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Altai | eLexikon | Geographie - Asien - Gebirge

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Altai

(Altain Oola, »Goldgebirge«, chines. Kinschan), das nördlichste der vier Gebirgssysteme Innerasiens, erstreckt sich unter 50-52½° nördl. Br. vom Irtisch bis südlich vom Baikalsee, d. h. von 84 bis 104° östl. L. v. Gr., und hat eine Längenausdehnung von 1447 km, während sein Gebiet über 429,000 qkm umfaßt. Mit bedeutenden Ausstrahlungen greift der Altai weit in die Umländer aus, so zunächst mit dem Ektag Altai, dem Tannu und der Oola Ulangum tief in die Mongolei hinein.

Da, wo diese unter dem Namen Dsungarei als eine weite Pforte zwischen dem Altai und dem Thianschan zur Kirgisensteppe absinkt, erheben sich wie Mittelglieder zwischen beiden Gebirgen die Züge des Tarbagatai (»Murmeltiergebirge«) und nördlich davon der Alatau (»buntes Gebirge«),

um die Pforte in drei Durchgänge zu gliedern. Im eigentlichen Altai unterscheidet man den Altai Bielki, den nordwestlichen Eckpfeiler des zentralasiatischen Hochlandes, der in der Bjelucha oder den Katunjasäulen mit 3352 m Höhe kulminiert, und die Sajanische Kette, ein schmalrückiges, auf der Grenze von Sibirien und der Mongolei nach O. streichendes Kammgebirge mit wenigen bequemen Pässen, das vom Jenissei durchbrochen wird und in seinem östlichen Teil im Munku Sardik die Höhe von 3473 m erreicht. Der Kossogolsee im O. dieses Gebirges liegt 1701 m hoch. Nach N. zweigt sich bis Tomsk die Kette von Kusnezk und Salaïrsk ab, die sich im Taskül 1539 m hoch erhebt.

Deutsche Altertümer -

Bild 54.996: Deutsche Altertümer - Deutsche Buchdrucker-Berufsgenossenschaft
* 2 Deutsche.

Die geognostische Beschaffenheit des Gebirges ist vornehmlich durch Deutsche [* 2] (Humboldt, Rose, Cotta) festgestellt worden. Thonschiefer bildet die größte Masse des Altai, die Durchbruchfelsen (Diorite, Granite und Porphyre) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Im Hochgebirge kommt Granit in großer Ausdehnung [* 3] vor. Seine größte Wichtigkeit verleiht dem Gebirge sein Reichtum an Erzlagerstätten [* 4] und an solchen Gesteinen, die man zu Kunstgegenständen verarbeitet.

Kohlenlager sind in bauwürdigen Lagern noch nicht aufgefunden worden. Das Flußgold spielt nur eine untergeordnete Rolle, dafür ist, besonders im westlichen Altai, die Zahl der silber- und kupferhaltigen Erzlagerstätten überaus groß. Diese Erzlager befinden sich alle im Gebiet der sedimentären und kristallinischen Schiefer oder im Porphyr, keine im Granit; sie füllen unregelmäßige, stellenweise sehr mächtige Zerspaltungen oder Räume aus; der bergmännische Ausdruck »stockförmige Massen« entspricht am besten ihrer Form.

Bergamotte - Bergbau

Bild 2.722: Bergamotte - Bergbau
* 5 Bergbau.

Bereits mehr als 1000 solcher Erzlagerstätten wurden gefunden, gegenwärtig beschränkt sich der Abbau derselben jedoch wesentlich auf die Umgebung der Orte Smeinogorsk (Schlangenberg), Riddersk, Syranowsk, Belousowsk und Nikolajewsk; denn der große Bergort Salair mit seinen silberhaltigen Schwerspatlagerstätten im Talkschiefer liegt weit nördlich vom eigentlichen Altai, jenseit der breiten Niederung des Obthals. Die Erzgruben wurden die Hauptveranlassung der Besiedelung des Altai mit Russen in dem Bergbau [* 5] treibenden Gebirgsteil.

Schon das mysteriöse Volk der Tschuden hat hier mit steinernen Geräten Bergbau getrieben; dann scheint dieser jahrhundertelang geruht zu haben. Im J. 1726 ließ sich der Staatsrat Nikita Demidow die Freiheit der Bergwerke im A. verleihen und legte 1728 das erste Kupferhüttenwerk, Koliwan Sawod, bei dem 1625 m hohen Blauberg an. Als 1736 in der Schlangenberger Grube reiche Gold- und Silbererze gefunden wurden, trat Demidow 1746 alle seine altaischen Gruben und Hüttenwerke an das kaiserliche Haus ab, dem das gesamte Gebiet des Altai noch jetzt als Privatbesitz gehört.

Der Ertrag an Gold, [* 6] das vorzüglich aus Seifen, außerdem durch Ausschmelzen aus den goldhaltigen Silbererzen gewonnen wird, ist bis 1849 in beständigem Steigen gewesen, hat aber seitdem abgenommen; 1875 betrug er 4570 kg (etwa ein Siebentel der gesamten Goldgewinnung [* 7] Rußlands). Der Ertrag an Silber betrug in demselben Jahr 8750 kg. Die bedeutendsten Silberminen sind die von Smeinogorsk; sie haben 1745-1854 allein 82,161 Pud (à 16,6 kg) geliefert, sind aber jetzt ebenfalls nicht mehr so ergiebig.



Altaische Sprachen - A

Bild 1.412: Altaische Sprachen - Altar
* 12 Seite 1.412.

Man fürchtete bereits ein Zuarmwerden der tiefern Erze und infolgedessen nicht bloß den Verlust der bedeutenden Rente für das kaiserliche Haus, sondern ein Eingehen des Bergbaus überhaupt, weil nur Gold und Silber den weiten Transport bis Petersburg [* 8] lohnen, während man Blei, [* 9] Zink, Eisen [* 10] (im ganzen werden 64 Arten von Mineralien [* 11] gewonnen) auf solche Entfernung schon nicht mehr verwerten kann. Die eingehende Untersuchung v. Cottas, der im Auftrag des Kaisers 1868 den Altai

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durchforschte, ergab indessen als Resultat, daß die Rente wohl eine Unterbrechung erleiden werde, aber sich wieder steigern müsse, da die Lager [* 13] unmöglich erschöpft sein können. Notwendig zur Fortführung und Hebung [* 14] des Bergbaus ist jedoch, daß die Kohlen der kusnezkischen Becken (südlich von Tomsk) benutzbar werden; denn die früher ausgedehnten Waldstrecken, welche die Russen vorfanden, sind durch Abtrieb ohne Sorge für Wiederbewaldung sowie durch häufige Waldbrände bereits stark gelichtet. Die trocknen Südwestwinde wirken zum Verschwinden des Waldes, der aus Fichten, Kiefern, Lärchen, Birken und Espen besteht, wie zum Überhandnehmen der Steppe mit. - Neben dem Bergbau hat sich im A. eine lebhafte Steinindustrie entwickelt;

Säulen, [* 15] Kamine, Vasen, [* 16] Etageren und dergleichen Gegenstände werden aus Porphyr, Grünstein, sogen. Jaspis, Marmor und Granit gefertigt;

eine Zeichenschule sorgt für Entwickelung des Geschmacks. - Der Sommer ist in dieser kontinentalen Region der Erdoberfläche sehr warm, der Winter aber auch sehr kalt;

kein Jahr vergeht, ohne daß das Quecksilber einige Male erstarrt, und obwohl Zucker- und Wassermelonen vortrefflich im Freien gedeihen, so gelingt es doch nicht, irgend einen Obstbaum unbeschützt am Leben zu erhalten.

Die Steppenflora reicht bis zu 300 m; die Waldflora nimmt den Raum ein zwischen 300 und 1200 m, und oberhalb des Waldes steigt unter der starken Verwitterung des Schiefergesteins die Alpenflora am Nordabhang bis 1950 m, am Südabhang bis 2250 m. Die Fauna ist hier und da noch reich an Wild (Edelhirsche, Elentiere, sibirische Rehe), aber auch an Wölfen, Füchsen, und auf den Höhen findet sich mit dem Marder [* 17] zugleich der Zobel; häufig ist auch der Bär. An Vögeln ist kein großer Reichtum, zu den Waldhühnern gesellt sich in der Alpenregion das Schneehuhn.

Bevölkerungsstatistisc

Bild 2.851a: Bevölkerungsstatistische Karten
* 18 Bevölkerung.

Die einheimische Bevölkerung [* 18] des Altai bilden Mongolen, Kalmücken und sporadisch Kirgis-Kaisaken. Eingewanderte, zu Sibiriaken gewordene Russen wohnen am dichtesten im Bezirk Minussinsk (am Jenissei) und längs der Straßen. In den Tannu- und Ulangumketten sitzen verschiedene spärliche Überreste jagdtreibender Völker, deren Ursprung schwer zu deuten ist. An diese Bergvölker grenzen im NW. die Bergkalmücken, Mongolenstämme, welche, durch die Schwierigkeiten der hier noch stark bewaldeten Berge in der Viehzucht [* 19] beengt, sich bald der Jagd, bald auch, durch die europäisch-sibirische Bevölkerung angeregt, dem Ackerbau Zugewendet haben und den Sibiriaken in der Lebensweise ähneln. Die Kirgis-Kaisaken (dem türkischen Stamm angehörend) breiten sich vor der Hauptmasse des Altai längs seiner Nordseite aus; die Sibiriaken haben sich hauptsächlich der Thalsohlen und Grubendistrikte bemächtigt. Die gesamte Bevölkerung des Altai-Sajanischen Gebirgsabschnitts berechnet Wenjukow (»Die russisch-asiatischen Grenzlande«, deutsch, Leipz. 1874) zu 690,400 Seelen, darunter 440,000 Sibiriaken und Russen, 120,000 Mongolen, 35,000 Kalmücken, 26,000 Buräten, 54,400 turkisch-finnische Stämme (Urjanchen, Darchaten etc.), 10,000 Kirgisen, 5000 Chinesen, Mandschuren. Im Durchschnitt wohnen 1,5 Menschen auf dem Quadratkilometer.

Vgl.   B. v. Cotta, Der Altai, sein geologischer Bau und seine Erzlagerstätten (Leipz. 1871).