peter-hug.ch

Anzengruber | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Nov 29 1839

Bewährtes Wissen in aktueller Form

Main

Anzengruber - Äolier

Bild 1.666: Anzengruber - Äolier
Seite 1.666.
Überblick der Artikel
4 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
AnzengruberLudwig, Bühnendichter und Schriftsteller, geb. 29. Nov. 1839 zu Wien, Sohn eines Subalternbeamten, / 279
Anzengruber _2Ludwig, Bühnendichter und Schriftsteller, starb 10. Dez. 1889 in Wien. / 11
Anzengruber _3Ludwig, Dichter. Vgl. Bettelheim, Ludwig A., der Mann, sein Werk, seine Weltanschauung (Dresd. / 15
Anzengruber _4Ludw., deutsch-österr. Schriftsteller, geb. 29. Nov. 1839 zu Wien, mußte infolge mißlicher / 417

Seite 1.666

Anzengruber

722 Wörter, 5'454 Zeichen

Litteratur — Deutsche Literatur — Neuere Dichtung seit 1500

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Anzengruber,

Ludwig, Bühnendichter und Schriftsteller, geb. 29. Nov. 1839 zu Wien, [* 2] Sohn eines Subalternbeamten, war durch den frühzeitigen Tod seines Vaters genötigt, seine Studien zu unterbrechen und als Autodidakt weiterzustreben. Sein Leben ist ein wechselvolles, vielbewegtes. Wir finden ihn zuerst als Praktikant in einer Buchhandlung angestellt, hierauf (1860-67) als Schauspieler, dann, der Misere dieses Standes überdrüssig, als Journalist thätig, schließlich, als auch diese Laufbahn den realen Anforderungen des Lebens nicht entsprach, als Kanzleibeamten bei der Polizeibehörde beschäftigt, bis ihn endlich der durchschlagende Erfolg seines Dramas »Der Pfarrer von Kirchfeld« (1870) bestimmte, den Staatsdienst zu entsagen und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen.

Kraft [unkorrigiert]

Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]
* 3 Kraft.

Seine dramatische Thätigkeit weist von jetzt an eine Reihe zum Teil großartiger Erfolge auf, und zwar beruhen diese weniger auf der kunstreichen Anlage seiner Stücke als auf dem realistischen Kolorit und der naturwüchsigen Kraft [* 3] des Ausdrucks wie anderseits auf der Wucht des Inhalts, d. h. der in ihm aufs höchste gesteigerten Leidenschaften, die meist aus sittlichen oder religiösen Konflikten hervorbrechen. Nicht alle Schöpfungen des Dichters stehen auf gleicher Höhe; er selbst gibt den Volksstücken: »Der Pfarrer von Kirchfeld« (1870),

»Die Kreuzelschreiber«, »Ein Faustschlag«, »Der Meineidbauer«, »Das vierte Gebot« (letzteres 1878 geschrieben) den Vorzug. Andre Dramen von ihm sind: »Elfriede«, Konversationsstück (1873);

»Die Tochter des Wucherers« (1873);

»Der Gewissenswurm«, Bauernkomödie (1874);

»Hand [* 4] und Herz«, Trauerspiel (1875);

»Doppelselbstmord«, Bauernposse (1876),

und »Der ledige Hof«, [* 5] Schauspiel (1877).

Als erzählender Dichter hat Anzengruber nicht geringere Erfolge mit dem Roman »Der Schandfleck« (Wien 1876; umgearbeitet, Leipz. 1884) und einer Sammlung von Bauerngeschichten: »Dorfgänge« (Wien 1879, 2 Bde.),

erzielt. Neuere novellistische Arbeiten sind: »Bekannte von der Straße Genrebilder« (Leipz. 1881);

»Feldrain und Waldweg« (das. 1882);

»Allerhand Humore« (das. 1883);

»Die Kameradin« (Dresd. 1883) u. a.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Anzengruber,

Ludwig, Dichter.

Vgl.   Bettelheim, Ludwig der Mann, sein Werk, seine Weltanschauung (Dresd. 1890).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Anzengruber,

Ludw., deutsch-österr. Schriftsteller, geb. 29. Nov. 1839 zu Wien, mußte infolge mißlicher Verhältnisse die Studien aufgeben, ward Buchhändler, war 1860-67 Schauspieler, dann Mitarbeiter mehrerer Witz- und Unterhaltungsblätter und wurde 1869 Kanzleibeamter der Wiener Polizei. Schon als Schauspieler wagte er dramat. Versuche, bis es ihm 1870 gelang, durch das antiklerikale Volksstück «Der Pfarrer von Kirchfeld» (Wien 1872; 5. Aufl., Stuttg. 1893) Aufsehen zu erregen.

Dadurch ermutigt, widmete er sich seit 1871 gänzlich der Schriftstellers und gab «Die Heimat» (1882-84) und das Witzblatt «Figaro» (seit 1884) zu Wien heraus, wo er 10. Dez. 1889 starb. 1893 wurde ihm auf dein Wiener Centralfriedhof ein Denkmal gesetzt. Seine übrigen Dramen sind: die Volksstücke «Der Meineidbauer» (Wien 1872; 3. Aufl., Stuttg. 1891),

«Die Kreuzelschreiber» (Wien 1872; 2. Aufl., Stuttg. 1890),

«Das vierte Gebot» (1877; 2. Aufl. 1891),

«Ein Faustschlag» (1878),

«Stahl und Stein» (1886),

«Der Fleck auf der Ehr'» (1890);

ferner «Elfriede» (Wien 1873),

«Die Tochter des Wucherers» (1873),

die Bauernkomödie «Der G'wissenswurm» (1874: 2. Aufl., Stuttg. 1890),

«Hand und Herz» (1875),

die ländliche Burleske «Doppelselbstmord» (1876),

«Der ledige Hof» (1877),

«'s Jungferngift» (1878),

«Die Trutzige» (1878),

«Alte Wiener» (1879),

«Die umkehrte Freit» (1879),

«Aus'm g'wohnten Gleis» (1880),



Anziehen - Anzugsgeld

Bild 51.726: Anziehen - Anzugsgeld
* 6 Seite 51.726.

«Wolken und Sunn'schein» (Stuttg.

mehr

1888). Für «Heimg’funden. Eine Weihnachtskomödie») (1885) erhielt Anzengruber 1887 den Grillparzer-Preis. Aus seinem Nachlaß erschien noch das Volksstück «Brave Leut’ vom Grund» (Stuttg. 1892). Auf erzählendem Gebiete veröffentlichte er den Roman «Der Schandfleck» (Wien 1876; 3. umgestaltete Aufl., Lpz. 1894),

die Sammlungen: «Dorfgänge» (2 Bde., Wien 1879; darin die Perle «Der Einsame») und «Bekannte von der Straße. Genrebilder» (ebd. 1881),

«Launiger Zuspruch und ernste Red’!» (Lahr [* 7] 1882),

«Feldrain und Waldweg» (Stuttg. 1882),

«Die Kameradin» (Dresd. 1883; 2. Aufl. 1891),

«Kleiner Markt. Studien, Erzählungen, Märchen und Gedichte» (Bresl. 1883),

«Allerhand Humore. Kleinbäuerliches, Großstädtisches und Gefabeltes» (Lpz. 1883),

«Das Sündkind» (Münch. 1885),

«Der Sternsteinhof. Eine Dorfgeschichte» (2 Tle., Lpz. 1885; 2. Aufl. 1891),

sein episches Meisterwerk. Aus dem Nachlaß erschienen die «Letzten Dorfgänge» (Stuttg. 1894). Die Hauptwirkung seiner Schöpfungen, insbesondere der Dramen, liegt im Inhalte, nicht in der künstlerischen Gestaltung. Anzengruber ist überzeugter Realist stark volkstümlicher Art und findet in den aus sittlich-sinnlicher und -religiöser Leidenschaft entspringenden Widersprüchen den Haupthebel der Stoffe, die er am liebsten dem mittelösterr. Bauernleben entnimmt und bald düster-tragisch, bald mit köstlicher Laune ausführt. «Gesammelte Werke» (eigene Beiträge zu A.s Lebensgeschichte im 1. Band) [* 8] gaben nach A.s Anordnung Bettelheim, Chiavacci und Schembera (10 Bde., Stuttg. 1890) heraus, eingeleitet von ersterm, der auch eine Biographie (Dresd. 1891) verfaßte. –

Vgl.   Rosner, Erinnerungen an Anzengruber (Wien und Lpz. 1891).