Avignon | eLexikon | Geographie - Frankreich - Departements
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sun Oct 16 1791
Avignon
(spr. awinjóng), Hauptstadt des franz. Departements Vaucluse, am linken Ufer des Rhône, 55 m ü. M., unweit der Mündung der Durance und an der Lyon-Marseiller Eisenbahn, liegt um einen 60 m hohen Kalkfelsen, der oben in eine schöne, aussichtsreiche Anlage verwandelt ist, und an dessen Abhang das mächtige Schloß der Päpste und die Kathedrale sich erheben. Aus dem 14. Jahrh. rühren die wohlerhaltenen Zinnenmauern und Türme her, welche die eiförmige Stadt mit dem Gewirr ihrer engen und krummen Straßen umschließen. Um diese Mauern herum wurden in jüngster Zeit schöne Boulevards und Promenaden angelegt.
Avignonbeeren - Avigny
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Seite 2.184.Eine Kettenbrücke führt zum rechten Stromufer nach Villeneuve-les-Avignon (s. d.) hinüber und ersetzt die 1177 erbaute, aber 1669 bis auf drei noch heute stehende Bogen [* 2] vom Hochwasser zerstörte St.-Bénézetbrücke. Am Rhôneufer ziehen sich schöne Kais hin. Noch heute ist Avignon reich an Kirchen, Klöstern und Mönchen; die größte unter erstern ist die Kathedrale Notre Dame des Doms aus dem 11. Jahrh., vielfach restauriert, mit prächtigem Mausoleum Papst Johannes' XXII.; andre nennenswerte sind St.-Pierre und St.-Didier. Von Profanbauten ragt vor allen hervor der Palast der Päpste neben dem Dom, eine aus gewaltigen Steinblöcken aufgetürmte Festung, [* 3] finster und drohend dann das Stadthaus ¶
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mit einem gotischen Turm [* 5] aus dem 14. Jahrh., davor das Standbild Crillons, des tapfern Feldherrn Heinrichs IV., Crillons Haus und das Museum Calvet, nach seinem Stifter genannt, mit Bibliothek von 85,000 Bänden, 2500 Manuskripten, Gemälden, Münzen, [* 6] Skulpturen, Altertümern etc. Avignon zählt (1881) 32,440 Einw., welche sich seit den Bekehrungen des 13. Jahrh. durch Bigotterie (die Frauen zugleich durch Schönheit und Anmut) auszeichnen. Die industrielle Thätigkeit derselben erstreckt sich vorzugsweise auf Seidenmanufaktur, nachdem die Krappindustrie, deren Hauptsitz im Abendland Avignon war, zurückgegangen ist.
Garten
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Garten.Jene beschäftigt bei der Spinnerei und Weberei [* 7] 12-14,000 Arbeiter, die jährlich für ca. 1½ Mill. Frank Ware erzeugen. Außerdem treibt man Fabrikation von Bijouteriewaren, Papier, Teigwaren, Seife, chemischen Produkten, Buchdruckerei und Maschinenbau und Handel mit Getreide, [* 8] Öl, Wein und Seide. [* 9] Avignon hat ein Lyceum, die Académie de Vaucluse (an der Stelle der 1303 gestifteten, 1794 aufgehobenen Universität), einen botanischen Garten [* 10] und ist der Sitz eines Erzbischofs. Es ist Geburtsort von Petrarcas Laura und des Malers J. ^[Joseph] Vernet. Petrarca wurde 1874 in Avignon ein Denkmal errichtet.
Avignon hieß zur Zeit der Römer [* 11] Avenio (Avignon Cavarum, Avenicorum civitas) und war die Stadt der Kavaren, eines gallischen Volks; 48 v. Chr. gründeten die Römer hier eine Kolonie. Vom 1. Jahrh. n. Chr. an besaß Avignon alle Rechte einer italischen Stadt. Unter den Thronstreitigkeiten der spätern Kaiser hatte es schwer zu leiden. Nach dem Untergang des weströmischen Reichs kam es unter die Herrschaft der Burgunder, dann der Westgoten und endlich der Franken und ward 730 und 737 von den Sarazenen zerstört.
Lehrbegriff - Lehrerin
![Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert] Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/61/61_0037.jpeg)
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Lehre.Nach dem Zerfall des fränkischen Reichs gehörte Avignon mit seinem Gebiet zum Königreich Burgund und zur Grafschaft Venaissin, kam jedoch bald in den gemeinschaftlichen Besitz der Grafen von Toulouse [* 12] und Provence und der Grafen von Forcalquier. Der letzte Graf von Forcalquier schenkte seinen Anteil der Stadt Avignon, welche dadurch fast selbständig wurde. In Avignon und Umgegend fand die Lehre [* 13] der Albigenser große Verbreitung. Deshalb ward es von Ludwig VIII. von Frankreich 1226 nach dreimonatlicher Belagerung zum größten Teil zerstört.
Nach dem Tode des letzten Grafen von Toulouse (1249) brachte der Gemahl von dessen Tochter Johanna, Alfons, Graf von Poitiers, Bruder Ludwigs IX. von Frankreich, Avignon unter seine Oberhoheit. Nach Alfons' Tod fiel ein Teil der Grafschaft Avignon 1271 an Frankreich, den König Philipp der Schöne jedoch 1290 an Karl von Anjou, König beider Sizilien [* 14] und Grafen von Provence, abtrat. Darauf war Avignon 1309-76 Sitz der Päpste, welche schon die Grafschaft Venaissin besaßen und 1348 auch die Stadt Avignon durch Kauf von der Königin Johanna von Neapel [* 15] erwarben.
Rom
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Rom.Die avignonischen Päpste waren Clemens V. (bis 1314), Johann XXII. (bis 1334), Benedikt XII. (bis 1342), Clemens VI. (bis 1352), Innocenz VI. (bis 1362), Urban V. (bis 1370) und Gregor XI. (bis 1378), der im September 1376 wieder nach Rom [* 16] übersiedelte. Diese Zeit des Papsttums heißt die babylonische Gefangenschaft der Kirche.
Vgl. Höfler, Die avignonesischen Päpste, ihre Machtfülle und ihr Untergang (Wien [* 17] 1871).
Petrarca schildert zur Zeit Clemens' VI. als eine stinkende, schlecht gebaute, wütenden Winden [* 18] ausgesetzte Stadt und als Sitz jeglichen Lasters. Der große von den Päpsten erbaute Palast hatte ein düsteres Aussehen. In Rom folgte auf Gregor XI. Urban VI. (1378-89). Die französischen Kardinäle aber wählten zu Fondi Clemens VII. (1378-94) zum Papst, der seit 1379 in Avignon residierte. So entstand das große Schisma der abendländischen Kirche. Als Clemens VII. 1394 zu Avignon starb, wählten seine Kardinäle Benedikt XIII. (1394-1415). Benedikt, in Avignon belagert, floh nach Spanien. [* 19]
Blutbewegung (chemisch
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Blüte.Seit der Wiederherstellung der Alleinherrschaft des römischen Papstes (1417) residierten in Avignon nur Legaten als päpstliche Statthalter. Der finanzielle Gewinn der Kurie aus dem Besitz Avignons war gering, da die Stadt infolge innerer Wirren ihre frühere Blüte [* 20] verlor. Die Einkünfte, die sich auf höchstens 300,000 Livres beliefen, wurden auf öffentliche Gebäude und Straßen, zur Besoldung der Truppen und bürgerlichen Beamten verwendet; dagegen mußte für alle ins französische Gebiet ausgeführten Landesprodukte eine starke Abgabe entrichtet werden, so daß der französischen Staatskasse mehr einbrachte, als wenn es mit Frankreich vereinigt gewesen wäre. Im J. 1791 empörte sich die von der Revolutionspartei aufgereizte Volksmenge gegen die päpstliche Herrschaft, zerstörte Schlösser und Klöster und bat die Konstituierende Versammlung um die Vereinigung Avignons mit Frankreich, welche auch ebenso wie die von Venaissin beschlossen wurde. Avignon wurde die Hauptstadt des neuen Departements Vaucluse.
Infolge davon entbrannte in Avignon ein blutiger Bürgerkrieg zwischen Papisten und Demokraten. Die letztern bildeten einen Gemeinderat, riefen wilde Banden aus dem Gebirge nach der Stadt, und als einer der Bandenführer, Lescuyier, 16. Okt. 1791 von der Volksmenge ermordet wurde, schlachteten die Banden 53 Gefangene und warfen die Leichen in das Verlies des Schlosses, die Eisgrube (Glacière). Im J. 1792 wütete ein Volkshauptmann, Jourdan, in Avignon mit blutiger Grausamkeit gegen die Anhänger der alten Zustände. Im Frieden von Tolentino (19. Febr. 1797) mußte der Papst Avignon und Venaissin an Frankreich förmlich abtreten.
Erst das Kaisertum stellte die Ruhe in Avignon her, mit der Restauration aber brach der alte Parteihaß wieder hervor, und in Avignon wütete besonders der »weiße Schrecken«. Hier ward der Marschall Brune (s. d.) 2. Aug. 1815 ermordet. In Avignon sind mehrere Kirchenversammlungen gehalten worden: 1209 wider die Albigenser, 1210 über Exkommunikation der Toulouser und ihres Grafen wegen Weigerung der Ketzervertreibung, 1326 überkirchliche Sitte und Verfassung, 1327 über klerikale Zucht, 1328 wider den kaiserlichen Gegenpapst u. a.