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B. - Baader

Bild 2.198: B. - Baader
Seite 2.198.
Überblick der Artikel
4 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Baader1) Joseph von, Ingenieur, geb. 30. Sept. 1763 zu München, studierte Medizin, dann in Göttingen / 683
Baader _22) Franz Xaver von, Philosoph. Eine Auswahl seiner theosophischen Schriften "als Inbegriff / 31
Baader _3Louis Marie, franz. Historien- und Genremaler, geb. 20. Juni 1828 zu Lannion (Côtes-du-Nord / 61
Baader _4Franz Xaver von, Philosoph, geb. 27. März 1765 zu München, widmete sich seit 1781 zu Ingolstadt / 361

Seite 2.198

Baader

2 Seiten, 1'136 Wörter, 8'353 Zeichen

Theologie — Kirchenhistoriker — Deutsche

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Baader:

1) Joseph von, Ingenieur

2) Franz Xaver von, Philosoph und Theolog

Baader,

Bayern

Bild 2.532a: Bayern
* 4 Bayern.

1) Joseph von, Ingenieur, geb. 30. Sept. 1763 zu München, [* 2] studierte Medizin, dann in Göttingen [* 3] Mathematik und Mechanik, ward 1798 Direktor des Bergbaus und des Maschinenwesens in Bayern, [* 4] 1808 Geheimrat bei der Generaldirektor des Bergbaus und der Salinen und später Oberbergrat und Professor zu München. Er machte verschiedene glückliche Erfindungen in der Mechanik (Baadersches Cylindergebläse, 1794) und erwarb sich große Verdienste um das Eisenbahnwesen. Er starb 20. Nov. 1835 in München. Er schrieb: »Theorie der Saug- und Hebepumpen etc.« (Baireuth [* 5] 1797; 2. Aufl., Hof [* 6] 1820);

»Neue Vorschläge und Erfindungen zur Verbesserung der Wasserkünste beim Bergbau [* 7] und dem Salinenwesen« (1800; 2. Aufl., Hof 1820);

»Über ein neues System der fortschaffenden Mechanik« (Münch. 1823);

»Huskisson und die Eisenbahnen« (das. 1830).

Freiberg (in Sachsen)

Bild 6.636: Freiberg (in Sachsen)
* 10 Freiberg.

2) Franz Xaver von, Philosoph und Theolog, geb. 27. März 1765 zu München, unterlag schon als Knabe somnambulen Anwandlungen, studierte seit 1781 in Ingolstadt [* 8] und Wien [* 9] Medizin, ließ sich hierauf in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, fühlte sich jedoch mehr zu physikalischen Studien hingezogen und ging schließlich zum Bergwesen über. Nach einem dreijährigen Aufenthalt auf der Bergakademie zu Freiberg, [* 10] wo er mit dem berühmten Geologen Werner in nähern Verkehr trat, und längern Reisen in Norddeutschland, Schottland und England wurde er 1797 kurfürstlicher Münz- und Bergrat, 1800 Oberbergmeister, 1807 Oberbergrat, als Ritter des neugeschaffenen bayrischen Zivilverdienstordens geadelt, bald darauf zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt, widmete sich vorzugsweise der Naturwissenschaft und Religionsphilosophie, und als 1826 die Landshuter Universität nach München übertragen wurde, hielt er an derselben Vorlesungen über spekulative Dogmatik, welche er bis zu seinem infolge eines Herzübels 23. Mai 1841 erfolgten Tod fortsetzte. Baader bezeichnet als das Endziel seiner Spekulation die Vereinigung der (katholischen) Theologie mit der Philosophie; er bemühte sich, eine Naturansicht (Philosophie) zur Geltung zu bringen, die zugleich Theologie oder vielmehr Theosophie wäre.



Baake - Baalbek

Bild 2.199: Baake - Baalbek
* 12 Seite 2.199.

Sein Vorbild war der Mystiker Jakob Böhme, welchen er als den tiefsten deutschen Denker ehrte, und dessen Lehre er [* 11] mit der Schellingschen Naturphilosophie zu vereinigen suchte. Durch die Hinweisung auf jene übte er Einfluß auf Schelling selbst und die Gestalt von dessen zweiter, von ihm so genannter positiver Philosophie. Baader wollte nach seinem eignen Ausdruck kein System, sondern nur »Anregungen zum Erkennen« (fermenta cognitionis) geben und that dies in einer geistreichen, aber so wunderlichen Form, daß ihn die Systematiker einen »lallenden Aphoristiker« schalten, während die Mystiker an seiner philosophischen Methode und die kirchlich Gesinnten an seiner religiösen Freimütigkeit und antipäpstlichen Gesinnung Anstoß nahmen. Seine

mehr

Konversation war so sprudelnd, daß sie Schelling mit dem »Austeilen geistiger Almosen« verglich; demungeachtet machte er weder als Schriftsteller noch als akademischer Lehrer besonderes Glück, weil er, obgleich in stets neuem Brillantfeuer des Witzes, sich immer wiederholte und nicht über Anfänge hinauskam. Seine zahlreichen Schriften sind meist subjektive Ergüsse, Briefe, Kritiken, Gelegenheitsschriften. Die bedeutendsten sind seine »Fermenta cognitionis« (Berl. u. Leipz. 1822-25, 6 Hefte),

deren Hauptzweck war, auf Jakob Böhme, den er den »ersten Naturkundigen Deutschlands [* 13] und der Welt« nennt, aufmerksam zu machen und in der Polemik gegen bestehende Systeme zugleich den darin verborgenen Samen [* 14] der gärenden Wahrheit aufzudecken. Im Sinn einer philosophischen Deduktion des religiösen Glaubensinhalts veröffentlichte er 1827 seine Vorlesungen an der Münchener Universität: »Über religiöse Philosophie«. Hierauf folgten seine »Philosophischen Schriften und Aufsätze« (Münst. 1831-32, 2 Bde.) und seine »Vorlesungen über spekulative Dogmatik« (Heft 1, Stuttg. 1828; Heft 2-5, Münst. 1830-38). Ferner schrieb er: »Über den christlichen Begriff der Unsterblichkeit« (Würzb. 1835);

»Vorlesungen über eine künftige Theorie des Opfers oder des Kultus« (Münst. 1836);

Strauchäpfel - Strauß

Bild 65.429: Strauchäpfel - Strauß (Vogel)
* 15 Strauß.

»Über das Leben Jesu von Strauß« [* 15] (Münch. 1836);

»Revision der Philosopheme der Hegelschen Schule bezüglich auf das Christentum« (Stuttg. 1839) etc. Auch in den konfessionellen und kirchlichen Streitigkeiten der neuesten Zeit versuchte er vermittelnd aufzutreten, so in der nach seinem Tod im Druck erschienenen Schrift »Der morgenländische und abendländische Katholizismus« (Leipz. 1841).

Eine Gesamtausgabe seiner Werke, welche den Reichtum u. die Vielseitigkeit seines Geistes und die seltene Reinheit seines durchaus edlen Charakters zeigt, besorgten Franz Hoffmann u. a. (Leipz. 1850-60, 16 Bde.), mit wertvollen Einleitungen, der Biographie und dem Briefwechsel Baaders.

Vgl.   auch Hoffmanns Schriften: »Vorhalle zur spekulativen Lehre Fr. Baaders« (Aschaffenb. 1836);

»Die Weltalter. Lichtstrahlen aus Baaders Werken« (Erlang. 1868) und »Grundzüge der Societätsphilosophie Baaders« (Würzb. 1837).

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882

Baader,

Louis Marie, franz. Historien- und Genremaler, geb. 20. Juni 1828 zu Lannion (Côtes-du-Nord), Schüler von Yvon und der École des beaux-arts, malt antike, sehr poetische Scenen oder auch humoristische Genrebilder, z. B.: der Nachruhm (1874), Phantasie auf der Savoyardenleier, Gewissensbisse, der Kesselflicker, ein Irrtum, Hero und Leander, Odysseus und Nausikaa und (1877) sein Hauptbild: Episode aus der sogen. Helotenjagd in Sparta.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Baader,

Berlin

Bild 2.752a: Berlin
* 16 Berlin.

Franz Xaver von, Philosoph, geb. 27. März 1765 zu München, widmete sich seit 1781 zu Ingolstadt und Wien medizinischen, sodann in Freiberg unter Werner und seit 1792 in England und Schottland allgemeinern naturwissenschaftlichen und technischen Studien und beschäftigte sich schon früh mit der Philosophie. Er wurde dann 1797 zu München Münz- und Bergrat, 1807 Oberbergrat. Auf der Rückkehr von einer 1822 unternommenen Reise nach Rußland verweilte Baader acht Monate in Berlin, [* 16] wo er zu Hegel, Schleiermacher, Herbart und Varnhagen in Beziehungen trat. 1826 ward ihm eine Honorarprofessur für Philosophie und spekulative Theologie in München übertragen.

Bei Gelegenheit der Kölner [* 17] Wirren sprach er sich gegen den kirchlichen Absolutismus in schneidender Weise aus, weshalb ihm 1838 unter dem Ministerium Abel untersagt wurde, über Religionsphilosophie zu lesen. Er starb 23. Mai 1841 zu München. Baader schrieb u. a.: «Vom Wärmestoff» (Wien 1786),

«Beiträge zur Elementarphysiologie» (Hamb. 1797),

«Versuch einer Theorie der Sprengarbeit» (Freiberg 1802),

«Beiträge zur dynamischen Philosophie» (Berl. 1809). Eine Ausgabe seiner «Sämtlichen Werke» (16 Bde., Lpz. 1851-60),

Quelle

Bild 13.510: Quelle
* 18 Quelle.

mit Biographie und Einleitungen, wurde von Franz Hoffmann, Hamberger, Lutterbeck, von Osten u. a. veranstaltet; die Einleitung von Hoffmann erschien besonders u. d. T. «Acht philos. Abhandlungen über und seine Lehre» (ebd. 1857). Die Principien, aus denen Baader alles ableitet, sind: der Urwille, der zugleich als Urbewußtsein Urgeist und Urpersönlichkeit ist, und dessen Attribute: die ewige Idee und die ewige Natur. Die Idee ist als Grund der Form, die Natur dagegen als die Quelle [* 18] des Stoffs anzusehen.

Vom Willen aber wird das Verhältnis bestimmt, in welchem jene beiden zueinander stehen. Der theosophische Charakter seines Denkens zeigt sich vor allem darin, daß er einen Parallelismus zwischen der ewigen Selbsterzeugung Gottes und der zeitlichen Geschichte des sündigen und erlöst werdenden Menschen darstellen will. In diesem mystischen Sinne erklärt er sich für die Identität des Wissens und des Glaubens als des wahren «Innewohnens» der Gottheit im Menschen, und er hat dadurch eine höhere Bedeutung gewonnen, daß er in die starre Scholastik des Katholicismus eine Anzahl fruchtbarer, freilich von diesem selbst dogmatisch zurückgewiesener Gedanken hineingeworfen hat. Der bedeutendste Schüler B.s ist Franz Hoffmann (s. d.).

Vgl.   Classen, Franz von B.s Leben und theosophische Werke als Inbegriff christl. Philosophie (2 Bde., Stuttg. 1886-87).