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Arkadien | eLexikon | Geschichte - Altgriechenland - Staaten

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Arkadien,

die mittelste Landschaft des Peloponnes, ist ganz erfüllt von Gebirgsketten mit der Strichrichtung NNW.-SSO.;

in der Mitte erhebt sich der Mänalus;

die Ostgrenze bildet das Artemision und Parthenion;

im SW. stellt das Lycäum die Verbindung mit den messenischen Gebirgen her.



Arkadier - Arkansas

Bild 51.884: Arkadier - Arkansas
* 4 Seite 51.884.

Im N. erheben sich die drei Hochgebirge Erymanthus, Aroania und Kyllene zu 2200 bis 2400 m. Arkadien ist das Quellgebiet der größern Flüsse [* 2] des Peloponnes; der Alpheus entwässert den größten Teil der Landschaft. Arkadien besitzt aber auch abflußlose Gebiete, die nur durch unterirdische Abzüge (Katabothren) entwässert werden, so die langgestreckte Hochebene von Tegea und Mantinea im Osten, die von Orchomenus nördlich davon, die Gebirgskessel von Stymphalus und Phenëus am Kyllene-Gebirge u. a. m. - Arkadien ist die einzige von der dor. Einwanderung nicht berührte Landschaft des Peloponnes; es behielt seine alten Bewohner, die hauptsächlich von Viehzucht [* 3] und Ackerbau lebten, Industrie, Kunst (mit Ausnahme

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der Musik) und Wissenschaft wenig pflegten und in dem Rufe der Gastlichkeit, Sittenreinheit und Frömmigkeit, aber auch der Beschränktheit und Roheit standen. Neuere Dichter, besonders die Verfasser von Schäfergedichten, wie der Italiener J. Sannazaro und seine Nachahmer, haben Arkadien als ein Land paradiesischer Unschuld, patriarchalischer Sitteneinfalt und friedlichen Glücks dargestellt und zum Schauplatze ihrer Dichtungen gewählt. In polit. Beziehung zerfiel Arkadien im Altertum in einzelne Landschaften, die, voneinander unabhängig, zu einem sehr lockern Bunde vereinigt waren; die bedeutendem darunter waren die von Tegea, Mantinea, Orchomenus, Stymphalus, Phenëus, Klitor, Psophis, Heräa, Phigalia und die ländlichen, eines größern städtischen Mittelpunkts entbehrenden Landschaften der Mänalier und Parrhasier.

In der griech. Geschichte hat Arkadien keine größere Bedeutung gehabt, sondern sich auf die Verteidigung seiner Unabhängigkeit gegen die Nachbarstaaten, besonders gegen Lakonien beschränkt. Den Versuch, einen Einheitsstaat in Arkadien zu schaffen, machte 371 v. Chr. Epaminondas durch die Gründung der Stadt Megalopolis (s. d.); allein der Versuch mißglückte, und die neue Hauptstadt selbst kam allmählich so herab, daß man sie spottend «die große Einöde» nannte. Auch die Bevölkerung der übrigen Landschaft sank infolge der Wirren des 4., 3. und 2. Jahrh. so bedeutend, daß, als der Peloponnes von den Römern in Besitz genommen wurde, ein großer Teil der frühern Ortschaften völlig unbewohnt erschien. Zur Zeit der Völkerwanderung hatte Arkadien durch die Einfälle der Goten viel zu leiden; im 8. Jahrh. ward das dünn bevölkerte Land von Slawen besetzt, die aber allmählich die griech. Sprache [* 5] annahmen. Im 14. Jahrh. fand die Einwanderung der Albanesen statt; diese haben ihre Sprache und Sitte noch jetzt zum Teil bewahrt.

Griechenland

Bild 7.696a: Griechenland
* 6 Griechenland.

Jetzt ist Arkadien eine der fünf peloponnes. Nomen des Königreichs Griechenland [* 6] mit 4301 qkm, (1889) 148 285 E. und der Hauptstadt Tripolis; es umfaßt vier Eparchien (Bezirke): Mantinea, Kynuria, Gortynia und Megalopolis;

die Bewohner treiben außer Viehzucht und Ackerbau besonders Wein- und Haschischbau. -

Vgl.   Schwad, Arkadien (Stuttg. 1852);

Curtius, Peloponnesos, Bd. 1 (Gotha [* 7] 1851);

Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 2 (Lpz. 1872);

Immerwahr, Die Kulte und Mythen A.s (Bd. 1, ebd. 1891).