plan du Jeur tragenden Felsen ein, bildet dann zwischen

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der Barme und dem Gipfel der Arpille einen kleinen Thalboden und tritt nun unterhalb des Weilers Le Trétien (oder Le Triquent) allmählig in die immer grossartiger sich gestaltende Mündungsschlucht ein, an deren oberm Eingang von links her in 710 m noch der aus dem Val d'Emaney kommende wasserreiche, Triège mündet. Von diesem Punkt an rauscht der Wildbach bis zu seinem Eintritt in die berühmten Gorges du Trient auf eine Strecke von nahezu 4 km durch den Engpass zwischen den Steilabfällen der Forêt Brûlée (Jeur Bourlâye) zur Rechten und den senkrechten Wänden zur Linken, die die üppig grüne Terrasse von Salvan tragen. Es folgen die zwischen 200-350 m hohen Felswänden eingeschnittenen Gorges du Trient, die eine Länge von 1,5 km haben und sich auf das Dorf Vernayaz öffnen, von wo der Trient in raschem Lauf der Rhone zueilt, um sich 4 km nö. Vernayaz mit ihr zu vereinigen. Einzugsgebiet des Trient oberhalb der Mündung der Eau Noire: 32,075 km2; gesamtes Einzugsgebiet: 155,77 km2. Davon entfallen 31,7% auf Fels und Schutt, 21% auf Wald, 10% auf Eis und Firn und 37,3% auf Kulturland. Die minimale Wassermenge beträgt 0,65 m3 per Sekunde. Vom Austritt aus der Mündungsschlucht bis zur Rhone ist der Trient kanalisiert und der industriellen Tätigkeit dienstbar gemacht. 1298: Trions.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Titel
Elemente zu Trient:

[15.836] Trient (spr. triang)

[15.836] Triént (ital. Trento

Trient,

[* 2] ital. Trento.

Tirol

Bild 15.720a: Tirol
* 13 Tirol.

1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt in Tirol, [* 13] hat 956,53 qkm und (1890) 83 751 (41 501 männl., 42 250 weibl.) meist ital. E. in 96 Gemeinden mit 200 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Cembra, Civezzano, Lavis, Mezzolombardo, Pergine, Trient und Vezzano (s. Karte: Tirol und Vorarlberg). - 2) Stadt mit eigenem Statut, Hauptstadt von Welschtirol und Festung, [* 14] die größte und früher bevölkertste Stadt in Tirol, am linken Ufer der schiffbaren Etsch, an den Linien Kufstein-Ala (Brennerbahn) der Österr.

Südbahn und Trient-Tezze (78 km; Valsuganabahn), in einem fruchtbaren Thale, umgeben von hohen Kalkgebirgen, hat mit den Vororten (1890) 21 486 ital. E., darunter 2339 Deutsche, [* 15] in Garnison 1 Bataillon des 28. Infanterieregiments, 2 Bataillone Tiroler Kaiserjäger, 1 Batteriedivision Gebirgsartillerie und das 1. Festungsartilleriebataillon. Die Stadt ist Sitz einer Statthaltereiabteilung für Welschtirol, der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, Bezirksgerichts (82,30 qkm, 12 536 ital. (5.), einer Geniedirektion, der 16. Infanteriebrigade und eines Festungskommandos, eines Fürstbischofs mit Domkapitel und zeigt ausschließlich ital. Bauart.

Rom

Bild 13.903a: Rom
* 16 Rom.

Unter den Plätzen zeichnet sich aus der Domplatz oder Piazza Grande mit dem Stadtturm (35 m) und Neptunbrunnen und der Danteplatz mit dem Standbild Dantes (von Zocchi, 1896). Unter den 13 Kirchen ragt hervor der Dom in byzant. Stil mit drei Schiffen, ganz aus Marmor, 1048 gegründet, in seiner jetzigen Gestalt 1212 begonnen, Anfang des 15. Jahrh. vollendet und neuerdings restauriert, mit Hochaltar aus afrik. Marmor, einer Nachahmung des Hochaltars in der Peterskirche zu Rom, [* 16] errichtet infolge eines Gelübdes der Gemeinde bei der Belagerung 1703 durch den franz. Marschall Vendôme; ferner mit der Kapelle des Crucifixes und der Grabstätte des Kardinals Bernh. von Clesio.

In der Sakristei der silberne Sarg des heil. Vigilius und die sieben berühmten Hautelissen, ehemals im Kastell Buon Consiglio befindlich. Die Kirche Sta. Maria Maggiore aus braunrotem Marmor in ital. Stil des 15. Jahrh., mit Glockenturm und großer Orgel, ist dadurch merkwürdig, weil hier in der dritten Konzilsperiode vom 18. Jan. 1562 bis 4. Dez. 1563 die Kongregationssitzungen des Tridentinischen Konzils (s. d.) abgehalten worden sind. Im Chor links vom Hochaltar ein großes Ölgemälde, eine Konzilssitzung darstellend, mit den Porträten der Mitglieder des Konzils (7 Kardinäle, 3 Patriarchen, 33 Erzbischöfe und 235 Bischöfe); ähnliche Bilder auch in der Sakristei des Doms und im Saale des Municipiums.

In der Kirche die große Cantoria aus carrarischem Marmor, sowie ein großes Altarbild von Buonvicino, genannt il Moretto, die vier großen Kirchenlehrer darstellend. Ferner die Kirche San Pietro mit neuer got. Façade (1850); die Kirche der Jesuiten, jetzt Seminarkirche; die Kirche della Annunziata, deren Kuppel von vier ungeheuern Säulen von rosenrotem Marmor aus einem Stück getragen wird, und die Kirche des ehemaligen Augustinerklosters San Marco, worin deutscher Gottesdienst gehalten wird, das Theater, Rathaus und das Kastell (Castello buon Consiglio) nächst dem Thore Acquila am Exerzierplatz (Piazza d'armi), einst Sitz der Fürstbischöfe, jetzt Kaserne, mit Überresten wertvoller Fresken.

Turma - Turmalin

Bild 66.8: Turma - Turmalin
* 17 Turm.

Bei dem Kastell der sog. Augustusturm, welcher römischen, sowie in der Nähe der grüne Turm, [* 17] welcher etrusk. Ursprungs sein soll; die Paläste Zambelli (von dem Augsburger Georg Fugger 1581 erbaut) und Tabarelli (jetzt Salvadori) von Bramante d'Urbino, die von kannelierten weißen Marmorsäulen gebildeten Arkaden im Gottesacker, sowie der vom Bischof Vanga 1208-19 am alten Etschflußbette erbaute Vangaturm. Herrliche Freskogemälde zeigt die Facade des Hauses des Grafen Kloz (jetzt Ferrari) zu San Marco, sowie das Kastell. Im Hause des Baron Val. Salvadori in Via Lunga Bildnisse von der Hand [* 18] Tizians, Morones und van Dycks, in der Bürgerbibliothek die Münz- und Antikensammlung Giovanellis und die Büchersammlung Mazettis, beide vorzugsweise auf Welschtirol bezüglich.

[* 2] ^[Abb.]

Unterrichtsanstalten. Ein fürstbischöfl. Seminar mit vollständigem theol. Studium, ital. Staats-Obergymnasium mit deutschen Parallelklassen, bischöfl. Privatgymnasium, Lehrerinnenbildungsanstalt, Handelsschule, Fachschule für Stein- und Holzbearbeitung, [* 19] sämtlich mit ital. Umgangssprache, ein Taubstummeninstitut, fünf Klöster und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten. Die Industrie erstreckt sich auf Seidenfabrikation, Salamifabriken (Veroneser Salami), ferner Spielkarten- und Geschirrfabriken, Gerbereien und Färbereien, Tuchfabrik, Weinfabrikation, große Branntwein- und Konfitürenfabriken, die viel Absatz nach Oberitalien [* 20] und Bayern haben, Möbeltischlereien, Marmor- und Gipsbrüche, sehr bedeutenden Weinbau und Transithandel.



Trienter Konzil - Trie

Bild 65.989: Trienter Konzil - Trier
* 21 Seite 65.989.

Die Festung Trient hat keine Stadtumwallung, nur der dominierende isolierte Fels Doß Trento am rechten Etschufer ist befestigt und das Castello zur Verteidigung eingerichtet. Die Befestigungen der Südfront sind bis Matarello vorgeschoben (8 km), wo

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an der östl. Thalwand 2 Batterien und 1 Blockhaus liegen, dahinter ist an der Abhangskante des Marzola hinauf eine Reihe Batterien angelegt zur Beherrschung des Val Sorda, während an seinem Fuß, 3 km rückwärts, das Fort San Rocca als Reduitposten dient, unterstützt durch Batterie Romagnana am westl. Thalhang. Im Osten wird Straße und Eisenbahn im Fersinathal durch mehrere Werke gesperrt, daran schließen sich südlich die des Monte-Selva (1 Panzerfort und 1 Batterie) und Cimirlo. Nach Norden [* 22] schaut Fort Martignano am Südwesthang des Monte-Calisio und Batterie Gardalo nordwestlich seines Rückens ins Etschthal. Die Befestigung der Westfront umfaßt die Sperre der Straße nach Tione (Buca di Vela nebst Batterie auf der Höhe) sowie die Werke Sopramonte und Brigalino. Die Höhe des Monte-Vazon westlich und Chegol östlich von der Etsch sind nicht befestigt.

Romanzement - Römer

Bild 13.922: Romanzement - Römer
* 23 Römer.

Trient (lat. Tridentum) ist die älteste Stadt Tirols. Die Römer [* 23] hatten hier eine von Augustus befestigte Niederlassung. Während der Völkerwanderung litt Trient sehr und wurde von dem König der Ostgoten Theodorich aufs neue hergestellt. Aus seiner Zeit rühren noch heute erhaltene Mauerreste her. Trient ging dann der Reihe nach in den Besitz got., langobard. Herzöge und der Franken über, bis 1027 die Herrschaft der Bischöfe von Trient begann. Das älteste Statut der Stadt ist deutsch und stammt aus dem 13. Jahrh. In Trient wurde 1545-63 das Tridentinische Konzil (s. d.) abgehalten. 1803 wurde das Bistum säkularisiert und kam an Österreich, das es 1805 an Bayern abtrat. 1809 wurde es ein Teil des Königreichs Italien, bis es 1814 wieder an Österreich kam. -

Vgl.   Barbacovi, Memoire storiche della città e del territorio di Trento (Trient 1808);

Ambrosi, Trento e il suo circondario (ebd. 1881);

Sommario della storia trentina. (Borgo 1881);

Scrittori ed Artisti trentini (Trient 1883);

Öribauer, Führer für Trient-Arco und Umgebung (Reichenberg 1884);

F. Ambrosi, Commentari della storia trentina (2 Bde., Rovereto 1889);

Jülg, Trient und Umgebung (Münch. 1892).