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Apulien | eLexikon | Geschichte - Italien - Territorialgeschichte

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Apulien - Apurimac

Bild 1.706: Apulien - Apurimac
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Apulien(Apulia, ital. Puglia, spr. pulja), ital. Landschaft, welche den südöstlichsten Teil der Halbinsel / 607
Apulien _2umfaßte im Altertum den südöstl. Teil Italiens vom Frentofluß (jetzt Fortore) bis zum Bradanus / 355

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Apulien

962 Wörter, 6'543 Zeichen

Geschichte — Italien — Territorialgeschichte

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Apulĭen

(Apulia, ital. Puglia, spr. pulja), ital. Landschaft, welche den südöstlichsten Teil der Halbinsel (vom Fluß Fortore bis zum Capo di Leuca) umfaßt und jetzt in die drei Provinzen Foggia, Bari und Lecce zerfällt, 22,115 qkm (401,6 QM., nach Strelbitskys Berechnung nur 20,510 qkm = 372 QM.) groß mit (1882) 1,609,353 Einw. (S. die einzelnen Provinzen.)

Geschichte. Die ältesten Einwohner des Landes (s. Geschichtskarte [* 2] »Italien«), [* 3]

Romanzement - Römer

Bild 13.922: Romanzement - Römer
* 4 Römer.

das bei den Griechen Iapygia hieß, waren illyrischen Stammes und bildeten zwei Königreiche, das der Daunier im Nordwesten und das der Peucetier (Pödikuler) im Südosten, welche sich um 400 v. Chr. in einzelne Stadtrepubliken auflösten. Im Samniterkrieg standen die Stämme Apuliens zuerst auf seiten der Römer, [* 4] dann der Samniter und wurden 317 der römischen Herrschaft unterworfen. Damals, noch mehr im zweiten Punischen Krieg, wo die Apulier Hannibals Partei ergriffen, und im Bundesgenossenkrieg (90-88) wurde das blühende Land furchtbar verwüstet.

Die Römer nannten Apulien nur das Land bis Tarent und Brundusium, die alten Landschaften Daunia und Peucetia; der ganze östliche Strich (Terra d'Otranto), das alte Messapia, hieß bei ihnen Kalabrien. Nach dem Untergang des weströmischen Reichs kam Apulien unter ostgotische, dann unter oströmische Herrschaft. Seit 568 gehörte der nördliche Teil des Landes zu dem langobardischen Herzogtum Benevent, der südliche blieb unter oströmischer Herrschaft. Bei mannigfachem Wechsel der Grenzen [* 5] behaupteten sich im allgemeinen die Griechen im Süden Apuliens.

Geschichtskarten von D

Bild 4.772a: Geschichtskarten von Deutschland V
* 6 Deutschland.

Eine neue Periode für Apuliens Geschichte begann mit den Eroberungen der Normannen in Unteritalien. Ein reicher Apulier, Melo, der schon 981 einen Aufstand gegen die griechische Herrschaft erregt hatte, zog einige zu der Kapelle des Erzengels Michael am Berge Gargano pilgernde normännische Ritter in seinen Dienst. Seit Melos Niederlage bei Cannä (1019) und Flucht nach Deutschland [* 6] führten von Gottfried Drengot herbeigeführte Normannenscharen den Krieg auf eigne Faust fort und nahmen Dienste [* 7] bei den einander bekämpfenden Fürsten Unteritaliens.

Bald traten die immer massenhafter herbeiströmenden Normannen als selbständige Eroberer auf und machten sich unter der Führung Wilhelms des Eisenarms, des Sohnes Tancreds von Hauteville, 1040-43 zu Herren des Landes. Wilhelm nannte sich Graf von Apulien. Nach seinem Tod setzten seine Brüder, Drogo und seit dessen Ermordung (1051) Humfred, die Kämpfe gegen die Griechen fort. Als Papst Leo IX. die Normannen vertreiben wollte, besiegten sie ihn 1053 bei Civitella, nahmen aber dann Apulien aus der Hand [* 8] des Papstes zu Lehen.

Thrombus - Thugut

Bild 15.676: Thrombus - Thugut
* 9 Thron.

Nikolaus II. belehnte 1059 den Grafen Robert Guiscard mit den Herzogtümern Apulien und Kalabrien, und dieser machte im Kampf gegen Sarazenen und Griechen solche Fortschritte, daß sein Herzogtum bald ganz Unteritalien umfaßte. Er hob die Privilegien und die bisherige Autonomie des apulischen Adels auf, unterdrückte mehrere Verschwörungen der Großen und behauptete den Thron [* 9] gegen seines Bruders Humfred Söhne, die ihre Erbrechte auf Apulien geltend zu machen suchten. Er eroberte 1071 Bari, machte durch die Einnahme von Amalfi (1076) und von Salerno (1077) der griechischen Herrschaft in Italien ein Ende und ward vom Papst mit dem Herzogtum Benevent belehnt.

Ihm folgte 1085 sein Sohn Roger, der 1089 die Oberlehnsherrlichkeit des Papstes anerkannte. Mehrere Städte in Apulien und Kalabrien entzogen sich aber seiner Herrschaft. Ihm folgte 1100 sein Sohn Wilhelm II., der Bundesgenosse des Papstes in dessen Kampf gegen Heinrich V. Als er 1127 ohne Nachkommen starb, besetzte Roger II. von Sizilien [* 10] Apulien und Kalabrien, zwang die widerspenstigen Barone und Städte zur Unterwerfung und nötigte auch den Papst Honorius II., der selbst Wilhelms Lande erobern wollte, ihn als Herzog von Apulien und Kalabrien anzuerkennen und zu belehnen (1128). So wurden Apulien und Kalabrien mit Sizilien vereinigt, das durch Roger zum Königreich erhoben wurde (1130). Die weitere Geschichte Apuliens verschmilzt mit der von Sizilien und nach Vereinigung Siziliens u. Neapels mit der Geschichte dieses Landes.

Vgl.   Gregorovius, Apulische Landschaften (2. Aufl., Leipz. 1880).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Apulien

Karten zur Geschichte

Bild 9.67a: Karten zur Geschichte Italiens
* 11 Italiens.

umfaßte im Altertum den südöstl. Teil Italiens [* 11] vom Frentofluß (jetzt Fortore) bis zum Bradanus (jetzt Bradano) und dem Japygischen Vorgebirge (jetzt Capo di Maria di Leuca). Hier wohnten in ältesten Zeiten drei verschiedene Völker: die Messapier oder Salentiner, die Peucetier und die Daunier oder Apuler;

die Peucetier südlich vom Aufidus, die Daunier nördlich bis an den Garganus.

Altlat. Sagen erzählen von einem Könige der Apuler, Daunus, der, aus Illyrien vertrieben, sich dort niederließ. Nach spätern Sagen gelangten auch die Helden des Trojanischen Krieges auf ihren Irrfahrten nach Italien und mit diesen der Ätoler Diomedes, der im Kriege mit den Messapiern von Daunus unterstützt wurde, dann aber um die Früchte des Sieges betrogen und getötet ward. Die alten Namen hat nur die röm. Dichtkunst beibehalten. Bedeutende Städte waren Arpi, Luceria, Canusium, Tarent, Brundisium u. a. Schon im 4. und 3. Jahrh. v. Chr. kam in den Besitz der Römer. (S. Rom und [* 12] Römisches Reich.) 1013 entrissen die Normannen dem oström.

Kaisertum das bisher von einem byzant. Provinzialstatthalter (Katapan) verwaltete Land. Die Führer der Normannen, Söhne Tancreds von Hauteville, schwangen sich nun zu Grafen von Apulien auf, das ihnen Papst Leo X. nach langem Kampf 1054 zu Lehen geben mußte. Papst Nikolaus erhob die Grafen zu Herzögen 1059. Nicht lange nach dem Tode Robert Guiscards (s. d.), des bedeutendsten dieser normann. Führer, wurde von seinem Neffen Roger II. (s. d.) Apulien nebst Calabrien und Campanien mit Sicilien (s. d.) zu einer Monarchie (1127-30) verbunden, deren Schicksale es seitdem teilte.

Gegenwärtig bezeichnet der Name Apulien (Puglia) nur noch einen Landesteil (Compartimento) ohne polit. Bedeutung, der die Provinzen Bari, Foggia und Lecce umfaßt, die zusammen 22 115 (nach Strelbitskij 20 510) qkm und (1889) 1 734 387 E. haben, d. i. 78 auf 1 qkm. Von diesen Provinzen ist Foggia, das eigentliche Apulien, merkwürdig durch die uralten Weidetriften, oder den Tavoliere (Schachbrett) di Puglia, und durch die schönen Reste der Hohenstaufenschlösser. In neuerer Zeit ist Apulien dem Verkehr erschlossen worden durch die Bahn von Ancona [* 13] nach Brindisi (kürzeste Orientroute), an die sich Fortsetzungen nach Otranto und Taranto und von dort nach Reggio anschließen. -

Vgl.   Gregorovius, Apulische Landschaften (3. Aufl., Lpz. 1889).