Blausäure | eLexikon | Chemie - II. Organische Chemie
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Blaues Blut - Blausäur
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Blausäure | (Cyanwasserstoffsäure) CNH kommt in der Natur nicht fertig gebildet vor, tritt aber in reichlicher / 914 |
Blausäure _2 | (Cyanwasserstoff, acidum hydrocyanicum, acidum borussicum, frz. acide prussique, engl. Prussic, / 43 |
Blausäure _3 | Cyanwasserstoffsäure, Formonitril (Acidum hydrocyanicum oder borussicum), ist im wasserfreien / 544 |
Blausäure
2 Seiten, 1'501 Wörter, 11'032 Zeichen
Chemie — II. Organische Chemie
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Blausäure
(Cyanwasserstoffsäure) CNH kommt in der Natur nicht fertig gebildet vor, tritt aber in reichlicher Menge auf, wenn man die Kerne der Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche und bittern Mandeln zerstößt und mit Wasser anrührt, ebenso wenn man die Blätter und zarten Zweigspitzen des Kirschlorbeerbaums (Prunus laurocerasus) oder die Rinde der Sumpfkirsche (P. padus) und andre Teile von Pflanzen aus den Familien der Amygdaleen, Pomaceen und mancher Spiräen zerstößt und mit Wasser in Berührung bringt.
Same (botanisch)
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* 2
Samen.Diese Pflanzenteile enthalten Amygdalin und gesondert von demselben eine eiweißartige Substanz, das Emulsin. Kommen beide Stoffe beim Zerstoßen der Samen [* 2] oder Rinden miteinander und mit Wasser in Berührung, so wird das Amygdalin durch Emulsin zersetzt, und es entstehen Blausäure, Bittermandelöl und Zucker. [* 3] Man kann sich hiervon leicht überzeugen, wenn man zu Mandelmilch aus süßen Mandeln, welche nur Emulsin enthält, etwas Amygdalin hinzufügt; es tritt dann sofort der bekannte Bittermandelgeruch auf, und in der Flüssigkeit ist Blausäure nachzuweisen.
Umgekehrt entwickeln trocken zerstoßene bittere Mandeln keine und wenn man das Pulver mit Alkohol vom Amygdalin befreit hat, so gibt es auch beim Anrühren mit Wasser keine Blausäure mehr. Auch der Saft der geriebenen Wurzel [* 4] von Manihot utilissima enthält Blausäure. Sie entsteht außerdem beim Erhitzen von ameisensaurem Ammoniak NH4CHO2 , welches in und Wasser zerfällt. Die Blausäure ist daher als Nitril der Ameisensäure (Formonitril) zu betrachten. Direkt lassen sich Cyan und Wasserstoff durch dunkle elektrische Entladung vereinigen.
Blausaures Eisen - Bla
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* 10
Seite 3.9.Zur Darstellung wasserfreier Blausäure destilliert man grob gepulvertes gelbes Blutlaugensalz (Ferrocyankalium) mit wenig verdünnter Schwefelsäure, [* 5] leitet die Dämpfe durch ein mit Chlorcalcium gefülltes und auf 30° erwärmtes Rohr (welches alles Wasser zurückhält) und dann in eine mit Eis [* 6] gekühlte Vorlage. Hier verdichtet sich eine farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,697, welche bei 26° siedet, mit Wasser, Alkohol und Äther mischbar ist, mit blauer Flamme [* 7] brennt, sich sehr bald zersetzt und nicht sauer reagiert. Sie ist ein so furchtbares Gift, daß vor ihrer Darstellung nicht ernstlich genug gewarnt werden kann. Wässerige Blausäure bereitet man durch Destillation [* 8] von stärker verdünntem Blutlaugensalz mit Schwefelsäure aus einer Kochflasche mit durchbohrtem Pfropfen. [* 9] Es steigt nämlich an der Glaswand ein blaues Häutchen aus der Flüssigkeit auf und gelangt unfehlbar in die Vorlage, wenn es ¶
mehr
nicht durch den Pfropfen aufgehalten wird. Das Ableitungsrohr läßt man mit der Spitze in etwas Wasser tauchen, damit sich der zuerst übergehende Cyanwasserstoff leichter verdichtet. Die verdünnte Blausäure riecht bittermandelartig, betäubend und kratzend, schmeckt bitter (äußerste Vorsicht!) und zersetzt sich bald unter Bildung von Ameisensäure, Ammoniak und Abscheidung einer braunen Substanz. Diese Zersetzung wird durch geringe Mengen starker Säuren verhindert. Blausäure reagiert schwach sauer, zersetzt die Kohlensäuresalze der Alkalien unter Bildung von Cyanmetallen, aber nicht die der alkalischen Erden; sie wird durch salpetersaures Silber weiß gefällt und gibt einen blauen Niederschlag, wenn man zuerst Kalilauge, dann Eisenoxyduloxydlösung zusetzt und mit Salzsäure ansäuert. Verdampft man Blausäure mit gelbem Schwefelammonium bis zur Farblosigkeit und säuert dann an, so färbt sich die Flüssigkeit mit Eisenchlorid blutrot Blausäure dient zur Darstellung von Cyanpräparaten. Früher war eine 2proz. Säure offizinell. Blausäure wurde zuerst 1782 von Scheele aus Berliner Blau [* 11] abgeschieden und als die färbende Materie in demselben betrachtet, daher die Namen Berliner Blausäure, Preußische Säure.
In den Arzneischatz wurde die Blausäure zuerst von den italienischen Ärzten Borda, Brugnatelli und Rasori eingeführt; namentlich aber verdanken wir Ittner die ersten sichern Kenntnisse über ihre Wirkungsweise. In größern Dosen wirkt die Blausäure als eins der lästigsten Gifte, sowohl auf Pflanzen als auf Tiere. Am schnellsten wirkt sie, wenn sie dampfförmig eingeatmet (wasserfreie oder in die Venen eingespritzt wird. Nach dem Genuß kleiner Gaben von Blausäure, die man wiederholt, zeigen sich im Anfang Atmungsnot, Schwindel, glänzende Augen, stierer Blick, Herzbangigkeit; dann Konvulsionen, Krämpfe des Kehlkopfes, Blasenkrampf, lautes Aufschreien, Abgang von Urin, Kot und Samen, Bewußtlosigkeit; ferner Lähmung, Pulslosigkeit, Schlafsucht, Erschlaffung der Muskulatur, allmähliches Aufhören des Atems sowie des Herzschlags, starke Pupillenerweiterung, Speichelfluß und Tod.
Diese sämtlichen Erscheinungen folgen sich aber äußerst rasch, indem der Tod meist in ½-1 Stunde eintritt. Dauert das Leben 10-12 Stunden nach dem Genuß des Giftes fort, so kann man den Vergifteten für gerettet halten, und derselbe erholt sich rasch. wieder. Nach sehr großen Gaben von Blausäure erfolgt in den meisten Fällen der Tod fast augenblicklich, oder es stellen sich vorher Übelsein, Speichelfluß, Kopfschmerz, Bangigkeit, kurzer Atem, Krämpfe, Bewußtlosigkeit, Empfindungslosigkeit ein.
Magenbiesfliege - Mage
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* 12
Magen.Wegen der raschen Wirkung der Blausäure ist bei Vergiftungen schleunige Hilfe nötig. Man kitzelt den Schlund mit einer Federfahne, um Erbrechen zu erregen, macht kalte Umschläge auf den Kopf und kalte Begießungen, läßt kaltes Wasser trinken, gibt kalte Klystiere und befördert das Einatmen guter, sauerstoffreicher Luft. Während noch vor 10-15 Jahren absichtliche Vergiftungen mit Blausäure äußerst selten waren, so ist einmal durch die schnelle Giftwirkung und dann wegen der großen Verbreitung des Cyankaliums (welches im Magen [* 12] sofort Blausäure entwickelt) in mehreren Gewerben (Photographen, Gürtler, Lackierer) die Zahl der jährlichen Selbstmorde durch Blausäurevergiftung außerordentlich gestiegen.
Der Sektionsbefund bei der Blausäurevergiftung zeigt keine besonders auffallenden Giftwirkungen, während nach Genuß von Cyankalium der Magen durch die Kaliwirkung quillt und kirschrot aussieht. Bei beiden Todesarten deuten die hellroten Totenflecke und der Geruch nach bittern Mandeln, welcher allen Organen der frischern Leichen entströmt, sofort auf das Gift hin, welches auch chemisch schnell nachgewiesen werden kann. Als Arzneimittel wird die Blausäure jetzt weit seltener als früher angewendet, da sie schwer zu dosieren und in ihrer Anwendung nicht ungefährlich ist. Am meisten wendet man das blausäurehaltige Bittermandelwasser an und zwar besonders als krampfstillendes Mittel bei entzündlichen Leiden [* 13] der Atmungs- und Verdauungsorgane, bei Magenkrampf, Asthma, Keuchhusten, Nervenschmerzen etc.
Blausäure
(Cyanwasserstoff, acidum hydrocyanicum, acidum borussicum, frz. acide prussique, engl. Prussic, zootic acid);
farblose, auch verdünnt höchst giftige Flüssigkeit, kommt gewöhnlich im Handel nicht vor;
besitzt nur geringe Haltbarkeit und zersetzt sich um so leichter, je stärker oder konzentrierter sie ist. - Zollfrei.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Blausäure,
Cyanwasserstoffsäure, Formonitril (Acidum hydrocyanicum oder borussicum), ist im wasserfreien Zustande eine farblose, sehr bewegliche Flüssigkeit von starkem bittermandelartigem Geruch, die schon bei 26,5° C. siedet und bei -15° erstarrt. Die Dichte der flüssigen Säure ist 0,705 bei +7°. Sie brennt mit schwach violett gefärbter Flamme und ist in jedem Verhältnis mit Wasser und Weingeist mischbar. Sie besteht aus Wasserstoff, verbunden mit dem Radikal Cyan (s. d.), ihre chem. Formel ist HCN oder HCy.
Gefäße, prähistorische
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* 15
Gefäß.Zur Darstellung der wasserfreien Säure versetzt man in einem Destillationsgefäße 10 Teile gelbes Blutlaugensalz (s. d.) mit einer erkalteten Mischung von 7 Teilen Schwefelsäure und 14 Teilen Wasser, verbindet den Apparat mit einem größern, mit geschmolzenem Chlorcalcium gefüllten Gefäß, [* 15] das in Wasser von 30° C. eingesenkt ist, und läßt die hieraus entweichenden Dämpfe in einen mit einer Kältemischung umgebenen Cylinder treten. In dem Chlorcalciumgefäße werden die Wasserdämpfe zurückgehalten, die Blausäure verdichtet sich in dem abgekühlten Cylinder.
Die wässerige Säure erhält man durch Destillation obiger Mischung mit größerm Wasserzusatz, ohne Einschaltung des Chlorcalciumgefäßes. Bei der Darstellung der Blausäure, namentlich der wasserfreien, muß die größte Vorsicht angewendet werden, weil sie unter die stärksten Gifte gehört. Die heftige Wirkung zeigt sich nicht nur, wenn in den Magen gelangt, sondern auch wenn sie durch eine Wunde in unmittelbare Berührung mit dem Blute kommt, oder die Dämpfe derselben eingeatmet werden.
Der eigentümliche und übereinstimmende Geschmack der bittern Mandeln, Pfirsich-, Pflaumen-, Kirsch- und andern Fruchtkerne von Pflanzen, die zu der Gattung Prunus und Amygdalus gehören, rührt von der Blausäure her, die aus dem in den genannten Pflanzenteilen enthaltenen Amygdalin (s. d.) unter Einwirkung von Wasser und Emulsin entsteht. Die Blausäure ist auch die Ursache der giftigen Wirkung der Maniokwurzel. Durch Destillation jener Fruchtkerne und der Kirschlorbeerblätter mit Wasser erhält man blausäurehaltige Wässer (Aqua amygdalarum amararum, Aqua laurocerasi, Aqua cerasorum usw.); auch die über Pfirsich-, Pflaumen- und Kirschkerne abgezogenen Branntweine, wie Persico, Sliwowitz und Kirschwasser, enthalten Blausäure. Von den genannten Wässern hat das deutsche Arzneibuch Aqua amygdalarum amararum (s. Bittermandelwasser) mit einem vorgeschriebenen Gehalt von 0,1 Proz. Cyanwasserstoffsäure, an Stelle der früher offizinell gewesenen Blausäure treten lassen, Aqua laurocerasi wird durch Aqua amygdalarum amararum, und Aqua cerasorum durch Aqua amygdalarum amararum diluta (Verdünnung mit 19 Teilen Wasser, also 0,005 Proz. Cyanwasserstoffsäure enthaltend) ersetzt.
Ihren Namen hat die Blausäure daher, weil sie mit eisenoxydhaltigen Eisenoxydulsalzlösungen einen blauen Niederschlag, das sog. Berlinerblau, liefert. Diese Reaktion kann auch zur Erkennung der Anwesenheit der und ihrer Verbindungen in Flüssigkeiten benutzt werden. Wenige Tropfen wasserfreier Blausäure reichen hin, ein Tier oder einen Menschen sofort unter Starrkrämpfen zu töten. Gegen geringere genossene Mengen wendet man Erbrechen an. Büchner rät als Gegengift Ammoniak an, Orfila schwache Einatmungen von Chlor oder halbstündliche Einnahme von drei bis vier Theelöffeln Terpentinöl. In sehr verdünnter Form wendet man sie an als Arzneimittel gegen Asthma, Herzzufälle u. s. w. Man benutzt hierzu das Kirschlorbeerwasser oder das Bittermandelwasser. Beim Aufbewahren zersetzt sich die Blausäure leicht unter Abscheidung von Azulmsäure.
Die Blausäure giebt ebenso wie die Halogenwasserstoffsäuren feste Salze, die man Cyanide nennt und in welchen der Wasserstoff durch Metallatome vertreten ist. Das Kalisalz der Blausäure ist z. B. das Cyankalium (s. d.) oder Kaliumcyanid KCN. Das Silbercyanid AgCN ist ebenso wie das Chlorsilber ein weißer, in Wasser unlöslicher, in Ammoniak löslicher Niederschlag. Die Blausäure geht unter Aufnahme von Wasser leicht in Ammoniak und Ameisensäure über.