peter-hug.ch

Blei | eLexikon | Chemie - Metalle

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Mon Apr 12 1886

Bewährtes Wissen in aktueller Form

Main

Blegno - Blei (natürli

Bild 3.12: Blegno - Blei (natürliches Vorkommen, Gewinnung)
Seite 3.12.
Überblick der Artikel
7 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Blei# (Plumbum) Pb, Metall, findet sich in der Natur selten gediegen, sehr häufig und verbreitet / 3809
Blei _2# Fisch, s. Brasse. / 4
Blei _3Zur Nachweisung der Verunreinigungen des Bleies löst man ca. 10 g Werkblei ooer 40 g Weichblei / 630
Blei _4In Mechernich erfolgt das Rösten der durchschnittlich 60 Proz. B. enthaltenden gattierten Erze / 153
Blei _5(lat. Plumbum, franz. Plomb, engl. Lead); dieses seit alten Zeiten bekannte Metall kommt in / 709
Blei _6# (Plumbum; chem. Zeichen oder Symbol = Pb; Atomgewicht = 207), von den ältern Chemikern Saturnus / 1210
Blei _7# (Bley), Fisch, soviel wie Brachsen (s. d.). / 7

Seite 3.12

Blei

6 Seiten, 6'522 Wörter, 46'895 Zeichen

Chemie — Metalle

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Blei:

Bleigewinnung Bleigewinnung

Gewinnung des Bleies.

Analysen verschiedener Sorten von Weichblei.

Eigenschaften des Bleies.

[Geschichtliches.]

Blei

Bleigewinnung

Bild 3.12a: Bleigewinnung
* 2 Blei.

[* 2] (Plumbum) Pb, Metall, findet sich in der Natur selten gediegen, sehr häufig und verbreitet aber an Schwefel gebunden als Bleiglanz, welcher 86,6 Proz. Blei, häufig auch andre Metalle und stets Silber (wenigstens Spuren, meist 0,01-0,03, zuweilen bis 0,5, selten über 1 Proz.), auch Gold [* 3] enthält, ferner als Schwefelblei in Verbindung mit andern Schwefelmetallen, so mit Schwefelantimon als Boulangerit, mit Schwefelantimon und Schwefelkupfer als Bournonit (mit 41,8 Proz. Blei). Außerdem findet sich das Blei als kohlensaures Blei (Cerussit, Weißbleierz) [* 4] mit 77,5 Proz. Blei, als schwefelsaures Blei (Vitriolbleierz, Anglesit) mit 68,3 Proz. Blei, als phosphorsaures Blei mit Chlorblei (Pyromorphit oder Grün-, Braun-, Buntbleierz), als arsensaures Blei (Grünbleierz, Mimetisit), als chromsaures Blei (Rotbleierz), als molybdänsaures Blei (Gelbbleierz), als wolframsaures Blei (Wolframbleierz), als Chlorblei mit kohlensaurem Blei (Bleihornerz) etc. Für die hüttenmännische Technik ist der Bleiglanz das wichtigste und fast ausschließlich in Betracht kommende Bleierz; gemeinschaftlich mit demselben werden in einigen Fällen Weißbleierz und Bleivitriol verhüttet.

Europa. Fluß- und Gebi

Bild 5.919a: Europa. Fluß- und Gebirgssysteme
* 5 Europa.

Meist ist die Gewinnung des Bleies mit der des Silbers verbunden. In Europa [* 5] sind die Hauptfundorte für Bleierze: in Deutschland: [* 6] Tarnowitz [* 7] und Beuthen [* 8] in Oberschlesien, Klausthal und Umgegend im Oberharz, Stolberg, [* 9] Umgegend von Aachen, [* 10] Kommern, Kall und Mechernich (Eifel), Müsen im Kreis [* 11] Siegen, [* 12] in Nassau und Hessen [* 13] an der Lahn, in Sachsen [* 14] im Erzgebirge;

in Österreich: [* 15] Bleiberg bei Villach und Raibl in Kärnten, Pribram ^[Přibram], Mies, Bleistadt in Böhmen [* 16] etc.;

in Großbritannien: [* 17] in Wales, Schottland, Durham, Cumberland, Yorkshire, Derbyshire, Shropshire, Devon, [* 18] Cornwall;

in Frankreich: Poullaouen und Huelgoat in der Bretagne, Villefort und Viallaz im Departement Lozère;

in Belgien: [* 19] Bleyberg es Montzen, Veduin bei Namur; [* 20]

in Spanien: [* 21] in den Provinzen Granada, [* 22] Andalusien und Murcia; [* 23]

im Lauriongebirge in Griechenland, [* 24] wo im Altertum bedeutender Bergbau [* 25] betrieben ward, lagern an 40 Mill. Ztr. Bleischlacken mit 6-10 Proz. Blei, welche man jetzt mit Vorteil zu verwerten weiß. - An Bleireichtum übertreffen jedoch die Vereinigten Staaten [* 26] von Nordamerika [* 27] alle Staaten Europas;

ebenso ist Mexiko [* 28] durch großen Bleireichtum ausgezeichnet.

Eisen I

Bild 5.406a: Eisen I
* 29 Eisen.

Gewinnung des Bleies.

(Hierzu die Tafel »Bleigewinnung«.) [* 2] Die Gewinnung des Bleies geschieht im wesentlichen nach zwei verschiedenen Methoden, welche unter den Namen der Niederschlagsarbeit und der Röstarbeit bekannt sind. Die Niederschlagsarbeit besteht darin, daß man Bleiglanz mit Eisen [* 29] (in Form von Eisengranalien, meist aber basischen Eisenschlacken) bis zum Schmelzen erhitzt und dadurch dem Erz den Schwefel entzieht. Das neben dem Blei (Werkblei) entstehende Schwefeleisen nimmt stets Schwefelblei auf und bildet den sogen. Bleistein, welcher einer weitern Verarbeitung unterzogen wird.

Die Niederschlagsarbeit wird seltener als die folgenden Methoden angewandt; sie eignet sich für Erze, welche nicht zu große Mengen von fremden Schwefelmetallen enthalten. Bei der Röstarbeit unterscheidet man den Röstreaktionsprozeß (Röstschmelzprozeß) und den Röstreduktionsprozeß (ordinäre Bleiarbeit). Bei der Ausführung des Röstreaktionsprozesses wird zunächst der Bleiglanz zur teilweisen Überführung in Bleioxyd und Bleisulfat bei Luftzutritt erhitzt (geröstet); daraus wird bei Luftabschluß die Temperatur gesteigert, um in der teigartigen Masse den Schwefel des noch unzersetzten Bleiglanzes durch den Sauerstoff des Bleioxyds und Bleisulfats in schweflige Säure zu verwandeln, welche sich verflüchtigt, während das Blei (Werkblei) ausfließt. Den Prozeß verdeutlichen folgende Formeln:

2 PbO + PbS = 3 Pb + SO2

Bleioxyd + Schwefelblei = Blei + Schweflige Säure

PbS = 4 + PbS = 2 Pb + 2 SO2

Schwefelsaures Blei + Schwefelblei = Blei + Schweflige Säure.

Sätherberg - Schadener

Bild 67.910: Sätherberg - Schadenersatz
* 30 Schachtofen.

Derselbe eignet sich nur für reine, bleireiche und höchstens 4-5proz. Kieselsäure enthaltende Erze; bei unreinen Erzen entsteht nämlich kieselsaures Blei, welches die Oxydation hindert und auf den unzersetzten Bleiglanz nur wenig einwirkt. Der Röstreduktionsprozeß besteht darin, daß man die Erze möglichst vollständig abröstet, um Schwefel, Arsen und Antimon zu entfernen, und die gebildeten Oxyde (resp. Sulfate) bei nicht zu hoher Temperatur im Schachtofen [* 30] einem reduzierenden Schmelzen mit geeigneten Zuschlägen unterwirft, wodurch das Bleioxyd reduziert wird, während die fremden Metalloxyde in die Schlacke gehen. Dieser Prozeß kann bei allen Erzen ausgeführt werden und ist daher der allgemeinsten Verwendung fähig. - Die Niederschlagsarbeit und die Röstarbeit werden häufig miteinander kombiniert; ferner geschieht die Ausführung je nach der Natur der Erze in Flamm-, Schacht- oder Herdöfen, und so sind eine ganze Anzahl von verschieden modifizierten Verfahren entstanden.

In dem folgenden Überblick über die Verhüttung des Bleiglanzes ist die Einteilung in Flamm-, Herd- und Schachtofenbetrieb zu Grunde gelegt worden. Der Flammofenbetrieb ist überall da am Platz, wo es sich um die Verhüttung von reinen, möglichst kieselsäurefreien, reichen Erzen durch den Röstreaktionsprozeß handelt; viel seltener und nur vereinzelt wird im Flammofen die Niederschlagsarbeit ausgeführt (in modifizierter Form z. B. in Cornwall). Nach dem in Bleiberg und Raibl in Kärnten üblichen Verfahren trägt man in den kleinen, dunkelrot glühenden Flammofen mit geneigtem Herd a (s. Tafel »Blei«, Fig. 1 und 2) durch das Mundloch b die aus 170-200 kg Erz bestehende Schmelzpost ein, breitet das Erz gleichmäßig aus und röstet unter öfterm Rühren mit einer eisernen Krücke 3-3½ Stunden lang; c sind die Züge, welche zur Esse d führen und als Kondensationsraum für den Bleirauch dienen, e ist der Rost und g das Schürloch.



Von der dritten Stunde an verstärkt man das Feuer und rührt 3½-4 Stunden lang anhaltend um (Bleirühren): es beginnt dann das Ausseigern des Bleies (Jungfernblei, Rührblei), welches durch die Arbeitsöffnung in warm gehaltene Formen fließt. Während dieser Periode entsteht ein Überschuß von Bleioxyd; um es zu reduzieren, bringt man, nachdem kein Blei mehr ausfließt, glühende Kohlen aus dem Feuerungsraum auf den Herd, feuert nach und rührt bei gesteigerter Temperatur abermals kräftig um


[* 2] Fig. 1, 2. Kärntner Flammofen.

[* 2] Fig. 3. Flammofen für den englischen Röstseigerprozeß.

[* 2] Fig. 4. Flammofen für den englischen Röstseigerprozeß.

[* 2] Fig. 5, 6. Tarnowitzer Flammofen.

[* 2] Fig. 5. Längsschnitt.

[* 2] Fig. 6. Horizontalschnitt.

[* 2] Fig. 7, 8. Fortschaufelungsofen.

[* 2] Fig. 7. Längsschnitt.

[* 2] Fig. 8. Horizontalschnitt.

[* 2] Fig. 9. Pilzscher Rundschachtofen, Vertikalschnitt.

[* 2] Fig. 10. Pilzscher Rundschachtofen, Horizontalschnitt.

[* 2] Fig. 11. Pilzscher Rundschachtofen.



Blei (Flammofen-, Herd

Bild 3.13: Blei (Flammofen-, Herdofen-, Schachtofenbetrieb)
* 32 Seite 3.13.

Zum Artikel »Blei«.

mehr

(Bleipressen). Das durch diese 3 Stunden währende Operation gewonnene Blei (Preßblei) ist nicht so rein wie das Rührblei. Der Bleiverlust beträgt 5-6 Proz. Blei Übelstände des Kärntener Prozesses sind die geringe Produktion und der bedeutende Aufwand an Zeit, Brennmaterial und Arbeitslohn. - Man vermeidet diese Übelstände beim englischen Prozeß (Röstseigerprozeß) dadurch, daß man größere Posten von Bleiglanz (1-2000 kg) in größern Flammöfen mit vertieftem Herd (Sumpfherd) bei rasch gesteigerter Temperatur röstet.

[* 32] Fig. 3 und 4 zeigen den aus Thon aufgestampften Herd a; b ist das Herdgewölbe, c Arbeitsöffnungen, d der Aufgebetrichter, e der Rost, f die Schüröffnung, g Aschenfall, h die Feuerbrücke, i der Fuchs, [* 33] k die Esse, l das Register, m der Stechherd, n die Verankerung und o der Sumpf des Herdes. Nachdem das ErzStunde geröstet worden ist, schließt man die Thüren und steigert die Temperatur, worauf die Bleiausscheidung beginnt; fließt kein Blei mehr aus, so läßt man die Temperatur sinken, rührt bei Luftzutritt gut um, mischt mit etwas Kalk und verstärkt das Feuer wieder, worauf wieder Blei ausfließt (der Kalkzusatz soll ein völliges Schmelzen verhindern).

Diese Operation wird mehrmals wiederholt; mitunter werden die Rückstände noch mit magern Steinkohlen behandelt. Der Prozeß dauert 5-6 Stunden. Die bleireichen Schlacken zieht man aus und schmelzt sie mit eisenhaltigen Zuschlägen in kleinen Herdöfen (englischer Schlackenherd). Die Vorzüge dieses Prozesses im Vergleich zum Kärntener (größere Produktion bei geringerm Aufwand an Arbeitslohn, Brennmaterial und Zeit) werden dadurch zum Teil aufgehoben, daß bei der höhern Temperatur eine stärkere Bleiverflüchtigung eintritt und unreineres Blei erfolgt; der Bleiverlust beträgt 8-14 Proz. Um die Vorzüge der beiden Prozesse bei Vermeidung ihrer Schattenseiten zu vereinigen, röstet man auf der Friedrichshütte in Tarnowitz große Chargen (3750 kg) von zerkleinertem Bleiglanz (Korngröße im Maximum 5 mm) langsam (3-4 Stunden lang) unter öfterm Umrühren und bei möglichst niedriger Temperatur in Flammöfen von beträchtlichen Dimensionen und macht darauf die erste Reaktion, d. h. man erhöht die Temperatur, steift die Masse eventuell mit etwas Kalk an und erhält dann in 1-1¼ Stunde die Hauptmenge des im Bleiglanz vorhandenen Bleies.

Man macht dann noch 3-4 Reaktionen, so daß die Verarbeitung einer Charge ca. 12 Stunden dauert; der Bleiverlust beträgt 4,5-5 Proz. Die noch 40-50 Proz. Blei enthaltenden Rückstände zieht man aus dem Ofen und verschmelzt sie in Schachtöfen. [* 32] Fig. 5 und 6 zeigen die Einrichtung der Tarnowitzer Flammofen. K ist der ca. 5 m lange Herd, T die Arbeitsthüren, S der Stichherd, in welchen das Blei abgelassen wird;

derselbe befindet sich vor der tiefsten Stelle des Herdes (dem Sumpf);

R ist der Rost, F die Feuerbrücke, U der Fuchs mit vier Schlitzen, an welchen sich lange Flugstaubkammern schließen;

O ist die Öffnung zum Beschicken.

Ofen (Herdöfen, Schach

Bild 12.333: Ofen (Herdöfen, Schachtöfen)
* 34 Öfen.

Der Herdofenbetrieb ist ebenso wie der Flammofenbetrieb auf reine, von Schwefelmetallen und Kieselsäure möglichst freie Erze anwendbar; der Herdofen wird neben den andern Öfen [* 34] in Nordengland, Schottland und im Gebiet des obern Mississippi (Nordamerika) angewandt; er erfordert geringe Anlagekosten und gestattet die Anwendung von geringwertigem Brennmaterial (Torf, Holzabfälle etc.), aber die Bleiverflüchtigung in demselben ist bedeutend, und deshalb ist ein umfangreiches Rauchkondensationssystem zur Auffangung der Bleidämpfe erforderlich.

Die Arbeit wird in niedrigen Gebläseherdöfen ausgeführt, welche an der Vorderseite offen sind bis auf eine niedrige Wand gleich über dem Herd, hinter der sich das ausgeschiedene Blei ansammelt. Nachdem der Ofen mit Brennmaterial gefüllt ist, gibt man auf dasselbe Bleiglanz, welcher bei allmählichem Niedergehen mit Gebläseluft in Berührung kommt, sich oxydiert und teilweise in Oxyd und Sulfat übergeht. Kommt das Erz vor der Form an, so wirken, wie beim Flammofenprozeß, in der höhern Temperatur das Oxyd und das Sulfat auf den noch unzersetzten Bleiglanz ein, es scheidet sich metallisches Blei aus, dieses sammelt sich im Herd an und fließt über dessen Vorwand durch eine Rinne ab. Da in Herden mit massiven Wänden (schottischer Bleiherd) leicht die Temperatur zu hoch steigt, so macht man wohl die Wände hohl, läßt die Gebläseluft zur Kühlung derselben darin zirkulieren und erzielt dann durch die Erhitzung der Gebläseluft noch eine Ersparung an Brennmaterial (nordamerikanische Bleiherd).

Der Schachtofenbetrieb eignet sich für Erze jeder Art, wird aber gewöhnlich nur für solche ausgeführt, welche sich wegen Unreinheit (Gehalt an Kieselsäure und fremden Schwefelmetallen) im Flammofen nicht mit Vorteil verschmelzen lassen. Im Schachtofen wird sowohl der Röstreduktionsprozeß als auch die Niederschlagsarbeit ausgeführt. Der Röstreduktionsprozeß ist der universellste Bleihüttenprozeß, denn er eignet sich für alle Erze und muß insbesondere angewandt werden, wenn viel fremde Schwefelmetalle (Zinkblende, Schwefelkies, Kupferkies etc.) zugegen sind.

Das Rösten der Erze geschieht in Stadeln oder freien Haufen, in der Neuzeit auch in Doppelröstöfen, Kilns, Gerstenhöferschen Schüttöfen (bei einem Bleigehalt von 16-17 Proz.), Schachtröstöfen (Oker), Kiesbrennern (daselbst), Bodeschen Plattenröstöfen etc., indem man häufig die schweflige Säure zur Schwefelsäurefabrikation verwertet; am häufigsten wendet man aber jetzt Flammofen mit 10-15 m langen Herden, sogen. Fortschaufelungsöfen (s. Tafel »Blei«, Fig. 7 und 8) an. Man bringt das zu röstende Erz durch die Öffnung 1 auf den Herd E, welcher bei der Feuerbrücke D vertieft ist, schaufelt alsdann das Erz allmählich nach der Feuerbrücke zu und zieht es schließlich durch die Ziehöffnung G aus. A ist der Feuerraum mit zweiteiligem Rost, Schürthüren B und Aschenfall C; F sind die Arbeitsthüren, und H ist der Fuchs mit Schieber.

Man erreicht auf diese Weise mit guter Ausnutzung des Brennmaterial eine vollkommene Röstung, die man durch Bestimmung des Schwefelgehalts in herausgenommenen Proben kontrolliert. Ja nach dem Silber- und Kupfergehalt wird die Röstung verschieden geleitet. Bei silberreichen Erzen wendet man niedrigere Temperaturen an, um möglichst wenig Silber zu verflüchtigen. Kupferhaltige, silberarme Erze dagegen werden meist bei höherer Temperatur geröstet, so daß eine Sinterung der Massen eintritt (Sinterröstung), welche sich in diesem Zustand besser im Schachtofen verschmelzen lassen.



Blei (Niederschlagsarb

Bild 3.14: Blei (Niederschlagsarbeit, Werk-, Hart-, Weichblei)
* 37 Seite 3.14.

Enthalten die Bleierze so viel Kupfer, [* 35] daß sich dessen Gewinnung lohnt (Freiberg, [* 36] Unterharz etc.), so treibt man das Rösten nur so weit, daß das Kupfer noch hinreichend Schwefel vorfindet, um einen Stein (Gemenge der Schwefelverbindungen von Eisen, Kupfer, und Silber, letztere meist nur in kleinen Mengen) zu bilden, welcher zur Ansammlung des Kupfers dient. Da bei kupferfreien Erzen eine Steinbildung überflüssig ist, so sucht man sie in diesem Fall dadurch zu vermeiden, daß man die Erze unter Zusatz

Hütten - Hüttenberg [u

Bild 59.458: Hütten - Hüttenberg [unkorrigiert]
* 39 Hütten.
mehr

von Kieselsäure (wenn solche nicht schon, wie z. B. in Mechernich, in genügender Menge vorhanden ist) vollständig abröstet und die Temperatur so hoch steigert, daß die Massen vor der Feuerbrücke völlig schmelzen (Schlackenrösten), wobei die Kieselsäure die Schwefelsäure [* 38] aus den beim Rösten gebildeten Sulfaten austreibt und somit keine Veranlassung mehr zur Steinbildung vorhanden ist. Das auf die eine oder andre Weise erhaltene Röstgut wird nun einem sogen. reduzierend-solvierenden Schmelzen mit geeigneten Zuschlägen unterworfen; dieselben bestehen, wenn das Erz viel Schwefelkies, Spateisenstein od. dgl. enthält, aus kieselsäurereichen Schlacken oder Quarz, für gewöhnlich aber aus basischen Schlacken der eignen Arbeit, aus geröstetem Bleistein, Eisenfrischschlacken etc. Während man früher zum Schmelzprozeß mehr oder weniger hohe, ein- oder zweiförmige Schachtöfen, als Tiegel- oder Sumpföfen zugemacht, unten weit und nach oben sich verengernd, anwandte, zieht man denselben jetzt meist die Pilzschen Rundschachtöfen (s. Tafel »Blei«, Fig. 9, 10 und 11) mit 3-8 Formen vor, welche sich von unten nach oben erweitern und im Vergleich zu den alten Ofen ein größeres Bleiausbringen, bleiärmere Steine und Schlacken und weniger Flugstaub geben. Es stellt [* 37] Fig. 9 den Vertikalschnitt, [* 37] Fig. 10 den Horizontalschnitt durch die Düsen und [* 37] Fig. 11 die äußere Ansicht eines achtförmigen Pilzschen Rundschachtofens dar, wie er in den Freiberger Hütten [* 39] angewandt wird. A ist der 8,6 m hohe Schacht mit äußerm Mantel aus Eisenblech B, welch letzterer durch die gußeisernen Säulen [* 40] C gestützt wird; D Kühlring mit Kühlkasten, E Zuführungsrohr für das Kühlwasser, F Windleitung mit Regulierschieber G, H Düsen, I Schlackenrinnen, K Schlackentopf, L Stichöffnungen, M gußeiserne Schale für das abfließende Blei, N Gicht mit Füllungscylinder, C Gasabführungsrohr.

Den eventuell erhaltenen Stein (Bleistein) röstet man so weit ab, daß er noch 5-8 Proz. Schwefel enthält, und schmelzt ihn noch einmal mit geeigneten Zuschlägen; man erhält dann neben Werkblei einen bleiärmern, aber kupferreichern Stein. Durch mehrmaliges Wiederholen des Röstens und Schmelzens bekommt man schließlich kupferreiche, nur noch wenig Blei enthaltende Steine, die auf Kupfer (s. d.) verarbeitet werden. Bei der Niederschlagsarbeit fällt das Rösten ganz fort, und man erhält mit einer Operation Werkblei.

Da aber zur Zersetzung des Bleiglanzes durch Eisen eine hohe Temperatur erforderlich ist, so ist die Bleiverflüchtigung und der Aufwand an Brennmaterial bedeutend; ferner erhält man mindestens die Hälfte der Erzmenge an Stein, zu dessen Aufarbeitung komplizierte Steinarbeiten erforderlich sind. Fremde Schwefelmetalle erhöhen noch die Menge des Steins. Aus diesen Gründen wird die Niederschlagsarbeit im Lauf der Zeit wahrscheinlich ganz verlassen werden.

Schweden und Norwegen

Bild 14.700a: Schweden und Norwegen
* 41 Schweden.

Angewandt wird dieselbe noch im Oberharz (Klausthal, Altenau, Lautenthal, Andreasberg), in Schweden [* 41] (Sala) und vielfach auch in Spanien und in Nordamerika (neben der Röstarbeit). Im Oberharz verwendet man zweckmäßig als Niederschlagsmittel an Stelle des zu teuern Eisens die eisenreichen Schlacken von der Kupferarbeit in Oker und ferner gerösteten Bleistein. Das Schmelzen geschieht daselbst in vierförmigen Rundschachtöfen (von Kast modifizierte Pilzsche Öfen), die als Sumpföfen zugestellt sind, und zum Teil auch noch in zehn- oder zwölfförmigen Rachetteöfen von oblongem, nach oben sich erweiterndem Querschnitt. Die Verarbeitung des Bleisteins geschieht ebenso wie beim Röstreduktionsprozeß.

Das auf die eine oder andre Weise gewonnene Blei heißt Werkblei und enthält, je nach der Beschaffenheit des Bleiglanzes, Silber, Antimon, Arsen, Kupfer, Wismut, Zink, Eisen, Nickel. Aus dem Werkblei wird das Silber in der Neuzeit meist durch die Entsilberung mit Zink oder durch das Pattinsonieren (s. Silber) gewonnen; man konzentriert dabei den Silbergehalt in einer kleinen Menge Blei, welche man dem Abtreiben unterwirft, während man früher gezwungen war, die Gesamtmenge des Bleies anzutreiben.

Dieser letztere Prozeß besteht darin, daß man das silberhaltige in runden Gebläseflammöfen (Treibherden) schmelzt, wobei der Sauerstoff der Luft das in Bleioxyd (Glätte) verwandelt, während das Silber übrigbleibt. Zuerst bildet sich auf dem geschmolzenen Blei eine schwer schmelzbare, dunkel gefärbte Kruste, welche abgezogen wird (daher der Name Abzug); sie besteht aus den Sulfiden und Oxyden von Kupfer, Blei, Antimon, aus Herdmasse etc. Nach dem Anlassen des Gebläses entstehen schlackige, schwarz bis grünlichbraun gefärbte Massen (Abstrich, schwarze Glätte), welche antimonsaures Blei als wesentlichen Bestandteil enthalten.

Nach einiger Zeit fließt dann reine, gelb gefärbte Glätte ab, welche man, soweit sie nicht als solche in den Handel kommt, in Flamm- oder Schachtöfen, seltener Herdöfen, durch ein reduzierendes Schmelzen auf Blei (Frischblei) verarbeitet. Der Abstrich wird ebenfalls einem reduzierenden Schmelzen unterworfen; man erhält dann das sogen. Hartblei, Antimonblei mit 14-44 Proz. Antimon, welches bei der Herstellung von Lettern- und Lagermetall vielfache technische Verwendung findet.

Durch die Entsilberung des Bleies mit Zink werden außer dem Silber auch gleichzeitig fast alle Verunreinigungen entfernt, und man erhält ein Blei von ausgezeichneter Reinheit; ist aber das Werkblei zu silberarm, um durch Zink entsilbert zu werden, oder soll das Pattinsonieren angewandt werden, wozu ein schon ziemlich reines Produkt erforderlich ist, so muß das Werkblei raffiniert werden. Bei reinern Werken genügt ein Abschäumen oder Polen (das geschmolzene Metall wird dabei mit einer grünen Holzstange umgerührt; durch die sprudelnde Bewegung geht die Oxydation der Verunreinigungen leichter von statten).

Unreines Blei wird längere Zeit bei Luftzutritt (Zug- oder Gebläseluft) im Flammofen geschmolzen erhalten, indem man die sich bildende Kruste (Krätze, Bleidreck), welche neben Bleioxyd hauptsächlich die Oxyde von den fremden Metallen enthält, öfters abzieht. Mitunter wird unreines auch vorsichtig geschmolzen (geseigert), wobei reines Blei abfließt, während schwerer schmelzbare Legierungen von Blei mit Antimon, Kupfer, Zink etc. zurückbleiben. Die Raffination geschieht ferner in neuerer Zeit auch häufig nach dem Verfahren von Cordurié; es wird in das geschmolzene Werkblei überhitzter Wasserdampf eingeleitet und dadurch Eisen, Nickel, Zink und bei gleichzeitigem Luftzutritt auch das Antimon oxydiert und entfernt. Das Blei des Handels (Weichblei) ist jetzt meistens sehr rein, besonders seitdem die Zinkentsilberung allgemeiner eingeführt ist.

Die nebenstehende Tabelle (S. 15) gibt eine Übersicht über die Zusammensetzung verschiedener Handelssorten des Bleies, mit Angabe der Gewinnungsorte. Reines Blei erhält man aus reinem salpetersauren Blei, indem man dies durch Erhitzen in Bleioxyd verwandelt und das Oxyd mittels Kohle im Kohlentiegel reduziert. Ebenso kann man oxalsaures Blei durch

Fortsetzung Blei: → Seite 3.15 || Analysen verschiedener Sorten von Weichblei.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Blei.

[* 2] Zur Nachweisung der Verunreinigungen des Bleies löst man ca. 10 g Werkblei ooer 40 g Weichblei nach sorgfältiger Säuberung und Zerkleinerung unter vorsichtigem Erwärmen in möglichst wenig verdünnter Salpetersäure vom spez. Gew. 1,12. Bei mehr als 0,03 Proz. Antimon scheidet sich hierbei weißes antimonsaures Blei aus. Der abfiltrierte Niederschlag gibt nach dem Auswaschen und beim Digerieren mit gelbem Schwefelammonium an dieses Antimonsulfid ab, welches aus der Lösung durch Salzsäure als orangeroter Niederschlag gefällt wird.

Aus der Bleilösung fällt man das Blei durch überschüssige Schwefelsäure, das Filtrat wird verdampft und mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt; etwa vorhandenes Silber wird als weißer käsiger Niederschlag gefällt. Man filtriert, übersättigt mit Ammoniak und löst den abfiltrierten Niederschlag in möglichst wenig Salzsäure;

entsteht in der Lösung durch viel Wasser eine Trübung, so ist Wismut zugegen;

in einem andern Teil der Lösung zeigen einige Tropfen Ferrocyankaliumlösung durch Bläuung die Gegenwart von Eisen an.

Das Filtrat von dem durch Ammoniak hervorgerufenen Niederschlag ist blau, wenn Kupfer zugegen ist;

den größern Teil desselben säuert man mit Salzsäure schwach an und behandelt mit Schwefelwasserstoff, wodurch Kupfer und Arsen gefällt wird.



Bleibtreu - Bleioxyd

Bild 17.145: Bleibtreu - Bleioxyd
* 42 Seite 17.145.

Das Filtrat wird erwärmt, bis der Geruch nach Schwefelwasserstoff verschwunden ist, mit Ammoniak bis

mehr

zur alkalischen Reaktion versetzt, dann mit Essigsäure stark übersättigt und mit Schwefelwasserstoff behandelt; bei Gegenwart von Zink entsteht ein weißer Niederschlag; das Filtrat gibt, wenn Nickel oder Kobalt zugegen ist, bei Zusatz von Ammoniak und Schwefelammonium einen schwarzen Niederschlag. Den Rest des ammoniakalischen Filtrats (von Eisen- und Wismuthydroxyd)prüft man mit Magnesiummischung auf Aren. Die quantitative Bestimmung der Verunreinigungen geschieht in ähnlicher Weise.

Da alle Bleiverbindungen je nach ihrer Löslichkeit im Magensaft mehr oder minder starke Gifte sind, deren Wirkung besonders in den Formen der chronischen Vergiftung verhängnisvoll zu werden pflegt, so erfordert die Bletindustrie vielfach ganz besonders weitgehende Vorsichtsmaßregeln. Schon auf Bleihütten haben die Arbeiter von den Bleidämpfen zu leiden, die um so schädlicher sind, je heißer sie auf den Arbeiter treffen. Besonders die Absticharbeiter unterliegen schnell der Bleivergiftung.

Gase (Physikalisches)

Bild 6.930: Gase (Physikalisches)
* 43 Gase.

Abhilfe schaffen gut ziehende Abzugsvorrichtungen für die Dämpfe, welche auch im Interesse der Nachbarschaft in Flugstaubkammern zur Verdichtung gebracht werden. Diese hygienischen Maßregeln sind gewinnbringend, denn die Emser Hütte entleerte in einem Jahr aus den Flugstaubkammern 652,000 kg Masse im Wert von 92,000 Mk. Aus den Apparaten entweichende Gase, [* 43] wie Kohlenoxyd, schweflige und Schwefelsäure, Schwefelwasserstoff, schädigen die Gichtarbeiter und die Umgebung.

Aus den Halden entführen die meteorischen Niederschlage oder Überschwemmungen Bleisalze, und wenn diese auf Wiesen gelangen, kann das Weidevieh erkranken. Alle Abwässer müssen daher durch Absetzen, eventuell durch Eisen entbleit werden. Die Arbeiten mit dem metallischen Blei sind bei weitem weniger, zum Teil so gut wie gar nicht gefährlich, dasselbe gilt für Bleilegierungen, so daß bei Zinngießern, Klempnern etc. Bleivergiftungen ziemlich selten sind. Nur die Schriftsetzer, Buchdrucker und Schrotgießer sind mehr gefährdet.

Große Gefahren birgt dagegen die Darstellung der Bleioxyde, bei welcher Bleistaub und Bleirauch unvermeidlich auftreten, Abzugs- und Kondensationsvorrichtungen sind hier unentbehrlich, und für manche Operationen hat man staubdichte Apparate konstruiert oder das trockne Verfahren durch ein nasses ersetzt. Wo trotzdem die Arbeiter dem Bleistaub ausgesetzt siud, müssen sie Schwämme [* 44] tragen; die Sohle der Werkstätten ist wasserdicht herzustellen, damit sie abgespült werden kann: Abwässer sind wie oben angegeben zu behandeln. Am gefährlichsten ist die Bleiweißfabrikation, bei welcher zu gunsten der Arbeiter die Gesetzgebung eingetreten ist.

Auch sind die Methoden vielfach in hygienischer Hinsicht verbessert worden. Wo Staub unvermeidlich ist, tragen die Arbeiter statt des Schwammes einen Helm, in welchen von obenher durch einen Schlauch reine kühle Luft eingeleitet wird. Bei den nassen Arbeiten benutzt man lange, wasserdichte Lederhandschuhe. Im übrigen sind staubsichere Abdichtungen an Zerkleinerungsapparaten, Absaugevorrichtungen, gute Ventilation, größte Reinlichkeit, regelmäßige ärztliche Überwachung, Beschäftigung Erkrankter bei Feldarbeit, gute Ernährung in erster Reihe geboten. Für das Deutsche Reich [* 45] hat der Bundesrat unterm 12. April 1886 Vorschriften über Einrichtung uud Betrieb der Bleifarben- und Bleizuckerfabriken erlassen.

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Blei.

[* 2] In Mechernich erfolgt das Rösten der durchschnittlich 60 Proz. Blei enthaltenden gattierten Erze in 18 doppelsöhligen Fortschaufelungsöfen mit Arbeitsöffnungen an beiden Längsseiten; jeder Ofen ist 15 m lang und 4 m breit; die Produktion eines Ofens an Röstgut beträgt in 24 Stunden 8000-10,000 kg. Das Erzschmelzen erfolgt in 9 als achtförmige Tiegelöfen zugestellten Schachtöfen von 7 m Höhe und 4,8 m Länge. Von den 9 Öfen sind durchgängig nur 4 im Betrieb; dieselben produzieren in 24 Stunden 73,000 kg Werkblei. Das Entsilbern des Werkbleies erfolgt durch Zink; bei der ersten Entsilberung werden 0,13, bei der zweiten 0,95 Proz. Zink zugesetzt. Das Mechernicher Handelsblei enthält:

Silber 0.00050 0.00040
Kupfer 0.00123 0.00093
Antimon 0.00194 0.00208
Ei­sen 0.00102 0.00082
Zink 0.00080 0.00040
Zusam­men: 0.00549 0.00463

Zur Litteratur: Arche, Die Gewinnung der Metalle etc., Heft 1: Die Gewinnung und Darstellung des Bleies etc. (Leipz. 1888);

Hofmann, Das Blei bei den Völkern des Altertums (Berl. 1885).

Im Merck`s Warenlexikon, 1884

Blei

(lat. Plumbum, franz. Plomb, engl. Lead); dieses seit alten Zeiten bekannte Metall kommt in ungebundenem oder gedigenem Zustande nur äußerst selten in der Natur vor und hat dann nur ein rein mineralogisches Interesse; alles B., welches technisch verwendet wird, gewinnt man aus den Bleierzen oder natürlichen Verbindung des Bleis. Von diesen sind es aber auch nur wenige, die so häufig vorkommen, daß man sie zur Gewinnung von B. verwenden kann. Es sind dies der Bleiglanz und das Weißbleierz.



Blei - Bleiglätte

Bild 21.57: Blei - Bleiglätte
* 46 Seite 21.57.

Der Bleiglanz oder Galenit ist ein ziemlich häufig vorkommendes Mineral; er ist seiner chemischen Zusammensetzung nach Schwefelblei (Bleisulfid) und enthält 86,6% metallisches Blei, oft auch bis zu 1% Silber und Spuren von Gold. Der Bleiglanz ist hart und spröde, besitzt eine ausgezeichnete hexaedrische Spaltbarkeit, starken Glanz und eine bläulichgraue Farbe. Er bildet unter dem Namen Glasurerz einen Handelsartikel, da er zuweilen anstatt Bleiglätte zur Glasur ordinärer Töpferwaren verwendet wird; Bleiglanz findet sich namentlich im Erzgebirge, Oberharze, Oberschlesien (Tarnowitz), im Schwarzwalde, in Böhmen (Przibram), Kärnthen (Bleiberg und Raibel), Spanien, England u. s. w. Nächst dem Bleiglanz ist das Weißbleierz (Cerussit, Bleikarbonat) das verbreitetste Bleierz; man findet es teils in nadeiförmigen Kristallen, teils derb, körnig und dicht, zuweilen auch erdig (Bleierde), es besitzt eine weiße oder grauweiße Farbe und besteht aus kohlensaurem Bleioxyd. Man kennt es zum Teil

mehr

von denselben Fundorten, wie den Bleiglanz; vor einigen Jahren hat man auch in Colorado sehr mächtige und ausgedehnte Lager von stark silberhaltigem Weißbleierz in Form eines weißen Sandes entdeckt. Anglesit oder natürliches Bleisulfat und Pyromorphit oder Bleiphosphat kommen nur selten in so großen Mengen vor, daß sie zur Bleigewinnung verwendet werden können. Die Gewinnung des B. aus den Erzen erfolgt am leichtesten aus dem Weißbleierz, das einfach mit Kohlenklein gemengt geglüht wird, wobei das metallische B. abfließt.

Zur Gewinnung aus dem Bleiglanze hat man verschiedene Methoden, deren Besprechung hier zu weit führen würde; sie beruhen teils darauf, daß man den Schwefel durch Schmelzen mit Eisen abscheidet, welches den Schwefel aufnimmt; teils darauf, daß man die Bleiglanze an der Luft röstet und das Röstgut dann mit Kohle reduziert. In allen diesen Fällen erhält man hierbei zunächst ein noch unreines, kleine Mengen fremde Metalle enthaltendes B., welches man Werkblei, und wenn es antimonhaltig ist, Hartblei oder Abstrichblei nennt; man benutzt es in Schriftgießereien und, wenn es arsenhaltig ist, zur Schrotfabrikation. Das von fremden Metallen befreite, reine B. wird raffiniertes Blei genannt. Das bei den Hüttenprozessen zuerst abfließende B. ist reiner, als das später erhaltene und wird Jungfernblei genannt; es kann in der Regel schon als Handelsware (Kaufblei) gelten, wenn es nicht etwa zuvor noch entsilbert werden muß. - Das B. ist ein weiches, bläulich weiß glänzendes Metall von 11,36 spezif.

Gewicht, verliert seinen Glanz an der Luft bald und bedeckt sich mit einer dünnen grauen Schicht von Bleisuboxyd. Der Schmelzpunkt des B. liegt bei 326° C., bei heller Rotglühhitze beginnt das geschmolzene B. schon zu verdampfen und in der Weißglühhitze verdampft es unter lebhaftem Sieden vollständig; infolge dieser Flüchtigkeit des B. gehen in den Hüttenwerken 6-7 Proz. der gesamten Bleimenge als sogenannter Bleirauch verloren, wenn nicht dafür gesorgt ist, denselben zu verdichten.

Beim Schmelzen an der Luft geht das B. vollständig in Bleioxyd über. Das metallische B. kann auch kristallinisch erhalten werden. Man erhält das Blei in Form von Blöcken, auch Mulden genannt, und Tafeln im Handel. Die Verwendung des B. ist sehr vielseitig, man benutzt es zur Herstellung von Gußwaren, Platten (für die Bleikammern der Schwefelsäurefabriken), Röhren, verschiedenen Legierungen (Letternmetall, Bleilot u. s. w.), Draht (Bleidraht), und zur Bereitung der Bleipräparate und bleihaltigen Farben.

Die größte Produktion von B. im deutschen Reiche hat Preußen (über 1¼ Million Zentner jährlich), dann folgen Sachsen (circa 100.000 Zentner), Anhalt und Braunschweig. Im ganzen deutschen Reiche wurden 1878: 1.412.540 Zentner B. im Werte von 22.973.312 Mk. produziert;

1879 dagegen: 1.450.740 Zentner im Werte von 20.188.630 Mk. Bleierze wurden gefördert 1879: 3.027.340 Zentner im Werte von 18.099.240 Mk. -

Österreich-Ungarn produzierte 1878: 56112 metr. Zentn.

Blei, 1879: 59803 metr. Zentn. Die Bleiproduktion der Vereinigten Staaten betrug 1875: 53000 Tons, die von England 1877: 61403 Tons. Rußland produziert jährlich 80000 Pud Blei. Spanien bringt sehr bedeutende Mengen von B. in den Handel. Rohes B. ist zollfrei, ebenso Bleiglanz u. Bleierze; - gewalztes B. und Bleiwaren: S. Zolltarif im Anh. unter Nr. 3 b c u. d.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Blei

Romanzement - Römer

Bild 13.922: Romanzement - Römer
* 47 Römer.

[* 2] (Plumbum; chem. Zeichen oder Symbol = Pb; Atomgewicht = 207), von den ältern Chemikern Saturnus (♄) genannt, eins der am häufigsten vorkommenden Metalle und nächst dem Zinn und Kupfer am längsten bekannt. Die Römer [* 47] fertigten Röhren [* 48] zu Wasserleitungen aus und Plinius erwähnt schon, daß man Blei nicht ohne Zinn löten könne. Gediegen findet sich das Blei nur selten, so bei Alston Moor in Cumberland im Kalkstein, im Goldsande am Ural und Altai, auf Erzlagern bei Pajsberg in Wermland, in Höhlungen des Meteoreisens von Tarapaca in Chile. [* 49] Meist findet sich das an Schwefel gebunden im Bleiglanz (s. d.); außerdem kommt es vor als Weißbleierz (s. d.) oder Cerussit, als Grün- oder Braunbleierz oder Pyromorphit (s. d.), als Krokoit oder Rotbleierz (s. d.), als Anglesit (s. d.) und als Gelbbleierz (s. d.).

Feilenhauer - Feime [u

Bild 56.636: Feilenhauer - Feime [unkorrigiert]
* 51 Feile.

Das reine Blei, welches durch Zusammenschmelzen von reinem Bleioxyd mit Kohle gewonnen wird, ist ein bläulichgraues, stark glänzendes Metall, färbt ab und zeichnet sich durch Weichheit und Biegsamkeit aus, weshalb es einen ziemlich hohen Grad von Dehnbarkeit, aber nur geringe absolute Festigkeit [* 50] besitzt. Das specifische Gewicht des raffinierten Blei ist 11,37, das des gegossenen 11,352 und das des gewalzten 11,358. Das Blei gehört zu den leichtflüssigen Metallen, es schmilzt schon bei 332° und destilliert bei Weißglut (gegen 1700°). Es läßt sich nur schwierig feilen, indem die Feilspäne ihrer Weichheit wegen die Vertiefungen der Feile [* 51] verstopfen.

An der Luft überzieht es sich langsam mit einem Oxydhäutchen; schneller bildet sich beim Schmelzen eine Decke [* 52] von grauem Suboxyd (Bleiasche, Bleikrätze), das durch längeres Glühen erst in gelbes, dann in rotes Bleioxyd oder Mennige (s. d.) übergeht. Blei ist ein Metall von großer technischer Wichtigkeit. Man benutzt es zu Röhren, Platten, zu Bleifolie, zu Pfannen und Kammern zur Schwefelsäurefabrikation, zur Schrot- und Kugelfabrikation, zu Bleimantelgeschossen für gezogene Geschützrohre, zu elektrischen Leitungen (s. Bleikabel), zu Plomben, zu Buchdruckertypen, bei gewissen, auf die Gold- und Silbergewinnung [* 53] bezüglichen Hüttenprozessen sowie zur Darstellung verschiedener technisch wichtiger Präparate, Legierungen u. s. w. In der Heilkunde wird Blei vielfach in Form von Bleipflaster, Bleisalbe, Bleiwasser u. s. w. als äußerlich anzuwendendes Mittel benutzt.

Alle Bleiverbindungen wirken als heftige Gifte auf den Organismus, es ist daher Vorsicht bei der Verwendung von bleiernen oder Blei enthaltenden Gegenständen geboten (s. Bleivergiftung). Mit Bleiglasur versehene irdene Töpfe sollten nie zur Bereitung von Speisen dienen, weil die in den Nahrungsmitteln enthaltenen oder denselben zugesetzten Säuren (Essig) die Glasuren auflösen. Der Gebrauch von bleiernen Wasserleitungsröhren (s. Bleiröhren) kann gefährlich werden, aber nur dann, wenn das Wasser sehr weich ist.

In den Bleiverbindungen fungiert das Blei als zwei- und vierwertiges Element (s. Bleiamalgam, Bleicarbonat, Bleichlorid, Bleichromat, Bleijodid, Bleinitrat, Bleioxychlorid, Bleioxyd, Bleisuboxyd, Bleisulfat, Bleisulfid, Bleisuperoxyd, Bleizucker, Mennige).

Für die Gewinnung des Blei im großen ist das bei weitem wichtigste Erz der Bleiglanz (s. d.), der je nach seiner Reinheit auf verschiedene Weise verarbeitet wird. Zumeist geht der Verhüttung eine Konzentration des Bleigehalts im Erze auf mechan. Wege vorher. (S. Aufbereitung.) Die Verhüttung des Bleiglanzes richtet sich nach der Beschaffenheit und Menge der unhaltigen Beimengungen. Sie erfolgt durch Röstarbeit, Röstreduktionsarbeit oder durch Niederschlagsarbeit.

Das Röstverfahren, das Erze mit quarzarmer Gangart voraussetzt, beruht darauf, daß durch Erhitzen von Bleiglanz bei Luftzutritt ein Teil sich in Oxyd und Sulfat umwandelt, und daß aus deren Stoffen und dem noch unveränderten Bleiglanz bei gesteigertem Erhitzen (Reaktionsperiode) unter Entwicklung von schwefliger Säure metallisches Blei resultiert. Der nach dem Abfließen des Blei verbleibende oxydhaltige Rückstand wird durch Kohle reduziert (Rückstandsperiode).

Man unterscheidet verschiedene Röstverfahren. Bei dem Kärntner Prozeß wird langsam und bei niedriger Temperatur geröstet, bei dem englischen Verfahren wird rasch und höher in größern Flammöfen erhitzt. Die belgische und oberschlesische Methode ist eine Vereinigung der beiden vorhergehenden. Der Röstreduktionsmethode (Zugutemachung) werden Bleiglanze unterworfen, die viel fremde Schwefelmetalle oder quarzreiche Gangart enthalten. Durch das Rösten wird der Schwefel teilweise verflüchtigt, und gleichzeitig bilden sich Metalloxyd und schwefelsaure Salze.

Die geröstete Masse wird dann unter Zusatz von Schlacken zur Aufnahme der Erden und Metalloxyde und unter Zusatz von Kohle einer reduzierenden Schmelzung unterworfen. Hierdurch entsteht aus Bleioxyd metallisches Blei; aus den schwefelsauren Salzen bilden sich Schwefelmetalle (Bleistein). – Unter Niederschlagsarbeit versteht man die Zerlegung des Bleiglanzes durch Eisen oder eisenhaltige Materialien. Es bildet sich hierbei neben Schlacken und Bleistein metallisches Blei. Wegen der unvollkommenen Gewinnung des und wegen verhältnismäßig hoher Betriebskosten wird dies Verfahren nur noch selten angewandt.

Das nach obigen Methoden in Flamm- und Schachtöfen erhaltene Blei (Werkblei) enthält meist noch Antimon, Arsen, Kupfer, Zink, Eisen, Silber u. s. w. und muß deshalb gereinigt werden. Oft genügt nur ein einfaches Umschmelzen bei niederer Temperatur zur Beseitigung der Nebenbestandteile; das leichtflüssige Blei saigert aus, während eine kupfer-, zink- und eisenreichere Bleilegierung obenauf schwimmt (Gekrätz, Schlicker) und abgezogen werden kann. Unreineres aber muß in Flammöfen eingeschmolzen und vermittelst Zuführung von Luft oder Einführung von überhitztem Wasserdampf oder auch Umrühren mit oxydierenden Substanzen, wie Bleiglätte, Salpeter u. s. w., gereinigt werden. Bei dieser Art der Reinigung werden teils durch Verflüchtigung, teils durch Überführung in abziehbare Gekrätze oder Schlicker alle Beimengungen außer Silber abgeschieden. Über die Abtrennung des letztern s. Silber, über die elektrolytische Gewinnung und Reinigung von Blei s. Elektrometallurgie. [* 54]



Blei (Fisch) - Bleibtr

Bild 53.112: Blei (Fisch) - Bleibtreu
* 56 Seite 53.112.

An der Spitze der Bleiproduktion stehen gegenwärtig die Vereinigten Staaten von Amerika [* 55] mit jährlich etwa 210.000 t; der Hauptort für die dortige

mehr

Bleigewinnung ist Leadville in Colorado. 1830 betrug die nordamerik. Produktion erst 7600 t, 1870 auch nur erst 17200 t, um von da ab rasch zu steigen. Sehr reich an Bleierzen ist Spanien (der Distrikt Linares in der Provinz Jaén wurde schon von den Karthagern und Römern abgebaut); ein sehr erheblicher Teil dieser Erze wird aber nicht in Spanien selbst verarbeitet, sondern vorzugsweise nach England und Deutschland ausgeführt. Über die Bleierzgewinnung der ganzen Erde schwanken die Angaben sehr bedeutend.

Für 1892 wird dieselbe anzunehmen sein zu etwa 920.000 t im Werte von etwa 96 Mill. M. Davon entfallen auf Europa 670.000 t, auf Amerika 220.000 t, der Rest auf die übrigen Erdteile. Deutschland produzierte 1892 auf 65 Haupt- und 50 Nebenbetrieben mit 14500 Arbeitern 163.372 t Bleierze im Werte von 14,7 Mill. M. und zwar in Rheinland,Westfalen, Schlesien, [* 57] Nassau, im Harz und im sächs. Erzgebirge. – Die Gewinnung von metallischem Blei ist 1892 für Europa zu etwa 310.000 t, für ganz Amerika zu 210.000 t, für die übrigen Erdteile zu 10000 t anzunehmen, sodaß die Produktion der Erde etwa 530.000 t im Werte von rund 120 Mill. M. beträgt. In Europa stellte sich die Gewinnung von Rohblei in Deutschland auf 101.404 t (Wert 21,4 Mill. M.), in Spanien etwa 98000 t, Großbritannien 42000 t, Belgien 12500 t, Frankreich 8200 t, Italien [* 58] 21000 t, Österreich-Ungarn [* 59] 15200 t, Rußland 3600 t, Griechenland und Schweden etwa je 1000 t.

Düse - Düsseldorf

Bild 5.252: Düse - Düsseldorf
* 60 Düsseldorf.

In Deutschland waren mit der Verhüttung von Blei 14 Haupt- und Nebenbetriebe mit über 3000 Arbeitern beschäftigt und zwar in Stolberg und Mechernich (beide bei Aachen), Düsseldorf, [* 60] Freiberg, im Harz und in Oberschlesien. – Die Ausfuhr von rohem Blei (inkl. Bruchblei und Bleiabfällen) aus dem Deutschen Reiche hat sich in den letzten 10 Jahren vermindert, sie betrug 1880 noch 45419 t, 1885: 41123 t, 1889: 32780 t, 1892: 25660 t. Dagegen zeigte die Einfuhr von Blei eine Zunahme; sie betrug 1890: 12766 t, 1892: 17501 t.

Die Durchschnittspreise für Blei auf den verschiedenen deutschen Plätzen betrugen pro 100 kg: 1882: 28,20, 1883: 25,22, 1884: 21,76, 1885: 22,51, 1886: 26,07, 1867: 25,26, 1888: 27,73, 1889: 26,37, 1890: 27,17, 1891: 25,62, 1892: 26,5 M.

Blei

[* 2] (Bley), Fisch, soviel wie Brachsen (s. d.). ^[= Brassen (Abramis), eine Gattung aus der Familie der Karpfen, mit hohem Körper, bartelnlosem ...]