Bastardpflanzen | eLexikon | Botanik - Pflanzengruppen
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Bastardpflanzen,
Hybriden, Pflanzenmischlinge, Bezeichnung für Pflanzenformen, die durch geschlechtliche oder andere Vermischung zweier verschiedener Arten entstanden sind. Man nennt diesen Vorgang der Vermischung auch Bastardierung, Hybridation, Kreuzung. Der weitaus größte Teil der Bastardpflanzen ist durch geschlechtliche Vermischung entstanden; es besteht diese darin, daß die weiblichen Organe der einen Art durch die männlichen Organe einer andern Art befruchtet werden: aus dem dadurch gebildeten Samen [* 3] geht die Bastardpflanze hervor.
Polla - Pollen
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Pollenkörner.Die geschlechtliche Kreuzung kann auf zweierlei Weise vor sich gehen, sie kann in der freien Natur durch Vermittelung von Tieren oder des Windes (s. Bestäubung), oder sie kann künstlich bewirkt werden. Die letztere Art der Kreuzung wird sehr häufig von den Gärtnern angewendet, um Hybriden zu erzeugen, die die Vorzüge sowohl der väterlichen wie der mütterlichen Stammpflanzen besitzen. Man verfährt dabei folgendermaßen: Man schneidet, wenn zwitterige Blüten gekreuzt werden sollen, die Staubfäden, ehe ihre Antheren aufspringen, weg, was man Kastrieren nennt, und bringt nun den Samenstaub einer andern Pflanze, die als Vaterpflanze dienen soll, am besten mit Hilfe eines zarten Pinsels auf die Narbe der damit zu befruchtenden Pflanze (der Mutterpflanze); außerdem muß selbstverständlich Sorge getragen werden, daß Pollenkörner [* 4] anderer Pflanzen als derjenigen, die man als Vaterpflanze benutzt bat, vollständig fern bleiben. Aus den Samen der befruchteten Mutterpflanze entstehen nun Bastardpflanzen, Formen, die weder der Mutter- noch der Vaterpflanze gleichen, beiden aber in vielen Beziehungen ähneln.
Die Kreuzung ist in den meisten Fällen nur zwischen zwei Arten einer und derselben Gattung möglich, nur sehr selten findet Vermischung zweier Arten nahe verwandter Gattungen statt. Niemals aber kommen Bastarde zwischen Arten von einander fern stehenden Gattungen vor. Die durch geschlechtliche Vermischung erzeugten Bastardpflanzen, die sog. sexuellen Bastarde, haben mehrere merkwürdige Eigenschaften. Zunächst lassen sich die Merkmale der Eltern stets an den Hybriden wiederfinden, aber nur so, daß man den Einfluß beider Eltern dabei wahrnimmt; so hat z.B. der Bastard der zwei Luzernearten Medicago sativa L. und M. falcata L. Blüten, deren Farbe zwischen Blau und Gelb, den Blütenfarben der Eltern, schwankt.
Ferner macht sich bei den Bastardpflanzen ziemlich allgemein eine Abschwächung der Fruchtbarkeit geltend; es wird ein Teil der Pollenkörner und ebenso ein Teil der Samenknospen mangelhafter ausgebildet, und zwar ist diese Schwäche in der Regel mehr bei den männlichen als bei den weiblichen Organen zu bemerken. Hingegen besitzen die Bastardpflanzen, zumal diejenigen zwischen sehr nahe verwandten Arten, ein viel kräftigeres Wachstum, das sich in einer reichern Bewurzelung, in den zahlreichen und, mit Ausnahme der Geschlechtsorgane, besser ausgebildeten Blüten, in der längern Lebensdauer und mehrern andern ausspricht.
Gerade dieser letztere Umstand, das kräftigere Wachstum in fast allen Teilen ist es, was die Hybriden für die Gärtner und Blumenzüchter so wichtig macht. Die Bastardpflanzen sind fast immer fortpflanzungsfähig; man kann sie also nicht nur durch Stecklinge, Ableger u.s.w., sondern auch durch tarnen vermehren; nach mehrern Generationen jedoch, und vorzüglich dann, wenn die Stammpflanzen sehr nahe verwandt sind, findet oft ein Zurückschlagen zu einer der beiden letztern statt.
Bastards - Bastia
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Seite 52.480.Die Bastardpflanzen können ebenfalls wieder entweder mit einer der Stammformen, oder mit einer den Eltern nahe verwandten Form, oder auch mit andern Bastardpflanzen gekreuzt werden, und man erhält dann sog. abgeleitete Bastardpflanzen. In letzterm Falle trägt der Bastard eine Vermischung der Merkmale von vier ¶
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Stammpflanzen an sich; fährt man auf diese Weise fort, so kann man einen Mischling aus einer noch größern Anzahl Pflanzen erhalten. Die Kreuzung bietet, also ein Mittel, um von einigen nahe verwandten Arten einer Gattung eine Anzahl der mannigfaltigsten Formen zu erzielen. Durch derartige Prozesse sind zum großen Teil die zahllosen Abänderungen vieler Zierpflanzen, wie Aurikeln, Azaleen, Kamelien, Georginen, Levkojen, Nelken, Pelargonien u.s.w. hervorgebracht worden. Doch sind nicht alle Familien gleichmäßig befähigt, Bastarde zu bilden; es giebt eine größere Anzahl, in denen die Hybridation sich sehr leicht vollzieht, so die Familien der Geraniaceen, Rosaceen, Kompositen, [* 6] Solaneen, Salicineen und viele andere; bei andern hingegen, wie z.B. bei den Doldengewächsen, sind Bastardpflanzen eine Seltenheit. Unter den höhern Kryptogamen sind bis jetzt nur wenige Bastarde, und auch diese zum Teil nur ungenau bekannt geworden.
Pfr. - Pfropfen
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Pfropfen.Indes können auch durch das von den Gärtnern angewandte Veredeln oder Pfropfen [* 7] (s. Veredelung) entstehen; allerdings sind bis jetzt nur wenige Fälle dieser Art bekannt geworden. Man hat z.B. durch Veredeln einer mit gefleckten (panachierten) Blättern versehenen Art der Gattung Abutilon auf eine andere derselben Gattung angehörende Art eine Hybridation insofern erzielt, als die Sprossen, die an dem betreffenden Stamme sowohl über als unter der Veredelungsstelle hervorbrachen, ebenfalls gefleckte Blätter zeigten; bei Veredelung einer blauen Kartoffelsorte durch die Augen einer weißen Sorte wurden nicht rein weiße Kartoffeln gebildet, sondern es entstanden blau und weiß gefleckte Knollen. [* 8] Es muß dabei angenommen werden, daß die Unterlagen, denen Reiser oder Augen anderer nahe verwandter Arten aufgepfropft werden, einen Einfluß auf die Ausbildung der betreffenden Reiser oder Augen haben, und auch umgekehrt, daß die letztern, wie in dem Falle bei Abutilon, ihre Eigenschaften der Unterlage mitteilen können. (S. Verwachsung.)
Die Litteratur über die Bastardpflanzen ist ziemlich umfangreich;
die wichtigsten Schriften darüber sind: Koelreuter, Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen (4 Tle., Lpz. 1701-66);
Gärtner, Versuche und Beobachtungen über die Bastarderzeugung im Pflanzenreiche (Stuttg. 1849);
Wichura, Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreiche, erläutert an den Bastarden der Weiden (Bresl. 1865);
Focke, Die Pflanzenmischlinge (Berl. 1881).