Bern | eLexikon | Geographie - Schweiz - Alpenstraßen etc
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Mon Jul 13 1846
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Berlocken - Bern (Kant
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13 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Bern | # ein Kanton der Schweiz, grenzt westlich an die Kantone Waadt, Freiburg und Neuenburg sowie an / 3826 |
Bern _2 | # altdeutsche Namensform für Verona (daher Berner Klause [s. d.] und in der deutschen Heldensage / 17 |
Bern _3 | # bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Claude Bernard (s. d.). / 9 |
Bern _4 | Kanton, (1888) 539,305 Einw.; Stadt, (1888) 47,151 Einw. / 9 |
BERN | # Kanton. Umfang und Lage. Der Kanton Bern, mit 6885 km² und 590000 Einwohner (85 auf 1 km² / 19328 |
BERN _2 | # Amtsbezirk. Derselbe umfasst das Gebiet auf beiden Ufern der Aare, rings um die Stelle, wo dieser / 1000 |
BERN _3 | # Stadt, Bundesstadt der Schweiz. Eidgenossenschaft und Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, / 11325 |
BERN _4 | # Kanton. Hydrographie. Das Mittelniveau des Bielersees betrug vor der Juragewässerkorrektion / 865 |
BERN _5 | # Amtsbezirk des Kantons Bern. Die letzten Viehzählungen ergaben folgende Ziffern: 1901 1906 / 33 |
BERN _6 | # (Kt. und Amtsbez. Bern). Es ist unrichtig, dass über die Wasserstände und Abflussmengen der / 118 |
Bern | # 1) In der histor. Rangordnung und dem Flächeninhalt nach der zweite, der Einwohnerzahl nach / 4541 |
Bern _2 | # (Welsch-Bern), alter Name von Verona (s. d.), daher Dietrich von Bern (s. d.) der Name des Ostgotenk / 17 |
Bern _3 | # bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Claude Bernard (s. d.). / 9 |
Bern
7 Seiten, 41'147 Wörter, 295'281 Zeichen
Geographie — Schweiz — Alpenstraßen etc
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Titel
Elemente zu Bern:Geschichte der Stadt und des Kantons Bern.
Bern,
Bern (Stadt; Geschicht
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* 2
Bern.[* 2] ein Kanton [* 3] der Schweiz, [* 4] grenzt westlich an die Kantone Waadt, Freiburg [* 5] und Neuenburg [* 6] sowie an Frankreich, nordöstlich an den deutschen Bezirk Oberelsaß, an Baselland und Solothurn, [* 7] östlich an Aargau, Luzern, [* 8] Unterwalden und Uri, südlich an Wallis und umfaßt ein Areal von 6889 qkm (125,1 QM.), ist somit der Fläche nach der zweitgrößte Kanton. Das Land, ¶
Bern (Kanton)
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Seite 2.768.mehr
quer über fast die ganze Breite [* 10] der Schweiz ausgedehnt, erstreckt sich über alle vier Terrainzonen: Hochalpen, Voralpen, Ebene und Jura, vergleichbar einem Sitz mit ungleich hohen Seitenlehnen. Steigt die alpine Lehne, das Berner Oberland, bis zum Grate des Hochgebirges hinauf (s. Berner Alpen), so erhebt sich die jurassische zu geringerer Höhe, aber zu einem nicht weniger ausgedehnten Bergland (Leberberg oder Berner Jura), jenseit dessen selbst noch ein Fetzen, das Pays d'Ajoie (Elsgau, um Pruntrut), zu den Ebenen des Oberelsaß niedersteigt, durch den Bergrücken des Repais von dem übrigen Kantonsgebiet abgetrennt.
Rechts und links vom Aarethal treten voralpine Bergländer zur Ebene hinaus: Ober-Emmenthal und Schwarzenburg, so daß das Flachland sich auf Oberaargau (um Langenthal), das Mittelland (um Bern) und Seeland (um Biel) beschränkt. Aus dem Mittelland, bei Bern, ragen die Hügelmassen des Gurten (861 m) und des Bantiger Hubels (950 m) empor. Der Leberberg, abgesehen von dem transjurassischen Elsgau, besteht aus dem Val St.-Imier, dem Birsthal und den Franches Montagnes (Freibergen).
Bevölkerungsstatistisc
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* 11
Bevölkerung.Letztere umfassen die plateauartigen Höhen, zu deren Besiedelung der ehemalige Souverän, der Baseler Bischof Imer von Ramstein (1384), durch Erteilung von Freiheiten aufmunterte (um Saignelégier). Ebenso verschieden wie die Landschaften ist die Bevölkerung, [* 11] die 1880: 532,164 Seelen (77 auf 1 qkm) zählte, nach Sprache [* 12] und Konfession wie nach besondern Charakterzügen. Die Jurassier sind großenteils französisch (78,640), die Bewohner des alten Kantonteils deutsch, jene meist katholisch (65,828 Seelen, zur Diözese Basel-Solothurn gehörig), diese reformiert (463,163 Seelen).
Dazu kommen über 1300 Juden. Die Bauernschaft des Mittellandes ist der Kern des Landes, sehr wohlhabend, aber auch stolz. Fleiß und Sparsamkeit, teilweise verbunden mit der Gunst großer Güterkomplexe (durch das Minorat), haben sie zu solcher Blüte [* 13] erhoben. Der deutsche Berner hat eine zähe, kühle Natur, ist kräftig, derb, schwerfällig, behaglich und phlegmatisch, von mäßiger Intelligenz. Der Jurassier und auch der weinbauende Seeländer sind weit beweglicher und leidenschaftlicher und nähern sich dem französischen Charakter. Die Bevölkerung des Oberlandes, von Natur ein gutmütiger, intelligenter, hübscher und kräftiger Schlag, zeigt heutzutage mehrfache schlimme Einwirkungen des ungemein starken Fremdenbesuchs: der Reisende klagt über Zudringlichkeit und Bettelei, über teure Preise und Übervorteilung, und man bedauert, daß Arbeitsscheu und Genußsucht überhandnehmen.
Getreide (Zusammensetz
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* 14
Getreide.Der bernische Feldbau hat seinen Hauptsitz in der Hochebene, erzeugt aber nicht genug Getreide. [* 14] In neuerer Zeit wird die Hebung [* 15] des Obstbaues, behufs Bekämpfung der Branntweinpest, kräftig angestrebt. Wein, fast nur im Seeland gebaut, ist einzuführen (meist aus der Waadt). Die Wälder sind kaum mehr ausreichend; selbst im Jura, der zwar immer noch Holz [* 16] zur Ausfuhr bringt, sind die Waldungen sehr gelichtet, noch mehr im Oberland. Viel Rindvieh, von schönstem Schlag (Fleckvieh) im Simmenthal (Erlenbacher Schlag), im Saanenland, im Frutigen- und Emmenthal.
Schweine
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* 19
Schweine.Die Alpen [* 17] des Simmen- und des Emmenthals sind sorgfältig bewirtschaftet. Die fetten Emmenthaler Käse werden in Langnau aufgestapelt und selbst die ähnlichen Käse der Nachbargebiete angekauft, um von diesem Platz aus in die weite Welt zu wandern. Das Haslithal hat seine eigne Rasse Braunvieh, welches dem Unterwaldner am nächsten kommt. Im Flachland gibt es viel Viehmast. Pferdezucht [* 18] wird am stärksten in den Freibergen und im Simmenthal (Erlenbach) betrieben; daneben züchtet man sehr viele Schweine, [* 19] Ziegen und Schafe [* 20] (s. Frutigen).
Auf dem jurassischen Gebiet findet Bergbau [* 21] auf Eisen [* 22] statt (s. Délémont). Treffliche Sandsteine finden sich bei Ostermundingen (s. d.), Kalk und Gips [* 23] sowohl in den Voralpen als im Jura, Thonschiefer am Niesen (Mühlenen). Granit liefern die erratischen Blöcke. Im Seeland gräbt man auch Torf. Berühmte Heilquellen sind zu Rosenlaui, Gurnigel, Lenk, Weißenburg [* 24] und Blumenstein. Im alten Kantonsteil sind von Bedeutung die Leinenindustrie des Mittellandes, die Baumwollindustrie des Oberaargaus, die Tuchweberei (s. Frutigen), die Parkettfabrikation von Interlaken und die Holzschnitzerei des Oberlandes (s. Brienz); im neuen hingegen die Uhrmacherei (Val St.-Imier, Biel u. a.) und die Seidenweberei (s. Basel), [* 25] örtlich auch Glasfabrikation, [* 26] Töpferei etc. Das »Pruntruter Geschirr« aus dem Ort Bonfol, roh von Form, plump und schwer, ist wegen seiner Feuerbeständigkeit beliebt. Größere Handelsgeschäfte knüpfen sich an einige Zweige der Urproduktion und Industrie sowie an einige Geldinstitute der Hauptstadt; aber im ganzen tritt der Handel gegen die übrigen Erwerbsarten zurück. Eine mächtige Erwerbsquelle bildet der Touristenzug im Oberland; Hotels, Pensionen, Transportmittel, Führer, Träger [* 27] etc. haben allsommerlich ihre goldene Saison. Ist für dieses Treiben Interlaken der Lieblingsplatz, so verleiht es auch dem Schlüsselpunkt des Oberlandes (s. Thun) ein bewegteres Leben und verzweigt sich in die Bergthäler, die in frühern Jahrhunderten ein sehr abgeschiedenes Stillleben genossen.
Mittelschulen, humanistische und realistische, existieren zu Bern, in Pruntrut, Burgdorf und Biel. Das deutsche Lehrerseminar befindet sich in Münchenbuchsee, das französische in Pruntrut, Seminare für Lehrerinnen in Bern, Hindelbank und Délémont. Das Volksschulwesen, das allgemeine (primäre) und das fakultative (sekundäre), gehört zu den entwickeltsten der Schweiz. Es gibt mehrere öffentliche Bibliotheken in Bern (s. unten), ferner die Stadtbibliothek von Burgdorf (11,000 Bände) und die Bibliothèque de l'école cantonale in Pruntrut (Porrentruy, 14,000 Bände).
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
* 28
Kraft.Zufolge der noch in Kraft [* 28] bestehenden Verfassung vom 13. Juli 1846 bildet der Kanton Bern einen demokratischen Freistaat und ein Bundesglied der Schweizer Eidgenossenschaft. Die Souveränität ruht in der Gesamtheit des Volkes. Es übt sie teils unmittelbar (seit 1869 auch durch das Referendum), teils mittelbar durch die verfassungsmäßigen Behörden. Die Verfassung garantiert die in den schweizerischen Republiken üblichen Grundrechte, enthält Periodizität der Beamtungen (seit 1870, resp. 1874 auch der geistlichen und Lehrerstellen), erklärt den Primärunterricht für obligatorisch, verpflichtet den Staat, für den Unterricht zu sorgen, und macht die Niederlassung und Lehrthätigkeit kantonsfremder religiöser Korporationen von der Bewilligung der gesetzgebenden Behörde abhängig.
Dem neuen Kantonsteil sind eine besondere Armengesetzgebung sowie die französischen Zivil-, Handels- und Strafgesetzbücher garantiert. Deutsch und Französisch sind als Landessprachen anerkannt. 8000 Bürger können die Revision der Verfassung verlangen. Die höchste Staatsbehörde ist der Große Rat. Ihm stehen die Legislative, die Oberaufsicht über die gesamte Staatsverwaltung sowie die Wahl gewisser Beamten und Behörden zu. Er wird durch die Wahlversammlung der Wahlkreise, je ein Mitglied auf 2000 ¶
mehr
Seelen der Bevölkerung, gewählt und alle vier Jahre erneuert. Oberste Exekutivbehörde ist ein Regierungsrat von neun Mitgliedern, der nach jeder Gesamterneuerung der Legislative neu bestellt wird. In den Amtsbezirken wird derselbe durch einen Regierungsstatthalter vertreten, der auf doppelten Vorschlag der Wahlversammlung des Amtsbezirks und auf doppelten Vorschlag des Regierungsrats durch den Großen Rat zu wählen ist. Höchste richterliche Behörde ist ein Obergericht, aus höchstens 15 Mitgliedern bestehend; dasselbe wird durch den Großen Rat gewählt und je nach vier Jahren zur Hälfte erneuert. Die Amtsgerichte werden durch die Wahlversammlungen der Bezirke bestellt, ihre Präsidenten durch den Großen Rat. Für Kriminal-, politische und Preßvergehen bestehen Geschwornengerichte. In Kommunalsachen gilt die Gemeinde als autonom.
Zufolge der Staatsrechnung für 1883 betrugen die Einnahmen 20,925,908 Frank (darunter: direkte Steuern 3,685,078, Salz [* 30] 1,805,463, Wirtschaftspatente etc. 1,123,160, Ohmgeld 1,084,528 Fr.); die Ausgaben 20,900,005 Fr. (darunter Erziehung 1,998,403, Bauwesen 1,701,549, Justiz und Polizei 1,749,012 Fr.). Das Stammvermögen belief sich Ende 1883 auf 156,930,431 Fr. Aktiva und 107,290,315 Fr. Passiva, mithin wirkliches Vermögen 49,640,116 Fr., ungerechnet 4,161,408 Fr. an Spezialfonds. Das Kantonswappen: ein roter Schild, [* 31] worin im goldenen Rechtsschrägbalken ein schwarzer Bär schreitet (s. Abbildung). Eingeteilt wird der Kanton in 30 Amtsbezirke.
Wohnhaus II (Gegenwart
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* 32
Wohnhäuser.Die Stadt Bern,
in 540 m Meereshöhe gelegen, ist zwar immer noch Sitz und Zentrum reicher Patriziergeschlechter, aber eine Handelsstadt im gewöhnlichen Sinne nicht mehr. Dennoch laufen mehrere Eisenbahnen (die Linien Olten-Bern-Thun, Bern-Luzern, Jura-Bern und Bern-Lausanne) hier zusammen, eine Folge ihrer Lage und ihrer Eigenschaft als Bundeshauptstadt. Sie wird auf drei Seiten von der tief gebetteten Aare umrauscht und ist eine der schönsten Schweizerstädte wegen der massiven, stolzen Wohnhäuser, [* 32] der breiten, geraden Straßen und Wege, der Arkaden oder Bogengänge (»Lauben«),
welche an den Häusern zu beiden Seiten der Straße sich hinziehen. Von der Plattform aus, 30 m über der Aare, genießt man eine herrliche Aussicht auf die Alpen. Unter den Sehenswürdigkeiten steht der Bundespalast, ein neuer Prachtbau auf weit schauender Terrasse, mit zwei Flügeln und vor dem Eingang des Mittelbaues durch das eherne Standbild der Berna (von R. Christen) geschmückt, obenan. Diesem Gebäude (1852-57 nach den Plänen von Kubli und Stadler gebaut) reihen sich das ehrwürdige (reformierte) Münster [* 33] im spätgotischen Stil mit unvollendetem Turm und [* 34] schönem Portal, das Bürgerspital, das Kunst- und das naturhistorische Museum, das Gymnasium, das Frauenspital, die Blindenanstalt und das Verwaltungsgebäude der Jura-Bern-Luzerner Bahn, verschiedene vornehme Hotels, die 1841-44 erbaute Nydeck-, die 1883 erbaute prächtige Kirchenfeldbrücke (s. Tafel »Brücken«) [* 35] und die Eisenbahnbrücke an. Außerhalb der Stadt sind sehr bemerkenswert die Militäranstalten auf dem Beundenfeld und das neue Inselspital bei der Linde. Eine prachtvolle Fontäne sprudelt beim Bahnhof. Auf dem Platz vor dem Münster steht das Denkmal Rudolfs von Erlach, des Siegers in der Schlacht bei Laupen. Ein andres Denkmal ist das Bertholds V. von Zähringen (auf der Münsterterrasse), des Gründers von und aus der großen Schanze dasjenige des Bundespräsidenten Stämpfli. Die Stadt zählt (1880) 44,087 Einw. (darunter 3456 Katholiken und 387 Juden). - Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von Stroh- und Seidenhüten, Seiden- und Baumwollwaren, Bijouterien, ferner Buchdruckerei.
Zürich (Kanton und Sta
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* 36
Zürich.Der Handel in Tuch, Wein, Getreide und Käse hat nur geringen Umfang. Auf Einwohner und Touristen übt der Bärengraben, eine uralte Stiftung, noch immer viel Anziehung. Nicht übel symbolisiert das bernische Wappentier die etwas derbe, aber kraftbewußte Energie des alten Bern. Zeichnete Zürich [* 36] sich von jeher auf dem Gebiet der Industrie und Wissenschaften aus (»Schweizer Athen«, [* 37] »Limmat-Athen«),
so ragte die Berner Aristokratie mehr auf dem Felde der Krieger und Regenten hervor. Doch besitzt Bern seit 1834 eine Universität, die 1884: 81 Dozenten und 409 Studierende (darunter 36 weibliche, wovon 28 Russinnen) zählte. Zur Universität gehört die Tierarzneischule mit 8 Lehrern und 44 Hörern. Die Kantonschule wurde durch städtische Mittelschulen ersetzt. Von Bibliotheken sind zu erwähnen: die eidgenössische Zentralbibliothek mit 20,000 Bänden, die Stadtbibliothek (75,000 Bände), die Bibliothek der Lesegesellschaft (45,000 Bände) und die Studentenbibliothek (10,000 Bände). Bern ist Sitz der Bundesbehörden (seit 1848), eines altkatholischen Bischofs und der bei der Schweiz akkreditierten Gesandten.
Geschichtskarten von D
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* 38
Deutschland.Geschichte der Stadt und des Kantons Bern.
Die Zeit der römischen Herrschaft in Helvetien hat im Gebiet des heutigen Kantons Bern nur geringe Spuren hinterlassen. In der Völkerwanderung begegneten sich hier Alemannen und Burgunder, mit deren Unterwerfung das Land unter fränkische Herrschaft kam. Seit 888 ein Bestandteil des neuburgundischen Reichs, fiel es mit diesem 1032 an Deutschland. [* 38] Die Zähringer, welche 1156 von Barbarossa das »Rektorat« über das diesseit des Jura gelegene Burgund erhalten hatten, suchten den widerspenstigen Adel durch Anlegung fester Waffenplätze [* 39] im Zaum zu halten; so gründete im Mai 1191 Berchtold V. die Stadt Bern, welche er wohl zum Andenken an die ehemals von seinem Haus besessene Markgrafschaft Verona [* 40] (Welschbern) so benannte. Da die Stadt auf Reichsgrund lag, wurde sie mit dem Tod ihres Gründers, in welchem das Geschlecht erlosch, 1218 thatsächlich reichsfrei, obschon die »goldene Handfeste« des Kaisers Friedrich II. vom 17. Mai d. J. als eine Fälschung aus späterer Zeit erwiesen worden ist.
Um den Nachstellungen der mächtigen Grafen von Kyburg zu entgehen, welche die schweizerischen Allodien der Zähringer geerbt hatten, begab sie sich 1255 in ein Schirmverhältnis zu Savoyen, wodurch sie in den Streit dieses Hauses gegen Rudolf von Habsburg verwickelt wurde und wiederholte Belagerungen von seiten des letztern zu erdulden hatte (1288-89). Ein Sieg, den Bern 1298 über das österreichische Freiburg und den mit ihm verbündeten Adel am Dornbühl erfocht, begründete seine Macht. Es benutzte dieselbe, um die benachbarten Dynasten zu zwingen, Bürger in der Stadt zu werden, was sie zur Kriegsfolge verpflichtete und ihr Gebiet indirekt unter die Herrschaft von Bern brachte. Andre Besitzungen wurden durch Kauf erworben, wie Thun (1323), Laupen (1324), die Reichsvogtei über Hasli (1334). 1339 vereinte sich fast der gesamte Adel des schweizerischen Burgund mit Freiburg gegen Bern, wurde aber von diesem mit Hilfe der
[* 2] ^[Abb.: Wappen [* 41] von Bern.] ¶
Fortsetzung Bern:
→ Seite 2.770 || Waldstätte, mit denen es 1323 ein Bündnis geschlossen, bei Laupen 21. Juni gänzlich geschlagen.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Bern,
[* 2] Kanton, (1888) 539,305 Einw.;
Stadt, (1888) 47,151 Einw.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902

Bern,
Kanton. Umfang und Lage. Der Kanton Bern,
mit 6885 km2 und 590000 Einwohner (85 auf 1 km2) das volksreichste und
zweitgrösste Glied des schweizerischen Bundesstaates, erstreckt sich von 46° 20' N. bis 47° 30' N. und von 6°
45' bis zu 8° 20' ö. L. von Greenwich. Die mitteleuropäische Zeit geht der mittleren Sonnenzeit um 26 ⅔ bis 32 Minuten
voran.
Als durchschnittlich 50 km breiter Streifen erstreckt sich der Kanton vom Kamme der Berneralpen in nordwestlicher Richtung 140 km weit über das von der Aare durchflossene Vorland und über die Ketten des Jura bis an den Doubs und die burgundische Pforte. Indessen ist die Breite ungleich, indem das Gebiet an der alpinen Basis 100 km misst, am Fusse des Jura dagegen auf 20 km einschrumpft, um endlich, nach wieder gewonnener Durchschnittsbreite, im äussersten Norden in die Spitze von Pruntrut auszulaufen.
An das Ausland grenzt das Kantonsgebiet im N. Dort verläuft die Grenze gegen das Deutsche Reich von Roggenburg bis Beurnevesain. Die weit längere französische Grenze biegt erst nach N. aus, um die nordwärts abgedachte kleine Landschaft Ajoie (Pruntrut) zu umfassen, und folgt sodann der tiefen Schlucht des Doubs aufwärts bis nach Les Bois. Die Hauptpunkte der innerschweizerischen Abgrenzung sind folgende: Den Kanton Neuenburg berührt der Kanton Bern von Les Bois bis Witzwil am Neuenburgersee; den Kanton Freiburg bis zur Dent de Ruth, den Kanton Waadt bis zum Oldenhorn, wo die Westgrenze mit einer scharfen Ecke abschliesst. Die Südgrenze verläuft über den wasserscheidenden Kamm der Berneralpen, ausschliesslich den Kanton Wallis berührend, bis zum Dammastock. Nur am Sanetsch- und am Gemmipass greift der Kanton Wallis unbedeutend auf die N.-Abdachung herüber. Im Osten stösst Bern vom Dammastock bis zum Thierberg der Titlisgruppe an den Kanton Uri, bis zum Brienzerrothorn an beide Unterwalden, bis St. Urban an Luzern, bis ¶
Kanton Bern

* 42
Seite 41.207a, [zu den Karten].GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Liv. 12-13. ^[Karte: 5° 0’ O; 47° 0’ N; 1:550000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg
Bevölkerungsdichtigk.
Densité de la population
Einw. per Kil.2 Hab. par Kil.2
░ 20-50
▒ 50-100
▒ 100-150
▓ 150-200
▐ +500
M. B.
V. Attinger sc.
1:550000
Bern

* 43
Seite 41.208.KANTON BERN ¶
mehr
Murgenthal an Aargau, bis Duggingen an der Birs an Solothurn. Das noch fehlende Stück an der Nordgrenze berührt Baselland und zwei solothurnische Enklaven. Das Territorium des Kantons Solothurn dringt mit drei vorspringenden Ecken (Aeschi, Messen-Schnottwyl und Grenchen) tief in das bernische Gebiet ein. Eine solothurnische Enklave ist der Steinhof bei Aeschi. Endlich liegen zwei bernische Enklaven (Münchenwyler und Chavaleyres) im Gebiet von Freiburg bei Murten.
Es stösst demnach der Kanton Bern an zwei ausländische Mächte, neun Kantone und zwei Halbkantone (Ob- und Nidwalden). Kein anderer Kanton berührt so mannigfach das übrige schweizerische Gebiet. Zwischen dem Bodensee und den Juraausgängen bei Genf nimmt der Kanton eine zentrale Lage ein, die noch dadurch gekräftigt wird, dass er sich in so grosser südnördlicher Erstreckung über alle drei natürlichen Hauptteile der Schweiz: Alpen, Mittelland und Jura, ausdehnt. An der Grenze des deutschen und romanischen Volkstums gelegen, erscheint er in Geschichte und Gegenwart berufen, die westlichen Interessen der Eidgenossenschaft zu vertreten und für die berührten Gegensätze auf dem Gebiete des innerschweizerischen politischen und geistigen Lebens die Rolle des Vermittlers zu spielen.

Bodenbeschaffenheit.
Nicht ganz die Hälfte des Kantons liegt innerhalb der Alpen, etwas mehr als ⅓ gehört zum schweizerischen Mittelland (sog. Hochebene) und zum Gebirge des Jura. Alpen und Mittelland bilden zusammen eine einheitliche Abdachung, die vom Kamme der Berneralpen bis zur Senke am Fusse des Jura reicht. Der Jura hat seine besondere, wiederum nördliche Abdachung.
Alpen.
Der Anteil des Kantons Bern an der Alpenkette trägt den weltberühmten Namen des Berner Oberlandes. Dieses umfasst von der mächtigen Kette der Berner Alpen beinahe die ganze Nordabdachung mit allen vorgelagerten Gruppen und Ketten. Die Kantonsgrenze, welche fast durchwegs den wasserscheidenden Kämmen folgt, umgibt es nicht allein auf der West-, Süd- und Ostseite, sondern noch im NW. und NO., sodass das Oberland als eine vom übrigen Kanton etwas losgelöste, selbständige Landschaft erscheint. Durch die alleinige Oeffnung im Aarequerthal bei Thun wird sie indess zur natürlichen Dependenz des bernischen Mittellandes.
Das Berner Oberland ist das Fluss- und Thalgebiet der alpinen Aare und ihrer alpinen Zuflüsse. Das Ländchen Saanen in der äussersten Südwestecke besitzt insofern eine besondere Stellung, als aus ihm allein die Thallinie nicht zur Depression des Thunersees, sondern westwärts nach den Kantonen Waadt und Freiburg geöffnet ist.
Mit Recht unterscheidet man eine hochalpine Zone im S. und eine voralpine im N. Trotzdem die voralpinen Gebirgsketten sich wie fiederartige Verzweigungen vom Hauptstamm des Hochalpenzuges selbst loslösen, tritt doch eine Scheidungslinie der beiden Zonen in den Sätteln am Fusse der Hochalpen deutlich hervor. Südlich einer Linie Jochpass-Meiringen-Grosse Scheideck-Kleine Scheideck-Sefinenfurgge-Hohtürli-Kandersteg-Adelboden-Lenk-Gsteig-Col de Pillon sind alle Hauptgipfel höher als 3000 m. Dies ist der Hochalpenzug. Nördlich von derselben Linie übersteigt kein Gipfel 3000 m.: dies sind die Voralpen.

Die hochalpine Region ragt in massigen Stöcken auf, deren Ausdehnung und Höhe vom Oldenhorn im WSW. bis zum Finsteraarhornmassiv im ONO. zunehmen: Oldenhorn 3134 m, Wildhorn 3268 m, Wildstrubel 3258 m, Balmhorm 3688 m, Blümlisalp (Weisse Frau) 3661 m, Breithorn 3779 m, Jungfrau 4167 m. Der Wasserscheidekamm geht vom Balmhorn über den Petersgrat und vom Breithorn, als der wunderbar scharfe Eis- und Felsgrat, der den Hintergrund des Lauterbrunnenthals bildet, zur Jungfrau.
Hier erreicht das Gebirge seine wildeste Ausgestaltung. Der eigentliche Kamm wird von riesenhaften, nach NO. vorspringenden Vorwerken verdeckt, und von Bern gesehen erscheint das schlanke Finsteraarhorn, mit 4275 m der höchste Punkt des Oberlandes, niedriger, als die vorgeschobene Pyramide des Schreckhorns (4080 m). Weiter östlich glätten sich diese erhabenen Wellen um ein kleines. Jenseits des tiefen Grimselsattels erhebt sich das Massiv des Triftgebietes, dessen Hauptgipfel, der Dammastock, nur mehr 3630 m aufweist.
Bern

* 44
Seite 41.209.Charakteristisch für die ganze Bernerseite dieses Gebirgszuges ist der nach ihr gerichtete ungeheure Steilabsturz desselben. So ist beispielsweise der Eigergipfel (3975 m) in der Luftlinie nur 2 km von der bei 1600 m gelegenen Alp Mettlen entfernt, was einer mittleren Steilheit von 53° entspricht. Aehnlich nah überragt das Wetterhorn die grosse Scheideck, die Jungfrau das Trümletenthal, der Wildstrubel den Kessel hinter Adelboden etc. Das Geheimnis dieses Aufbaues, der an Grossartigkeit auf der Erde unübertroffen ist, liegt in der Härte des Hochgebirgskalkes und insbesondere in der eigentümlichen Art, wie dieser von der Jungfrau bis zum Wetterhorn in das ¶
mehr
Urgestein eingefaltet ist. Diese innige Vereinigung von Urgestein und Kalk schuf hier, indem sie der Verwitterung den grössten Widerstand leistete, die Sturzwände und die schöne Bastionenform der Gipfel.
Mit der Höhe und Ausdehnung der einzelnen Stöcke nimmt die Vergletscherung von W. nach O. zu. Rings um das Schreckhorn breitet sich die grösste vergletscherte Fläche aus. Verhältnismässig noch firnreicher ist das Triftgebiet mit seinen vielen reinweissen Gipfeln. Das vergletscherte Areal im Kt. Bern wird auf 288 km2 geschätzt. Die Schneegrenze liegt nach den Ergebnissen Kurowskys und Zellers im Finsteraarhorngebiet bei 2950 m, im Triftgebiet bei 2750 m. Gegen W. hin dürfte sie noch etwas tiefer liegen.
Die grössten Thalgletscher sind der Triftgletscher, der obere und der untere Aaregletscher, der Gauligletscher, der Rosenlauigletscher, der obere und der untere Grindelwaldgletscher, der Tschingel- und der Kandergletscher. Sie sind auf das Gebiet östlich der Gemmi beschränkt. Der grösste und längste unter ihnen ist der Aargletscher (s. d.), der am tiefsten herabreichende der untere Grindelwaldgletscher, dessen Zunge zur Zeit bei 1200 m liegt. Kein Gletscher der Alpen steigt so tief zu Thal.
Die schon genannte allgemeine Steilheit dieses Nordabfalles der Berneralpen bringt es mit sich, dass hier die Kategorie der Hängegletscher mit periodischen Eislawinen sehr häufig ist. Diese Eisstürze entsenden ihren Donner an den Sommernachmittagen zu den frequentiertesten Turistenwegen. Katastrophenartig, wie 1895 und früher schon an der Altels, werden sie glücklicherweise selten. Von den Lawinen wird das Haslithal am gefährlichsten heimgesucht.
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Die Voralpen dominieren im westlichen Teil des Oberlandes. Hier löst sich die vielverzweigte Niesenkette vom Stock des Wildstrubels los und dringt weit nach N. vor (Albristhorn 2767 m, Niesen als Eckpfeiler 2366 m). Diese Bergmasse ist im W. und N. umwallt von der Stockhornkette (Stockhorn 2193 m, Kaisereck 2186 m). Vom Hochalpenzug der Blümlisalp aus breitet sich die an hohen Gipfeln immer noch reiche Schilthorngruppe nach N. hin aus und vor dem Finsteraarhornmassiv bilden die kleineren Gruppen des Männlichen und des Faulhorns imposante Aussenwerke (Schilthorn 2973 m, Dündenhorn 2865 m, Schwalmeren 2785 m, Tschuggen 2523 m, Schwarzhorn 2930 m, Faulhorn 2683 m). Die Richtung der Stockhornkette ist jenseits des Thunersees von den gratreichen Gebirgen, die weiterhin im Kanton Luzern die Pilatuskette bilden, wieder aufgenommen, sodass auf der ganzen Nordseite das Oberland auffallend gegen die tieferen Regionen abgeschlossen ist. Hier sind der Brienzergrat mit dem Brienzerrothorn (2351 m) und der Hohgant (2199 m) die höchsten Gipfel. In der Nordostecke zieht die Aagruppe mit dem Hohstollen (2484 m) zum Titlis hin.
Im einzelnen sind die voralpinen Bergformen nicht weniger wild als die hochalpinen. Die Gipfel zeigen vorzugsweise die Form verwitterter Thürme und schroffer Zacken. Die Bergrücken sind überaus häufig in schneidend scharfe Gräte zerlegt. Obgleich frei von Gletschern, erscheinen doch fast alle hohen Voralpenberge auch im Hochsommer nicht gänzlich schneefrei. Das Schilthorn trägt seinen Namen von dem grossen Schneeschild, das alljährlich im Sommer, von aperen Felsen eingerahmt, auf seiner Nordostflanke bestehen bleibt.
Die weiten Firne sind hier gegen nicht minder kulturfeindliche Trümmerhalden am Fusse der Sturzwände vertauscht. Die Regionen des Malms (Faulhornkette) und des Kreidekalks (Sigriswilgrat bis Schrattenfluh) sind reich an den Karren oder Schratten genannten Verwitterungsfeldern.

Folgen wir dem Hauptthal der Aare selbst, so sehen wir es bei Thun als breite vom Thunersee erfüllte Pforte zwischen die voralpinen Kalkketten des Stockhorns und des Sigriswiler- und Guggisgrates eintreten. Die Niesenkette bricht mit dem imposanten Steilabsturz des Niesen in einiger Entfernung vom See ab, während die Gruppe des Schilthorns im Morgenberghorn und Leissigengrat hart an ihn herantritt, sodass das Thal von Leissigen an in die Längsrichtung gedrängt ist.
Diese Längsrichtung ist am ausgesprochendsten vom Bödeli über den Brienzersee bis nach Meiringen: der Brienzergrat im N. und die Faulhornkette im S. schliessen das Längsthal ein. Auf dieser Strecke sind einige Wege zu nennen, welche die nördliche Umwallung übersteigen: durch das kleine Justisthal führt ein Pfad über die Sichel (1719 m) nach der abgeschlossenen Landschaft Eriz. Aus dem bei Unterseen sich öffnenden Habkernthal gelangt man über das Grünenbergli (1590 m) nach Eriz oder ins oberste Emmenthal und über die Habchegg (ca. 1500 m) nach den Thälern der grossen und kleinen Emme. Weit wichtiger ist aber die tiefe Einsattelung östlich vom Brienzerrothorn, der Brünig (1010 m), welcher eine uralte Verbindung, jetzt einen Schienenweg, nach dem Vierwaldstättersee bildet. Von Meiringen geht das Aarethal als Haslethal in die Querrichtung und ¶
Fortsetzung Bern:
→ Seite 41.210 || gleichzeitig (bei Innertkirchen) in das kristallinische Hochgebirge über und dringt zwischen
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Berg (Im) - Bern

* 45
Seite 47.956.* Bern.
Kanton. Hydrographie. Das Mittelniveau des Bielersees betrug vor der Juragewässerkorrektion 434,3 und nach derselben 432,1 m ü. M. (nicht 436 und 434 m). Vergl. den Art. Bielersee.
Betriebszählung.
Der Kanton Bern tritt als vorwiegend Landwirtschaft treibendes Gebiet in den Zahlen der Betriebszählung deutlich hervor.
Es waren:
Betriebe | Alleinbetriebe | Personen männlich | weiblich | Total | % | Auf 100 Einwohner Tätige: Rang | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Urproduktion | 46![]() |
2820 | 90![]() |
64![]() |
155![]() |
51.3 | 13. |
Industrie | 30![]() |
15![]() |
68![]() |
27![]() |
95![]() |
31.8 | 18. |
Handel | 11![]() |
3029 | 14![]() |
17![]() |
32![]() |
10.6 | 19. |
Verkehr | 2173 | 548 | 11![]() |
2099 | 13![]() |
4.3 | 17. |
Künste und Wissenschaft | 2464 | 1582 | 4685 | 1522 | 6207 | 2.0 | 8. |
Total | 92![]() |
23![]() |
188![]() |
113![]() |
302![]() |
100.0 | 21. |
Davon Heimarbeiter | 6696 | 4809 | 3708 | 4433 | 8141 | ||
% | 62.4 | 37.6 | 100.0 |
¶
Bern

* 46
Seite 47.957.mehr

Nach der Gesamtzahl der in Betrieben Tätigen steht der Kanton Bern
mit 302727 Personen an der Spitze aller Kantone. Er besitzt 16,2%
aller in der Schweiz gezählten Betriebe und 16,4% aller darin tätigen Personen. Im Vergleich zur gesamten Kantonsbevölkerung
zählt der Kanton aber verhältnismässig weniger in Betrieben beschäftigte, als viele kleinere Kantone.
Von je 100 Ew. arbeiten in
Betrieben | |
---|---|
der Landwirtschaft | 25.4 |
der Industrie | 15.7 |
des Handels | 5.3 |
des Verkehrs | 2.1 |
der Kunst und Wissensch. | 1.0 |
Allgemein | 49.5 |
Auf die einzelnen Betriebsgruppen entfallen
Industrie. | Betriebe | männl. Personen | weibl. | Total |
---|---|---|---|---|
1. Baugewerbe | 7568 | 29![]() |
976 | 30![]() |
2. Metallbearbeitung und Maschinenbau | 7075 | 20![]() |
8275 | 28![]() |
3. Kleidung u. Putz | 10![]() |
5922 | 10![]() |
16![]() |
4. Nahrungs- u. Genussmittel | 2948 | 5758 | 2740 | 8498 |
5. Textilindustrie | 1547 | 2393 | 3552 | 5945 |
6. Übrige Industrien | 717 | 4509 | 1070 | 5579 |
Als eigentliche Fabrik- und Exportindustrie ragen hervor in der Textilindustrie: 5 Seidenspinnereien und -Zwirnereien (448 Personen), 8 Seidenstoffwebereien (277), 3 Seidenbandwebereien (388), 1 Baumwollspinnerei (384), 9 Baumwollwebereien (959), 38 Wollspinnereien und -Webereien (769), die Leinwand- und Hanfweberei. Dazu kommen: 6 Papier- und Holzstoffabriken mit 500 Pers., Eisengiessereien und Mechanische Werkstätte 2749 Pers., die Uhrenfabriken mit 15326 Pers. und 4842 Steinarbeitern in dieser Branche. Das Druckereigewerbe ist stark besetzt (Stadt Bern).
Handel. | Betriebe | männl. Personen | weibl. | Total |
---|---|---|---|---|
Gastwirtschaftswesen | 3289 | 5004 | 10![]() |
15![]() |
Lebensmittel | 3636 | 2634 | 3544 | 6178 |
Textilartikel | 973 | 1135 | 1502 | 2637 |
Metall, Geschirr, Baumaterialien | 536 | 942 | 446 | 1388 |
Getränke | 445 | 827 | 159 | 986 |
Holzwaren, Leder, Papier | 327 | 461 | 433 | 894 |
Übrige Artikel | 2140 | 3308 | 959 | 4267 |
Das Gastwirtschafts- und Hôtelwesen tritt ausserordentlich stark hervor. Von den 3289 Betrieben entfallen 897 auf Hotels und Pensionen mit 9537 Personen, 2011 Betriebe auf eigentliche Wirtschaften mit Wein- und Bierausschank und 5581 Personen. Im gesamten Handel entspricht die Reihenfolge der Gruppen der Reihenfolge der selben Gruppen für die ganze Schweiz.
Verkehr.
Hier entfallen auf
Betriebe | männl. Personen | weibl. | Total | |
---|---|---|---|---|
Eisenbahnen | 226 | 5780 | 610 | 6390 |
Post | 637 | 2108 | 784 | 2892 |
Fuhrhalterei, Spedit. | 676 | 1337 | 101 | 1438 |
Telegraph, Telephon | 366 | 730 | 567 | 1297 |
Übrige 10 Arten | 268 | 1065 | 37 | 1102 |
Die Heimarbeit umfasst beinahe alle Branchen, die Arbeit nach Hause vergeben können. Am mächtigsten ist die Uhrenindustrie besetzt. Es gab im Jahr 1905:
Betriebe von Heimarb. | Personen männl. | weibl. | Total | |
---|---|---|---|---|
Uhrenindustrie | 3675 | 2468 | 2374 | 4842 |
Wirkerei u. Stickerei | 673 | 13 | 681 | 694 |
Holzschnitzlerei | 546 | 552 | 95 | 647 |
Seidenstoffweberei | 550 | 44 | 545 | 589 |
Leinen- u. Hanfweber | 491 | 353 | 137 | 490 |
Schneiderei | 321 | 189 | 227 | 416 |
Weissnäherei | 233 | 4 | 232 | 236 |
Übrige 15 Industrien | 207 | 85 | 142 | 227 |
Total | 6696 | 3708 | 4433 | 8141 |
% | - | 45.6 | 54.4 | 100.0 |
Die Holzschnitzlerei ist an Umfang nicht dermassen bedeutend, als man glauben könnte. Von allen Heimarbeiten im Kanton sind in ihr beschäftigt 8%, in der Uhrenmacherei 60%. Nach der Zahl der Heimarbeiter steht der Kanton Bern unter allen Kantonen im 4. Rang.
[Dr F. Mangold.]
Militär.
Der Kanton Bern stellt folgende Mannschaft:
Auszug. | Offiziere | Unteroffiziere | Soldaten | Total | |
---|---|---|---|---|---|
Infanterie. | Füsiliere | 624 | 2600 | 16![]() |
19![]() |
Schützen | 54 | 200 | 1290 | 1544 | |
Artillerie. | (Feld-) | 159 | 397 | 2468 | 3024 |
(Positions-) | 10 | 30 | 161 | 201 | |
(Berg-) | 8 | 4 | 131 | 153 | |
(Festungs-) | 8 | 32 | 255 | 295 | |
(Train) | 11 | 30 | 389 | 430 | |
Kavallerie. | Dragoner | 45 | 121 | 798 | 964 |
Guiden | 11 | 45 | 247 | 303 | |
mit Maximgeschützen | 6 | 25 | 117 | 148 | |
Genie. | Sapeure | 14 | 79 | 617 | 710 |
Pontonniers | 8 | 40 | 153 | 201 | |
Pionniere | 11 | 38 | 222 | 271 | |
Sanitätsdienst VII. Divisionslazaret, Lazaret d. III. Armeekorps | 35 | 66 | 317 | 418 | |
Verwaltung, VII. Komp. | 18 | 63 | 285 | 366 | |
Velofahrer | - | 36 | 128 | 164 | |
Total des Auszuges | 1022 | 3816 | 23![]() |
28![]() | |
Landwehr | |||||
Infanterie | Füsiliere | 184 | 1058 | 8336 | 9578 |
Schützen | 17 | 86 | 649 | 752 | |
Artillerie. | Kanoniere u. Trainsold. | 26 | 177 | 1253 | 1456 |
Kavallerie. | Dragoner u. Guiden | 10 | 178 | 887 | 1075 |
Genie | 11 | 78 | 593 | 682 | |
Sanitätsdienst. | Sanitätstrain | 21 | 30 | 139 | 190 |
Verwaltungskompagnie | 1 | 10 | 102 | 113 | |
Velofahrer | - | 10 | 15 | 25 | |
Total der Landwehr | 270 | 1627 | 11![]() |
13![]() |
Die Truppen gehören zur II., III. und IV. Division des I., II. und IV. Armeekorps. Zeughaus in Bern. Kriegsdépôts in Tavannes und Langnau. Eidgen. Zeughäuser in Thun und Wangen a/A; mehrere Dépôts für Kriegsmunition an verschiedenen Orten des ganzen Kantons. Der Kanton Bern ist in 20 Rekrutierungskreise geteilt. Die Zahl der Schützengesellschaften beträgt 761. Kadettenkorps befinden sich in Langenthal, Langnau, Burgdorf, Biel, Bern, Thun, Huttwil, Herzogenbuchsee, Pruntrut und Saint-Imier.
* Bern.
Bern - Bettmersee

* 47
Seite 47.958.Amtsbezirk des Kantons Bern. Die letzten Viehzählungen ergaben folgende Ziffern: ¶
mehr
1901 | 1906 | |
---|---|---|
Rindvieh | 18![]() |
19![]() |
Pferde | 3799 | 4387 |
Schweine | 9157 | 8558 |
Ziegen | 2310 | 2003 |
Schafe | 1682 | 1787 |
Bienenstöcke | 3058 | - |
* Bern
(Kt. und Amtsbez. Bern). Es ist unrichtig, dass über die Wasserstände und Abflussmengen der Aare bei Bern keine genauen Messungen vorliegen. An zwei Pegeln (Marzili- und Altenbergbrücke) wird seit längerer Zeit im Dienste des eidg. hydrometrischen Amtes beobachtet.
Der höchste Wasserstand innerhalb des Termins genauerer Messungen fiel auf den 23. August 1897 und ergab bei 2,81 m über dem Nullpunkt des Altenberg-Pegels eine Abflussmenge von 406 m3 per Sek. Gegenwärtig ist ein neues städtisches Kraftwerk in Bau begriffen, indem die Aare östl. der Aeussern Enge gestaut und z. T. durch einen gemauerten Stollen zum 1,25 m tiefer gelegenen Turbinenwerk Felsenau durch den dortigen engen Hals der Halbinsel geleitet wird.
Maximale Wassermenge 50 m3, Kraftergebnis 6000 PS.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Bern.
[* 2]
1) In der histor. Rangordnung und dem Flächeninhalt nach der zweite, der Einwohnerzahl nach der größte Kanton der Schweiz, grenzt im N. an Oberelsaß und an die Kantone Basel-Land und Solothurn, im O. an Aargau, Luzern, Unterwalden und Uri, im S. an Wallis, im W. an Waadt, Freiburg und Neuenburg und Frankreich und hat (mit den Seen) 6884,4 qkm.
Nach seiner Bodengestaltung zerfällt der Kanton in die drei Gebiete des Juras im N. und NW., der Alpen im S. und der hügeligen Hochebene zwischen beiden in der Mitte. Der Jura, ein wald- und weidereiches Kalksteingebirge, nach SO. steil abfallend, besteht aus parallelen, nach NO. streichenden, mauerartigen Ketten von gleichmäßiger Höhe, die durch einförmige Längenthäler, seltener durch Querthäler oder Klusen voneinander geschieden werden und sich nach N. und NW. in breiten Plateaus allmählich abdachen.
Bern (Kanton und Stadt

* 49
Seite 52.825.Seine wichtigsten Gipfel sind der aussichtsreiche Chasseral (1609 m), der Montoz (1332 m), der Moron (1340 m), der Mont-Raimeux (1306 m), der Mont-Terrible und der Bauenberg (s. d.). Die Hochebene trägt am Fuße des Juras das Gepräge eines wellenförmigen Hügellandes, welches nach S. gegen die Alpen in ein Bergland übergeht; die Bergformen sind meist abgerundet, die herrschenden Gesteine [* 48] Sandstein und Nagelfluh der Molasse. Nur wenige Gipfel steigen zu mehr als 1000 m Höhe an (Gurten 861 m, Bantiger 950 m, Bütschelegg 1058 m, Blasenfluh 1117 m). Die Alpen nehmen den Süden des Kautons ein; über den teils felsigen, teils bewachsenen Voralpen der Simmergruppe erheben sich die vergletscherten Hochalpen der Berner Alpen auf der Wasserscheide zwischen Aare und Rhône, von den Diablerets im W. bis zum Dammastock im O., ¶
mehr
beherrscht von den Hochgipfeln der Jungfrau (4167 m), des Finsteraarhorns (4275 m) u. s. w. Das Alpengebiet bildet das Berner Oberland, der Jura war früher unter der Herrschaft der Fürstbischöfe von Basel und wurde oft als Bistum bezeichnet; in der Hochebene liegen die Landschaften Mittelland (um Bern), Emmenthal, Oberaargau (um Langenthal) und Seeland (um Biel). Mit Ausnahme des äußersten Nordwestens, dessen Gewässer durch den Doubs mit der Alle der Rhône zufließen, gehört der ganze Kanton zum Gebiete des Rheins; unmittelbar geht demselben die Birs aus dem Jura zu; alle andern Gewässer werden ihm von der Aare zugeführt.
Bevölkerung. Der Kanton hat (1888) 539305 (268051 männl., 271
254 weibl.)
E., 78 auf 1 qkm (im Juragebiet 71, in der Hochebene 138, im alpinen Oberland 33 auf 1 qkm), darunter 468
120 Evangelische, 68246 Katholiken, 1245 Israeliten
und 1694 andere; 110
142 Haushaltungen. Im Kanton sind geboren 498
662, in der übrigen Eidgenossenschaft 29301, im Auslande
11342; Bürger ihrer Zählgemeinde sind 206
410, einer andern Gemeinde des Kantons 277
004, eines andern
Kantons 40325, Ausländer 15566. Der Muttersprache nach sind 451
951 Deutsche,
[* 50] 85552 Franzosen und 1295 Italiener.
Der Kanton zerfällt in die 30 Bezirke:
Bezirke | Einwohner | Evangelische | Katholiken | Israelit. | Andere |
---|---|---|---|---|---|
Aarberg | 16![]() |
16![]() |
71 | 32 | 14 |
Aarwangen | 26![]() |
26![]() |
235 | 65 | 16 |
Bern | 72![]() |
68![]() |
4099 | 361 | 399 |
Biel | 18![]() |
15![]() |
2505 | 225 | 128 |
Büren | 9746 | 9603 | 133 | 3 | 7 |
Burgdorf | 29![]() |
29![]() |
309 | 96 | 16 |
Courtelary | 27![]() |
23![]() |
2723 | 99 | 16 |
Delsberg | 13![]() |
1850 | 11![]() |
89 | 165 |
Erlach | 6546 | 6480 | 62 | 1 | 3 |
Fraubrunnen | 13![]() |
12![]() |
84 | 12 | 7 |
Freibergen | 10![]() |
688 | 10![]() |
12 | 21 |
Frutigen | 10![]() |
10![]() |
16 | - | 4 |
Interlaken | 24![]() |
23![]() |
301 | 6 | 2 |
Konolfingen | 25![]() |
25![]() |
52 | 1 | 49 |
Laufen | 5995 | 430 | 5538 | 25 | 2 |
Laupen | 8981 | 8922 | 48 | 4 | 7 |
Münster | 15![]() |
10![]() |
5404 | 21 | 159 |
Neuenstadt | 4474 | 4226 | 231 | 15 | 2 |
Nidau | 14![]() |
14![]() |
426 | 1 | 22 |
Oberhasle | 7175 | 7091 | 82 | - | 2 |
Pruntrut | 25![]() |
2127 | 23![]() |
137 | 108 |
Saanen | 5102 | 5067 | 17 | - | 18 |
Schwarzenburg | 10![]() |
10![]() |
24 | - | 5 |
Seftigen | 19![]() |
19![]() |
39 | 1 | 10 |
Signau | 24![]() |
24![]() |
55 | 7 | 22 |
Nieder-Simmenthal | 9999 | 9968 | 11 | - | 20 |
Ober-Simmenthal | 7301 | 7236 | 63 | 1 | 1 |
Thun | 30![]() |
29![]() |
401 | 6 | 29 |
Trachselwald | 24![]() |
23![]() |
52 | 2 | 44 |
Wangen | 17![]() |
17![]() |
158 | 23 | 13 |
Kanton | 539![]() |
468![]() |
68![]() |
1245 | 1694 |
Viehzucht (Futterverwe
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* 51
Viehzucht.Landwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 5368,7 qkm, d. i. 78 Proz., produktives Land: 1573,9 qkm Waldungen, namentlich in den Juragegenden, 7,9 Weinberge und 3786,9 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande (1515,7 qkm) kommen 39,5 qkm auf Städte, Dörfer und Gebäude. Haupterwerbszweige sind in allen tiefern Gegenden Ackerbau, Viehzucht, [* 51] Obstbau und an den Ufern des Thuner und Bieler Sees und der untern Birs Weinbau. Angebaut werden Dinkel (1892: 15057,2 ha bebaute Fläche, 32046 t Erntemenge), Weizen (11749, 19780), Roggen (7454, 13417), Gerste [* 52] (2612, 3860), Hafer [* 53] (11066, 18112), Hackfrüchte, Futterkräuter, Gemüse und Hülsenfrüchte, Raps, Hanf, Cichorie, Flachs, Tabak. [* 54]
Der Obstbau (Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschen, Nüsse) wird durch jährliche Obstbaukurse, der Weinbau durch Weinbaukurse unterstützt.
Obstbäume wurden (1888) 2779
034 Stück gezählt; sie gaben pro 1888-92: 12,098 Mill. Frs. Ertrag. Das
von Jahr zu Jahr infolge von Mißernten sich verringernde Land wies 1892 noch eine Fläche von 675 ha auf, welche von 1881 bis 1892 durchschnittlich 18939 hl
Wein im Wert von 757
838 Frs. lieferte. Bedeutend ist die Milchwirtschaft und Käsebereitung, letztere gewinnt
immer mehr an Ausdehnung.
[* 55] 1883 verarbeiteten 639 Käsereien 1
350
487 hl Milch für 18
126
349 Frs. und lieferten 111
224 Ctr.
Rinder
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* 56
Rinder.
Käse zu 16386
191 Frs., außerdem wird viel Butter und Milchzucker hergestellt. Die geschätztesten Käsesorten liefern das Emmenthal
und das Saanenland; die schönsten Rinder
[* 56] züchtet das Simmenthal, die besten Schafe das Kanderthal.
Die Pferdezucht ist im Jura (Freibergen) von sehr großem Belang, und Staat und Bund widmen der Hebung der Rasse große Sorgfalt.
Nach der Zählung von 1886 besaß der Kanton 29183 Pferde,
[* 57] 258
153 Rinder, 97295 Schweine, 74562 Schafe, 88703 Ziegen und 40944 Bienenstöcke.
- Der Bergbau giebt im Jura Bohnerz, aus dem ein vorzügliches Eisen gewonnen wird, Kalkstein und Gips, in der
Hochebene Sand- und Tuffsteine, in den Alpen Schiefer und Gips. Granit geben hauptsächlich die von den Alpen bis zum Jura zerstreuten
erratischen Blöcke. Der Jura und das Seeland sind reich an Torf. Von Mineralquellen sind zu erwähnen die Schwefelquellen
des Gurnigels am Fuße der Stockhornkette, des Heustrickbades am Fuße des Niesen und von Lenk und die Gipsthermen von Weißenburg
im Simmenthal. Berühmt sind die klimatischen und Höhenkurorte namentlich im Oberland.
Bern (Kanton und Stadt
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* 58
Seite 52.826.Industrie, Gewerbe, Handel. Der wichtigste Industriezweig ist die Uhrenindustrie des Juras und des Seelandes (Ende 1889 wurden im Kanton 945 Betriebe von 1 und mehr Arbeitern mit zusammen 10514 beschäftigten Arbeitern nebst 1000 Pferdestärken gezählt), die Leinweberei des Emmenthals, die des Mittellandes und des Oberaargaues; dann folgen die verschiedenen Baugewerbe mit 1147 Betrieben, 7966 beschäftigten Arbeitern und 1229 Pferdestärken: ferner die Textilindustrie (Woll-, Baumwoll- und Seidenweberei, -Spinnerei und -Zwirnerei) im ganzen mit 85 meist größern Betrieben (Fabriken) und 7813 Arbeitern nebst 2632 Pferdestärken. Als besondere Industriezweige einzelner Gegenden sind zu nennen die Holzschnitzerei, Parkettfußboden- und Zündhölzchenfabrikation des Oberlandes, die Töpferei des Juras (rotes, feuerfestes sog. Pruntruter Geschirr) und der Umgebung von Thun (Heimberger Majolika) u. a. m. Eine wichtige Erwerbsquelle bietet besonders für das Oberland auch der sehr lebhafte Fremdenverkehr, dessen Mittelpunkt Interlaken (s. d.) ist. Dem Handel ¶
mehr
dienen 99 Banken, Kreditvereine, Spar- und Leihkassen mit 140893
748 Frs. Kapital und 5
417
919 Frs. Reserve, darunter die Kantonalbank
mit 6 Filialen in Biel, Burgdorf, Langenthal, Pruntrut, St. Immer und Thun. 1884 waren in das Handelsregister eingetragen 79 Genossenschaften
und 4151 Geschäftsfirmen, unter letztern 445 Kommandit- und Kollektivgenossenschaften und 348 Aktiengesellschaften.
Verkehrswesen. Das Straßen- und das Eisenbahnnetz sind reich entwickelt, dagegen kommen die Gewässer mit Ausnahme der von Dampfbooten und Segelkähnen befahrenen Seen als Verkehrswege kaum in Betracht. An Staatsstraßen besitzt der Kanton 2010 km, für die jährlich ungefähr 1 Mill. Frs. aufgewendet wird. Von fahrbaren Alpenstrassen sind zu erwähnen die Paßstraßen über den Bruchberg (1506 m, Simmenthal-Jaunthal), die Saanenmöser (1283 m, Simmenthal-Saanenthal) und den Pillon (1552 m, Saanenthal-Ormontthal).
Das Eisenbahnnetz hat (1895) auf bernischem Gebiete eine Schienenlänge von ungefähr 560 km. Hierzu gehören die Linien der Centralbahn mit 132,3 km, der Emmenthalbahn (Burgdorf-Gerlafingen, Burgdorf-Langnau) mit 32 km, der Jura Simplonbahn mit 233 km, der Bödelibahn (Därligen-Bönigen) mit 8,4 km, der Bahnen Langenthal-Huttwil mit 13,9 km, Tramelan-Tavannes mit 8,8 km, der Thuner-See-Bahn (26,9 km), von der Brünigbahn die Strecke Brünigpaß-Brienz (18 km), von der Bahn Saignelégier-Chaux-de-Fonds 20 km; ferner die Berner Oberlandbahnen (Interlaken-Lauterbrunnen und Zweilütschinen-Grindelwald) mit 23,7 km, die Wengernalpbahn (Lauterbrunnen-Grindelwald) mit 18 km, die Bahn Grütschalp-Mürren (4,3 km), die Brienz-Rothhornbahn (7,7 km) und die Schynige Plattebahn (7,2 km). Von Drahtseilbahnen liegen im Kanton Bern: die Beatenbergbahn (1,6 km), Biel-Magglingen (1,633 km), die Gießbachbahn (331 m), die Bahn Lauterbrunnen-Grütschalp (1,217 km) und die Marzilibahn in der Stadt Bern (105 m). Die beiden Hauptlinien der Jura-Simplonbahn und der Centralbahn sind durch 2 Längslinien verbunden, von denen die eine von Biel über Solothurn und Wangen nach Olten, die andere von Lyß über Solothurn nach Herzogenbuchsee führt. Eine direkte Linie Bern-Neuenburg wurde von der Bundesversammlung genehmigt. (S. Schweizerische Eisenbahnen.)
Moszkowski - Motiv [un
![Bild 62.32: Moszkowski - Motiv [unkorrigiert] Bild 62.32: Moszkowski - Motiv [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/62/62_0032.jpeg)
* 59
Motion.Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung (vom 31. Juli 1846) ist rein demokratisch. Auf Grund einer Motion [* 59] vom 28. Juli 1890 wurde ein neuer Verfassungsentwurf vom Regierungsrat ausgearbeitet, der wesentlich auf eine gründliche Reform des Armen-, Gemeinde-, Niederlassungs- und Steuerwesens mit Beseitigung der in diesen Dingen noch bestehenden Unterschiede zwischen altem und neuem Kantonsteil und Ausdehnung der Volksrechte abzielt; derselbe wurde unterm 4. Juni 1893 vom Volke angenommen.
Der Große Rat, je 1 Mitglied auf 2500 E. vom Volke in 62 Wahlkreisen gewählt, ist gesetzgebende, der Regierungsrat, 9 Mitglieder
vom Großen Rate gewählt, vollziehende Behörde. Ersterm steht die Gesetzgebung, die Oberaufsicht über die gesamte Staatsverwaltung
sowie die Wahl gewisser Beamten und Behörden zu. Die Amtsdauer beträgt bei beiden 4 Jahre. Für Gesetze
und Ausgaben über 500000 Frs. ist das Referendum obligatorisch. Alle Gesetze unterliegen der Volksabstimmung; außerdem ist 12000 stimmfähigen
Bürgern das Vorschlagsrecht (Initiative) zuerkannt; eine Verfassungsrevision kann von 15000 stimmfähigen Bürgern
verlangt
werden. In administrativer Hinsicht zerfällt der Kanton in 30 meist nach den Hauptorten benannte Amtsbezirke
(s. S. 823 a), von denen je 7 im Oberland, Mittelland und Jura, 5 im Seeland, je 2 im Emmenthal und Oberaargau liegen und
an deren Spitze je ein Regierungsstatthalter steht, der vom Volke des betreffenden Bezirks gewählt wird.
Jede Einwohnergemeinde hat einen Gemeinderat. Den Einwohnergemeinden steht das Recht zu, einen Friedensrichter zu wählen; jeder Bezirk besitzt ein Amtsgericht, bestehend aus einem Präsidenten und 4 Beisitzern. Höchste Instanz ist das aus 15 Mitgliedern bestehende Obergericht in Bern, das sich in Appellations- und Kassationshof, die Anklage- und Polizeikammer und die Kriminalkammer gliedert, welche letztere unter Zuziehung von Geschworenen über strafrechtliche Fälle urteilt.
Das Obergericht wird durch den Großen Rat gewählt und nach je 4 Jahren zur Hälfte erneuert. Die Amtsgerichte werden durch die Volkswahl bezirksweise bestellt. Für Kriminal-, Preß- und polit. Vergehen giebt es Geschworenengerichte. In eidgenössischen Angelegenheiten bildet jede der 6 Landschaften einen besondern Wahlkreis. In kirchlicher Hinsicht ist der Kanton paritätisch;
die reform. Kirche steht unter einer vom Volke gewählten Synode mit einem Synodalrat an deren Spitze;
die christ- oder altkatholische unter dem schweiz. Nationalbischof;
die röm.-katholische gehört seit der Absetzung des Bischofs von Basel (1873) durch die Diöcesankonferenz in Solothurn faktisch keinem Bistumsverbande mehr an.
Klöster giebt es noch 2 in Pruntrut. In militär. Hinsicht bilden das Oberland, Mittelland
und Seeland den Stammbezirk der 3. Division, der Jura gehört zum Bezirke der 2., Oberaargau und Emmenthal zu dem der 4. Division.
Die Staatseinnahmen betrugen (1890) 22262
308 Frs. (darunter an direkten Steuern 3
129
753 Frs.), die Ausgaben 22
262
308
Frs., das reine Staatsvermögen 49
561
424 Frs., wovon jedoch nach Verkauf der Staatsbahn (19,6 Mill. Frs.) und der Jura-Simplonbahnaktien
(18 Mill. Frs.) an den Bund noch 5
380
000 Frs. in Eisenbahnaktien angelegt sind.
Das Wappen ist ein schwarzer schreitender Bär auf goldenem Schrägbalken im roten Felde (wie das der Stadt Bern, s. S. 825 a).
Bildungswesen. Öffentliche Anstalten. Bei den Rekrutenprüfungen von 1890 nahm der Kanton den 18. Rang unter 25 ein. Der Unterricht ist obligatorisch und in den Primärschulen unentgeltlich. Außer der Universität mit Tierarzneischule in der Stadt Bern (s. d.) bestehen ein kantonales Technikum (Burgdorf) und das westschweiz. Technikum (Biel), 3 Gymnasien (Bern, Burgdorf, Pruntrut), 4 Progymnasien (Biel, Delsberg, Neuenstadt, Thun), je 2 Seminare für Lehrer (Münchenbuchsee, Pruntrut) und Lehrerinnen (Delsberg, Hindelbank) und 61 Sekundärschulen; ferner 12 Armenanstalten, 4 staatliche Rettungsanstalten, 1 großes Kantonsspital bei Bern, 2 Irrenanstalten (Waldau und Münsingen) und 1 kantonale Entbindungsanstalt (Bern). Außerdem bestehen auch Privatschulen und Seminare der evang. Richtung für Lehrer und Lehrerinnen. Über die Geschichte des Kantons s. S. 826 a.
2) Bezirk im Kanton Bern (s. S. 823 a, Tabelle).
3) Hauptstadt des Kantons und Bezirks Bern, seit 1848 Bundeshauptstadt der Schweiz, liegt in 536 m Höhe (Münster-Plattform), größtenteils auf einer ¶
Fortsetzung Bern:
→ Seite 52.827 || Halbinsel links an der Aare, an den Linien Basel-Olten-B.-Thun (138 km) der Schweiz. Centralbahn,