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Altersschwäche | eLexikon | Medicin - Specielle Pathologie - Ernährungsstörungen

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Altersschwäche

(Altersmarasmus, Senescenz, Senilität, Involutio senilis). Die Zeit der höchsten körperlichen Entwicklung und Tüchtigkeit pflegt beim Manne in der Mitte der vierziger Jahre, beim Weibe schon früher einer allmählichen, aber stetigen Abnahme der Kräfte, der Ausdauer und Widerstandsfähigkeit Platz zu machen. Hiermit beginnt schon eigentlich die mit den Jahren immer mehr zunehmende Altersschwäche, wenngleich sie sich im Anfang noch nicht durch eigentliche Schwäche, sondern nur durch leichtere Erschöpfung bei Anstrengungen, größere Empfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse, geringere Energie aller Funktionen, langsamere Erholung von Krankheiten verrät.



Alterssichtigkeit - Al

Bild 51.471: Alterssichtigkeit - Altersversorgung
* 5 Seite 51.471.

Die Änderungen im Organismus, welche die Altersschwäche bedingen, beruhen hauptsächlich auf der geminderten Lebhaftigkeit des Stoffwechsels. Die Ernährung nimmt im allgemeinen ab, d. h. das Verbrauchte wird minder rasch ersetzt, die Gewebe [* 2] der einzelnen Organe werden dadurch schlaffer oder saftleerer, zäher, trockner, an Umfang kleiner. So wird die Haut [* 3] dünner und, indem die Sekretion der schweiß- und Talgdrüsen abnimmt, trockner. Das Fettgewebe schwindet, die Glieder [* 4] verlieren ihre Rundung, die Hautdecke läßt sich in hohen Falten abheben. Die schlaffer werdende

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Muskulatur kann den Körper nicht mehr in der frühern Straffheit aufrecht erhalten, die Bewegunqen nicht mehr wie sonst mit voller Kraft [* 6] und Sicherheit ausführen. Der Brustkasten wird minder ausqiebig bewegt, teils wegen der Schwäche der Muskeln, [* 7] teils infolge der Verknöcherung der Rippenknorpel, welche die Erweiterung des Brustkastens hemmt. Die Lungen enthalten mehr oder weniger Kohlenstaub, der sich im Laufe der Zeit aus der Atmungsluft niedergeschlagen hat; die Wände der Lungenbläschen werden dünner und schwinden stellenweise samt ihren Gefäßen vollständig (Emphysem der Greise).

Durch alle diese Verhältnisse wird die Atmung weniger ausgiebig, der Gaswechsel des Blutes verlangsamt. Die Knochen [* 8] werden spröder, brüchiger und verlieren an Volumen und Gewicht, platte Knochen werden oft papierdünn. Der Knorpel [* 9] verliert seine Elasticität, verkalkt an einzelnen Stellen und geht an den Gelenkenden der Knochen durch Abschleifung nicht selten ganz zu Grunde. Ein Teil der feinsten Äderchen, die vom Blute durchströmt werden und die Ernährung der umliegenden Gewebe vermitteln (s. Haargefäße), schließt sich, wodurch die Zufuhr der nötigen Blutflüssigkeit vermindert wird.

Gehirn

Bild 7.1: Gehirn
* 10 Gehirn.

Die innere und mittlere Haut der größern, namentlich arteriellen Gefäße erkrankt in eigentümlicher Weise (s. Arterienentzündung) und bedingt hierdurch mancherlei Kreislaufsstörungen. Der allgemeine Schwund der Organe durch mangelhafte Ernährung (Atrophie) erstreckt sich auch auf das Gehirn. [* 10] Dasselbe nimmt an Masse ab, die Wassermenge in seinen Höhlen wird größer, die geistigen Thätigkeiten sinken; daher die Vergeßlichkeit, Blödsinnigkeit und das kindische Wesen im höhern und höchsten Alter als eins der charakteristischen Zeichen des Marasmus, d. h. der durch Altersschwund bedingten Erschöpfung sämtlicher Funktionen.

Auch die Sinnesorgane zeigen verschiedene Grade der Atrophie: am Rande der Hornhaut findet sich häufig infolge fettiger Entartung der Hornhautzellen eine ringförmige graugelbliche Trübung (der sog. Altersring, s. Gerontoxon). Die Verdauung wird mannigfach beeinträchtigt, teils durch den Verlust der Zähne, [* 11] teils durch die abnehmende Funktionierung der Verdauungsdrüsen: die Resorption der Nahrungsstoffe im Darme wird geringer. Durch das Sinken des gesamten Stoffwechsels wird auch die Wärmeerzeugung geringer, die Kälte wird demnach weniger leicht ertragen und führt leichter zu Erkältungen.

Mangel an guter Nahrung wirkt nachteiliger, weil der Körper nicht aus eigenen Mitteln zusetzen kann und Schwerverdauliches nicht mehr verdaut wird. Jede Arbeit fordert längere Ruhe, weil der trägere Stoffwechsel das Verbrauchte langsamer ersetzt. Die Krankheiten ändern entsprechend ihren Charakter: schnell und stürmisch verlaufende Leiden [* 12] sind seltener, schleichende Übel häufiger. Die Genesung ist schwieriger und langsamer. (S. auch Greis.)