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Bild 17.131: Berufskrankheiten - Berufung
Seite 17.131.
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2 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
BerufskrankheitenKrankheitsformen, welche ausschließlich oder vorwiegend bei Angehörigen bestimmter Berufszweige / 259
Berufskrankheiten _2Bezeichnung für solche Krankheiten, die erfahrungsgemäß häufig oder vorwiegend bei den Angehöri / 278

Seite 17.131 (Ergänzungs-) Band

Berufskrankheiten

537 Wörter, 4'380 Zeichen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Berufskrankheiten,

Krankheitsformen, welche ausschließlich oder vorwiegend bei Angehörigen bestimmter Berufszweige sich zeigen und durch die besondere Art der Beschäftigung erzeugt werden. Ob es indes erlaubt ist, eine Anzahl von Krankheitsformen zu einer besondern Kategorie als Berufskrankheiten zusammenzufassen, erscheint zweifelhaft. Eine Verständigung über den Begriff des beruflichen Erkrankens ist jedenfalls nicht leicht, zumal viele Krankheiten, welche bei bestimmten Industriezweigen auftreten (Vergiftungen in Zündhölzchensarbeiten, Spiegelbeleganstalten, Bleiweißfabriken), aber durch rationelle hygienische Einrichtungen vermieden werden können, nur als Folge von Nachlässigkeit oder Unvorsichtigkeit zu betrachten sind.

Ebenso sind gewisse Erkrankungen von Leuten, welche durch ihren Beruf zu anhaltendem lauten Sprechen gezwungen sind, oft auf falsche Behandlung des Stimmorgans oder eine schon vor Ergreifung des Berufs vorhanden gewesene Schwäche desselben zurückzuführen, aber nicht als Berufskrankheiten aufzufassen, da ja viele Angehörige desselben Berufs von der Erkrankung verschont bleiben. Nur beim Betrieb eines Berufs unvermeidlich auftretende Krankheiten sollten als Berufskrankheiten aufgefaßt werden; zur Zeit aber ist noch keineswegs festgestellt, was bei solcher Fassung des Begriffs als Berufskrankheit zu betrachten sei.

Die von verschiedenen Autoren zusammengetragenen Thatsachen sind nicht als allgemein zutreffend anerkannt, oft sogar einander direkt widersprechend, weil viele Fehlerquellen, wie Einfluß der Konstitution, der Erblichkeit, der wirtschaftlichen Verhältnisse etc., nicht berücksichtigt wurden, und da sehr große Zahlen, welche diese Fehlerquellen ausgleichen würden, noch fehlen.

Vgl.   Casper, Die wahrscheinliche Lebensdauer des Menschen (Verl. 1835);

Lombard, De l'influence des professions sur la durée de la vie (Genf [* 2] 1835);

Conrad, Einfluß von Lebensstellung und Beruf auf die Mortalität (Jena [* 3] 1877);

Österlin, Handbuch der medizinischen Statistik (Tübing. 1874);

Öldendorff, Einfluß der Beschäftigung auf die Lebensdauer des Menschen (Verl. !878).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Berufskrankheiten,

Bezeichnung für solche Krankheiten, die erfahrungsgemäß häufig oder vorwiegend bei den Angehörigen gewisser Berufsarten vorkommen und durch ganz bestimmte, mit dem betreffenden Beruf verbundene Schädlichkeiten hervorgerufen werden. Derartige Schädlichkeiten können auf den gesamten Organismus ungünstig einwirken, wie z. B. bei den Bergleuten, bei denen sich bald infolge ihres beständigen Arbeitens in den lichtlosen und mangelhaft ventilierten Gruben Blutarmut und chronisches Siechtum einstellen, bei Schuhmachern, Schneidern und vielen Bureaubeamten, die infolge ihrer sitzenden Lebensweise an Blutstockungen, Verdauungsstörungen, Hämorrhoiden und Hypochondrie leiden u. dgl. In andern Fällen entstehen Berufskrankheiten durch die ausschließliche und übermäßige Anstrengung bestimmter Organe oder Körperteile.

Hierher gehören die X-Beine der Bäcker, Tischler und Schlosser, der entzündliche Plattfuß der Kellner und Ladendiener, die Krampfadern der Waschfrauen und Tischler, das Lungenemphysem der Musiker, welche Blasinstrumente spielen, die chronischen Kehlkopfkatarrhe der Lehrer und Prediger u. a. Weiterhin werden zahlreiche Krankheiten veranlaßt durch die Einatmung von Stoffen, welche die Atmungsorgane reizen, sowie durch das Hantieren mit giftigen Farben und giftigen Chemikalien, welche bei den verschiedenen Gewerbebetrieben zur Verwendung gelangen (s. Gewerbekrankheiten). Manche Berufskrankheiten sind unvermeidlich, während sehr viele andere durch zweckmäßige hygieinische Vorsichts- und Verhaltungsmaßregeln mit Sicherheit verhütet werden können.

Litteratur. Die erste klassische Darstellung der Berufskrankheiten gab der Italiener Ramazzini, De morbis artificum diatriba (Modena 1700).

Unter den neuern sind hervorzuheben: Lombard, De l’influence de professions sur la phthisie pulmonaire (Par. 1834);

Österlen, Handbuch der mediz.

Statistik (Tüb. 1874);

Beiträge zur Untersuchung des Einflusses von Lebensstellung und Beruf auf die Mortalitätsverhältnisse (Jena 1877);

Oldendorff, Der Einfluß der Beschäftigung auf die Lebensdauer des Menschen (2 Hefte, Berl. 1877‒78);

Hirt, Die Krankheiten der Arbeiter (4 Bde., Lpz. 1871‒78);

Schuler und Burckhardt, Untersuchungen über die Gesundheitsverhältnisse der Fabrikbevölkerung in der Schweiz [* 4] (Aarau [* 5] 1889).