Ausfuhrhandel | eLexikon | Volkswirtschaft - Handel
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Ausfuhrhandel
(Exporthandel), s. Ausfuhr, Handel und Handelspolitik.
Ausfuhrhandel,
s. Ausfuhr ^[= oder Export, die eine Seite des internationalen Handels, die andere ist die Einfuhr (s. d.) ...] und Handel.
Ausfuhr
(Export), der in Raum- und Gewichtseinheiten bemessene oder in Preissummen ausgeworfene Betrag an Waren, welche ein Land an ein andres absetzt. Dieselbe wird dadurch ermöglicht, daß das exportierende Land, durch Natur oder Kulturentwickelung begünstigt, die Ware billiger herzustellen vermag als dasjenige, welches dieselbe empfängt, oder auch nur dadurch hervorgerufen, daß die Ausfuhr als Gegenwert gegen die nötige Einfuhr dient. Im großen Ganzen ist die Einfuhr an Produkten durch die Ausfuhr zu decken.
Erschwerungen der Einfuhr können deshalb leicht Minderungen der zur Folge haben. Allerdings ist dies keine Notwendigkeit, da die verringerte Zahlungsfähigkeit des Auslandes auch einem dritten Land gegenüber sich geltend machen kann. Leistungsfähigkeit und sparsamer Sinn eines Volks können darum auch, zumal wenn sie durch die Gunst der Natur unterstützt werden, längere Zeit hindurch die von Waren auf höherm Stand erhalten als die Einfuhr, indem der Unterschied durch Einfuhr von Edelmetall und Erwerb von Schuldtiteln beglichen wird.
Später kann sich das Verhältnis umkehren, indem die Zinszahlung durch Einfuhr von Waren ausgeglichen wird. Dem Gedanken, durch Mehrausfuhr die Kapitalkraft des Inlandes zu stärken, entsprangen die verschiedenen handelspolitischen Maßregeln des Merkantilsystems (s. d.), welche teils die Ausfuhr zu heben, teils sie zu mindern bestimmt waren. Überreste der Mittel, welche direkt auf dieses Ziel lossteuern, finden sich noch heute. Im übrigen unterscheiden sich die heutigen Bestrebungen von denen der frühern Zeit wesentlich dadurch, daß sie mehr indirekt wirken, indem sie auf die Mittel gerichtet sind, welche die Ausfuhr ermöglichen und dauernd sichern.
Hebriden, Neue - Hebun

* 3
Hebung.Zur Hebung [* 3] und Förderung der Ausfuhr dienen zunächst staatliche Ausfuhrbegünstigungen, die früher vielfach in der Gestalt von Ausfuhrprämien (franz. primes d'exportation, engl. bounties) nach Maßgabe der Ausfuhr insbesondere von fertigen Produkten der Industrie gewährt wurden. Solche Prämien konnten allerdings für einen besondern Industriezweig sehr günstig wirken, woraus jedoch noch nicht ihre volkswirtschaftliche Zulässigkeit folgt. Als vorübergehend angewandtes Reizmittel konnten sie immerhin gute Dienste [* 4] leisten, doch sind ihnen auch in diesem Fall in der Regel, zumal im Kulturland, andre zur Erleichterung und Sicherung des Absatzes dienende Maßregeln vorzuziehen.
Meist wirkten die Prämien als einseitige Begünstigungen auf Kosten andrer Kreise [* 5] der Bevölkerung, [* 6] oft selbst zu gunsten des Auslandes, welchem sie einen billigern Bezug ermöglichten. Während der Merkantilismus solche Prämien nur der Industrie zugestand, wurden sie in England auch der Landwirtschaft bei von Weizen gewährt, wenn dessen Preis unter eine bestimmte Höhe herabgesunken war. Heute bestehen derartige Prämien noch in Frankreich als Ermunterungsmittel der großen Seefischerei für von französischen Fischern gefangene Stockfische, welche direkt von Neufundland oder von französischen Spezialentrepots ausgeführt werden.
Den Charakter von Ausfuhrprämien können aber auch diejenigen Ausfuhrvergütungen, wie Bonifikationen und Rückzölle, annehmen, welche den Zweck haben, durch Zoll- und Steuersystem und dessen Technik hervorgerufene nicht beabsichtigte Lasten zu begleichen (vgl. Exportbonifikation.). Weitere Mittel zur Förderung der Ausfuhr sind alle diejenigen, welche als Erleichterungen, z. B. bei der Durchfuhr, oder als direkte und indirekte Hilfen (Konsularberichte, Schutz der heimischen Interessen im Ausland, Kolonialpolitik etc.) der gesamten Gütererzeugung und dem Handel dienen. Neben der Wirksamkeit des Staates und als Ergänzung derselben können auch freie private Bestrebungen, mögen sie dem Interesse oder gemeinnützigen Beweggründen entspringen, darauf abzielen, die Ausfuhr zu heben, wie Erforschung von Absatzgebieten durch Expeditionen, Anbahnung und Unterhaltung von Verkehrsbeziehungen durch Vereine (Deutscher Handelsverein), Ausstellungen, Exportmusterlager, Handelsmuseen etc.
Beschränkungen der Ausfuhr bildeten einen wichtigen Bestandteil der ältern Handels- und Münzpolitik. Sie traten vielfach als Ausfuhrverbote auf. Kamen schon bei den Römern Verbote der von Edelmetallen vor, so finden wir dieselben ganz regelmäßig im Mittelalter, später meist mit der Beschränkung auf gemünztes Metall und zwar, wie in Frankreich noch 1726, unter Androhung von schweren, selbst Leibesstrafen. Zweck dieser Verbote war meist, zu verhindern, daß nach durch die Verwaltung selbst bewirkten Münzverschlechterungen die schwereren Stücke über die Grenze gebracht würden.
Ausfuhrhandel - Ausgle

* 1
Seite 2.114.Ferner ergingen auch nicht selten Verbote gegen die von Lebensmitteln und wichtigen Rohstoffen, vielfach aus echt merkantilistischen Gründen, so in England noch bis 1824 gegen die von Wolle, dann von Getreide, [* 7] wenn der Preis einen bestimmten Satz überstieg. Am längsten behauptete sich in der Praxis als Notstandsmaßregel das vorübergehende Verbot der von Lebensmitteln, doch wurde auch dieses durch die moderne Verkehrsentwickelung hinfällig. So kommen denn in den ¶
mehr
heutigen Kulturstaaten, nachdem früher in den Handelsverträgen möglichst auf Beseitigung der Verbote hingewirkt wurde, die Ausfuhrverbote nur noch als Ausnahmemaßregel im Kriegsfall vor. Sie erstrecken sich meist nur auf Kriegsmaterial und haben den Zweck, den eignen Bedarf sicherzustellen, den Feind zu schwächen oder die Neutralität aufrecht zu erhalten. In ihrer Wirkung kommen dem Verbot hoch bemessene Ausfuhrzölle nahe, welche auch aus jenem vielfach hervorgegangen sind.
Ursprünglich als bequeme Quelle [* 9] von Einnahmen betrachtet, welche scheinbar das Ausland spendete, und deswegen auch von Fabrikaten erhoben, werden die Ausfuhrzölle dem Merkantilsystem zu einem Mittel, die Industrie zu stützen und zu heben. Sie wurden deshalb in erster Reihe von Lebensmitteln und Rohstoffen erhoben, deren Arbeit und Industrie bedurften. Dem entsprechend spielten die Ausfuhrzölle in den Zolltarifen eine wichtige Rolle, und es hatte sich auch eine größere Zahl derselben bis in die neuere Zeit hin erhalten.
Geschichtskarten von D

* 10
Deutschland.Die Erkenntnis, daß diese Zölle meist vom Inland getragen werden, daß sie die Produktion der belasteten Artikel schädigten und die Konkurrenz auf fremdem Markt erschwerten, führte in vielen Ländern, besonders seit Abschluß des englisch-französischen Handelsvertrags, zu ihrer vollständigen Beseitigung. In Deutschland [* 10] wurde 1873 der letzte Rest, der Zoll auf die für die Papierfabrikation [* 11] erforderlichen Lumpen und Abfälle, aufgehoben. Ebenso bestehen keine Ausfuhrzölle mehr in England, Frankreich, den Vereinigten Staaten [* 12] etc. Überbleibsel kommen noch vor in Österreich, [* 13] eine größere Zahl noch in Rußland, in der Schweiz [* 14] (1873 mit 3 Mill. Mk. Einnahme), besonders in Italien [* 15] auf zahlreiche Landesprodukte, vorzüglich aber in der Türkei, [* 16] in deren Finanzwesen der Ausgangszoll eine wichtige Rolle spielt. Der in der Schweiz erhobene allgemeine Ausgangszoll (0,16 Mk. für 100 kg) hat lediglich den Charakter einer statistischen Gebühr, wie sie auch in Deutschland 1879 eingeführt wurde. Ein echter, das Inland nicht beschwerender Finanzzoll ist der Ausfuhrzoll dann, wenn er von Gegenständen erhoben wird, bei deren Besitz oder Erzeugung das Inland eine (insbesondere natürliche) Monopolstellung einnimmt, wie Peru [* 17] bei Guano, China [* 18] bei Thee.