Archiv | eLexikon | Geschichte - Historik und Historiker
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- ️Thu May 15 1884
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Architrav - Archiv
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Archiv | (ital. archivio, lat. archium oder archivum, griech. archeion, d. h. Rathaus), eine Sammlung / 567 |
Archiv _2 | * (griech. archeion, d. h. sicheres Gebäude, lat. archium, achivum, chartarium, tabularium / 1233 |
Archiv _3 | (lat. archium, archivum, aus dem griech. archeion, Rathaus), eine geordnete Sammlung von schriftlich / 691 |
Archiv
2'491 Wörter, 18'934 Zeichen
Geschichte — Historik und Historiker
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Archiv
Archival - Archonten
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* 4
Seite 1.776.(ital. archivio, lat. archium oder archivum, griech. archeion, d. h. Rathaus), eine Sammlung von Urkunden, Akten, Aufsätzen, die in der Absicht gemacht ist, die Kunde von Thatsachen der Vergangenheit der Nachwelt zu überliefern. Man unterscheidet öffentliche und Privatarchive, je nachdem dieselben unter öffentlicher Autorität oder ohne solche angelegt sind. Öffentliche Archive sind neben denen der landesherrlichen Behörden die der Städte, Landstände, Universitäten, Schöffenstühle, Kirchen, Klöster, Dorfgemeinden; private die der Innungen, Vereine, einzelner Familien. Bei Staatsarchiven unterscheidet man Haupt- und Nebenarchive (Provinzial-, Kreis-, Kammer-, Amtsarchive); erstere gewöhnlich in der Hauptstadt, letztere am Sitz der für einen bestimmten Bezirk vorhandenen Staatsbehörden befindlich. Hebräer, Ägypter und Griechen hatten Archive meist in ihrem Haupttempel; die Römer [* 2] benutzten als Staatsarchive die Tempel [* 3] der Ceres ¶
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und des Saturn, später Kirchen. Justinian erteilte den in öffentlichen Archiven aufbewahrten Urkunden Beweiskraft. Karl d. Gr. verordnete die Anlegung von Archiven. Die kirchlichen Archive enthalten die ältesten Urkunden; die der Städte und Fürsten reichen selten über das 12. Jahrh. zurück. Das ehemalige deutsche Reichsarchiv war an mehrere Orte verteilt. Zu Wien [* 5] befand sich das kaiserliche Reichshofarchiv, aus der geheimen Reichshofregistratur deutscher und lateinischer Expedition für Staats-, Lehns-, Gnaden- und andre außergerichtliche Sachen in Deutschland [* 6] und Italien, [* 7] der Reichshofratsregistratur für streitige Zivil- und Lehnrechtssachen und der Registratur des Reichshoftaxamts bestehend;
zu Wetzlar [* 8] und für ältere Sachen zu Aschaffenburg [* 9] das Archiv des kaiserlichen und Reichskammergerichts;
zu Regensburg [* 10] das Reichstagsdirektorialarchiv;
endlich zu Mainz [* 11] das erzkanzlerische Reichshauptarchiv, das jetzt in dem vormaligen Deutschordenshaus zu Frankfurt [* 12] aufbewahrt ist.
Das deutsche Bundesarchiv befand sich bis zur Auflösung des Deutschen Bundes in dem fürstl. Thurn und Taxisschen Palast zu Frankfurt a. M. Das ehemals gemeinschaftliche sächsische Archiv zu Wittenberg [* 13] wurde 1802 unter die sächsischen Häuser mit Vorbehalt der Gemeinschaft und gegenseitiger Mitteilung sämtlicher Urkunden verteilt.
Hinsichtlich der äußern Einrichtung eines Archivs ist darauf zu sehen, daß die Akten und Urkunden äußerlich gut erhalten werden. Die innere Einrichtung bezweckt leichte Auffindbarkeit jedes einzelnen Aktenstücks. Allgemeine und besondere Repertorien ermöglichen die Übersicht über das im A. Vorhandene. Die Zeugnisse der Archivbeamten oder Archivarien über Gegenstände des Archivs sind beweisend. Das Beamtenpersonal pflegt bei größern Archiven aus einem Archivdirektor, mehreren Archivaren, Archivsekretären, Kanzlisten und Dienern zu bestehen. In vielen Staaten hat man eine eigne Vorbereitung für diesen Dienst eingeführt (z. B. in Frankreich und Italien), und es hat sich eine besondere Disziplin daraus gebildet, die Archivwissenschaft, d. h. die systematische Darstellung der Grundsätze, welche für die Einrichtung und Erhaltung der Archive gelten; ein Teil derselben ist die Diplomatik oder Urkundenlehre.
Bei der Archivordnung macht man gewöhnlich folgende drei Abteilungen: Realien, mit scientifischer Ordnung (aus allen Zweigen des Staatslebens), Gesetze und Verordnungen für das ganze Land;
Lokalien, geographisch geordnet und nach den Gegenständen in weitere Unterabteilungen zerfallend;
Personalien, nach Geschlechtern oder Personen alphabetisch geordnet.
Sollen die Archive ihrem Zweck entsprechen, so müssen liberale Grundsätze hinsichtlich ihrer Benutzung gelten, was selbst in Deutschland noch nicht durchweg der Fall ist.
Vgl. Brand, Archivwissenschaft (Paderb. 1854);
Österreicher in der »Zeitschrift für Archiv- und Registraturwissenschaft« (Bamb. 1806);
Burkhardt, Hand- und Adreßbuch der deutschen Archive (Leipz. 1875);
»Zeitschrift für Archivkunde, Diplomatik und Geschichte«, hrsg. von Höfer, Erhard und Medem (Hamb. 1834-36, 2 Bde.);
»Zeitschrift für die Archive Deutschlands«, [* 14] hrsg. von Friedemann (Hamb. u. Gotha [* 15] 1846-53, 2 Bde.);
»Archivalische Zeitschrift«, hrsg. von Löher (Stuttg. 1876 ff.);
»Korrespondenzblatt der deutschen Archive«, hrsg. von Burkhardt (Leipz. 1877^80);
Robert, Le [* 16] cabinet historique.
Moniteur des bibliothèques et des archives. Nouvelle série (Par. 1882 ff.); Holtzinger, Katechismus der Registratur- und Archivkunde (Leipz. 1883).
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Archiv
* (griech. archeion, d. h. sicheres Gebäude, lat. archium, achivum, chartarium, tabularium) ist eine Sammelstätte auf amtlichem Weg erwachsener und in amtlichem Interesse aufbewahrter Schriftstücke, welche als Zeugnisse der Vergangenheit zugleich Quellen der Geschichtswissenschaft sind. Man unterscheidet Staatsarchive, Stadt-, Gemeinde-, Kirchenarchive, Archive von Korporationen und in übertragenem Sinn Archive von Privaten (Familienarchive).
Athen
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* 17
Athen.Ältere Kulturvölker verwahrten ihre Archive mit den Heiligtümern in den Tempeln. In dem Metroon zu Athen [* 17] wurden die Originalbeschlüsse der athenischen Volksversammlung hinterlegt, während man Kopien in Stein, Bronze [* 18] oder Marmor auf der Burg oder auf dem Markt aufstellte. Die ersten Spuren eines päpstlichen Archivs führen auf Papst Damasus (366 - 384) zurück. Das der Päpste des frühern Mittelalters ist bis auf wenige Reste zu Grunde gegangen. Von Innocenz III. (1198-1216) an sind Abschriften der von der römischen Kurie ausgegangenen Schreiben in den Originalregestenbänden erhalten.
Durch Erlaß Papst Leos XIII. an den Archivar Kardinal Hergenröther vom 15. Mai 1884 wurde das vatikanische Archiv zu freierer Benutzung eröffnet. Karl d. Gr. und seine nächsten Nachfolger bewahrten das in der Kapelle der Pfalz zu Aachen, [* 19] später begleitete das Reichsarchiv die Kaiser auf ihren Zügen;
nach dem Tod König Heinrichs VII. (1313) blieben Teile des deutschen Reichsarchivs in Turin [* 20] und namentlich in Pisa [* 21] zurück;
vom Erzbischof Berthold von Mainz rührt die älteste erhaltene Ordnung der deutschen Reichskanzlei aus dem Jahr 1494 her. In Wien befinden sich das ehemalige Mainzer reichserzkanzlerische Archiv und das Archiv des Reichshofrats;
den größten Teil der Akten des frühern Reichskammergerichts umfaßt das Staatsarchiv zu Wetzlar.
Besondere Sorgfalt wandten von jeher die geistlichen Korporationen ihren Archiven zu. Erhalten sind ein Wegweiser über das der Patriarchen von Aquileja aus dem Jahr 1376 und der Entwurf einer Ordnung des Stadt- und Landesarchivs zu Udine aus dem 14. Jahrh. Das Bild eines mittelalterlichen Stadtarchivs gewährt noch jetzt das Archiv über der Ratskapelle in der Marienkirche zu Lübeck. [* 22] In Köln [* 23] ist ein Repertorium des Ratsarchivs etwa aus dem Jahr 1415 erhalten.
Paris
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* 24
Paris.Als wichtiger Zweig der Staatsverwaltung ist das Archivwesen in mehreren Staaten neu organisiert worden. Frankreich bildet in der École de chartes seine Archivbeamten heran und hat in den Inventaires sommaires Übersichten über den Inhalt der Departementalarchive veröffentlicht, welche wie die Gemeinde- und Hospitalarchive nach einem bestimmten Schema geordnet sind. Nach dem Règlement général über die Benutzung des Archivs der auswärtigen Angelegenheiten zu Paris [* 24] vom 6. April 1880 werden alle Schriftstücke vor dem 14. Sept. 1791, dem Tag der Eidesleistung Ludwigs XVI., zu freier Benutzung, spätere unter gewissen Einschränkungen vorgelegt. In Italien wurden die Staatsarchive durch Gesetz vom 27. Mai 1875 dem Minister des Innern unterstellt, Fachprüfungen eingeführt und eine Urkundenschule in Florenz [* 25] begründet. In Rußland dient dem gleichen Zweck das Archäologische Institut zu Petersburg [* 26] seit 1877, in Österreich [* 27] das Institut für österreichische Geschichtsforschung zu Wien. Im Deutschen Reich hat nur Bayern [* 28] seit 20 Jahren eine Archivschule bei dem allgemeinen Reichsarchiv zu München [* 29] aufzuweisen; dort ist eine praktische Fachprüfung nach dreijährigem Vorbereitungsdienst vorgeschrieben (Verordnung vom 3. März 1882). In Preußen [* 30] sind die 17 Staatsarchive (Geheimes Staatsarchiv zu Berlin, [* 31] Staatsarchive zu Aurich, [* 32] Breslau, [* 33] Koblenz, [* 34] Düsseldorf, [* 35] Hannover, [* 36] Königsberg [* 37] i. Pr., Magdeburg, [* 38] Marburg, [* 39] Münster, [* 40] Osnabrück, [* 41] Posen, [* 42] Schleswig, [* 43] Sigmaringen, Stettin, [* 44] Wetzlar, Wiesbaden) [* 45] dem Präsidenten des königlichen Staatsministeriums unterstellt; die Erlaubnis zur Benutzung erteilt in den Provinzen der Oberpräsident, in Berlin der Direktor der Staatsarchive, für Ausländer der Chef der Archivverwaltung.
Ambassi - Ambitus
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* 46
Amberg.Von dem Ministerium des königlichen Hauses ressortiert das königliche Hausarchiv zu Berlin. Die königlich bayrischen Archive sind: das Allgemeine Reichsarchiv, das Geheime Hausarchiv und das Geheime Staatsarchiv zu München und die Kreisarchive zu Amberg, [* 46] Bamberg, [* 47] Landshut, [* 48] München, Neuburg [* 49] a.d.Donau, Nürnberg, [* 50] Speier [* 51] und Würzburg. [* 52] Die Staatsarchive der übrigen deutschen Staaten haben bis auf wenige Ausnahmen ihren Sitz in den Hauptstädten. Sorgfältige Nachweise über die Benutzungsvorschriften, Bestandteile, Litteratur und Personalien von nicht weniger als 1133 Archiven in Deutschland, Luxemburg, [* 53] Österreich-Ungarn, [* 54] den russischen Ostsee-Provinzen und der deutschen Schweiz [* 55] enthält das sehr verdienstliche »Hand- und Adreßbuch der deutschen Archive« von C.A.H.Burkhardt (2. Aufl., Lpz. 1887).
Nach seinen Hauptbeständen zerfällt jedes Archiv in ein Urkunden- und Aktenarchiv. Für die Ordnung und Extrahierung (Regestierung) der Urkunden bietet die chronologische Reihenfolge den natürlichen Rahmen, bei größern Archiven innerhalb der historisch gegebenen Abteilungen, Fürstentümer, Stifter, Städte etc. Neben den Originalen sind die namentlich in den Kopialbüchern überlieferten Urkundenabschriften zu verzeichnen. Orts- und Personennamen werden in Registern zusammengestellt.
Arcis sur Aube - Argen
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* 56
Seite 17.53.Die Ordnung der Akten wird in jedem Archiv eine andre sein. In Staatsarchiven gliedern sich die Akten naturgemäß nach den Zentral- und Provinzialbehörden, bei welchen sie erwachsen sind. Auch bei Stadtarchiven und bei kleinern Archiven empfiehlt es sich, die Spuren früherer Ordnung zu verfolgen und, wenn möglich, die alten Bestände wiederherzustellen. Dagegen wäre es verkehrt, nach Art von Bibliothekskatalogen das sachlich Verwandte aus verschiedenen Registraturen ¶
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zusammenzubringen oder etwa alte Bestände zu zerreißen, um die Materialien zur Geschichte einzelner Orte oder Familien äußerlich zu vereinigen. Spezialrepertorien und Sachregister erleichtern die Nutzbarmachung der Archivalien nach verschiedenen Richtungen hin. Dienen die Staatsarchive in erster Linie zur Unterstützung der Landesregierung bei Aufhellung früherer und historischer Begründung gegenwärtiger Verhältnisse, so sind sie mit dem Wachsen des historischen Sinnes immer mehr zu Pflegestätten historischer Wissenschaft geworden, zumal in den meisten Staaten eine liberale Auffassung in betreff der Benutzung zur Geltung gelangt, in einigen auch die Versendung von Archivalien an Bibliotheken und Behörden gestattet ist.
Leipzig
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* 57
Leipzig.Nach mehrfachen Anläufen behauptet sich als Fachorgan v. Löhers »Archivalische Zeitschrift«, neuerdings ihr zur Seite die unten angegebene Zeitschrift der badischen historischen Kommission. Mit der Veröffentlichung von Repertorien gehen die Archive von Köln und Frankfurt a. M. voran. Auf Veranlassung und mit Unterstützung der preußischen Archivverwaltung sind in den seit 1878 im Verlag von Hirzel in Leipzig [* 57] erscheinenden »Publikationen aus den königlich preußischen Staatsarchiven« (bis jetzt 40 Bde.) zahlreiche Quellen zur deutschen, preußischen und Provinzialgeschichte aus den verschiedensten Zeiten der Forschung zugänglich gemacht worden. Durch geregelte Kontrolle der Aktenkassation bei den Staatsbehörden, durch Erwerbung von Archivalien aus Privatbesitz, durch eine gewisse Aufsicht über die Kommunalarchive sorgen manche Staaten für einen Zuwachs ihrer Archive und für die Erhaltung der schriftlichen Denkmäler. Oft haben Städte es vorgezogen, ihr Archiv unter Vorbehalt des Eigentums an das nächste Staatsarchiv abzugeben.
Vgl. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (2. Aufl., Leipz. 1875);
Breßlau ^[richtig: Breslau], Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien (das. 1889, Bd. 1);
Burkhardt, Hand- und Adreßbuch der deutschen Archive (2. Aufl., das. 1887);
»Zeitschrift für Archivkunde, Diplomatik und Geschichte« (hrsg. von Höfer, Erhard und v. Medem, Hamb. 1834-36, 2 Bde.);
»Zeitschrift für die Archive Deutschlands« (hrsg. von Friedemann, Hamb. u. Gotha 1846-53, 2 Bde.);
»Archivalische Zeitschrift« (hrsg. von F. v.Löher, Stuttg., später Münch. 1876-88, 13 Bde.);
»Korrespondenzblatt der deutschen Archive« (hrsg. von Burkhardt, Leipz. 1878-1880, Bd. 1-3);
Holtzinger, Katechismus der Registratur- und Archivkunde (das. 1883);
(v. Lancizolle) »Denkschrift über die preußischen Staatsarchive« (Berl. 1855);
Gollmert, Die preußischen Staatsarchive (das. 1857);
v. Weber, Über das Hauptstaatsarchiv zu Dresden [* 58] (im »Archiv für sächsische Geschichte«, Bd. 2);
K. Menzel, Über Ordnung und Einrichtung der Archive (in Sybels »Historischer Zeitschrift«, Bd. 22);
Baumgarten, Archive und Bibliotheken in Frankreich und Deutschland (»Preußische Jahrbücher«, Bd. 36);
Pfannenschmid, Das Archivwesen in Elsaß-Lothringen [* 59] (Kolmar [* 60] 1875);
»Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln« (hrsg. von Konst. Höhlbaum, Köln 1882 ff.);
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins« (hrsg. von der badischen historischen Kommission, neue Folge, Freib. i. Br. 1886 ff.);
»Inventare des Frankfurter Stadtarchivs« (Frankf. 1888, Bd. 1.);
Österley, Wegweiser durch die Litteratur der Urkundensammlungen (Berl. 1885-86, 2 Tle.);
Bordier, Les archives de la France (Par. 1855);
»Le cabinet historique« (neue Folge von U. Robert, das. 1882 ff.);
Richou, Traité théorique et pratique des archives publiques (das. 1883).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Titel
Elemente zu Archiv:[1.775] Archiv (ital. archivio
Archiv
Dienstbarkeit - Dienst
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* 61
Dienste.(lat. archium, archivum, aus dem griech. archeion, Rathaus), eine geordnete Sammlung von schriftlichen Urkunden, die sich auf die Verhältnisse, Geschichte und Rechte eines Staates, Landes, einer Gemeinde oder eines Geschlechts beziehen, oder auch von Akten der Behörden, die aus dem laufenden Dienste [* 61] derselben ausgeschieden sind. Man unterscheidet demnach Staatsarchive, städtische Archiv, Familienarchive u. s. w. Im Mittelalter empfanden zuerst die geistlichen Stifter das Bedürfnis, ihre Urkunden gesichert aufzubewahren.
Das älteste Archiv im heutigen Sinne ist das päpstliche. Schon unter Karl d. Gr. ist das Bestehen eines Reichsarchivs nachweisbar. Erhalten hat sich ein großer Teil des Archiv Kaiser Heinrichs VII. in Turin und Pisa. Die der größten deutschen Fürstenhäuser reichen selten über das 13. Jahrh. hinauf; nicht viel jünger sind die städtischen Archiv. Die reichsstädtischen Archiv zerfallen in gemeine Archiv, wie z. B. zu Ulm [* 62] das der schwäb., zu Speyer [* 63] das der rhein. Städte, zu Lübeck das der Hansa, und in besondere städtische Archiv, unter denen die zu Kempten [* 64] und Ulm bedeutend waren.
Alte und reiche Archiv besaßen auch Straßburg, [* 65] Goslar, [* 66] Regensburg und Frankfurt a. M. Überall stehen die in engem Verhältnis zu den Kanzleien, aus denen sie ihren Inhalt überkommen; sie bedeuten für diese dasselbe, was die Registraturen für die modernen Behörden sind. Schon im päpstlichen und später sehr häufig war es Sitte, die von der Kanzlei ausgefertigten und die wertvollern von den empfangenen Urkunden in Register- oder Kopialbücher einzutragen, die jetzt neben den erhaltenen Originalurkunden überall den ältesten Bestandteil der Archiv bilden.
Mit der Einführung des schriftlichen Verfahrens in Recht und Verwaltung im 15. und 16. Jahrh. gesellen sich dazu als dritter wichtiger Bestandteil die eigentlichen Akten. Reichsarchive gab es seit dem 16. Jahrh. an vier Orten:
1) das kaiserl. Reichsarchiv (die Geheime Reichshofregistratur und die Reichshofratsregistratur) zu Wien, 2) das Reichskammergerichtsarchiv in Wetzlar (der dort noch vorhandene Rest heißt seit 1881 «siebzehntes preuß. Staatsarchiv»),
3) das Reichstagsarchiv zu Regensburg, 4) das Erzkanzlerische Reichsarchiv zu Mainz (s. Reichsarchive).
Venedig
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* 67
Venedig.Von Archiv außerhalb Deutschlands ist insbesondere das in Venedig [* 67] berühmt durch die hier aufbewahrten Berichte der venet. Gesandten aus allen Staaten Europas. Große Schätze bergen ferner auch die Archiv zu Rom, [* 68] Florenz, Paris, London [* 69] (im Tower) und zu Simancas in Spanien. [* 70] - Die Verwaltung der Archiv besorgen die Archivare (lat. archivarius oder archivista). Zur Ausbildung derselben dienen zum Teil besondere Anstalten, wie die 1821 gestiftete Ecole des chartes zu Paris. In Preußen wurde für die Archivaspiranten 1. April 1894 eine besondere Prüfung eingeführt.
Die Grundsätze über die zweckmäßigste Einrichtung, Anordnung, und Verwaltung der Archiv lehrt die Archivwissenschaft. Die Ordnung und Verzeichnung der Urkunden und Kopialbücher ist jetzt fast überall nach einheitlichen Grundsätzen durchgeführt oder begonnen und ihre Benutzung durch alphabetische und chronol. Register erleichtert. Der namentlich in den preußischen Archiv zur Anwendung gelangte Grundsatz der Provenienz führte dazu, in den Archiv jeder Provinz die Archivalien zu konzentrieren, die auf dem Boden derselben erwachsen sind, und ihre ursprüngliche Ordnung und Zusammengehörigkeit wieder herzustellen. Ein solches Archiv enthält demnach oft eine Mehrzahl kleinerer von Bistümern, Stiftern, Ämtern, Gerichten und Regierungsbehörden.
Der Bau von Archiv bedarf besonderer Vorsichtsmaßregeln, um die bewahrten Schätze gegen Feuer und Feuchtigkeit zu sichern. Man trennt jetzt in Archiv allgemein die Arbeitsräume von den Aktenspeichern, die ganz aus Stein und Eisen [* 71] hergestellt werden. Jedoch ist leichte Verbindung von jenen zu den einzelnen Aktenständen von großer Wichtigkeit. Das Archiv sollte stets freistehend, fern von gefahrdrohenden Feuerungsanlagen, [* 72] massiv und mit eisernen Läden verschließbar sein. Das Geh. Staatsarchiv zu Berlin, das Archiv zu Schwerin, [* 73] das Hauptstaatsarchiv zu Dresden sind neue mustergültige Anlagen.
Litteratur. Oegg, Ideen einer Theorie der Archivwissenschaften (Gotha 1804);
Zeitschrift für Archiv- und Registraturwissenschaft von Oesterreicher und Döllinger (Jahrg. 1806, Bamberg);
Bronner, Anleitung, und Registraturen einzurichten (Aarau [* 74] 1832);
Brand, Archivwissenschaft (Paderb. 1854);
Holtzinger, Katechismus der Registratur- und Archivkunde (Lpz. 1383);
Löher, Archivlehre (Paderb. 1890);
Archivar - Arcierenlei
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* 75
Seite 51.840.von Helfert, Staatliches Archivwesen (Wien 1893). ¶
mehr
Höfer, Erhard und von Medem begründeten eine Zeitschrift für Archivkunde, Diplomatik und Geschichte (2 Bde., Hamb. 1834-35), Friedemann eine Zeitschrift für die Archiv Deutschlands (2 Bde., Hamb. und Gotha 1846-53). Seit 1870 (Stuttgart, [* 76] später München) erscheint die Archivalische Zeitschrift, hg. von Löher, seit 1890 von Rockinger.
Vgl. noch Burkhardts Hand- und Adreßbuch der deutschen Archiv (2 Tle., 2. Aufl., Lpz. 1887).