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Baco | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Jun 11 1294

Baco

oder Bacon (spr. behk’n), Roger, gelehrter engl. Mönch, aus einer alten, angesehenen Familie, geb. 1214 zu Ilchester in der Grafschaft Somerset, studierte in Oxford, [* 2] dann in Paris, [* 3] wo er die theol. Doktorwürde erhielt. Wenn nicht schon in Frankreich, so doch bald nach seiner Rückkehr in die Heimat, 1240, trat er in den Franziskanerorden und ließ sich zu Oxford nieder. Die Physik scheint damals der Hauptgegenstand seiner Arbeiten gewesen zu sein. Aber seine Entdeckungen und Erfindungen galten den Zeitgenossen als Zauberkunst.

Zudem tadelte er laut die Sittenverderbnis der Geistlichen, besonders der Mönche, und stellte dem Papst in einem Briefe die Notwendigkeit einer Reform der Geistlichkeit dar. Dies führte zu einem Verbote seiner Lehrthätigkeit an der Universität und zu einer Anklage. Zur Verteidigung schrieb er infolge einer Aufforderung Clemens’ Ⅳ. sein «Opus majus» (hg. von Jebb, Lond. 1733), in welchem er die Notwendigkeit einer Reform der Wissenschaften auf Grundlage des Studiums der Sprachen und der Natur darstellte.

Unter Nikolaus Ⅲ. erklärte sich der General des Franziskanerordens, Hieronymus von Esculo, gegen Baco, verbot das Lesen seiner Schriften und erließ einen Befehl, ihn einzukerkern, den der Papst auch bestätigte. Diese Gefangenschaft währte 10 Jahre; umsonst versuchte Baco den Papst Nikolaus Ⅳ. durch eine «Abhandlung über die Mittel, die Krankheiten des Alters zu verhüten» (lateinisch Oxf. 1590; englisch von Brown, 1683) von der Unschuld und Nützlichkeit seiner Arbeiten zu überzeugen. Erst nach dessen Tod erlangte er seine Freiheit wieder, kehrte dann nach Oxford zurück, schrieb einen Abriß der Theologie und starb bald darauf 11. Juni 1294 (nach andern schon 1292).

Lehrbegriff - Lehrerin

Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]
* 4 Lehre.

Baco steht in seiner realistischen Richtung auf wirkliches Wissen der Natur innerhalb der Scholastik so gut wie einzig da, so daß seine Lehre [* 4] mit Recht unter die vorbereitenden Elemente ihrer Zersetzung gerechnet worden ist. Seine Haupterfindung sind die Vergrößerungsgläser. Außerdem finden sich in seinen Schriften neue und sinnreiche Ansichten von der Optik, z. B. über die Strahlenbrechung, [* 5] über die scheinbare Größe der Gegenstände, der Sonne [* 6] und des Mondes.

Das Verständnis seiner chem. Arbeiten wird durch den Gebrauch rätselhafter Bezeichnungen sehr erschwert. Seine Vorschläge zur Verbesserung der im Kalender obwaltenden Irrtümer kamen der Wahrheit sehr nahe; auch verfertigte er selbst einen berichtigten Kalender, von dem noch eine Abschrift auf der Oxforder Bibliothek ist. Wegen seiner ausgebreiteten Kenntnisse erhielt er den Beinamen Doctor mirabilis. Sein Abriß der Theologie ist noch ungedruckt. Mehrere seiner Schriften sind früher in Deutschland [* 7] herausgegeben worden, wie die «Alchimie» (Nürnb. 1541),

«Epistola de secretis artis et naturae operibus atque nullitate magiae» (Par. 1542),

die «Mathematik und Perspektive» durch Joh. Combach (Frankf. 1614). Sein «Opus minus» und «Opus tertium» nebst andern seiner Schriften gab Brewer (Lond. 1859) heraus. –

Vgl.   Siebert, Roger Baco, sein Leben und seine Philosophie (Marb. 1861);

Charles, Roger Bacon, sa vie, ses ouvrages, ses doctrines Par. 1861);

Leonh. Schneider, Roger Bacon Ord. min. (Augsb. 1873);

Werner, Psychologie, Erkenntnis- und Wissenschaftslehre des R. Baco (Wien [* 8] 1879);

ders., Kosmologie und allgemeine Naturlehre des R. Baco (ebd. 1879).