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Belgrad | eLexikon | Geographie - Serbien - Kreise

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Tue Dec 19 1882

Belgrad

[* 1] (serb. Beograd, »weiße Burg«, ungar. Nandor-Fejérvár), befestigte Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Serbien, [* 2] zwischen der Donau und Save gelegen, welche Flüsse [* 3] sich hart unter der Festung [* 4] vereinigen (s. Plan). Letztere zerfällt in die obere und untere Festung. In der obern befinden sich das Kommandanturgebäude, in welchem früher der Pascha residierte, einige Kasernen, ein Militärhospital (in der Moschee) und eine alte Kirche, welche die Türken als Pulvermagazin benutzten.

Turma - Turmalin

Bild 66.8: Turma - Turmalin
* 5 Turm.

In den bombenfesten Kasematten sind Sträflinge untergebracht. In der untern Festung befinden sich große Magazine und Kasernen und hart an der Donau der Turm [* 5] Nebojscha. Die Festung ist gut armiert, würde aber nicht im stande sein, eine Belagerung auszuhalten. Zwischen der Festung und der Stadt zieht sich ein an 200 m breiter, früher wüster Raum hin, Kalimegdan genannt, der seit mehreren Jahren zu einem schönen Park umgewandelt ist. Belgrad wird in sechs Bezirke eingeteilt.

Der Stadtteil Dortschol, wo bis 1862 die Türken wohnten, ist ganz verschwunden; gerade Straßen durchkreuzen ihn; nur hier und da stehen einsam und öde die hohen Minarets der türkischen Moscheen, die in einigen Jahren ganz verfallen sein werden. In diesem Stadtteil befinden sich auch die Reste der interessanten Ruine des Prinz Eugenschen Palastes. Belgrad war früher und zwar bis 1862 mit Wällen umgeben, durch welche fünf Thore in die eigentliche Stadt führten. Das schönste Thor war das unter Laudon erbaute Stambul-Kapu, welches erst 1868 niedergerissen wurde.

Einige Schritte von der Stelle des ehemaligen Thors steht das 1871 eröffnete Theater [* 6] und demselben gegenüber das eherne Monument des 1868 ermordeten Fürsten Michael Obrenowitsch III., welches 19. Dez. 1882 enthüllt wurde. Außer der Kirche in der Festung hat Belgrad noch 5 griechisch-katholische und 1 evang. Kirche, 1 kath. Kapelle (im österreichischen Gesandtschaftsgebäude), 2 Synagogen und 1 Moschee für die in Belgrad seßhaften türkischen Handwerker und Kaufleute, deren Zahl etwa 30 beträgt. Die Zahl der Einwohner ist von (1882) 36,177 auf (1884) 40,000 gestiegen. Belgrad ist der Sitz des Einfuhrhandels



Belial - Belinskij

Bild 2.661: Belial - Belinskij
* 7 Seite 2.661.

[* 1] ^[Abb.: Situationsplan von Belgrad.]

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aus Österreich [* 8] und Deutschland, [* 9] und auch den größten Teil der Ausfuhr in das Ausland vermittelt Belgrad. Auch ist der Transitverkehr zwischen Österreich und der Türkei [* 10] sehr lebhaft, besonders seitdem die Eisenbahnlinie Belgrad-Nisch dem öffentlichen Verkehr übergeben wurde. Wenn erst die Verbindung dieser Linie mit den türkischen Bahnen hergestellt sein wird, wird dieser Handel großartige Dimensionen annehmen. Die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft und die Österreichische Staatseisenbahngesellschaft haben ihre Agenturen in und vermitteln den Verkehr mit Österreich.

Deutsche Altertümer -

Bild 54.996: Deutsche Altertümer - Deutsche Buchdrucker-Berufsgenossenschaft
* 11 Deutsche.

Zum Aufschwung des Handels tragen viel die privilegierte serbische Nationalbank und die Kreditbank bei. Industrie hat Belgrad fast gar nicht, die meisten Handwerker betreiben ihr Gewerbe im kleinen. An Lehranstalten bestehen: 1 Hochschule mit 3 Fakultäten, 1 theologisches Seminar, 1 Gymnasium und 2 Untergymnasien, 1 Realschule und 1 höhere Mädchenschule. Im Gebäude der Hochschule sind die Nationalbibliothek (24,000 Bände) und das Museum (mit einer außerordentlich reichen Münzsammlung) untergebracht. In Belgrad haben ihre Ministerresidenten: das Deutsche Reich, [* 11] Rußland, England und Belgien. [* 12]

Frankreich, Österreich, Rumänien, Griechenland, [* 13] Italien [* 14] und die Türkei haben hier bevollmächtigte Minister. An Sonn- und Feiertagen zieht die Bevölkerung [* 15] nach dem 2 km westlich von Belgrad entfernten anmutigen Toptschider mit einer Eisenbahnstation, wo sich die fürstliche Sommerresidenz mit schönen Parkanlagen und einem Wildgarten befindet. In letzterm wurde 10. Juni 1868 der Fürst Michael Obrenowitsch III. ermordet, und in Toptschider tagte darauf die Nationalversammlung, welche 2. Juli 1868 den jetzt regierenden König wählte.

Bayern

Bild 2.532a: Bayern
* 17 Bayern.

Belgrad steht an der Stelle des alten Singidunum. In den Kämpfen der Bulgaren, Griechen und Ungarn [* 16] mehrmals zerstört, ward es 1343 vom serbischen König und nachmaligen Kaiser Stephan Duschan als Zwingburg wieder aufgebaut; bald nachher wurde die Festung von den Ungarn erobert und kam erst 1382 an die Serben zurück. Georg Brankowitsch, Fürst von Serbien, trat 1426 an den König Siegmund von Ungarn ab, welcher die Festungswerke gegen die Türken verstärkte. Nachdem die Stadt von letztern wiederholt belagert worden war (1440 von Sultan Murad II., 1456 von Sultan Mohammed II., gegen welchen Joh. Hunyady die Stadt durch den Sieg vom 24. Juni 1456 verteidigte), fiel sie endlich 29. Aug. 1521 nach tapferer Gegenwehr in die Hände Solimans II. und gehörte von da an 167 Jahre lang zum türkischen Reich. Am 11. Aug. 1688 wurde Belgrad von dem Kurfürsten Maximilian von Bayern [* 17] mit 53,000 Mann kaiserlicher und Reichstruppen eingeschlossen und 6. Sept. erstürmt, aber schon 18. Okt. 1690 vom Großwesir Mustafa Köprili zurückerobert.

Ein Angriff des Herzogs von Croy auf Belgrad 1692 war ohne Erfolg. Dagegen wurde Belgrad vom Prinzen Eugen seit 16. Juli 1717 belagert und, nachdem das türkische Entsatzheer unter Köprili 16. Aug. in der Schlacht bei Belgrad, dem glänzendsten Sieg des Prinzen, zurückgeschlagen worden war, 22. Aug. zur Übergabe gezwungen. Im Frieden von Poscharewatz 1718 blieb es den Österreichern, die es neu befestigten und zu einem blühenden Handelsplatz umschufen; aber nach der für die Österreicher unglücklichen Schlacht bei Krotzka wurde Belgrad im Belgrader Frieden (18. Sept. 1739) nebst Schabatz und Orsova an die Türken abgetreten. Die Festungswerke Belgrads, welche die Österreicher vor ihrem Abzug zerstört hatten, wurden von den Türken wiederhergestellt; die Stadt selbst aber sank in den Schmutz der übrigen osmanischen Orte zurück. Im österreichisch-türkischen Krieg 1788-91 wurde Belgrad wieder von dem österreichischen General Laudon (7. Okt. 1789) erobert, fiel aber im Frieden von 1791 von neuem an die Türkei zurück.

Als der türkische Despotismus 1804 die Serben zur Empörung trieb, wurde Belgrad von den letztern wiederholt belagert und 13. Dez. 1806 die umschanzte Stadt mit Sturm genommen, die Festungsbesatzung 30. Dez. zur Kapitulation gezwungen und im Januar 1807 die Festung von ihnen geräumt. Die Stadt wurde hierauf Sitz der serbischen Regierung, geriet jedoch, als diese im Bukarester Frieden (28. Mai 1812) von den Russen, ihren bisherigen Beschützern, aufgegeben worden war, nebst den übrigen serbischen Festungen abermals in die Gewalt der Türken, welche die Festung auch noch behaupteten, als sie die Unabhängigkeit Serbiens anerkannt haben. Erst 18. April 1867 wurde die Festung feierlich dem serbischen Fürsten Michael Obrenowitsch III. übergeben und von den türkischen Truppen geräumt.