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Anilinfarben - Anilism

Bild 1.593: Anilinfarben - Anilismus
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Anilismusein mehr oder minder stark ausgeprägter Komplex von Gesundheitsstörungen, welche durch die / 286

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Anilismus

286 Wörter, 2'118 Zeichen

Anilismus,

ein mehr oder minder stark ausgeprägter Komplex von Gesundheitsstörungen, welche durch die Einwirkung von Anilindämpfen auf den Organismus entstehen und sich häufig an Arbeitern in Anilinfabriken zeigen. Versuche an Tieren ergaben bei überall gleicher Empfänglichkeit, daß das Anilin zuerst auf das regulatorische Zentrum für die Herzbewegungen wirkt und zwar zuerst anregend, dann lähmend. Der Tod tritt ein durch Herzlähmung, welche als eine direkte Folge des Gifts zu betrachten ist.



Anima - Aniridie

Bild 1.594: Anima - Aniridie
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Bei den Beobachtungen an Menschen hat man akute und chronische Vergiftungen zu unterscheiden. Erstere treten besonders an heißen Sommertagen bei ungenügender Ventilation ein. Lippen, Ohren und Wangen, wohl auch die Nägel, [* 2] färben sich bläulich, ohne daß der Arbeiter ein Unwohlsein verspürt, und bei sofortiger Entfernung aus der anilinhaltigen Luft verschwinden diese Symptome in wenigen Stunden. Nach längerer und stärkerer Einwirkung der Anilindämpfe zeigen sich Eingenommenheit des Kopfes, Schwäche, Erschwerung des Atmens, unsicherer Gang, [* 3] Ekel, Würgen, bisweilen leichte

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Strangurie. In den meisten Fällen bleibt die Krankheit auf dieser Stufe stehen, und nur bei sehr intensiver Mitwirkung des Anilins treten alle Symptome in verstärktem Maß auf, es schwindet das Bewußtsein auf kürzere oder längere Zeit, und nach Rückkehr desselben treten Erbrechen und heftiger Kopfschmerz ein. Die chronische Vergiftung ist in den leichtern Fällen charakterisiert durch die erwähnte bläuliche Färbung, Schwäche, Magenkatarrh und Eingenommenheit des Kopfes, und in den schwerern treten allerlei nervöse Störungen hinzu.

Die Behandlung des Anilismus besteht in allen Fällen in der Sorge für frische Luft, außerdem gibt man ein salinisches Abführmittel und in den schwerern Fällen ein Reizmittel: kalte Übergießung, Moschus etc.; Alkohol steigert die Symptome. In den leichtern chronischen Fällen wirken am besten mehrere Tage hindurch fortgesetzte Gaben von Karlsbader Salz. Als Vorbeugungsmaßregel ist ausgiebige Ventilation und sorgfältige Beobachtung der Arbeiter zu empfehlen.