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Bismarck | eLexikon | Geographie - Amerika - Staaten u. Territorien

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Bismarck (Ludolf Aug.

Bild 53.47: Bismarck (Ludolf Aug. von) - Bismarck (Otto Eduard Leopold, Fürst von)
Seite 53.47.
Überblick der Artikel
11 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Bismarck# Hauptstadt des nordamerikan. Territoriums Dakota, an der Nord-Pacificbahn, die hier den Missouri / 18
Bismarck _2# ein 1872 von K. Mauch im Innern Südafrikas entdeckter und benannter zweikuppiger Berg unter / 43
Bismarck _3# Otto Eduard Leopold, Fürst, Kanzler des Deutschen Reichs und preuß. Ministerpräsident, geb. / 3823
Bismarck _4Otto, Fürst, deutscher Reichskanzler. Die für Bismarcks 70. Geburtstag (1. April 1895) gesammelte / 456
Bismarck _5Otto, Fürst von, nahm an den Verhandlungen der letzten Session des sogen. Kartellreichstags / 564
Bismarck _6Otto, Fürst von, wurde im Frühjahr 1891 bei einer Nachwahl in einem hannöverschen Wahlkreis / 51
Bismarck _7# ein 1872 von Mauch in Südafrika entdeckter und benannter Berg im Lande der Batonga, unter 17° / 34
Bismarck _8# Hauptstadt des nordamerik. Staates Nord-Dakota in Burleigh County, am Missouri und an der Northern-P / 26
Bismarck _9# oder Bismark (wie einzelne Zweige schreiben), altmärkisches Adelsgeschlecht, das seinen Namen / 433
Bismarck _10# oder Bismark, Ludolf Aug. von, russ. General, geb. 21. März 1683 in Preußisch-Holland, aus / 346
Bismarck _11# Otto Eduard Leopold, Fürst von, Herzog von Lauenburg, Generaloberst der Kavallerie, erster / 7299

Seite 53.47

Bismarck

9 Seiten, 13'093 Wörter, 93'774 Zeichen

Geographie — Amerika — Staaten u. Territorien

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Grafen Friedrich von Bismarck (geb. 19. Aug. 1809, 17. Febr. 1818 in den württemb. Grafenstand erhoben, Besitzer des Familienfideikommisses Schierstein [daher Bismarck-Schierstein], preuß. Legationsrat, bis 1866 Direktor der Badeanstalten zu Ems, [* 3] gest. 17. April 1893 in Schierstein) sowie drei andere Kinder, auf die der württemb. Grafenstand 13. Sept. 1831 ausgedehnt wurde. Ebenfalls der Linie Schönhausen gehören an: Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck (s. d.), und der preuß. General der Infanterie a. D. Graf Theodor von Bismarck-Bohlen (geb. 11. Juli 1790, gest. 1. Mai 1873), der 21. Febr. 1818 auf den Wunsch seines Schwiegervaters, des Grafen Friedr. Ludw. von Bohlen, in den preuß. Grafenstand erhoben ward, mit der Erlaubnis, neben dem seinigen Namen und Wappen [* 4] des gräfl. Bohlenschen Geschlechts zu führen. Sein Sohn ist der General der Kavallerie Friedr. Alexander Graf von Bismarck-Bohlen (s. d.).

Vgl.   Geschichte des schloßgesessenen adeligen Geschlechts von Bismarck bis zur Erwerbung von Crevese und Schönhausen (Berl. 1866).

Bismarck

Magdeburg

Bild 11.58a: Magdeburg
* 5 Magdeburg.

oder Bismark, Ludolf Aug. von, russ. General, geb. 21. März 1683 in Preußisch-Holland, aus der Schönhausener Linie des Geschlechts Bismarck (s. d.) stammend, diente erst in der preuß. Armee und erstach als Oberst in Magdeburg [* 5] im Jähzorn seinen Diener. Diese That und seine Flucht aus der Garnison wurden ihm zwar verziehen, doch wurde er dreimal beim Avancement übergangen, was ihn veranlaßte, den Abschied zu nehmen, sein Gut Skotik in Ostpreußen [* 6] zu verkaufen und 1732 nach Rußland zu gehen.

Moskau (Industrie, Han

Bild 11.829: Moskau (Industrie, Handel)
* 12 Moskau.

Hier fand Biron an dem ritterlichen Wesen, B.s Gefallen, machte ihn sofort zum Generalmajor und gab ihm die Schwester seiner eigenen Gemahlin, Trotta von Treiden, zur Frau. Am Hochzeitstag, 26. Mai (6. Juni) 1733, schenkte ihm die Kaiserin Anna ein großes Haus in Petersburg [* 7] und verlieh ihm den Rang eines Generallieutenants. 1734 ward in einer diplomat. Mission nach England geschickt, dann nahm er an den Kriegen gegen die Türkei [* 8] und in Polen teil, wurde Vicepräsident des Kriegsrats im Kriegsministerium und Gouverneur von Riga. [* 9] Bei der Herzogswahl 1737 in Kurland [* 10] begab sich Bismarck mit 2 Regimentern nach Mitau, [* 11] besetzte das Wahllokal und erzwang so die Wahl Birons. Dafür wurde er zum General-en-Chef und zum Generalgouverneur von Livland ernannt. Beim Sturze Birons 1740 wurde auch in Haft genommen, sein Vermögen konfisciert, er selbst vor ein Gericht in Iwangorod gestellt, zur Verbannung nach Sibirien verurteilt und 1. (12.) Jan. 1741 über Moskau [* 12] nach Tobolsk abgeführt.

Später wurde ihm Jaroslaw zum Wohnsitz angewiesen. Seine Zurückberufung erfolgte 1747, wobei er zugleich zum Oberbefehlshaber der Süd- (ukrainischen) Armee ernannt wurde. Diese Stellung bekleidete er bis zu seinem im Okt. 1750 in Poltawa erfolgten Tode. Die Ehe mit Trotta von Treiden war seine zweite Ehe und blieb kinderlos. In erster Ehe war Bismarck seit 1704 mit Johanna Margareta von Assenburg vermählt, die 1719 starb; sie hinterließ eine Tochter Albertine Luise von Bismarck, welche sich 1738 mit einem preuß. Offizier, Friedr. Wilh. von der Alben, verheiratete. –

Vgl.   Gatzuk, Bismark – ein russ. Oberbefehlshaber der Südarmee im J. 1747 (russ., in «Cetenija» der Gesellschaft für russ. Geschichte und Altertümer, Jahrg. 1871, 3. Bd.).

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Bismarck,

Lauenburg (in Pommern)

Bild 60.1010: Lauenburg (in Pommern) - Lauerhütte [unkorrigiert]
* 13 Lauenburg.

Otto Eduard Leopold, Fürst von, Herzog von Lauenburg, [* 13] Generaloberst der Kavallerie, erster Reichskanzler des Deutschen Reichs, wurde 1. April 1815 auf dem Familiengute Schönhausen im Regierungsbezirk Magdeburg geboren und gehört der Linie Schönhausen des Geschlechts Bismarck (s. d.) an. Sein Vater, Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (geb. 13. Nov. 1771, gest. 22. Nov. 1845), war Rittmeister a. D., Besitzer von Schönhausen und mehrern andern Gütern und seit 7. Juli 1806 vermählt mit Luise Wilhelmine Menken (geb. 1790, gest. 1839), einer Tochter des 1801 verstorbenen Geh.

A - Aachen

Bild 1.2: A - Aachen
* 17 Aachen.

Kabinettsrats Menken. Otto von Bismarck kam 1821 nach Berlin [* 14] in die Plamannsche Erziehungsanstalt und besuchte seit 1827 das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, seit 1830 das Graue Kloster, bezog Ostern 1832 die Universität Göttingen, [* 15] um die Rechtswissenschaft zu studieren, war hier Mitglied des Corps «Hannovera» und studierte vom Herbst 1833 an drei Semester in Berlin. Nach absolviertem Examen wurde er im Juni 1835 Auskultator an dem Berliner [* 16] Stadtgericht, 1836 Referendar bei der Regierung zu Aachen [* 17] und 1837 bei der zu Potsdam, [* 18] um hier gleichzeitig seiner Militärpflicht zu genügen. Im Herbste 1838 ließ er sich nach Greifswald [* 19] versetzen, um neben dem Waffendienste landwirtschaftliche Studien an der Akademie Eldena zu betreiben, wozu ihn die Verhältnisse der väterlichen Güter in Pommern [* 20] veranlaßten, an deren Bewirtschaftung er sich seit 1839 beteiligte. Als 1841 B.s Bruder (Bernhard von Bismarck, geb. 1810, gest. 1893) Landrat des Kreises Naugard geworden war, erfolgte bereits eine vorläufige Verteilung der Familiengüter, die dann nach des Vaters Tode (1845) vollständig zur Verteilung unter die beiden Söhne gelangten, wobei Otto das Stammgut Schönhausen und das pommersche Gut Kniephof erhielt.

Vereinigte Staaten von

Bild 66.246: Vereinigte Staaten von Amerika (Finanzwesen. Geldwesen. Öffentliches Leben)
* 22 Vereinigten.

Von nun an in Schönhausen wohnend, wurde Bismarck dort Deichhauptmann und 1846 zum Abgeordneten der Ritterschaft des Kreises Jerichow für den sächs. Provinziallandtag in Merseburg [* 21] gewählt. In dieser Eigenschaft beteiligte er sich 1847 an den Verhandlungen des ersten Vereinigten [* 22] Landtags zu Berlin als einer der entschiedensten Vorkämpfer für die streng konservativ-monarchische Sache, insbesondere den Bestrebungen nach einer sofortigen konstitutionellen Gestaltung des preuß. Staatswesens mit aller Energie entgegenwirkend.



Bismarck (Otto Eduard

Bild 53.48: Bismarck (Otto Eduard Leopold, Fürst von)
* 27 Seite 53.48.

Auf dem zweiten Vereinigten Landtage, welcher 2. bis 10. April 1848 tagte, sprach er bei der Adreßdebatte seine Mißstimmung über die Märzerrungenschaften offen aus. Den revolutionären Vereinen und ihrer Presse [* 23] stellte er konservative Vereine und Presse entgegen, half die «Neue Preußische Zeitung» («Kreuzzeitung») und andere Blätter gründen, Vereine organisieren und entwickelte, wenn auch ohne Abgeordnetenmandat, die größte Thätigkeit für Wiederherstellung eines starken Königtums. Bismarck hatte schon 1847 die Aufmerksamkeit des Königs erregt und war Okt. 1848 in dessen Auftrage bei der Ernennung des Grafen Brandenburg [* 24] zum Ministerpräsidenten vermittelnd thätig. Nach Auflösung der preuß. Nationalversammlung im Jan. 1849 ins Abgeordnetenhaus und nach dessen im April erfolgter Auflösung im Juni 1849 aufs neue für den Kreis [* 25] Westhavelland gewählt, kämpfte er als einer der Führer der Rechten für ein machtvolles Königtum und für ein Zusammenwirken Preußens [* 26] und Österreichs bei Regelung der deutschen Verhältnisse; in diesem Sinne

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opponierte er auch 1850 im Erfurter Parlament gegen die Unionsbestrebungen der preuß. Regierung und verteidigte in den Kammerverhandlungen die Manteuffelsche Politik.

Als der energischste und begabteste Vertreter der Politik des Königs wurde er im Mai 1851 zum ersten Legationssekretär bei der preuß. Bundesgesandtschaft in Frankfurt [* 28] a. M. ernannt; bereits drei Monate darauf wurde er Gesandter am Deutschen Bunde. Als solcher war sein Streben allerdings zunächst auf eine Verständigung der beiden Großmächte über die Leitung der deutschen Angelegenheiten gerichtet; aber gegenüber den Bestrebungen der aufeinander folgenden Gesandten Österreichs (Graf Thun, Freih. von Prokesch-Osten, Graf Rechberg), gegen den preuß. Gesandten ein Übergewicht geltend zu machen, wahrte er von vornherein mit Energie und Geschick das preuß. Interesse.

Wien

Bild 16.600a: Wien
* 30 Wien.

Schon damals gewann er die Überzeugung, daß die Stellung Preußens, das von Österreich [* 29] in Verbindung mit den Mittel- und Kleinstaaten überstimmt wurde, nicht haltbar sei. In jener Zeit übernahm er mehrere diplomat. Missionen, teils an die mittelstaatlichen Höfe, teils nach Wien [* 30] und Paris. [* 31] In Paris unterhandelte er 1857 über den Durchmarsch preuß. Truppen gegen die Schweiz. [* 32] Wider die Beteiligung Preußens am Krimkriege gegen Rußland und am Italienischen Kriege gegen Napoleon erhob er in mehrern Gutachten und Briefen seine Stimme.

Hanc veniam etc. - Han

Bild 8.65: Hanc veniam etc. - Hand
* 35 Hand.

Seit 1853 und bis 1856 bestand wiederholt vorübergehend die Absicht, Bismarck das Ministerium des Auswärtigen zu übertragen. Wegen seiner antiösterr. Haltung wurde er von dem Ministerium Hohenzollern [* 33] im Jan. 1859 von Frankfurt abberufen und zum Botschafter in Petersburg ernannt, wo sein Wirken vornehmlich der Kräftigung der freundlichen Beziehungen zwischen Rußland und Preußen [* 34] galt, deren Wert er für die künftige Abrechnung mit Österreich schon während des Krimkrieges erkannt hatte. Im Frühjahr 1862 vertauschte er den Petersburger Posten mit dem eines Gesandten in Paris, blieb aber nur kurze Zeit dort; denn die von dem damaligen Prinz-Regenten beschlossene Reorganisation der preuß. Armee hatte inzwischen eine Krisis im innern preuß. Staatsleben hervorgerufen, zu deren Beseitigung es einer starken Hand [* 35] und eines gewandten Geistes bedurfte. Da das Ministerium, in dem 18. März Prinz Hohenlohe den Vorsitz übernommen hatte, sich nicht mehr zu halten vermochte, so erfolgte 23. Sept. 1862 die Ernennung B.s zum interimistischen Vorsitzenden des Staatsministeriums und 8. Okt., nach dem definitiven Ausscheiden des Prinzen Hohenlohe, zum Ministerpräsidenten und Minister der auswärtigen Angelegenheiten. (S. Preußen.)

B.s Stellung war eine höchst schwierige, da sich an seinen Namen der Gedanke an Reaktion und Junkertum knüpfte und er den Liberalen schon von früher her verhaßt war. Gleichwohl machte er zunächst den Versuch, sich der altliberalen Partei zu nähern, was aber erfolglos blieb. Viel böses Blut erregte seine in einer Kommissionsberatung vom 30. Sept. hingeworfene Bemerkung, daß große Fragen nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse, sondern durch «Eisen [* 36] und Blut» gelöst würden.

Nachdem ein Beschluß des Abgeordnetenhauses vom 7. Okt. 1862 die Mehrforderungen für die Armee und damit den Budgetentwurf der Regierung verworfen, das Herrenhaus 11. Okt. die Regierungsvorlage wiederhergestellt hatte, erfolgte 13. Okt. der Schluß des Landtags und die Erklärung der Regierung, nachdem jede Aussicht auf eine Einigung in der Budgetfrage vorläufig geschwunden sei, den Staatshaushalt ohne die in der Verfassung festgesetzte Unterlage fortzuführen. Nicht minder energisch, aber hierin vom Beifall der liberalen Parteien begleitet, war B.s Haltung in der kurhess. Verfassungsfrage.

Dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm Ⅰ. (s. d.) ließ er durch einen Feldjäger die Mahnung zukommen, begründeten Ansprüchen der Landstände gerecht zu werden. Der neue Handelsvertrag mit Frankreich, wesentlich B.s Schöpfung, hatte eine tiefgreifende Zollvereinsfrage angeregt. Die Opposition der österr. Regierung gegen diesen Vertrag, sowie deren Antrag beim Bunde auf eine durch Delegation der Einzellandtage zu organisierende Gesamtvertretung des deutschen Volks gab Bismarck Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem österr. Gesandten Karolyi, in dem er rundheraus dem Wiener Kabinett Feindseligkeit wider Preußen vorwarf und offen die Auflösung des Bundes in Aussicht stellte, wofern die Regierungen Österreichs und der Mittelstaaten in dieser Politik verharren sollten.

London

Bild 10.896a: London
* 37 London.

Nach dem Ausbruch der poln. Erhebung (s. Polen) schloß Bismarck eine Konvention mit Rußland zur gemeinsamen Niederhaltung des Aufstandes, unbekümmert um die Mißstimmung, die er dadurch im eigenen Lande und an den Höfen von London [* 37] und Paris erregte. Das am 14. Jan. 1863 neu zusammengetretene Abgeordnetenhaus, das gegen und das gesamte Ministerium den Vorwurf der Verfassungsverletzung erhob, ermahnte er zur gütlichen Ausgleichung im Interesse des Staates und gab zu bedenken, daß, falls keine Beilegung erreicht werde, Konflikte eintreten könnten, die zu Machtfragen sich gestalteten.

Seine Verständigungsversuche mißlangen, und 22. Mai wurde eine Adresse an den König beschlossen, in welcher jedes weitere Mitwirken an der jetzigen Regierungspolitik seitens des Abgeordnetenhauses abgelehnt wurde, falls nicht das Ministerium durch ein anderes ersetzt würde. Mit der abweisenden Antwort des Königs erfolgte 27. Mai die Schließung des Landtags, ohne daß das Budget erledigt war. Unmittelbar darauf erließ das Ministerium die Preßverordnung vom 1. Juli, die, um die heftige Agitation gegen die B.sche Politik im Lande einzudämmen, die Zeitungspresse dem franz. Verwarnungssystem unterwarf und die liberalen Blätter mit der Unterdrückung auf dem Verwaltungswege bedrohte.



Bismarck (Otto Eduard

Bild 53.49: Bismarck (Otto Eduard Leopold, Fürst von)
* 39 Seite 53.49.

Neben diesen innern Verwicklungen nahmen die auf Behauptung der Vorherrschaft in Deutschland [* 38] gerichteten Bestrebungen Österreichs B.s Aufmerksamkeit und diplomat. Gewandtheit immer mehr in Anspruch. Gegen das Bundesreformprojekt des Kaisers Franz Joseph, der die deutschen Fürsten auf den 16. Aug. 1863 zu gemeinsamer Beratung über dasselbe nach Frankfurt a. M. einlud, verhielt sich Bismarck ablehnend und erklärte als Bedingungen, unter denen allein Preußen auf eine Bundesreform eingehen könne: vollständige Gleichstellung der beiden Großmächte im Bunde, das Vetorecht gegen jeden Bundeskrieg, der zur Verteidigung nichtdeutschen Gebietes unternommen werden sollte, und eine aus allgemeinen, direkten Wahlen hervorgegangene Vertretung des deutschen Volks. Der König von Preußen erschien auf B.s dringenden Rat nicht auf dem Fürstenkongreß. Indessen nahm die

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Schleswig-Holsteinische Frage infolge des Todes Friedrichs Ⅶ. (s. d.) von Dänemark [* 40] wieder eine lebhafte Bewegung an, welche die beiden Großmächte von den innern Streitigkeiten ablenkte. Als Friedrichs Nachfolger, Christian Ⅸ. (s. d.), 18. Nov. 1863 die Gesamtstaatsverfassung für Dänemark-Schleswig unterzeichnete, rückten hannov. und sächs. Truppen in Holstein ein, um die Exekution zu vollstrecken. Darauf bewog Bismarck Österreich, in Gemeinschaft mit Preußen gegen Dänemark kriegerisch vorzugehen, falls Dänemark der Aufforderung, die Gesamtstaatsverfassung wieder aufzuheben, nicht entspreche, und als dies eintrat, überschritten 1. Febr. 1864 preuß. und österr. Streitkräfte die Eider. (S. Deutsch-Dänischer Krieg von 1864.) Durch formelles Festhalten an dem Londoner Protokoll gelang es Bismarck, sowohl den europ. Mächten jeden Anlaß zur Einmischung zu nehmen, als auch jedes Übergreifen des Bundes, der seine Mitwirkung zum Kriege verweigert hatte, fern zu halten, um so die Früchte des gemeinschaftlichen Vorgehens nur den beiden Großmächten und in letzter Reihe Preußen und Deutschland zufallen zu lassen.

Der preuß. Verfassungskonflikt hatte inzwischen einen heftigern Charakter angenommen (s. Preußen). Nachdem die Forderungen der Regierung vom Abgeordnetenhause abgelehnt, aber das Budget durch das Herrenhaus abermals gutgeheißen worden war, wurde 25. Jan. 1864 der Landtag geschlossen. Ohne Unterstützung seitens der Volksvertretung begann nun Bismarck im Verein mit Österreich seine Aktion gegen Dänemark.

Schleswig-Holstein

Bild 14.520a: Schleswig-Holstein
* 41 Schleswig-Holstein.

Was für Bismarck seit seinem Wirken als Bundestagsgesandter das Ziel seiner Politik bildete: die Lösung der Deutschen Frage durch eine Einigung der deutschen Staaten unter Preußens Führerschaft und unter Ausschluß Österreichs, das trat durch die sofort nach Beendigung des Krieges und nach Abschluß des Wiener Friedens sich ergebenden Zerwürfnisse zwischen den beiden deutschen Vormächten seiner Verwirklichung näher. Die Begünstigung, deren sich das mittelstaatliche Projekt einer Einsetzung des Erbprinzen Friedrich von Augustenburg in die Regierung von Schleswig-Holstein [* 41] seitens des Wiener Kabinetts zu erfreuen hatte, und das ungeschickte Verhalten des Prinzen in einer Unterredung mit Bismarck bestimmte diesen, den Prätendenten gänzlich fallen zu lassen, und befestigte in ihm den Plan, die Herzogtümer als preuß. Landesteile zu erwerben.

Bereits im Dez. 1864 war es ihm gelungen, durch einen Beschluß der Bundesversammlung die Entfernung der sächs. und hannov. Exekutionstruppen aus Holstein zu erwirken. Österreichs fortgesetzte Duldung des vom augustenburgischen Hofe in Kiel [* 42] geleiteten preußenfeindlichen Treibens in den Herzogtümern (s. Schleswig-Holstein) steigerte die Mißhelligkeiten zwischen den beiden deutschen Großmächten fast bis zum offenen Bruche. Doch wurde der Bruch durch die Gasteiner Konvention (s. Gastein) noch vermieden. Die großen Erfolge der Politik B.s in der Herzogtümerfrage wie in der Zollvereinsfrage fanden seitens des Königs Wilhelm die vollste Anerkennung. Nachdem der Ministerpräsident schon früher den Schwarzen Adlerorden erhalten, wurde er 15. Sept. 1865 für sich und seine Nachkommen in den Grafenstand erhoben. Einen Badeaufenthalt in Biarritz im Oktober benutzte Bismarck dazu, Napoleons Absichten betreffs Deutschlands [* 43] zu erforschen.

Altomünster - Altona

Bild 1.427: Altomünster - Altona
* 44 Altona.

Auch in der neuen Landtagssession (vom 15. Jan. bis 17. Juni 1865) kam kein Budget zu stande; die Forderungen für Reorganisation des Heers und für Erweiterung der Flotte sowie die nachträgliche Genehmigung der Kriegskosten wurden verweigert; die Zollvereinspolitik B.s dagegen fand bereitwillige Zustimmung. Trotz der Gasteiner Konvention begannen die Zerwürfnisse zwischen beiden deutschen Vormächten bald von neuem. Als der österr. Statthalter eine Massenversammlung zu Altona [* 44] zu Gunsten des Augustenburgers duldete, sprach in einer Depesche nach Wien vom 26. Jan. 1866 es offen aus, daß diese Politik zur Lösung der österr.-preuß. Allianz führe.

Die österr. Antwort vom 7. Febr. lautete abweisend. Für aber war jetzt die Zeit gekommen, auch sein deutsches Programm wieder aufzunehmen, zumal als Österreich 16. März die Absicht kundgab, die Entscheidung der Herzogtümerfrage dem Bunde anheimzugeben. Am 9. April 1866 gelangte während der beiderseitigen Kriegsrüstungen der preuß. Antrag an den Bund, ein aus allgemeinen Wahlen hervorgehendes Parlament zu berufen zu Vereinbarungen über die Reform der Bundesverfassung.

Das von Napoleon im Mai angetragene Bündnis wurde von Bismarck, wie alle frühern seit 1862 gemachten Anträge, abgelehnt. Die antipreuß. Majorität am Bunde beschloß 14. Juni auf Antrag Österreichs eine kriegerische Aufstellung gegen Preußen, dessen Gesandter auf B.s Unterweisung diesen Beschluß für einen das Bundesverhältnis auflösenden Rechtsbruch erklärte. Gleichzeitig überreichte er die unter dem Namen «Grundzüge vom 10. Juni 1866» bekannten preuß. Reformvorschläge, die später bei der Begründung des Norddeutschen Bundes maßgebend waren.

Trotzdem die Dinge immer offener zum Bruche drängten, war am Berliner Hofe eine entschiedene Friedensstimmung vorhanden, welche die Aktionen B.s zu lähmen drohte. Dennoch gelang es ihm schließlich, den König Wilhelm (s. d.) zur Entscheidung durch das Schwert zu bestimmen. Jetzt endlich bahnte sich auch in der öffentlichen Meinung der Umschwung an. Denn wenn es auch nur teilweise gelungen war, das preuß. Volk in betreff der Schleswig-Holsteinischen Frage von der Notwendigkeit seiner Maßregeln zu überzeugen, so hob doch die geschickte Verknüpfung jener Frage mit der der Bundesreform und das rückhaltlose Vorgehen gegen den Bundestag über die noch bestehenden Bedenken hinweg. Ebenso hatte Bismarck, der selbst an eine friedliche Lösung der verwickelten Bundesverhältnisse wohl nie geglaubt, jetzt auch dem preuß. Volke bewiesen, daß nach Erschöpfung aller Künste der Verhandlungen eine friedliche Durchführung selbst der bescheidensten, von ganz Deutschland längst als notwendig erkannten Forderungen in der That unmöglich war. (S. Deutscher Krieg von 1866.)

Am 30. Juni reiste in der Begleitung des Königs zur Armee ab. Nach dem entscheidenden Siege Preußens bei Königgrätz [* 45] (3. Juli 1866) rief Österreich die Vermittelung Frankreichs an, mit dem es schon 12. Juni einen geheimen Vertrag wegen Venetiens abgeschlossen hatte. Bismarck verstand es jedoch, die fremde Einmischung abzuwehren, bis die kriegerische Entscheidung erfolgt war, und sie auch bei den Nikolsburger Friedenspräliminarien (26. Juli 1866) auf einen äußerst bescheidenen Einfluß zu beschränken. Ein nicht geringeres Verdienst als diese Durchkreuzung der franz. Interventionsgelüste war B.s entschiedenes Beharren auf der Beschränkung des preuß. Siegeszugs nur bis vor die Thore Wiens

Fortsetzung Bismarck: → Seite 53.50 || und die Aufrechterhaltung der Integrität Österreichs, dem keine Gebietsabtretung zugemutet